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X1 Made in Germany?


fu_l

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Hi,

was Du würdest, ist eine Sache.............:rolleyes:

 

Nur ist für den Export in einige Länder diese Angabe vorgeschrieben,

und nicht nur LEICA muss sich an bestimmte Regel halten.

Und dass völlig unabhängig von Geschwätz hier im Forum......:)

 

Gruß

Horst

 

Hi Horst,

 

ist mir schon klar. ;)

 

Gruß

Gimli

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@like_no_other

Die Produktionskosten von Adidas-Schuhen wird auf etwa 2-5$ geschätzt, der Verkaufspreis ist bis zu 100x höher - wenn das nicht überteuert ist, was dann?

Adidas-Schuhe werden von OEMs gefertigt, welche mit identischen Maschinen (welche mit wenigen Ausnahmen seit Jahrzehnten unverändert sind) und sozial (40-100€/Monat bei 16h/Tag) wie ausbildungstechnisch (keine) gleichgestellten Mitarbeitern auch wesentlich billiger verkaufte Schuhe anderer Marken herstellen.

Bitte einen ausgebildeten Schuhmacher nach vernünftig produzierten Schuhen fragen, da bleibt bis auf leicht traditionalistisch angehauchte Hersteller (zumeist aus Großbritannien) rahmengenähter Lederschuhe nicht viel - die Schuhindustrie ist (produktions-)technologisch fast tot (worüber schicke Designs und Marketing-orientierte Gags hinwegtäuschen sollen).

 

Leica lässt z.B. die meisten Metallteile in HSC-Technik fräsen. Dafür gibt es in Deutschland ausgebildete Zerspanungstechniker, die den Entwicklungs- und Fertigungsingenieuren bei der Konzeption, Einspannung etc. assistieren und die Maschinen während der Produktion betreuen - eine Gildemeister zu kaufen und in China zu produzieren ist nicht das Gleiche. Deswegen muss z.B. Apple für sein Unibody-Gehäuse auf moderne automatische Ein-/Umspannung, Mindermengenschmierung, PKD-Werkzeuge etc. verzichten. Ein (zudem gratfreies) Gehäuse ließe sich hierzulande sicherlich effizienter herstellen - wird es jedoch nicht, da "BWL-Spezialisten" die vergangenen Jahrzehnte Fertigung nach ihren Vorstellungen optimiert haben und der Stundensatz das alles überragende Standortkriterium ist - nicht Qualität, Ausbildung, ökologische Standards...

 

Man sieht, ein komplexes Thema, welches sich in jedem Detail ausführlich im Hinblick auf den idealen Produktionsstandort für die X1/M9/S2 oder was auch immer erläutern ließe - nur sprengt dies hiesigen Rahmen.

 

Natürlich gibt es in D noch viele aus der Gastarbeiter-Zeit stammende Arbeiter türkischer oder italienischer Wurzeln (die Kinder folgten meist in ihren Fußstapfen) - diese wurden nach hiesigen Standards ausgebildet und arbeiten nach gleichen Vorgaben mit den gleichen Arbeitsverträgen wie ihre deutschstämmigen Kollegen - es bleibt "Made in Germany".

 

Mentalität unterscheidet sich massiv, die genannte Asiatische ist allerdings nicht mit Fleiß oder Zufriedenheit nach unseren Maßstäben vergleichbar - vielmehr geht es um Herarchie-Denken und Konformismus. Missstände können nicht öffentlich angesprochen werden (was z.B. das instrumentalisierte Vorschlagswesen in Japan notwendig gemacht hat), nichtsdestsotrotz gibt es sie dennoch. Wobei man ganz klar Japan (mit leichten Abstrichen auch Südkorea) eine Sonderrolle in Asien zusprechen muss (Qualitätsverständnis, Standards).

Jemanden einen Hungerlohn von wenigen Cent die Stunde zuzugestehen um die Produkte in Hochlohnmärkten mit Margen von mehreren hundert Prozent wieder zu verhökern ist Ausbeutung und hat auch nichts mit der Bescheidenheit der Arbeiterschaft zu tun.

 

China ist nicht in der Lage sofort hiesiges produktionstechnisches Niveau zu etablieren, das lässt sich nicht ändern. Nur dass im Namen der Globalisierung produktionstechnische Entwicklung (Investition in Ausbildung und Standards) unterdrückt wird, um weiterhin eine folgsame, billige Massenarbeiterschaft zur Verfügung zu haben und deswegen hierzulande hochqualifizierte und effizientere Arbeiter ihren Job verlieren (oder ihre Standards kompromitieren müssen) - das ist kurzsichtig.

 

Der Batterieckel ist vielleicht ein Indiz für eine Fertigung in Japan, nicht weil man es dort nicht anders könnte, sondern weil man selbigen schon vorher bei Panaleicas verwendet hat.

 

"Kennst Du zufällig die Zahlen, wieviel Material in deutschen Lägern geklaut wird"

 

Ich rede von Standards und Ausbildung und muss mir dann von dem Autor obiger Zeile Vorurteile vorwerfen lassen? Ich klinke mich hier aus.

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Guest umshausumzu
Die X1 soll ja "Made in Germany" sein, hat Leica zumindest auf der PK und andernorts verkündet.

 

Wenn sie gut ist, kann sie herkommen, wo sie will...........auch aus Germany!:(

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Die Produktionskosten von Adidas-Schuhen wird auf etwa 2-5$ geschätzt, der Verkaufspreis ist bis zu 100x höher - wenn das nicht überteuert ist, was dann?

Adidas-Schuhe werden von OEMs gefertigt, welche mit identischen Maschinen (welche mit wenigen Ausnahmen seit Jahrzehnten unverändert sind) und sozial (40-100€/Monat bei 16h/Tag) wie ausbildungstechnisch (keine) gleichgestellten Mitarbeitern auch wesentlich billiger verkaufte Schuhe anderer Marken herstellen.

Bitte einen ausgebildeten Schuhmacher nach vernünftig produzierten Schuhen fragen, da bleibt bis auf leicht traditionalistisch angehauchte Hersteller (zumeist aus Großbritannien) rahmengenähter Lederschuhe nicht viel - die Schuhindustrie ist (produktions-)technologisch fast tot (worüber schicke Designs und Marketing-orientierte Gags hinwegtäuschen sollen).

 

Leica lässt z.B. die meisten Metallteile in HSC-Technik fräsen. Dafür gibt es in Deutschland ausgebildete Zerspanungstechniker, die den Entwicklungs- und Fertigungsingenieuren bei der Konzeption, Einspannung etc. assistieren und die Maschinen während der Produktion betreuen - eine Gildemeister zu kaufen und in China zu produzieren ist nicht das Gleiche. Deswegen muss z.B. Apple für sein Unibody-Gehäuse auf moderne automatische Ein-/Umspannung, Mindermengenschmierung, PKD-Werkzeuge etc. verzichten. Ein (zudem gratfreies) Gehäuse ließe sich hierzulande sicherlich effizienter herstellen - wird es jedoch nicht, da "BWL-Spezialisten" die vergangenen Jahrzehnte Fertigung nach ihren Vorstellungen optimiert haben und der Stundensatz das alles überragende Standortkriterium ist - nicht Qualität, Ausbildung, ökologische Standards...

 

Man sieht, ein komplexes Thema, welches sich in jedem Detail ausführlich im Hinblick auf den idealen Produktionsstandort für die X1/M9/S2 oder was auch immer erläutern ließe - nur sprengt dies hiesigen Rahmen.

 

Natürlich gibt es in D noch viele aus der Gastarbeiter-Zeit stammende Arbeiter türkischer oder italienischer Wurzeln (die Kinder folgten meist in ihren Fußstapfen) - diese wurden nach hiesigen Standards ausgebildet und arbeiten nach gleichen Vorgaben mit den gleichen Arbeitsverträgen wie ihre deutschstämmigen Kollegen - es bleibt "Made in Germany".

 

Mentalität unterscheidet sich massiv, die genannte Asiatische ist allerdings nicht mit Fleiß oder Zufriedenheit nach unseren Maßstäben vergleichbar - vielmehr geht es um Herarchie-Denken und Konformismus. Missstände können nicht öffentlich angesprochen werden (was z.B. das instrumentalisierte Vorschlagswesen in Japan notwendig gemacht hat), nichtsdestsotrotz gibt es sie dennoch. Wobei man ganz klar Japan (mit leichten Abstrichen auch Südkorea) eine Sonderrolle in Asien zusprechen muss (Qualitätsverständnis, Standards).

Jemanden einen Hungerlohn von wenigen Cent die Stunde zuzugestehen um die Produkte in Hochlohnmärkten mit Margen von mehreren hundert Prozent wieder zu verhökern ist Ausbeutung und hat auch nichts mit der Bescheidenheit der Arbeiterschaft zu tun.

 

China ist nicht in der Lage sofort hiesiges produktionstechnisches Niveau zu etablieren, das lässt sich nicht ändern. Nur dass im Namen der Globalisierung produktionstechnische Entwicklung (Investition in Ausbildung und Standards) unterdrückt wird, um weiterhin eine folgsame, billige Massenarbeiterschaft zur Verfügung zu haben und deswegen hierzulande hochqualifizierte und effizientere Arbeiter ihren Job verlieren (oder ihre Standards kompromitieren müssen) - das ist kurzsichtig.

 

Der Batterieckel ist vielleicht ein Indiz für eine Fertigung in Japan, nicht weil man es dort nicht anders könnte, sondern weil man selbigen schon vorher bei Panaleicas verwendet hat.

 

"Kennst Du zufällig die Zahlen, wieviel Material in deutschen Lägern geklaut wird"

 

Ich rede von Standards und Ausbildung und muss mir dann von dem Autor obiger Zeile Vorurteile vorwerfen lassen? Ich klinke mich hier aus.

 

1. zu den Adidas Schuhen

Dann frag Deinen Schuhmachermeister mal, wie er Adidas Laufschuhe im rahmengenähten Verfahren herstellen möchte.

Die Qualität macht sich am Ergebnis fest. Und dementsprechend sind Adidas Schuhe nun mal nicht überteuert. Deinen Aussagen zufolge kann ich nicht annehmen, das Du Sportschuhe nutzt?

 

2. zur Leica Produkten

was ist nun mit den Aussagen zu Elektronikbauteilen aus Deinem letzetn Beitrag geworden?

 

3. zur Einschätzung optimaler Produktionsstandorte

möchtest Du das nicht lieber den Herstellern überlassen, was sie als optimal ansehen und den Kunden insofern, als dass sie selbst entscheiden können, mit welchen Produktqualitäten sie zufrieden sind? Ich jedenfalls möchte keine consumer electronic Produkte kaufen, die von deutschen Zerspanungstechnikern designed, entwickelt, produziert und verkauft werden.

 

4. zu den Kindern deutscher Gastarbeiter

dazu hatte ich gar nichts geschrieben, das war jemand anderes

 

5. zu Deinem Ansatztz bez. Mentalität

???

 

6. zu Margen von mehreren 100%

Das wäre schön, nur darfst Du nicht den Fehler machen, Dir Deine Margendefinition selbst zurechtzudefinieren. Du musst schon alle Kostenarten berücksichtigen.

 

7. zur Weiterbildungsmentalität in China

Wann hat sich diesbezüglich etwas spontan geändert? Ich erinnere mich noch an die vielen Chinesen, die zu technischen Studiengängen nach Deutschland geschickt wurden. Ich war immer beeindruckt, von der disziplinierten Weiterbildungswilligkeit fernab der Heimat, den Mühen die diese Leute auf sich nahmen und dem Willen Chinas, in deren Weiterbildung zum Wohl des Landes zu investieren. Allerdings liess sich dies dann wohl doch nicht gleich für Millionen Chinesen umsetzen. Bescheiden, fleissig und dankbar für das Privileg waren sie aber alle, die ich kennenlernte.

 

8. zur Kurzsichtigkeit Chinas

das gilt nun wirklich nicht, die sind eher geplant nachhaltig in der weltweiten Wirtschaft unterwegs.

 

9. Zum Batteriedeckel

aus Deinem Beitrag schliesse ich, das Leica gegenüber dem Auftragnehmer keinen besseren Batteriedeckel der X1 spezifizieren kann, obwohl das ein mechanisches Teil ist?

Ehrlich gesagt kenne ich den Batteriefachdeckel der X1 gar nicht und mir ist auch nicht bekannt, dass die Kamera bei Panasonic gebaut wird. Wer hat eigentlich das Gerücht eines schlechten Batteriedeckels eines noch nicht verkauften Produktes in die Welt gesetzt? Sollte es aber so sein, dann wäre es sicher keine technische Inkompetenz Leicas, denn ein Batteriefachdeckel ist etwas technisch ganz einfaches, sondern eine bewusste Produkt-Designentscheidung. Man kann alles haben, auch einen anderen Batteriefachdeckel, nur möchte man es nicht um jeden Preis. Dann hat man eben den billigen Deckel genommen, na und.

 

10. Zur Fluktuation von Lagerbeständen in Deutschland

Du kennst also auch keine Zahlen, aber der Umstand, dass es hier Fluktuation gibt, ist Dir doch bekannt? Und auch, dass man das eng kontrollieren muss und es auch eng kontrolliert wird?

Warum sollte jemand, der dieses Faktum feststellt, nicht ein paar Vorurteile Deinerseits vermuten dürfen?

 

 

Ich hab nun wirklich nichts dagegen, wenn jemand deutsche Produktion ein wenig über das realistische Mass hinaus preist. Aber deswegen muss man doch nicht die halbe Welt als vergleichsweise rückständig darstellen.

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Um letzte Klarheiten zu beseitigen:

 

China hat Ingenieure, aber keine Facharbeiter, welche für die Produktion "Made in Germany" essentiell sind.

Es gibt keine hochwertigen Laufschuhe, da die Fertigungstechnologie nicht signifikant weiterentwickelt wurde. Rahmengenähte Lederschuhe haben ein anderes Anwendungsprofil, dass diese nicht von Konzernen hergestellten Handwerksprodukte z.B. in der Haltbarkeit den Produkten von Adidas und Nike um ein Vielfaches übertreffen sollte zu denken geben. Stattdessen hat man eine Industrie geschaffen, welche Milliarden € an Kaufkraft bindet und zugleich nur wenige tausend hochwertige Arbeitsplätze schafft. Ein warnendes Beispiel wie technologisch/qualitativ/gesellschaftliche Produktion NICHT ausarten sollte.

Für mich lösen 2$ Produktionskosten und 200$ Verkaufspreis blankes Entsetzen aus, auch oder gerade wenn die Marke nochmals 100$ Zusatzkosten in Form von Marketing- und Logistikausgaben haben sollte.

 

Die "Produktionsphilosophie":

In D herrscht die mit am stärksten entwickelte Facharbeiterkultur. D.h. über ein komplexes Ausbildungswesen werden Arbeitern Kenntnisse vermittelt und in Standards festgelegt. Dazu kommt eine Vielzahl von Regulierungen und Standards sozialer und ökologischer Art. Dies erschwert eine kurzsichtige Personalpolitik: es ist vorteilhaft Erfahrung und Verantwortung an die Arbeiter zu übergeben, kostspielige Ausbildungen, hohe Sicherheits- und Ergonomiestandards sowie langfristige Bindung an das Unternehmen inbegriffen. Die meisten simplen Tätigkeiten lohnen sich somit zum Automatisieren und komplexere Tätigkeiten lassen sich so erst überhaupt durchführen. So sind z.B. chinesische Cherry-Tastaturen bedruckt, weil die Laserbeschriftungsanlage (=abriebfest) der deutschen Tastaturen Wartung und Kalibrierung durch Facharbeiter erfordert - sprich einen wenig robusten Prozess darstellt.

 

In China (sowie den meisten Billiglohnländern) wird hingegen eine frühindustrielle Philosophie verfolgt. Dabei werden stark arbeitsteilige, manuelle Prozesse gefahren. Der einzelne Arbeiter ist wertlos und austauschbar. Es wird mittels "training-on-the-job" höchstens rudimentäres Wissen vermittelt. Selbst simpelste manuelle Tätigkeiten (z.B. das Zusammenpressen zweier Teile) wird zumeist nicht automatisiert, um die Investitionen gering zu halten - eine hohe Quantität qualitativ miserabler und wenig produktiver Jobs entsteht, die nicht selten sogar gefährlich (oder zumindest langfristig gesundheitsschädlich) sind und in keinster Weise zur technologisch/gesellschaftlichen Entwicklung oder zur Erlangung für uns relevanter (=können sich Produkte aus Hochlohnland kaufen) Kaufkraft beitragen.

 

China besitzt die Starrsinnigkeit und gnadenlose Kompromisslosigkeit eines jeden totalitären Regimes, langfristig sinnvoll ist dieses Vorgehen jedoch keinesfalls, im Gegenteil, es ist der Spiegel unserer kurzsichtigen Wirtschaftspolitik:

Eigentlich sind unsere Arbeitsplätze durch Billigkonkurrenz nicht gefährdet, da die mangelnde Effizienz und Fähigkeit zur technischen, produktionsnahen Entwicklung der modernen hiesigen Produktionsphilosophie unterlegen ist. Der Druck der Finanzwirtschaft hat die meisten Unternehmen/Konzerne jedoch kurzsichtig werden lassen, d.h. sie betten ihre Produktion in sogenannte "internationale Fertigungsverbunde" ein, ein Stammwerk im Hochlohnland gibt mit Facharbeitern Standards vor, führt neue Prozesse ein und löst Probleme. Dieses Know-How wird dann in die Billiglohnstandorte transferiert, in der Hoffnung geringe Lohn-/Investitionskosten mit hoher Qualität und Produktionsinnovation verbinden zu können. Da China jedoch kein Rechtsstaat ist und somit auch jegliches (Patent)Recht nur auf dem Papier existiert, wird das hiesige Know-How genutzt, um mit Dumping-Preisen und Protektionismus qualitativ zumindest ausreichende Produkte herzustellen, Hochlohn-Märkte zu überschwemmen und damit der langfristig ausgerichteten Hochtechnologie/lohn-Produktion das Wasser abzugraben.

Ich war in einem solchen Fertigungsvebund, dessen Investitionen im deutschen Stammwerk trotz Vorreiterrolle und höchster Effizienz weltweit von BWLern zugunsten der Billiglohnstandorte beschnitten wurde!

 

Ein Iphone mag zwar in großen Teilen in China gefertigt werden, seine (fertigungsnahe) Technologie ist jedoch das Produkt einer gänzlich anderen Produktionsphilsophie - dessen Touchscreen-Technik kommt übrigens aus Westfalen.

Oder um den Bogen zurück zur X1 zu spannen:

Leica könnte heute nicht die bekannten Optiken in dieser Qualität fertigen, hätten sie sich nicht fertigungstechnisch von der frühindustriellen "Manufaktur" weiterentwickelt. Unmittelbar ließen sich evtl. sogar Billiglohnarbeiter anlernen, um die notwendigen Produktionsprozesse zu reproduzieren, es wäre ohne Facharbeiter allerdings gar nicht bis zu diesem technologischen Stand gekommen.

Das andere Extrem ist die Automatisierung z.B. bei Swatch. Durch überlegenes Know-How (es gibt dutzende Lehrberufe in der Schweizer Uhrenindustrie) hat man mit einer vollständig in der Schweiz gefertigten Uhr und höchster Automatisierungstechnologie sämtliche Billigkonkurrenten düpiert.

 

Die weggestorbene (und dies nicht aus Gründen der Qualität!) Unterhaltungselektronik-Industrie in D macht 0815-Elektronik-Bausteine aus Asien selbst in der S2 notwendig und bleibt ein qualitatives (z.B. durch die schlechte Adaptierbarkeit an Sonderwünsche) Problem für Leica. Hoffentlich lässt sich dies in den kommenden Jahren mit steigendem Erfolg und Selbstvertrauen beheben, denn technologisch gibt es hier die besten Voraussetzungen, auch diese Komponenten zu fertigen (bzw. man macht dies auch in anderen Branchen - so lassen z.B. US-Ölbohrausrüster in Deutschland Elektronik fertigen, da die Fachleute/arbeiter in der Heimat Mangelware sind).

 

Wir stehen am Scheideweg, wollen wir Industrie aufgeben und mühsam erkämpfte Standards weiter kompromittieren und die kommenden Jahrzehnte auf die kommenden Blasen des Finanzsektors verlassen, oder wollen wir Maßstäbe setzen und in Indien und Co mehr als nur verlängerte Werkbanken sehen, deren Arbeitssklaven sich billig ausnutzen lassen, sondern Konsumenten und Produzenten auf Augenhöhe gleichermaßen schaffen. Davon hängt auch ab, in welcher Qualität wir künftig Produkte wie die X1 bekommen, welche gesellschaftlichen/umwelttechnischen Auswirkungen ihre Produktion haben wird.

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Zitat gekuerzt (ohne Absicht, den Inhalt zu ändern):

Um letzte Klarheiten zu beseitigen:

 

China hat Ingenieure, aber keine Facharbeiter, welche für die Produktion "Made in Germany" essentiell sind.

...

 

Die "Produktionsphilosophie":

In D herrscht die mit am stärksten entwickelte Facharbeiterkultur. D.h. über ein komplexes Ausbildungswesen werden Arbeitern Kenntnisse vermittelt und in Standards festgelegt. Dazu kommt eine Vielzahl von Regulierungen und Standards sozialer und ökologischer Art. Dies erschwert eine kurzsichtige Personalpolitik: es ist vorteilhaft Erfahrung und Verantwortung an die Arbeiter zu übergeben, kostspielige Ausbildungen, hohe Sicherheits- und Ergonomiestandards sowie langfristige Bindung an das Unternehmen inbegriffen. Die meisten simplen Tätigkeiten lohnen sich somit zum Automatisieren und komplexere Tätigkeiten lassen sich so erst überhaupt durchführen. So sind z.B. chinesische Cherry-Tastaturen bedruckt, weil die Laserbeschriftungsanlage (=abriebfest) der deutschen Tastaturen Wartung und Kalibrierung durch Facharbeiter erfordert - sprich einen wenig robusten Prozess darstellt.

 

...

 

China besitzt die Starrsinnigkeit und gnadenlose Kompromisslosigkeit eines jeden totalitären Regimes, langfristig sinnvoll ist dieses Vorgehen jedoch keinesfalls, im Gegenteil, es ist der Spiegel unserer kurzsichtigen Wirtschaftspolitik:

Eigentlich sind unsere Arbeitsplätze durch Billigkonkurrenz nicht gefährdet, da die mangelnde Effizienz und Fähigkeit zur technischen, produktionsnahen Entwicklung der modernen hiesigen Produktionsphilosophie unterlegen ist. Der Druck der Finanzwirtschaft hat die meisten Unternehmen/Konzerne jedoch kurzsichtig werden lassen, d.h. sie betten ihre Produktion in sogenannte "internationale Fertigungsverbunde" ein, ein Stammwerk im Hochlohnland gibt mit Facharbeitern Standards vor, führt neue Prozesse ein und löst Probleme. Dieses Know-How wird dann in die Billiglohnstandorte transferiert, in der Hoffnung geringe Lohn-/Investitionskosten mit hoher Qualität und Produktionsinnovation verbinden zu können. Da China jedoch kein Rechtsstaat ist und somit auch jegliches (Patent)Recht nur auf dem Papier existiert, wird das hiesige Know-How genutzt, um mit Dumping-Preisen und Protektionismus qualitativ zumindest ausreichende Produkte herzustellen, Hochlohn-Märkte zu überschwemmen und damit der langfristig ausgerichteten Hochtechnologie/lohn-Produktion das Wasser abzugraben.

Ich war in einem solchen Fertigungsvebund, dessen Investitionen im deutschen Stammwerk trotz Vorreiterrolle und höchster Effizienz weltweit von BWLern zugunsten der Billiglohnstandorte beschnitten wurde!

 

...

Wir stehen am Scheideweg, wollen wir Industrie aufgeben und mühsam erkämpfte Standards weiter kompromittieren und die kommenden Jahrzehnte auf die kommenden Blasen des Finanzsektors verlassen, oder wollen wir Maßstäbe setzen und in Indien und Co mehr als nur verlängerte Werkbanken sehen, deren Arbeitssklaven sich billig ausnutzen lassen, sondern Konsumenten und Produzenten auf Augenhöhe gleichermaßen schaffen. Davon hängt auch ab, in welcher Qualität wir künftig Produkte wie die X1 bekommen, welche gesellschaftlichen/umwelttechnischen Auswirkungen ihre Produktion haben wird.

 

Schön geschrieben, und in vielen Punkten sicherlich richtig (vielleicht etwas ueberspitzt). China analysieren kann ich leider nicht, habe aber ein wenig Erfahrung. Ein wenig vereinfacht: Ich bin von der Intelligenz der chinesischen Ingenieure sehr beeindruckt. Auch wird es meiner Ansicht nach schwierig, durch Automatisierung Arbeitsplätze zu vernichten, da so ein grosses soziales Problem in China enstehen wuerde. Daher nehme ich an, dass China einfach einen anderen Weg geht, der sicherlich auch auf anderen Voraussetzungen beruht.. Das dabei nicht alle Arbeitsplätze EU-Standards entsprechen ist ein anderer Punkt, aber es kann durchaus sein, dass China weiterhin erfolgreich sein wird, vieles spricht dafuer.

 

Dem letzten Absatz kann ich nur voll zustimmen und möchte noch hinzufuegen, dass auch nachhaltiges Denken und Handeln sich als Konkurrenzvorteil erweisen kann. So gesehen ist es schon angenehm, das Leica nicht alle 3 Monate neue Modelle auf den Markt bringt und so die Wegwerfmentalität fördert.

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Hi,

Georg,

schön geschrieben................;)

 

Ich kann Dich in einem Punkt voll unterstützen, nach über 15 Jahren Erfahrung in QS Management mit Partnern aus China ist es schon so, dass eine Kontuinität der Fertigungsqualität mit Hochtechnisierten Waren fast unmöglich ist.

Es liegt an der Mentalität sich nicht zu Problemen zu äußern, sie zu verschweigen,

Personen ungefragt auszutauschen und einfach keine Langfristigen QS Prozesse auf die Reihe zu bekommen.

Mittlerer Weile sind ja einige der HQ Firmen wieder vernünftig geworden.

 

Gruß

Horst

 

PS

wobei dies jetzt wenig mit der LEICA X1 zu tun hat, da ja hier das Qualitätsmanagement

bei der Fa. LEICA-CAMERA liegt.

Und da wird schon etwas anders vorgegangen, als bei reiner China Fertigung.

 

 

 

 

 

Um letzte Klarheiten zu beseitigen:

 

China hat Ingenieure, aber keine Facharbeiter, welche für die Produktion "Made in Germany" essentiell sind.

Es gibt keine hochwertigen Laufschuhe, da die Fertigungstechnologie nicht signifikant weiterentwickelt wurde. Rahmengenähte Lederschuhe haben ein anderes Anwendungsprofil, dass diese nicht von Konzernen hergestellten Handwerksprodukte z.B. in der Haltbarkeit den Produkten von Adidas und Nike um ein Vielfaches übertreffen sollte zu denken geben. Stattdessen hat man eine Industrie geschaffen, welche Milliarden € an Kaufkraft bindet und zugleich nur wenige tausend hochwertige Arbeitsplätze schafft. Ein warnendes Beispiel wie technologisch/qualitativ/gesellschaftliche Produktion NICHT ausarten sollte.

Für mich lösen 2$ Produktionskosten und 200$ Verkaufspreis blankes Entsetzen aus, auch oder gerade wenn die Marke nochmals 100$ Zusatzkosten in Form von Marketing- und Logistikausgaben haben sollte.

 

Die "Produktionsphilosophie":

In D herrscht die mit am stärksten entwickelte Facharbeiterkultur. D.h. über ein komplexes Ausbildungswesen werden Arbeitern Kenntnisse vermittelt und in Standards festgelegt. Dazu kommt eine Vielzahl von Regulierungen und Standards sozialer und ökologischer Art. Dies erschwert eine kurzsichtige Personalpolitik: es ist vorteilhaft Erfahrung und Verantwortung an die Arbeiter zu übergeben, kostspielige Ausbildungen, hohe Sicherheits- und Ergonomiestandards sowie langfristige Bindung an das Unternehmen inbegriffen. Die meisten simplen Tätigkeiten lohnen sich somit zum Automatisieren und komplexere Tätigkeiten lassen sich so erst überhaupt durchführen. So sind z.B. chinesische Cherry-Tastaturen bedruckt, weil die Laserbeschriftungsanlage (=abriebfest) der deutschen Tastaturen Wartung und Kalibrierung durch Facharbeiter erfordert - sprich einen wenig robusten Prozess darstellt.

 

In China (sowie den meisten Billiglohnländern) wird hingegen eine frühindustrielle Philosophie verfolgt. Dabei werden stark arbeitsteilige, manuelle Prozesse gefahren. Der einzelne Arbeiter ist wertlos und austauschbar. Es wird mittels "training-on-the-job" höchstens rudimentäres Wissen vermittelt. Selbst simpelste manuelle Tätigkeiten (z.B. das Zusammenpressen zweier Teile) wird zumeist nicht automatisiert, um die Investitionen gering zu halten - eine hohe Quantität qualitativ miserabler und wenig produktiver Jobs entsteht, die nicht selten sogar gefährlich (oder zumindest langfristig gesundheitsschädlich) sind und in keinster Weise zur technologisch/gesellschaftlichen Entwicklung oder zur Erlangung für uns relevanter (=können sich Produkte aus Hochlohnland kaufen) Kaufkraft beitragen.

 

China besitzt die Starrsinnigkeit und gnadenlose Kompromisslosigkeit eines jeden totalitären Regimes, langfristig sinnvoll ist dieses Vorgehen jedoch keinesfalls, im Gegenteil, es ist der Spiegel unserer kurzsichtigen Wirtschaftspolitik:

Eigentlich sind unsere Arbeitsplätze durch Billigkonkurrenz nicht gefährdet, da die mangelnde Effizienz und Fähigkeit zur technischen, produktionsnahen Entwicklung der modernen hiesigen Produktionsphilosophie unterlegen ist. Der Druck der Finanzwirtschaft hat die meisten Unternehmen/Konzerne jedoch kurzsichtig werden lassen, d.h. sie betten ihre Produktion in sogenannte "internationale Fertigungsverbunde" ein, ein Stammwerk im Hochlohnland gibt mit Facharbeitern Standards vor, führt neue Prozesse ein und löst Probleme. Dieses Know-How wird dann in die Billiglohnstandorte transferiert, in der Hoffnung geringe Lohn-/Investitionskosten mit hoher Qualität und Produktionsinnovation verbinden zu können. Da China jedoch kein Rechtsstaat ist und somit auch jegliches (Patent)Recht nur auf dem Papier existiert, wird das hiesige Know-How genutzt, um mit Dumping-Preisen und Protektionismus qualitativ zumindest ausreichende Produkte herzustellen, Hochlohn-Märkte zu überschwemmen und damit der langfristig ausgerichteten Hochtechnologie/lohn-Produktion das Wasser abzugraben.

Ich war in einem solchen Fertigungsvebund, dessen Investitionen im deutschen Stammwerk trotz Vorreiterrolle und höchster Effizienz weltweit von BWLern zugunsten der Billiglohnstandorte beschnitten wurde!

 

Ein Iphone mag zwar in großen Teilen in China gefertigt werden, seine (fertigungsnahe) Technologie ist jedoch das Produkt einer gänzlich anderen Produktionsphilsophie - dessen Touchscreen-Technik kommt übrigens aus Westfalen.

Oder um den Bogen zurück zur X1 zu spannen:

Leica könnte heute nicht die bekannten Optiken in dieser Qualität fertigen, hätten sie sich nicht fertigungstechnisch von der frühindustriellen "Manufaktur" weiterentwickelt. Unmittelbar ließen sich evtl. sogar Billiglohnarbeiter anlernen, um die notwendigen Produktionsprozesse zu reproduzieren, es wäre ohne Facharbeiter allerdings gar nicht bis zu diesem technologischen Stand gekommen.

Das andere Extrem ist die Automatisierung z.B. bei Swatch. Durch überlegenes Know-How (es gibt dutzende Lehrberufe in der Schweizer Uhrenindustrie) hat man mit einer vollständig in der Schweiz gefertigten Uhr und höchster Automatisierungstechnologie sämtliche Billigkonkurrenten düpiert.

 

Die weggestorbene (und dies nicht aus Gründen der Qualität!) Unterhaltungselektronik-Industrie in D macht 0815-Elektronik-Bausteine aus Asien selbst in der S2 notwendig und bleibt ein qualitatives (z.B. durch die schlechte Adaptierbarkeit an Sonderwünsche) Problem für Leica. Hoffentlich lässt sich dies in den kommenden Jahren mit steigendem Erfolg und Selbstvertrauen beheben, denn technologisch gibt es hier die besten Voraussetzungen, auch diese Komponenten zu fertigen (bzw. man macht dies auch in anderen Branchen - so lassen z.B. US-Ölbohrausrüster in Deutschland Elektronik fertigen, da die Fachleute/arbeiter in der Heimat Mangelware sind).

 

Wir stehen am Scheideweg, wollen wir Industrie aufgeben und mühsam erkämpfte Standards weiter kompromittieren und die kommenden Jahrzehnte auf die kommenden Blasen des Finanzsektors verlassen, oder wollen wir Maßstäbe setzen und in Indien und Co mehr als nur verlängerte Werkbanken sehen, deren Arbeitssklaven sich billig ausnutzen lassen, sondern Konsumenten und Produzenten auf Augenhöhe gleichermaßen schaffen. Davon hängt auch ab, in welcher Qualität wir künftig Produkte wie die X1 bekommen, welche gesellschaftlichen/umwelttechnischen Auswirkungen ihre Produktion haben wird.

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Wie bei den analoge Ms dürfte nur die Endmontage in Solms erfolgen. Ansonsten wäre das Teil noch erheblich teurer.

 

Zu diesem Beitrag von Seite 1:

Das glaube ich nicht.

Die Zeiten, in denen ein deutscher Arbeiter viel mehr als ein portugiesischer verdiente, sind vorbei.

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Nach meiner Erfahrung wird die Wende wohl graduell gewesen sein.

 

Zunächst verschob Leitz die Fernglasproduktion nach Portugal. Nach und nach kam größer und größer Prozentteil eines jeden Fernglases aus Portugal, bis endlich drauf stand „Made in Portugal.“ Das war so Mitte 70er, glaube ich.

 

Danach hat die nun zu 'Leica' umbenannte Firma eingesehen, dass etliche Kunden eine nicht-deutsche Herkunft des Produkts als Nachteil empfanden.

 

So wurde der „offizielle“ Produktionsort aller Produkte möglichst wieder nach Deutschland verlegt. Das würde ich in die 80er - 90er einsetzen, aber Andere wissen es wohl genauer. :o

 

Es gab in den 60er und 70er einen starken Produktionsstandort in Kanada.

Dieser wurde gewählt, da man damals einen Angriffskrieg der Russen auf Westdeutschland für möglich hielt und nicht wollte, daß denen alles in die Hände fällt!!!!!!

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Hi,

Georg,

schön geschrieben................;)

 

Ich kann Dich in einem Punkt voll unterstützen, nach über 15 Jahren Erfahrung in QS Management mit Partnern aus China ist es schon so, dass eine Kontuinität der Fertigungsqualität mit Hochtechnisierten Waren fast unmöglich ist.

Es liegt an der Mentalität sich nicht zu Problemen zu äußern, sie zu verschweigen,

Personen ungefragt auszutauschen und einfach keine Langfristigen QS Prozesse auf die Reihe zu bekommen.

Mittlerer Weile sind ja einige der HQ Firmen wieder vernünftig geworden.

 

Lieber Horst, lieber Georg,

 

es ist ja schön, wenn ihr hier versucht, die deutsche Fahne hochzuhalten, ich tue es ja auch gelegentlich :).

 

Leider ist in unserem Lande nicht mehr alles Gold, was glänzt, und so manches deutsche Edelprodukt wird zu überhöhten Preisen verkauft, ohne auch nur annähernd die Qualität zu bieten, für die man glaubt bezahlt zu haben. Bestes Beispiel im Moment der neue OM schlagmichtot (204?) Dieselmotor unserer Sternmanufaktur. Da wollte offenbar einer Geld sparen und hat die Piezo-Injektoren nicht beim Bosch eingekauft (ich nenne jetzt absichtlich den Namen des anderen Produzenten nicht), und nun bleibt der Hoffnungsträger der Firma, die neue E-Klasse reihenweise nach wenigen Kilometern stehen. Ich kenne Vertriebsleute, denen ist die Karre stehengeblieben, woraufhin der Service schon mit einem Ersatzwagen des gleichen Typs ankam (an sich sehr löblich und kundenfreundlich), der dann nach weiteren 50km auch wieder liegenblieb. Und sowas passiert im Moment nicht nur vereinzelt, sondern gehäuft. Haben die denn keine Tests gemacht? Wenn sowas bei Leica passiert, dann geht hier die Post ab ...

 

Also alles nicht zu hoch aufhängen, gute und sogar hervorragende Qualität kann heutzutage an vielen Stellen der Welt produziert werden, Schrott ebenso :).

 

Andreas

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Warum nur kommen diese "relativierenden" Beiträge zu Made in Germany erst

nachdem nun feststeht, dass das sympatische kleine Dingsi bei uns gebaut wird? :):rolleyes:

 

Ganz einfach ... wir lieben es, wenn es uns schlecht geht :D und wir uns in unserem Elend so richtig wuhlen können. Also muss natürlich sofort das Gute (wenn es denn mal kommt) sofort kaputt geredet werden. Frei nach dem Motto: "Die Kriese ist bald rum - und keine Sorge, die nächste kommt bestimmt wieder ganz schnell".

 

Anders kann ich mir den Seitenhieb auf unseren Rotpunkt und den Stern nicht erklären - wie wenn andere Hersteller nicht die gleichen Probleme hätten ...

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Lieber Horst, lieber Georg,

 

es ist ja schön, wenn ihr hier versucht, die deutsche Fahne hochzuhalten, ich tue es ja auch gelegentlich :).

 

Leider ist in unserem Lande nicht mehr alles Gold, was glänzt, und so manches deutsche Edelprodukt wird zu überhöhten Preisen verkauft, ohne auch nur annähernd die Qualität zu bieten, für die man glaubt bezahlt zu haben. Bestes Beispiel im Moment der neue OM schlagmichtot (204?) Dieselmotor unserer Sternmanufaktur. Da wollte offenbar einer Geld sparen und hat die Piezo-Injektoren nicht beim Bosch eingekauft (ich nenne jetzt absichtlich den Namen des anderen Produzenten nicht), und nun bleibt der Hoffnungsträger der Firma, die neue E-Klasse reihenweise nach wenigen Kilometern stehen. Ich kenne Vertriebsleute, denen ist die Karre stehengeblieben, woraufhin der Service schon mit einem Ersatzwagen des gleichen Typs ankam (an sich sehr löblich und kundenfreundlich), der dann nach weiteren 50km auch wieder liegenblieb. Und sowas passiert im Moment nicht nur vereinzelt, sondern gehäuft. Haben die denn keine Tests gemacht? Wenn sowas bei Leica passiert, dann geht hier die Post ab ...

 

Also alles nicht zu hoch aufhängen, gute und sogar hervorragende Qualität kann heutzutage an vielen Stellen der Welt produziert werden, Schrott ebenso :).

 

Andreas

 

Remember the good times. (oder: Endlich wieder glaubwürdige Ausreden für Mercedes-Fahrer)

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Ganz einfach ... wir lieben es, wenn es uns schlecht geht :D und wir uns in unserem Elend so richtig wuhlen können. Also muss natürlich sofort das Gute (wenn es denn mal kommt) sofort kaputt geredet werden. Frei nach dem Motto: "Die Kriese ist bald rum - und keine Sorge, die nächste kommt bestimmt wieder ganz schnell".

 

Anders kann ich mir den Seitenhieb auf unseren Rotpunkt und den Stern nicht erklären - wie wenn andere Hersteller nicht die gleichen Probleme hätten ...

 

Dem stimme ich (leider) voll zu.

 

Woran diese typisch deutsche Jammerei und vor allem das Schlechreden der eigenen (sozusagen volkskollektiven) Leistung liegt, kann ich nur mutmaßen:

 

Das jahrzehnetlange, schon im Kindergarten beginnende Einreden des deutschen Schuld- und Minderwertigkeitkomplexes trägt Früchte.

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"Leider ist in unserem Lande nicht mehr alles Gold, was glänzt, und so manches deutsche Edelprodukt wird zu überhöhten Preisen verkauft, ohne auch nur annähernd die Qualität zu bieten, für die man glaubt bezahlt zu haben. Bestes Beispiel im Moment der neue OM schlagmichtot (204?) Dieselmotor unserer Sternmanufaktur."

 

Genau dies wird ja gerade diskutiert, was ist denn nun ein "deutsches Edelprodukt" - nur ein wenig German engineering oder signifikante Wertschöpfung in der Produktion?

 

Die genannten Injektoren kommen von einem US-Zulieferer und werden in Frankreich montiert - diese Problematik ist kein Argument gegen Qualität "Made in Germany" sondern dafür (siehe V6-Diesel mit Bosch-Injektoren aus D). Bosch hatte übrigens den Auftrag verloren, da man Unabhängigkeit von diesem Traditionszulieferer beweisen wollte, der wenige Jahre zuvor fast die gesamte Dieselfahrzeug-Produktion (auch bei Toyota und Co, deren QM nichts mitbekommen hatte) durch minderwertige Hochdruckpumpen lahmlegte (welche übrigens in Tschechien montiert werden - auch die Herkunft der eigentlichen Problemkomponente -> schwierige Kommunikation, komplexes Lieferantennetzwerk, keine Facharbeiter = Monate bis zur Behebung des Problems).

 

Die "Sternmanufaktur" ist ein gutes Beispiel. Sindelfingen und Untertürkheim (die "Hauptwerke" von MB) sind mit knapp 60000 Mitarbeitern (ein Großteil Facharbeiter) das Herzstück des Konzerns. Die Arbeitsstandards (Sicherheit, Sozialaspekte, Ausbildung) sind mit die höchsten in der Industrie weltweit - fleißige Bandarbeiter können aus dem Mitarbeiterprogramm sich regelmäßig eine E-Klasse (ob sie das tun, ist eine andere Frage) leisten. Trotz der anscheinend hohen Arbeitskosten ist die Effizienz dieser Werke nicht zu unterschätzen und trägt so massiv zum wirtschaftlichen Erfolg des Konzerns bei. Die hier gebauten Modellreihen gehören sogar zu den renditeträchtigsten Fahrzeugen.

Durch Kostenreduktion in der Entwicklung vorgebene Schwachpunkte oder minderwertige Zulieferteile führen aber natürlich zu Qualitätsmängeln, da kann keine noch so gute Montage und Weiterverarbeitung mehr helfen - sei sie nun in Sindelfingen, Tuscaloosa or Shenzen.

 

Aus aktuellem Anlass:

Nun will man einen Teil der C-Klasse-Produktion nach Tuscaloosa verlagern. Analysten, Spekulanten und BWLer jubeln über diesen Schritt zum globalen, wettbewerbsfähigen Konzern und versprechen eine stark ansteigende Rendite. "Weltoffene" Menschen freuen sich über die Abkehr von gestriger Provinzialität und verstaubten Mythen von "Made in Germany" - viele Deutsche verspüren höchstens soziales Mitleid für die Arbeiter, halten dies jedoch für unausweichliche Konsequenz der "Globalisierung" oder für die "Wettbewerbsfähigkeit", sprich ein Zeichen der Zeit und ein weiterer Schritt hin zu einer post-industriellen Gesellschaft. Oder die Jobs liegen halt nicht in der Herstellung von "Luxuskarren", sondern im IT-Sektor, dem Montieren von Solarmodulen in Frankfurt (Oder), der Unternehmensberatung oder dem Frisieren unserer Mitmenschen...

Diese "Karren" sind allerdings ein Multimilliardenmarkt, in D hat man aus den schon erläuterten historischen/gesellschaftlichten/politischen Gründen die besten Voraussetzungen, diesen entlang der gesamten Wertschöpfungskette (nun gut, Rohstoffe haben wir nicht) zu bedienen. Wird diese Industrie aufgegeben, hat dies extreme Konsequenzen - man hat es mit der Unterhaltungselektronik bereits getan, in der Hoffnung, es würden anderswo vergleichbare Jobs entstehen. Stattdessen werden für zig Milliarden jedes Jahr Fernseher und Co verkauft und das investierte Geld verlässt das Land für immer, die Qualität der Produkte ging zurück und um das verbliebene Know-How schlagen sich Spezialunternehmen (zumeist aus Luft-/Raumfahrt und Militär).

Warum ist denn D für seine paar Millionen Industriearbeitsplätze auf seinen extremen Export angewiesen? Weil die Wertschöpfung heimischer Produkte gering geworden ist - Mercedes hat in 15 Jahren seine Produktion mehr als verdoppelt, dank Verringerung der heimischen/internen Wertschöpfung jedoch ohne große Investitionen.

 

Dass die wahren Beweggründe für die C-Klasse-Verlagerung allerdings im kurzsichtigen Renditestreben liegt, dass weder Preis, noch Qualität, noch die Gesellschaft in den USA oder Deutschland langfristig davon profitiert, wird kaum erkannt:

 

Leider ist Tuscaloosa im Konzern einer der großen Nutznießer im internationalen Fertigungsverbund, d.h. es findet ein beständiger Know-How-Transfer aus den Stammwerken statt, nicht jedoch andersherum. Die Region ist strukturschwach (da hat Daimler dem US-Steuerzahler fleißig die Taschen geplündert), es gibt kaum qualifizierte Mitarbeiter aus der Autoindustrie (die hat man dort nämlich nie gehabt) und schon gar keine Berufsschulen. Die Jobs sind gemessen an denen in der Region üblichen Jobs von guter Qualität, immerhin rund 20$/h und angeblich besser als die der japanischen Arbeitgeber (welche billig-US-Fabriken groß machten) - im Vergleich mit angestammten US-Unternehmen oder gar dem Schwabenland aber zweitklassig (und dies für ein teures Luxusprodukt, ich hoffe sie haben wenigstens eine Krankenversicherung).

Durch mangelnde Erfahrung/Ausbildung und nach Abzug der für den Anlauf eingeflogenen Leute aus Stuttgart hat man dann sogleich angelieferte Leiterrahmen im Außenbereich vor sich her gammeln lassen und dann eingebaut (!), Fahrzeuge für den westeuropäischen Markt mussten in Graz (Hersteller G-Modell) nachgearbeitet werden (!), BMW (sitzen in Spartanburg in der Nähe) musste seine ersten Z-Modelle verschrotten lassen und hat die Produktion des Z4 inzwischen nach Regensburg verlagert.

 

Ein Detailbeispiel:

Mercedes hat vor gut 20 Jahren ein System installiert, um adaptiv gesteuert (inkl. Vermessung mittels Laserinterferometern und Robotermontage) Windschutzscheiben einzukleben. Ein heikler, komplexer Prozess, den man nicht von der Stange kaufen konnte, sondern der von schwäbischen Ingenieuren mit Hilfe der Facharbeiter über Jahre hinweg perfektioniert wurde und heute quasi Industriestandard ist. In Tuscaloosa hat man fleißig weiterhin manuell geklebt, eine Arbeit die mit viel zu viel Sorgfalt ausgeführt werden muss, als dass man sie ungelernten Arbeitern am Fließband im Minutentakt am Ende einer anstrengenden Schicht zumuten könnte. Egal, man tat es trotzdem, Windgeräusche und sogar nicht zu Ende geführte Klebenähte (es regnet herein!) waren die Folge.

Heute hat Sindelfingen z.B. eine vollautomatische Türmontage/demontage und Justage - meines Wissens gibt es das nirgends sonst auf der Welt - auch ein Produkt der langen Erfahrung, der verbliebenen Fertigungstiefe und der engen Zusammenarbeit von Facharbeitern und Ingenieuren.

Genau dies brauchen wir für die Zukunft, für den anstehenden Paradigmenwechsel in der Antriebstechnologie!

 

Ich habe mich wahrscheinlich schon viel zu sehr im Detail verloren, will aber produktionsfernen Menschen anhand von Beispielen objektiv belegbar klarmachen, was "Made in Germany" überhaupt bedeutet, was z.B. in der Automobilindustrie passiert.

 

 

Nun aber zurück zu Leica:

 

Leica hat zur Zeit weder das Know-How, noch die Resourcen eine X1 im Alleingang auf die Beine zu stellen. Man schlägt aber die Richtung für die Zukunft ein, mit der S2 hat man sich zu mehr Eigenverantwortung entschieden und ich hoffe man wird diesen Weg weiter beschreiten. Auslagerung, Werke in Billiglohnländern - all dies hat Leica doch ebenso wie schon dutzende (häufig nicht mehr existente) Konkurrenten durch. Sie sollen in Solms/Wetzlar investieren, wieder die Grundlage für eine gesunde (High-End-)Kameraindustrie legen. "Made in Germany" ist nicht von gestern, sondern gerade jetzt ein Werkzeug zur Lösung vieler Probleme.

Wenn ich mir eine teure Leica kaufe, möchte ich höchste produktionstechnische/soziale Standards - "Made in Germany" ist dafür lediglich ein Indiz und kein Beweis, allerdings kann ich mit 99,9%iger Sicherheit sagen, dass diese bei "Made in China" nicht gewährleistet ist.

Ich wiederhole: wenn vergleichbare soziale Standards z.B. in Japan gelten, kann ich mein Geld dort durch Produktkauf "Made in Japan" ruhigen Gewissens investieren, weil es irgendwann auch mal wieder zurückkehrt. Andersherum gibt es ansatzweise sogar in D Werke wie Tuscaloosa, z.B. die Mercedes-Benz Ludwigsfelde GmbH in den neuen Bundesländern, die mit niedrigeren Standards Druck ausüben soll.

Wir Kunden (denn unser Konsum zählt schlussendlich) können dies bekräftigen, indem wir klar zwischen Leica der Marke und dem Hersteller differenzieren - ich hoffe die Käufer der C-Klasse machen dies auch...

 

Ich glaube ich habe alles gesagt...

Edited by georg
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Guest Bernd Banken

Vor Jahren war ein LKW-Autotransportanhängerhersteller so schlau, seine Stahlscheibenräder nicht mehr aus D zu beziehen, sondern aus der Türkei. Eigentlich clever aufgrund des für die Erstausrüstung bedeutend günstigeren Preises.

 

Nachdem die Fahrzeuge einige Monate alt waren, häuften sich die Reifenpannen, da schleichender Luftverlust auftrat, die Reifen überhitzten und ausfielen. Der gestandene Fuhrunternehmer traut aus der Historie heraus den Reifen am wenigsten und so wurde reklamiert, Gummi ist ja bekanntlich geduldig.

Langer Rede kurzes Ende:

Die beiden Felgenteile die miteinander verschweißt werden, hatten bei diesen neuen Felgen nur eine Schweissnaht und nicht wie unsrige hier zwei Nähte, die die Scherkräfte des Hängerns besser aushielten. Dadurch kam es zu kleinsten Rissen, die die Luft im Reifen ganz langsam entweichen ließ.

Ein schleichender Plattfuß ist so mit das gefährlichste was es an einem Reifen geben kann, wenn so ein Hänger mit PKW in zwei Stockwerken geladen ausfällt, wächst auf dieser Autobahn auf allen Spuren kein Gras mehr.

 

Also, Alabama ist überall........

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wenn ich mir dies so ansehe

 

Strahlung: Hirntumor-Zahlen in Handy-Ära gleichgeblieben - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft

 

 

dann glaube ich das schon, nur scheint es noch andere Nebenwirkungen zu geben...:eek: Die Verdummung und der Tunnelblick des Denkens scheint mir in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen zu haben.

 

Georg, Danke für Deine Ausführungen. Sie sind für mich absolut nachvollziehbar. Dergleichen habe ich im Detail auch im Rahmen meines Berufes festgestellt und somit passen Deine Ausführungen für mich mit meinen eigenen Beobachtungen überein.

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