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4195,-/Nachtrag zum Nachtrag


ThomasvonAue

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4195,-/Nachtrag zum Nachtrag

1.

Zwischen 50 und 100 M8-Kameras werden also täglich hergestellt und verkauft.

Nehmen wir also mal 75.

Mit 20 beliefert man den ganzen amerikanischen Kontinent, Nord und Süd, mit weiteren 20 Asien, 5 gehen nach Australien.

Afrika, wiewohl mit Geldern reichlich ausgestattet, bekommt keine, dafür Russland fünf; Grönland, Fidschi und Polargonien lassen wir außer Acht und den globalen Rest auch, besonders die arabischen Ölstaaten, dann bleiben für Europa 25.

Diese 25 Kameras verteilen wir ungerecht: Osteuropa geht leer aus, Österreich auch und an Liechtenstein liefern wir auch nicht, obwohl die in Geld schwimmen.

Bleiben also für die Skandinavier, Engländer, Franzosen, Spanier und Deutschen, und ach ja die Italiener so je zwischen drei und fünf Kameras, die täglich über den Tresen gehen.

Das ist, rein spekulativ natürlich, die Größenordnung, ein pimalDaumenWert sicherlich, deswegen aber nicht aus Absurdistan, sondern realistisch geschätzt.

 

2.

Die asiatische Kampfpreispolitik ist natürlich ihrem großteiligen Herstellungsort geschuldet: Korea, Vietnam, Taiwan, China. Besonders bei letzterem sei an die desolate Lage chinesischer Bauern erinnert, an unter erbärmlichsten Bedingungen laborierende Minenarbeiter, an den schwunghaften Handel mit den Organen zu Tode Verurteiler, an Zensur und Wirtschaftskriminalität, der sich westliche Unternehmen unterwerfen, nur um eine Option für diesen Markt zu bekommen, an die unsäglichen Migrationsbewegungen in die Industriezonen mit Arbeitsverhältnissen, die den Arbeiter zum Wegwerfmenschen degradieren, da der Nachschub Land/Stadt unaufhörlich strömt und schließlich mit einer Umweltzerstörung, ein tägliches Miamata und einer politischen Führung, die ihre Arroganz durch und in purer Masse legitimiert sieht.

 

Das alles ist im Preis drin, der uns über die Ladentheke geschoben wird und nur naive Gemüter sehen darin bloßes Zahlenwerk, das sich in bloßen Saldi bilanzieren ließe.

 

3. Mit jedem Gut, das gekauft wird, trifft der Käufer eine politische Entscheidung.

Alles ist in der Ware drin: Ideologie, Moral, Zerstörung, Kunst, Ästhetik, Ressourcen, Kriminalität, politische Systeme, Religion, sogar und besonders der ganze intrapsychische Apparat....

Sämtliche Zwecke, Herkünfte, Mittel und Hintergrund, alles ist in der Ware:

Mit ihrem Erwerb entscheidet man Gedeih und Verderb.

Es ist diese Ausschließlichkeitsformel, ein Kierkegaardsches Entweder-Oder, das die Brisanz der Ware offenbart und über alles Philosophieren erhebt.

Die Ware hat es geschafft, zum Existenzial zu mutieren, darum herum Wohl und Wehe laben oder darben und darum ist es nicht egal, was man kauft und auch nicht wo.

 

Nur die Einfältigen denken, ein Fotoapparat wäre nur zum Fotografieren da und es käme letztlich nur auf das Ergebnis an: das Bild, gleichwie erzielt und womit und wie und mit was.

So reden sie, so hat man es ihnen erzählt und so wollen sie es glauben.

 

4.

Jeder Vorteil des Einen ist der Nachteil des Anderen. So wie der Preis alles einschließt, so schließt er auch aus und erzeugt jene soziale Segregation, die das hierarchische Denken so gerne in einem Oben und Unten überblickt. Auch hier sind es die geistig Mittellosen, die Königstreuen und Monarchisten, die in bewährter Weise vertikal – oben gut, unten schlecht – die Welt primitiv ordnen wollen, um sich der eigenen Position zu vergewissern.

Ihnen, den buchstäblich Haltlosen, muss es ein Sakrileg sein, ihre Leica bekrittelt zu sehen und sie wissen sich gegen die Preis-Isolationisten, ... das Gleiche bekomme ich bei XYZ viel billiger und besser..., nicht zu wehren.

In diesem Kontinuum spielt sich alles ab. Auch hier.

Die Einen: Ihr Billigheimer ruiniert die Welt.

Die Anderen: Wozu mehr zahlen?

 

5.

Wir reden über den Preis. Wir reden über den gerechten Preis, denn der Preis hat eine Moral. Man kann die Moral negieren und nur den Preis gelten lassen wollen, so wie es scheinbar überall geschieht, denn der Preis ist ein Massenpreis, für ein Massenprodukt und für die Masse. Die Masse aber ist nicht moralisch. Ethisch ist nur der Einzelne und Ethik kann man nur in ein singuläres Produkt einarbeiten, allenfalls in eine Kleinserie.

Man versteht, worauf ich hinaus will.

 

6.

Von allen Kameraherstellern und Objektivbauern stünde es wohl nur einer einzigen Firma zu, einen neuen Standpunkt einzunehmen und eine neue Sichtweise zu begründen, die als ‚globalisierter Blick’ allzuschlecht umschrieben ist. Und nur diese eine wäre legitimiert und auch praktisch in der Lage ihre Produkte radikal ethisch zu akzentuieren. Es wäre im Grunde uralte Einsicht, ein mäeutischer Blick, der Produkte nicht mehr als Gewissheiten verkauft, sondern als Fragestellung. Als Werkzeug für das offene Bewusstsein derjenigen, die fragen. Staunen, fragen, leiden. Für die Kunden des Vielleicht. Des SowohlalsAuch.

Ganz bestimmt aber für die des WederNoch.

 

 

7.

Es ist keine Schande, nur fünf Kameras am Tag zu verkaufen.

Im Gegenteil. Es ist Voraussetzung.

Es ist Voraussetzung für das Voraussetzungslose, für das bildlose Bild der Welt, für die Ränder des Namenlosen und das Aufzeigen des Unaufzeigbaren.

Das, was nicht zu verstehen ist, muss verstanden werden.

Alles, was im Preis ist, muss zurück in die Ware.

Das Entrückte muss zurück.

Es wird nicht wollen.

Wer also soll es tun?

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4195,-/Nachtrag zum Nachtrag

 

[...]

 

Von allen Kameraherstellern und Objektivbauern stünde es wohl nur einer einzigen Firma zu, einen neuen Standpunkt einzunehmen und eine neue Sichtweise zu begründen, die als ‚globalisierter Blick’ allzuschlecht umschrieben ist. Und nur diese eine wäre legitimiert und auch praktisch in der Lage ihre Produkte radikal ethisch zu akzentuieren. Es wäre im Grunde uralte Einsicht, ein mäeutischer Blick, der Produkte nicht mehr als Gewissheiten verkauft, sondern als Fragestellung. Als Werkzeug für das offene Bewusstsein derjenigen, die fragen. Staunen, fragen, leiden. Für die Kunden des Vielleicht. Des SowohlalsAuch.

Ganz bestimmt aber für die des WederNoch.

 

[....]

 

Wer also soll es tun?

 

Uff, eine schwere Kost, die man mehrere Male durchlesen muß, um sie einigermaßen zu verstehen. Ob Sokrates' mäeutische Methode im Zusammenhang mit Kameraproduktion und -verkauf schon mal erwähnt worden ist - ich bezweifle es fast.

 

In der Schule lasen wir Sokrates, Platon & Co im Original zur Genüge. Wie gut nur, daß er noch keine Leica kannte :D

 

 

Der langen Rede kurzer Sinn: Wenn viele Leute bereit sind, ein Mehrfaches des Preises einer M8 oder dgl. für ein Auto auszugeben, das sie nicht in jedem Fall wirklich brauchen, ist es ja auch kein Weltuntergang, wenn (weniger) viele Leute wie ich viel Geld für Leica-Sachen ausgeben, die sie in Wirklichkeit ja auch nicht brauchen.

 

Hans

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4195,-/Nachtrag zum Nachtrag

1.

Zwischen 50 und 100 M8-Kameras werden also täglich hergestellt und verkauft.

Nehmen wir also mal 75.

 

Sind die Produktionszahlen (50 bis 100 M8-Kameras am Tag) irgendwie belegt?

 

Viele Grüße Martin

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Sind die Produktionszahlen (50 bis 100 M8-Kameras am Tag) irgendwie belegt?

 

Viele Grüße Martin

 

das hat man uns zumindest bei der Werksführung um die letzte Jahreswende herum erzählt.

Damals waren aber leider alle Plätze leer - Urlaubsabbau, vermutlich.

Aber wenn wirklich an jedem gesehenen Platz jemand sitzt und tagtäglich M8en zusammenbaut, kann das locker hinkommen.

Eine andere Kamera wird dort m.W. gar nicht gebaut.

 

Ciao

 

TS

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das hat man uns zumindest bei der Werksführung um die letzte Jahreswende herum erzählt.

Damals waren aber leider alle Plätze leer - Urlaubsabbau, vermutlich.

Aber wenn wirklich an jedem gesehenen Platz jemand sitzt und tagtäglich M8en zusammenbaut, kann das locker hinkommen.

Eine andere Kamera wird dort m.W. gar nicht gebaut.

 

Ciao

 

TS

 

In knapp 2 Wochen wissen wir mehr, ich bin am 23.11.um 17:00 bei einer Führung dabei ;) .

 

Gruß

Erich

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Guest Bernd Banken
In knapp 2 Wochen wissen wir mehr, ich bin am 23.11.um 17:00 bei einer Führung dabei ;) .

 

Gruß

Erich

 

um 17:00 Uhr ist da bestimmt Schicht im Schacht

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Da auch Zahnbürsten, Trockenrasierer, Staubsauger, Katzenfutter etc. etc. Güter sind, auf die das von TvA Gesagte größtenteils zutrifft, hat man als Deutscher beim Einkaufen ganz schön was zu überlegen. Da soll noch einer sagen, dass wir nicht nach wie vor das Volk der Dichter und Denker sind.

 

Wie ich allerdings gelesen habe, muß man beim WATE beim Brennweitenwechsel nicht nur den Sucher verstellen sondern jetzt zusätzlich auch per Menü noch eine Einstellung. Vielleicht findet sich ja jemand, der seine überschüssige Gedankenkraft dahingend verwendet, in Solms zu signalisieren, dass sich mancher Kundennähe auch in anderer Beziehung vorstellen könnten - Stichwort "Praxistauglichkeit"

 

LG,

Waldi

 

http://www.l-camera-forum.com/leica-forum/barnacks-bar/36447-photography-jokes-3.html#post402093

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1.

Zwischen 50 und 100 M8-Kameras werden also täglich hergestellt und verkauft.

Nehmen wir also mal 75.

Mit 20 beliefert man den ganzen amerikanischen Kontinent, Nord und Süd, mit weiteren 20 Asien, 5 gehen nach Australien.

Afrika, wiewohl mit Geldern reichlich ausgestattet, bekommt keine, dafür Russland fünf; Grönland, Fidschi und Polargonien lassen wir außer Acht und den globalen Rest auch, besonders die arabischen Ölstaaten.....

 

etc. etc. etc. etc. etc. etc. etc.

 

..... für das bildlose Bild der Welt, für die Ränder des Namenlosen und das Aufzeigen des Unaufzeigbaren.

Das, was nicht zu verstehen ist, muss verstanden werden.

Alles, was im Preis ist, muss zurück in die Ware.

Das Entrückte muss zurück.

Es wird nicht wollen.

Wer also soll es tun?

 

:eek:

 

Thomas,

 

bitte nimm es mir nicht übel, aber wo bekommt man das Zeugs, das Du genommen hast?

Was kostet es? Sind Langzeitschäden zu befürchten, und ist der Erwerb, Besitz und Konsum in Deutschland eigentlich legal? :D

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Okay, ich gebe es zu: Der Satz, ‚Alles ist im Preis’ ist gar nicht von mir. Ich glaube, er ist von Schumpeter, aber ich bin mir nicht sicher. Der Rest sind gängige Wirtschaftstheorien, da brauchts gar kein Kraut, da geht man halt in eine ökonomische Vorlesung und das wars dann schon.

 

Was ich allerdings wirklich glaube, ist, dass man mit dem rational-emotiven Diskurs nicht mehr weiter kommt. Es ist in der Tat ein beschleunigter Status Quo, bei dem man das Alte durch das Neue ersetzt, ohne dabei fundamental etwas zu ändern.

Dass etwas anderes geschehen muss, versucht man uns ja allerseits kräftig einzureiben.

Nur will man dafür sorgen, dass die Deutungshoheit jeglicher Veränderung weiterhin politischen, religiösen oder wissenschaftlichen Oligarchen obliegt und ich finde: Das darf man sich nicht gefallen lassen.

 

Leica interessiert mich dabei allenfalls exemplarisch und weil ich halt damit fotografiere.

Nein, das ist nicht ganz richtig.

Natürlich trifft das ganz oben Gesagte auch auf eine Zahnbürste zu, aber eine Zahnbürste liefert keine Bilder. Es sind aber Bilder, induzierte oder visuelle, Phantasien oder Anschauungen, die das Ich konstituieren. Und wenn man der Frage nachgeht, Wer und Was bin ich eigentlich, dann kommt man nicht darum herum, sich mit Bildern in welcher Form auch immer zu beschäftigen und gar nicht mal in einem Randbereich eben auch mit Fotografie.

 

An den Peter Schubert:

Völlig legal und spottbillig bekommt man das ‚Zeug’ auf dem Münchner Viktualienmarkt. Man muss halt wissen, was man einkaufen soll.

Petersilie etwa, der Bund zu 69 cent, gut trocknen lassen und dann gut gekrümelt rauchen.

Kommt sanft, aber kommt.

Dem Kraut der Gelben Rübe sagt man ähnliches nach, war ich aber enttäuscht von.

Empfehlenswert ist im Herbst auch ein klassischer Waldspaziergang mit Suche nach unserem Männlein im Walde.

Ich sag das immer meinen Kindern: Leute, ihr seids blöd, wenn ihr in die Beschaffungskriminalität geht oder euch prostituiert für 20 Eu.

 

Zum Erwerb einschlägiger Drogen empfehle ich den Aufenthalt in der Nähe von Essensausgabestellen von Caritas und Diakonie und Notschlafstellen von Abhängigen.

Für 10 Euro Löhnung kommt dort übrigens jeder Fotograf zu fantastischen Junkie-Fotos,

Bilder vom schnellen Sex zwischen Mülltonnen, Bilder vom schnellen Schuss und Bilder von abgewichsten Toiletten mit Geheimversteck von Besteck hinter lockeren Fließen.

Das alles kann man hinterher dem ‚Stern’ verkaufen und hat seine 10 Euro leicht wieder reingeholt. Leider ist das Thema etwas out.

In ist dafür Massenporno, Pornoparty und Pornopop. Das schwimmt sogar die Süddeutsche mit und macht das publik mit 30 Photos!!!

Hier gut s/w gemacht, da ist man sofort etabliert als P-Kunstfotograf und darf in honorigen Galerien ausstellen.

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Thomas, Deine Beiträge gefallen mir aus mehreren Gründen, die ich nicht unbedingt in der Öffentlichkeit breittreten möchte ;) , ich poste schliesslich nicht anonym.

 

Nur eine Frage, liest Du (oder hast Du gelesen) Hermann Hesse? Ich komme darauf, weil einer Deiner Tags "Glasperlenspiel" heisst.

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Thomas, Deine Beiträge gefallen mir aus mehreren Gründen, die ich nicht unbedingt in der Öffentlichkeit breittreten möchte ;) , ich poste schliesslich nicht anonym.

 

Nur eine Frage, liest Du (oder hast Du gelesen) Hermann Hesse? Ich komme darauf, weil einer Deiner Tags "Glasperlenspiel" heisst.

 

 

....irgendwie ist das gesamte L-Forum doch ein Glasperlenspiel à la Hesse

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na ja, das Glasperlenspiel ist der Versuch den Weg zur Wahrheit zu finden in einer politischen Umgebung, die man sich nie wieder auferstehen wünscht - das sehe ich im Forum eher nicht :D - zuviel der Ehre.

 

siehe diesen interessanten Link:

 

Das Glasperlenspiel - hhesse.de - Das Hermann Hesse Portal - Das Werk

 

bzw. dessen Hauptseite. Für Hesse-Fans ein Muß ;)

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na ja, das Glasperlenspiel ist der Versuch den Weg zur Wahrheit zu finden in einer politischen Umgebung, die man sich nie wieder auferstehen wünscht - das sehe ich im Forum eher nicht :D - zuviel der Ehre.

 

siehe diesen interessanten Link:

 

Das Glasperlenspiel - hhesse.de - Das Hermann Hesse Portal - Das Werk

 

bzw. dessen Hauptseite. Für Hesse-Fans ein Muß ;)

 

 

......Die höchste und schönste Haltung, die aus dem Spiel gewonnen werden kann, ist die Heiterkeit..........

 

Zitat aus Deinem Link.

 

Ich geb Dir Recht, das Glasperlenspiel ist ein MUSS, nicht nur für Hesse-Fans :) :)

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