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...Zeitreise in meine alte analoge M Zeit..


stratherb

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Lieber Herb!

 

Schreib doch mal ein paar Informationen zu Bild 7/5.

 

Martin

 

MMMhh, lass mich nachdenken, das war ca. 6 Jahre nach der Gladbeck Geiselnahme,

die ich übrigens auf der rheinl-pfälzischen Seite "übernehmen" sollte, allerdings wurden die Täter und die opfer bereits kurz vor dem "verlassen" von NRW, gestoppt.. im Westerwald...bei Driedorf.. Die Foto-Situation war etliche 100 m vom Ort des wirklichen Geschehens entfernt, und auch entspannt, als 2-3 Fernsehteams nach mir zur Polizeiabsperrung kamen, und ich weiss nicht warum, vielleicht waren es die Nerven oder der unbeugsame Wille zur Selbstdarstellung, während alle Krio und SEK Beamte sich um Eigenschtuz bemühten und Deckung suchten, auch hinter KFZ, setzte sich dieser Beamte nicht nur in Bewegung, sondern auch gezielt in Pose, er warf sich auf dem Boden hin und her, zielte auf einen imaginären Gegner in der Ferne, den er definitiv nicht ausmachen konnte, und seine Agilität gipfelte , im wahrsten Sinne des Wortes in eine gymnastische Übung, die ihren Abschluss auf !!! dem KFZ machte... Nette Show, aber ohne weitere Folgen. Dieses Bild war auch ein Diskussionsgrund bei einem Referat vor Kripo und SEK Beamte aus NRW, die ich im Auftrag des Deutschen Presserates halten durfte zum Thema: Polizei und Presse in Extremsituationen.

 

Hier ein Bericht aus dieser Zeit :

Nach fast zweitägiger Hatz durch halb Deutschland gingen der Polizei die Kidnapper zermürbt ins Netz Verbrecherjagd quer durch sechs Bundesländer -- die Medien immer dicht auf

LUTZ SCHNEDELBACH, STEPHAN NATZ UND FRED HASSELMANN

 

34 Stunden dauert die spektakuläre Jagd. Um 13.55 Uhr überwältigen vier Männer eines hessischen Sandereinsatzkommandos im Wald nahe dem hessischen Ort Driedorf Gerhard Poiak. Sie müssen nicht schießen. Der 35 jährlge, der eine Pistole, eine Handgranatenattrappe und einen Rucksack voller Geld bei sich trägt, gibt, offenbar zermürbt, auf. Sein 32jähriger Kumpan, der als weitaus gefährlicher geltende Mörder und Ex-NVA-Einzelkämpfer Raymond Albert, hält hunderte Polizisten noch für weitere Stunden In Atem.

 

Schießerei im Dorf

 

Polak und Albert hatten am Montag morgen in Stuttgart erst zwei Polizisten und später einen weiteren Mann gekidnappt. Bei einem Banküberfall im hessischen Fulda erbeuten sie mehr als 200 000 Mark, lassen mittags ihre Geiseln in Thüringen frei, um kurz darauf ein älteres Ehepaar in ihre Gewalt zu bringen. Nach einer Schießerei im Dorf Hötzelsroda bei Eisenach bringen sie noch einen Vater mit seinen zwei Kindern in ihre Gewalt. Während die Kinder rasch wieder fteigelassen werden, irren die Gangster mit ihren drei Gefangenen durch die Nacht. Wenige hundert Meter hinter ihnen hält ein Troß von Polizeiwagen die nachdrängende Journalistenmeute auf Distanz.

 

Auf ihrem Weg von Dresden nach Berlin, wo Albert Verwandte hat, kehren die Verbrecher gegen 20 Uhr um, weil ihnen der Verkehr zu dicht wird und dem Schweizer Poiak die ihm fremden neuen Bundesländer unheimlich sind. Der ältere Mann im Auto blutet, war noch in Thüringen von der Polizei versehentlich am Arm angeschossen worden.

 

Tempo 200 in der Nacht An einer Tankstelle zwischen Chemnitz und dem Hermsdorfer Kreuz hält der dunkeigrüne Mercedes 300 mit dem Ulmer Kennzeichen ULM 9007. "Wenn Ihr uns nicht weiter verfolgt, lassen wir die Geiseln frei", wird von der Polizei erneut gefordert. Diese reagiert darauf nicht.

 

Die Hatz über die von zahllosen Baustellen immer wieder eingeengte Autobahn geht bei Dunkelheit und dichtem Regen mit teilweise halsbrecherischem Tempo von bis zu 200 Stundenkilometern weiter. Ein Funkamateur: "Man hat den Eindruck, als ob es keine zentrale Einsatzleitung der Polizei gibt. Wenn eine Landesgrenze überschritten, wird, ist ein neues Landeskriminalamt zuständig." Das war in sechs Bundesländern der Fall. Die Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes GSG 9 wlrd erst gegen drei Uhr morgens alarmiert.

 

Eine Stunde vor Mitternacht herrscht auf der Mmol-Raststätte Eichelborn bei Erfurt Konfuslon. Bis auf eine hat die Polizei alle Tanksäulen lahmlegen lassen. Hier soll zugegriffen werden. Doch es kommt anders. Die Kidnapper tanken. Sogar die Rechnung wird bezahlt. "Ich habe keine Ahnung, von wem", sagt der Tankwart. "Im Laden waren plötzlich mindestens 30 Polizisten." Noch bevor ein von den Gangstern telefonisch angeforderter Notarzt eintrifft, sind der Mercedes und seine Verfolger wieder in Richtung Frankfurt am Main unterwegs. Der Grund: Albert und Polak riechen plötzlich Lunte, als über der Tankstelle ein noch immer nicht identifizierter Hubschrauber kreist. Die Polizei vermutet Journalisten im Helikopter.

 

Der Motor ist kalt

 

Um 2 Uhr verliert sich die Spur auf der A 66 bei Hofheim zwischen Frankfurt und Wiesbaden. Die Polizei, die am späten Abend die Journalisten abgedrängt hatte, will plötzlich wieder mit ihnen kooperieren. Um 5.35 Uhr klingelt bei der Mutter des Thüringers Matthias Luhn -. er war mit seinen Kindern in Hötzelsroda gekidnappt worden -- das Telefon. "Wir sind frei", sagt der völlig erschöpfte Mann. Eine Stunde vorher hatten Albert und Polak ihre letzten drei Opfer bei Weilburg an der Lahn freigelassen.

 

Von dort aus fahren sie nur noch gute 30 Kilometer in den kleinen Ort Drtedorf im Westerwald. Kurz zuvor werden sie erneut von der Polizei gesichtet -- vdretst ohne direkte Folgen für sie. Als ein Mitarbeiter des Autohauses Schlosser In der Driedorfer Stadionstraße gestern kurz nach sechs Uhr zur Arbeit kommt, fällt ihm unter den dort geparkten Autos ein fremder Wagen auf -- der Flucht-Mercedes. Sein Motor ist längst kalt.

 

Um 6.58 Uhr beobachtet eine Polizeistreife im Driedorfer Ortsteil Heisterberg einen Mann in einer Telefonzelle. Als sie halten, schießt er sofort, trifft glücklicherweise aber niemanden und kann in Richtung der nahen Bungalowsiedlung am Helster,er" flüchten~

 

Zwischendurch taucht der Sijährige Werner Kalms aus dem Driedorfer Nachbarort Schönbach bei der Polizei aufl "Mein roter Opel Kadett wurde nachts gestohlen", will er zu Protokoll geben. "Dafür haben wir heute keine Zelt", wird er von den aufgeregten Beamten des Provinznestes abgewiesen, Es könnte ein weiteres Fluchtauto gewesen sein. Denn bis zum Abend bleibt der Aufenthaltsort von Albert unbekannt.

 

Indessen wird die Camping- und Bungalowsiedlung von immer neuen Einheiten der Polizei eingekreist und abgeriegelt. Präzisionsschützen, maskierte und bis an die Zähne bewaffnete Nahkämpfer, Hundestaffeln und ein Schützenpanzer rücken an. Über der Siedlung am Hügel kreisen Helikopter, von denen aus die wenigen Bewohner aufgefordert werden, in ihren Häusern zu bleiben. Wie die zwei ortsfremden Gangster die versteckte Siedlung finden und später aus dem abgerlegelten Areal fliehen konnten, bleibt unklar.

 

Die Spekulationen blühen, als am späten Vormittag ein roter Lieferwagen eines Partyservice den waffenstarrenden Kordon passieren darf. Er hat Champagner, Kaviar und andere erlesene Leckereien geladen. "Wollen die Gangster nur Kraft tanken oder haben sie sich ihre Henkersmahlzeit kommen lassen", werden die Beamten mit Fragen bestürmt Doch sie schwelgen. Statt dessen stürmt punkt 12 Uhr mittags die GSG 9 ein Jugendheim nahe der Feriensiedlung. Umsonst, es Ist leer.

 

Überleben trainiert

 

Zwei Stunden später überschlagen sich die Ereignisse für kurze Zeit. Ein Troß aus mehreren Polizei- und Zlvilfahrzeugen rast aus dem abgesperrten Gebiet auf die B 255 In Richtung Herbom. Doch schon nach wenigen hundert Metern quietschen die Bremsen. Die Polizisten werfen sich vor einem Waldstück auf den Boden. Zwischen den Bäumen tauchen maskierte SEK-Männer auf. Vier von Ihnen finden innerhalb weniger Minuten den auf dem Boden liegenden Gerhard Polak, der sich widerstandslos festnehmen läßt.

 

Er sagt, daß er sich dort von seinem Komplizen Albert getrennt habe. Der Wald wird durchkämmt, zwei Hubschrauber suchen aus der Luft, Polizei und Journalisten gehen auf der nahen Straße hinter Autos in Deckung. Überleben hat der Ex-Kampfschwimmer Albert bei der NVA gelernt. Dort war er härter ausgebildet worden als die als Elitetruppe geltenden Fallschirmjager. Er trainierte vor allem Selbstüberwindung. Mit einem Bleigürtel um die Hüften, ohne Sauerstoff, mußte er den Grund eines Schwimmbekkens durchqueren. Das Schwimmen mit gefesselten Händen und Füßen übte er ebenso wie die Selbstbefreiung nach vorheriger Fesselung in abgelegenen Gebieten. Dennoch beschreiben die Geiseln später Polak als Scharfmacher. Albert habe begutigend auf seinen Komplizen und die Gefangenen eingeredet.

 

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit werden schwere Beleuchtungstechnik und neue Hunde angefordert. "Wir richten uns auf eine lange Nacht ein", sagt Kurt Maier von der Gießener Polizei. Die Driedorfer werden aufgefordert, in die Dorfknelpe zu kommen, um erneute Geiselnahmen zu verhindern. "Wir haben alle Angst", sagt eine Frau aus dem Ort.

 

Um 22.20 Uhr dann Aufatmen in Driedorf und unter den vielen hundert Polizeibeamten. Rayrnond Albert stellte sich, offenbar zermürbt von der langen Flucht, seinen Jägern.

 

Bei dem Ferienort Driedorf im Westerwald hatten sich gestern die beiden Schwerverbrecher verschanzt.

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Hallo Martin,

ich nehme mal an du meinst 10/4 .

Das war auf einer 1.Mai Zentralveranstaltung der Gewerkschaften , ich glaube in Bad Kreuznach, mir fiel die ganze Zeit der entschlossene kämpferische Blick der Dame auf, die für mich das vorherrschende Gefühl der Situation vor Ort vermittelte. Sie nahm mich wohl war, verzog aber keine Miene, aber nachdem ich die Kamera vom Auge nahm, schaute sie mich mit einem kurzen milden Lächeln an, wohl wissend, welches " Bild" Sie für mich abgegeben hatte.....und ich war Ihr dankbar dafür....

Herb

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  • 1 year later...

Sehe das erst jetzt, super schöne Reflektionen der Politischen Ereignisse meiner Jugend, beeindruckend, erschütternd,humorvoll alles dabei gratuliere zu der aktuellen Ehrung, die ich Dir von Herzen gönne - auch wenn "Birne" nun wirklich nicht mein Fall war:)

Die Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses und das damalige Lebensgefühl, RAF Terror

usw. werden wieder präsent.

 

Es scheint damals war mehr los, oder ?

 

Gruß

 

Matthias

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  • 7 months later...

Auch von mir vielen Dank für das Ausgraben dieser einmaligen zeitgeschichtlichen Bilder von Herbert, auch wenn man Deine Ausstellungen gesehen hat, ist es immer wieder schön, die Zusammenfassung zu sehen.

 

Und weil ein vielbeschäftigter Fotograf keine Zeit hat, den Selbstauslöser zu drücken, hier mal ein Bild aus Solms vor einigen Wochen, mit Verlaub hier reingestellt.

 

Danke noch mal.

 

 

 

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Liebe Freunde, lieben Dank für euer schönes Ostergeschenk, diesen Thread nochmals hochzuholen, nun nach den Ausstellungen in Mainz/ SWR, Solms/Leica Galerie und Koblenz/ Galerie Handwerk sowie nach 5 sehr gut besuchten Sonderführungen glaub ich so langsam selbst dran, daß die Bilder heute noch berühren ;-))) DAnke allen Postern und besuchern der Ausstellungen bisher, aber es geht ja weiter, in Trier, Köln, Kaiserslautern, BAd Ems usw. China und mal schauen wohin es die Bilder trägt....Das zwei Sujets, wie das Bild des Jungen aus Tschernobly und das Demo Bild mit den Hubschraubern über Brokdorf wieder so aktuell wurden, war kein gutes Timing, sondern leider die aktuellen Ereignisse brachten die Themen wieder hoch....

Danke euch allen....

Herbert

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