SiggiGun Posted December 17, 2019 Share #61  Posted December 17, 2019 Advertisement (gone after registration) Am 15.12.2019 um 16:08 schrieb lik: Ein Abend mit Peter Karbe in Wetzlar. Zwei Stunden Wissen und Botschaften. Ich habe die Veranstaltung mit Peter Karbe mal wieder viel zu spät bemerkt. Sie war ausgebucht, und nur dem wunderbaren Bodo Philipp vom Store Berlin und seinem nachsichtigen Kollegen Benedikt Hartmann vom Store Wetzlar verdanke ich, dass ich noch reingerutscht bin. Er war es auch, der meine zusammengefassten Fragen aus dem Forum an Peter Karbe weitergeleitet und mich im Store sogar mit ihm bekannt gemacht hatte. Der wiederum hatte offenbar alles gelesen und beschied mich sogleich damit, dass er nichts, was mit zukünftigen Planungen zu tun hat, beantworten werde. Ganz so schlimm kam es dann nicht – dazu später. Karbe ist ein unerhört netter Mensch. Einer, der seine Arbeit im Einklang mit seinem eigenen Denken lebt. Er braucht keinen Verkaufsspruch. Sogar wenn er sagt: „Soviel Wert wie bei den neuen Objektiven haben Sie noch nie bekommen.“ Bei ihm kommt es als nüchterne Feststellung. Und wenn er erklärt, dass beim Polieren der Faktor Mensch und Qualifikation entscheidend ist, weil unsauberes Polieren Zwiebelringe erzeugt und das Ganze ein Qualitäts- aber auch Preistreiber ist, dann hören wir auf zu Raunen. Ich versuche also alles zu notieren, was ich für interessant halte um es später möglichst nah am gesprochenen Wort oder zumindest sinngemäß wiedergeben zu können. Er kündigt harten, langweiligen Stoff an. Erwartungsmanagement halt. Der digitale Evolutionär In den ersten Minuten räumt er auf mit einem auch unter Leica-Enthusiasten (wie mir) bekannten Klischee: „Wir haben die digitale Revolution nie verschlafen, aber unsere Priorität war die Leica M. So haben wir die Digitaltechnik (v.a. Sensoren) der M angepasst und nicht umgekehrt. Das brauchte einfach Zeit.“ Es ist offenbar mehr die Elektronik als die Optik, welche Technologietreiber der aktuellen Fortschritte ist. Und diese evolutioniert er permanent. Will heißen, die feinsten Optiken, die wir nunmehr für die SL bekommen, könnten wir ohne die Beherrschung aller verbundenen Technologien vergessen: „Die Komplexität der gesamten Prozesskette war etwa so wie rückwärts fahren mit mehreren Anhängern. Dazu mussten wir neue Schienen verlegen. Deshalb hat es so lange gedauert.“ Für unsere Ohren etwas erstaunlich, wenn er sagt, die Objektive hätten u. a. weniger sensibel werden müssen für einen durch AF bedingten höheren Versatz der einzelnen Linsen. Zentrieren, Zumachen, Kontrollieren, wieder Aufmachen, Korrigieren – so etwa der Prozess bei M-Linsen, das ginge nicht mehr, wenn mal alles justiert und geklebt ist. Auf die Frage aus dem Publikum nach der Servicequalität bei soviel Komplexität: „Da machen Sie sich mal keine Sorgen.“ Macht man sich auch nicht, wenn man ihm zuhört. Der Optik-Challenger Die meisten Leica-Fotografen kennen sein Statement, dass die neue Generation der Objektive locker 100 Millionen Pixel bedienen kann. Die Herleitung kennen außer einigen hier versammelten Kennern sicher wenige. Ich habe sie endlich verstanden i.S. von als plausibel gekauft, wenn auch nicht so durchdrungen, dass ich es im Detail wieder erläutern könnte. Also für alle, die – wie ich – sich allein mit etwas Plausibilität schon gut fühlen: „Mit den SL-Summicronen (auch dem Summilux SL 50 und auch anderen Linsen wie dem Q-Objektiv) haben wir unser Ziel um 50 % erhöht auf 60 Lp pro mm bei 50% Kontrast. Denn früher lag es bei 40 Lp.“ So mancher Hersteller arbeite noch mit 30 Lp und einer (nein, das zitiere ich hier nicht namentlich) intern mit 50. Beiläufig bemerkt er, man habe ja beim APSC-Sensor bereits begonnen, die Latte höher zu legen. Als dies gelungen sei, war klar: Für das SL-System muss es noch mehr sein. So war das also. Dann kommt die Erklärung des 100-Millionen-Pixel-Statements, die Nyquist-Frequenz bei den heute denkbaren verschiedenen Pixelwerten. Sie betrage für einen 100 MP-Sensor 172 Lp pro mm bei 100 % Kontrast. Ergo wären 50% Kontrast (1/2 Nyquist) 86 Lp. Karbe: „Das schaffen unsere Objektive problemlos, und zwar bis in die Ecken.“ Und dann der Superlativ: Unser Summicron SL 35 ist auch deshalb unser bestes Objektiv, weil wir für die 35 mm mal genug Platz hatten, uns auszutoben.“ Es bewältige nämlich 204 Lp / mm bei 50% Kontrast. Ruhe im Saal. Für manchen vielleicht tatsächlich nicht so neu das alles. Hart war der Stoff für mich. Langweilig nicht und bekannt schon gar nicht. Es folgen einige Ausführungen zu Farbfehlern, CA etc. Die Objektive seien so korrigiert, dass der am Computer kaum auszugleichende Farblängsfehler praktisch 0 ist. Das kann ich sehen. Schließlich bleibt – Danke eines leidgeprüften S-Nutzers an den Fragesteller – die Frage nach den S-Objektiven nicht aus. In der Tat seien sie für 40 Lp bei 50% gerechnet, aber: „Dort haben Sie weniger Nachvergrößerung. Das finale Bildergebnis ist bei der S nochmals deutlich besser.“ Na Gottseidank. Übrigens mache man Software-Korrekturen der Objektive wirklich nur soviel wie nötig. Da die Leica-JPEG's im Kontrast auch nicht so steil überhöht seien, falle man bei manchen Tests halt ab. Das ist mir ja so egal. Der Schärfeverlauf-Jongleur Aufklärung und Realismus beim Thema Schärfeverlauf war ihm auch ein Anliegen. Beim Schärfeabfall der neuen SL-Summicrone geht es um den optischen Eindruck durch die Differenz der Schärfe. Wenn aber man darauf schaue, wie dick bei offener Blende die Spots im Hintergrund sind, dann sei ein Summilux natürlich immer noch was anderes. Nach so vielen Vergleichen hier und sonstwo ist es doch gut, es mal aus seinem Munde gehört zu haben. Und die M-Summiluxe schmerzfrei weiter zu nutzen. Überhaupt ist das die Stunde des Offenblende-Fans: Peter Karbe wünscht sich „einen Monitor, auf dem beim Abblenden die Meldung erscheint: "Sind Sie wirklich sicher?“ Alle Ambitionen bezüglich optischer Leistung bezögen sich auf volle Öffnung. Wörtlich: „Wer immer mit 8 fotografiert, solle einen kleineren Sensor nehmen. APSC sei auch der bessere Sensor wenn man Schärfentiefe benötigt. Und schlimmer: „Statt Abblenden geht im Vollformat dann auch ein ND-Filter“ Gelächter. Auf meinen Zuruf, das sei doch eine Qualität beeinträchtigende zusätzliche Glasfläche: Lächeln und Abwinken. Langsam verstehe ich seine Aussage: „Wir gehen an die Grenzen des technisch Machbaren und manchmal auch des menschlich Zumutbaren.“ Der Alan Greenspan der Optik Endlich die Fragerunde. Und es ist eine Freude, wie listig aus dem Publikum gefragt wird. Keiner fragt direkt nach Zukunftsplänen. Alle Fragen sind über Bande gestellt. Und so wird die Runde wertvoll, auch wenn die Antworten etwa so sind, wie dereinst die Marktausblicke von Alan Greenspan. Etwa auf die Frage nach genereller Produktstrategie und ob man die lichtstarken Objektive jetzt anderen Herstellern wie dem mit dem S überlasse: „Wann die hohen Lichtstärken kommen, kann ich nicht sagen. Jetzt machen wir mal das Projekt.“ Auf die Nachfrage, ob das hieße, dass welche kommen, natürlich keine Antwort. Die Frage nach Kooperationen mit dem L-Bajonett führt zur Klarstellung, dass dies keine Kooperationen, seien sondern die Öffnung des eigenen Anschlusses und damit des Marktes, damit auch andere gute(!) Hersteller Produkte dazu anbieten können. Ob Extender kommen, fragt man natürlich nicht, sondern ob sie technisch auf diesem Niveau machbar seien. Die Antwort schafft Klarheit. „Mit einem Extender wird auch CA vergrößert. Ein optischer Extender wäre heute weniger gut als ein digitaler durch Crop.“ Eigentlich brauche man ihn also gar nicht mehr. Und: „Extender wäre auch nicht mein ... [Lächeln und Schweigen] … Aber ich würde nie sagen, dass nie mehr einen machen.“ Alles klar? Weiter geht es mit Tilt-Shift: „Das kann und darf ich nicht beantworten.“ Die von anderen Herstellern erzielten Stückzahlen dürften hier für Realismus sorgen. Ein langes Teleobjektiv? Natürlich würde er auch gerne mal ein langes Tele machen, aber ob überhaupt und wenn ja, wann, wisse er wirklich nicht. Dann kommt’s: „Benutzen Sie doch erstmal das 90-280 und croppen damit.“ Und überhaupt sei Sigma auch eine gute Firma. Auf die listige Frage, ob denn gar keine Makro-Objektive mehr nachgefragt würden erfolgt dann doch eine Kaufempfehlung: „Doch, aber ich empfehle zunächst mal den EIpro-Vorsatz. Aber Danke. Ich geb's weiter.“ Er zeigt seine eigenen Makro-Fotos. Ich glaube, ein Makro zu entwickeln würde ihm Spaß machen. Mehr war nicht rauszuholen. Beiläufig sorgt dieser freundliche bescheidene Anti-Guru nochmals für offene Augen und Ohren. Er mache nur JPEG, denn er sei zu faul , um viel an LR zu arbeiten. Kulturschock für einen notorischen DNG-Fummler wie mich. Und außerdem nutze er auch immer noch eine M8. Betrifft mich nicht – meine erste war die M9. Und jede M und SL danach. Und immer so weiter. Peter Karbe zu hören ist informativ und macht Freude. Eigentlich müsste Leica ihn klonen und könnte damit eine Menge Hochglanz-Marketing einsparen. Vielen Dank für die Info: klar und deutlich! Ja, Herr Krabe ist sowohl menschlich angenehm und fachlich kompetent. Es macht freude ihm zuzuhören 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted December 17, 2019 Posted December 17, 2019 Hi SiggiGun, Take a look here Vortrag Peter Karbe - Fragen?. I'm sure you'll find what you were looking for!
spassig123 Posted December 21, 2019 Share #62  Posted December 21, 2019 On 12/12/2019 at 11:41 PM, lik said: Ich kenne das auch. Beim EVF Peaking habe ich gefühlt immer etwas Spiel, während ich beim Messsucher gnadenlos den Punkt finde und – sofern die Justierung stimmt – auch die korrekte Schärfe. Nachfrage: EVF Peaking ist mir klar. Was ist mit Messsucher bei der SL2 gemeint? Jochen Link to post Share on other sites More sharing options...
lik Posted December 21, 2019 Author Share #63 Â Posted December 21, 2019 vor 2 Stunden schrieb spassig123: Nachfrage: EVF Peaking ist mir klar. Was ist mit Messsucher bei der SL2 gemeint? Jochen Da meinte ich die M Link to post Share on other sites More sharing options...
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