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Kriegsberichterstatter und/oder Gewissen?


germanlaws

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Ich habe eben unter

 

http://www.youtube.com/watch?v=XHvnyKDJVm4&feature=related

 

einen preisgekrönten Kurzfilm gefunden, der mich bewegt hat. Es geht um das Thema Kriegsberichterstattung (und die ist insoweit ja irgendwie auch ein M-Thema) und die Verarbeitung des Erlebten durch den Fotografen und das Publikum.

Ich würde gerne Eure Meinung hören, wie Ihr die Problematik als zumindest ambitionierte Amateurfotografen seht: Darf man, soll man oder muß man Schockierendes fotografieren? Welche Reaktionen des Publikums werden erwartet? Und "darf" man schockierende Berichte glamourös "adeln"?.

 

lg aus Willich vom

 

nachdenklichen Dieter

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Ich halte diesen Kurzfilm für sehr gut und denke, solche Filme muss man zeigen. Solche Aufnahmen müssen gemacht werden, so lange es derart von Gewalt gibt. Zeigen sie doch auch in erschreckender Weise den Wahnsinn in uns.

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Guest Bernd Banken

Schockierendes fotografiere ich als engagierter Amateur nicht (mehr).

In Holzminden brannte ein Wohnhaus gegenüber der Studentenbude meines Sohnes. Ein Leichtes, meine damalige Dimage3 aus dem Auto zu holen und dann Aufnahmen von an Fenstern auf die Feuerwehr wartenden Eingeschlossenen zu machen. Tolle grafisch interessante Fotos von ausgebreiteten Sprungtüchern, schön farbig abgesetzt zum tristen Grau der Bürgersteige........

 

Nein, da ich mit Fotografie keine berufliche Informationspflicht hatte/habe, blieb der Apparat im Auto. Nicht eine Sekunde habe ich das bereut.

 

Cut.

 

Vor ca. 37 Jahren bereiste ich Irland. Nach zwei Wochen im Süden wollte ich unbedingt nach Nordirland. Als junger Bursche war die Neugier gross, die Situation jenseits von Tagesschau und Printmedien aus erster Hand zu sehen und zu erleben.

 

Nach zwei Tagen rummste es gewaltig in paar hundert Meter entfernt, die Fahrt in meinem Cabrio ging schnell, die NikonF lag im Beifahrerfussraum.

Natürlich habe ich Fotos gemacht, Krankenwagen, Soldaten mit MPs im Anschlag, Wasser, das in Sturzbächen die Strasse hinunterlief. Eine der beiden Parteien hatte einen Laden gebombt, die hölzernen Fassadenteile lagen viele Meter verstreut, Menschen weinten, beteten und in diesem Chaos liefen die Profis mit ihren Videocameras, Fotoapparaten umher und mittendrin der "engagierte Amateur", der wirklich ein Foto schaffte, auf dem der ganze Irrsinn verdichtet, abgebildet war.

 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass hier kein Film ablief, sondern die grausame Wirklichkeit, dass ich als Tourist die Gelegenheit hatte, diese Orte zu verlassen und wieder in die Heimat zurückkehren konnte, im Gegensatz zu den Menschen, die Belfast als Wohn/Arbeitsort hatten, dazu keine Chance, nicht in den Kampf hineingepresst zu werden.

Fluchtartig habe ich dieses Nordirland verlassen und mich geschämt für mein Tun.

 

Cut.

 

Vor zwei, drei Jahren erlebte ich den Flugzeugabsturz einer zweimotorigen grösseren Businessmaschine im Münsterland.

Die beiden in Dortmund gestarteten Personen überlebten den Absturz nicht.

Als meine Freunde und ich die brummende Maschine immer tiefer zur Erde kreisen sahen, wussten wir, dass innerhalb der nächsten paar Sekunden der Aufschlag hinter einem Wäldchen passieren musste.

Dieses Bild hat mich Monate verfolgt, es war die Hilflosigkeit, das Surreale der Situation und doch wieder gnadenlos reale Bild, das mir immer wieder in den Kopf kam.

 

Cut.

 

Es muss und wird immer wieder Menschen geben, die aus was weiss ich für Gründen, solche Bilder und Reportagen machen und machen sollten.

 

Sie sind unsere Augen, wenn diese dann auf dem Sofa oder am Frühstückstisch diese erschreckenden Bilder aufnehmen.

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Der Film hat mich beeindruckt und bewegt.

Danke für den Link.

Es geht für mich aber nicht nur um Berichterstattung von Krieg und Schrecken, sondern auch um die allgemeinere Frage, wie (und ob) Fotografie etwas abbilden/darstellen kann und damit dem ursprünglichen Motiv gerecht wird (ohne in eine eigene Ästhetik zu verfallen, die einen eigenen Wert darstellt).

 

Gruss vom Michael

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Es geht für mich aber nicht nur um Berichterstattung von Krieg und Schrecken, sondern auch um die allgemeinere Frage, wie (und ob) Fotografie etwas abbilden/darstellen kann und damit dem ursprünglichen Motiv gerecht wird (ohne in eine eigene Ästhetik zu verfallen, die einen eigenen Wert darstellt).

 

 

 

Abseits dieser Diskussion frage ich mich schon, warum seit Jahren das World-Press-Photo ausschließlich aus dem Bereich Krieg und Entsetzlichem kommt.

Da gäbe es sicher weitere Genres, die auch aufrütteln können und sollen.

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Hallo,

 

habe mir den Film angesehen. Ich bin erschüttert --- das ist Perversion pur --- wie der ganze Krieg, egal wo, wann und aus welchen Anlässen er begonnen und geführt wird.

 

Aber auch hier zählt, denke ich, (bad news are good news) und wir als Betrachter, was machen wir????????

 

Ich hoffe, das es durch Verständigung der Kulturen und das habe ich auf meinen vielen Reisen erlebt, irgendwann besser wird. Europa heute ist doch ein gutes Beispiel dafür.

 

Schöne Grüsse Jürgen

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Wer glaubt, die Menschheit hat sich in den paar Jahrtausenden ihrer Zivilisation von ihrer Jahrmillionen alte Kleinhirn-Veranlagung emanzipiert, sitzt einem unrealistischen Idealismus auf.

Jüngste Vergangenheit in dieser Zeitskala ist die populäre Form des Imperativs eines kleinen, blassen Königsbergers, daß man anderen nicht zufügen möge, was man selbst nicht mag. Gerade der Verstoß dagegen wird die paar Jahrhunderte danach in mörderischen Kriegen mit immer brutaleren Bildern von immer brutaleren Taten mit immer höheren Preisen bedacht, von einer stark anschwellenden Spannergesellschaft begeistert beklatscht. Welch eine perverse Idee, solches auch noch öffentlich zu prämieren.

 

Das gilt auch für die Spannerei, bei Unfallmeldungen auf der Autobahn der häufige Hinweis auf Gaffer auf der Gegenspur. Dabei sind die Gaffer meist unfreiwillige Augenzeugen; schlimmer ist es z.B. bei Überschwemmungen, speziell in Köln, wo man vor Jahren "Beifall" klatschende Gaffer am Rhein berichtet hat, als der Fluß über die Absperrung trat und die Altstadt überflutete. Die waren extra wegen dieses Unglücks angereist!!

Eine eigenartige Erklärungsweise hat sich bei der Begründung für jegliche Berichterstattung herausgebildet, die Leute in dieser Informationskette berufen sich auf ihre "Informationspflicht", als wäre das wie ein hypokratischer Eid der Berichterstatter. So was nehmen in jüngster Zeit speziell die elektronischen Medien als "Vierte Gewalt des Staates" wahr, von Goebbels vor 80 Jahren entdeckt, bis hin zu perversen und unmenschlichen Abschlachtungen Gefangener vor laufender Kamera als "Erfindung" des letzten Jahrzehnts.

 

Es sollte sich JEDER, der an solcher Informationskette arbeitet, fragen oder fragen lassen, wozu solche Informationen nützlich sind (abgesehen von möglichen Lob des Vorgesetzten) , wenn sie gleichzeitig die Gefahr bergen, Nachahmungstäter zu motivieren. So wie ein Arzt zur Rechenschaft gezogen wird, wenn er einen "Kunstfehler" begeht, so wie demnächst Firmenlenker bei grobfahrlässigen Fehlern in Haftung genommen werden, so sollten Berichterstatter und ihre Auftraggeber bei (ungewollten) Nachahmungen in Regreß genommen werden - zumindest in Form öffentlicher Erklärungen über ihre Beweggründe.

 

Gruß

Erich

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danke für den Link,

der Film zeigt wieder einmal sehr deutlich um was es im World-Press-Photo-Award geht.

Einen Preis für einen fotografierten Mord.

 

Ich schau mir diese Ausstellungen mittlerweile nicht mehr an.

Ich weiß, es ist wichtig darüber zu berichten und die Weltöffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten.

 

Aber wurde an entscheidender Stelle jemals dies zur Entscheidung zugunsten von Menschen benutzt?

Es wird doch von den Machern billigend in Kauf genommen.

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Regt Euch darüber hier im M8-Forum bitte nicht so auf , denn ,wie im Film klar zu sehen, war das doch nur eine böse Canonfotografin.

 

Kein anständiger M-Vitrinist wird jemals mit seiner M so etwas böses tun...

 

Manche Canonfotografen sind halt wie gierige hungrige Raubtiere, die sogar mit Bildern von Toten Geld machen :-)

 

Ich sehne mich auch schon lange nach einer Welt mit besseren Menschen....

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Guest universus

Für mich war das ein abscheulicher Akt der unterlassenen Hilfeleistung.

Die Fotografin hätte dem Mörder ihre Canon auf den Hinterkopf schmettern sollen. Schwer genug ist diese Kamera doch - oder?

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Es sollte sich JEDER, der an solcher Informationskette arbeitet, fragen oder fragen lassen, wozu solche Informationen nützlich sind (abgesehen von möglichen Lob des Vorgesetzten) , wenn sie gleichzeitig die Gefahr bergen, Nachahmungstäter zu motivieren.

 

Richtig! Die Kriegstreiber dieser Welt sind reine Nachahmungstäter!

Die veranlassen Völkermorde um den Stoff für "coole Schockfotos" zu liefern.

TOTschweigen wäre hier die beste Lösung um diese Kette zu unterbrechen.

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Richtig! Die Kriegstreiber dieser Welt sind reine Nachahmungstäter!

Die veranlassen Völkermorde um den Stoff für "coole Schockfotos" zu liefern.

TOTschweigen wäre hier die beste Lösung um diese Kette zu unterbrechen.

 

Wenn das so einfach wäre. Leider ist dem nicht so. Zu Zeiten, als es weder Fotografie, Fernsehen noch Zeitungen gab waren die Gräueltaten noch viel schlimmer. Man sollte die Geschichte nicht einfach ausblenden. Totschweigen hat noch nie was geändert.

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Jüngste Vergangenheit in dieser Zeitskala ist die populäre Form des Imperativs eines kleinen, blassen Königsbergers, daß man anderen nicht zufügen möge, was man selbst nicht mag. Gerade der Verstoß dagegen wird die paar Jahrhunderte danach in mörderischen Kriegen mit immer brutaleren Bildern von immer brutaleren Taten mit immer höheren Preisen bedacht, von einer stark anschwellenden Spannergesellschaft begeistert beklatscht.

 

Sie meinen, der Verstoß gegen Kant seien nicht die mörderischen Kriege, sondern die Berichterstattung darüber? Warum haben sie den Satz eigentlich so verschwurbelt formuliert, daß dies (mir) erst beim zweiten Lesen auffällt?

 

Welch eine perverse Idee, solches auch noch öffentlich zu prämieren.

 

Können Sie sich auch noch andere Motivationen für Kriegsbilder etc. vorstellen, als "Spannerei" zu bedienen? Wissen Sie, daß die Opfer von Gewalt oft wollen, daß darüber berichtet wird?

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