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Also, Vorsicht beim "Achilles" war angesagt, dafür haben wir weitere interessante Orte schlabbern müssen, Nizzas, San Remo, Alassio um nur drei zu nennen. Aber ab der

italienischen Grenze ist die Cote nicht mehr so schön wie auf der französischen Seite, der Abstand zur Küste ist im Mittel größer, dafür sind die Straßen nicht mehr so hügelig.

Kurz, wir kamen unbeschadet in Genua an.

Aber zunächst war Martin, als wir in den Altstadtstraßen rumgurkten, um was Geeignetes zu finden, doch einen Moment unaufmerksam gewesen, und ihm brach beim Bremsen auf einem Straßenzwickel das Vorderrad auf einer Sandschicht auf dem Asphalt aus. Der Sturz war nicht so schlimm, auch der Roller hatte nur ein paar Kratzer, aber es war ein Warnhinweis.

Bei einer Reparaturwerkstatt bekam er die Adresse einer Achillesvertretung, aber die war in Mailand, da mußten wir also noch hin.

Wir wollten noch eine Übernachtung in Genua machen, dann am nächsten Tag nach Mailand weiterfahren, ich wollte mit ihm noch bis zur Vertretung fahren und dann alleine die Heimfahrt antreten.

Auch hier haben wir in der Altstadt ein billiges Hotel gesucht, gefunden haben wir eine Kaschemme. Das haben wir aber erst später gemerkt. Also, zunächst das Gepäck

hochgetragen, die Treppe war eine schlechte Leiter, das Fenster immerhin vorne zur schmalen Straße.

Dann sind wir wieder abgezogen, und haben uns in der Altstadt umgesehen. Da sind wie in allen größeren italienischen Städten noch Bauten oder Bauruinen aus der alten und sehr alten Vergangenheit, plötzlich hören wir ein lautes Geschmetter, ein Mann mit guter Tenorstimme hatte ein Gewölbe zur "Stimmabgabe" benutzt, hörte sich sogar gut an. (Daran dachte ich, als Jan sein Bild von einem Schmetter-Tenor mit Pfeife im Auto eingestellt hatte).

Gut, nach einigen Stunden waren wir langsam müde und gingen ins Hotel zu unserem Zimmer hoch. Einer macht das Licht an...da sausen Dutzende von Cocherachen kreuz und quer über den Boden, unser Gepäck und waren in Sekunden irgendwo verschwunden. Ich brauche ja niemand zu sagen, wie groß diese Biester in Italien werden können.

Na Mahlzeit. Protest hatte wegen der Sprachprobleme keinen Sinn, also die Schlafsäcke, nach sorgfältigen vorherigem Ausschütteln auf die Betten gelegt...ich bekam die Nacht kein Auge zu.

Dann, ich hatte schon früher geschrieben, daß wir durchgängig schönes Wetter hatten, fing es plötzlich an, wie aus Eimern zu schütten. Ich ging ziemlich entsetzt zum Fenster... aber da war kein Regen. Eine Frau aus dem Stockwerk darunter hing klatschnasse Wäsche auf eine Wäscheleine, die gegenüber der Straße eine Umlenkrolle hatte und konnte so ihre ganze Wäsche aufhängen. Nachts wohl deshalb, weil keine Leute auf der Straße waren, die sonst abgeduscht geworden wären.

Das ist auch mein einziges Bild aus Genua, aus dem Fenster raus auf die Wäsche und Straße.

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Also dann Mailand.

Das sind wieder mal 150km, aber wir sind nicht nur wegen der Cocarachen sehr früh aufgebrochen, es war eine gut ausgebaute Straße, wir fanden die Vertretung, und wir verabschiedeten uns. Martin hatte noch eine Woche Urlaub mehr, außerdem war das Teil nicht an Lager, es mußte bestellt werden, das dauerte ein paar Tage.

Ich machte noch einen Abstecher in die Innenstadt. Damals gab es nirgendwo Fußgängerzonen, man konnte überall hinfahren, in Köln z.B. fuhr ich gerne und ziemlich regelmäßig über die Hohe Straße und die Schildergasse mein "Revier" ab, mal ins "Campi", mal ins "Bianchi" reinschauen.

"Ach wie schön ist es doch in einer Milchbar,

"manche Maid trifft am Abend ihren Knilch da"

das war doch der Text von so einem Jux-Song.

Also, so im Vorüberfahren mal den Dom von Mailand fotografiert.

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Ja, der Vorplatz mit seinen irgendwie ausgerichteten Tauben, die rennen wohl immer zugleich dahin, wo es Futter gibt, dann ging die Tour ab nach Bellinzona, Tessin, Schweiz, noch mal 100 km.

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Lieber Erich,

das sind wunderbare Geschichten und interessante Bilder.

Wir sind diesmal ganz Ohr bei deinen Erzählungen.

 

Ich hoffe ich kann dies bald mal live hören,

wir sollten eine kleine Leica Treffen im finsteren Wald planen.

 

Beste Grüße

 

martin

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Freut mich, Martin, Du hast ja auch Deine Biker-Erfahrungen.

 

Wir sind am kommenden WE wieder mal unten, ich rufe Dich mal kurz an oder Maile.

 

 

 

Kommt man langsam aus dem norditalienischen Industriebereich heraus, gibt es auch wieder interessantere Motive. Vor allem die Gegend wird dann wieder ländlicher und, ganz allmählich, gibt es immer mehr mitteleuropäische Pflanzen, die die Mittelmeer-Flora ablösen.

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Die Berge links und rechts der Strasse werden allmählich immer ansehnlicher.

 

Kurz den Comer See berührt, dann weiter über Chiasso in die Schweiz, Mendrisio und immer am Luganer See entlang, dann Lugano weiter Richtung zu den Alpen. Bellinzona ist nur 250 m ü.M.

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Allmählich fühlt man sich wieder der Heimat näher :)

 

Tja, und in Bellinzona noch eine Übernachtung, die bezahlt werden mußte, am nächsten Tag kam der Parforceritt auf über 450 km dran, Bellinzona bis Göppingen, wo meine Tante wohnte.

Und abends wurde ich von so einem freundlichem Mädel bedient, die hatte mir gut gefallen, ich ihr wohl auch, aber trotzdem ich meine Zimmertür nicht abgeschlossen hatte, kam kein Besuch ;-)). Schade. Aber so schnell schießen wohl auch die Tessinerinnen nicht, zumindest damals nicht.

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Allerdings vor Bellinzona noch eine Stzrecke am Luganer See entlanggefahren, das ist verständlich, daß sich da so viel berühmte und reiche Leute ihre Villen gebaut haben.

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Noch ein Blick auf den Lago Lugano

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Aber hier unten sieht man noch Weinberge, meist roter Merlot.

 

25 Jahre später habe ich den mit einem anderen Freund am, nein im Lago Maggiore in Ascona getrunken, bis zum Hals saßen wir im Wasser, jeder hatte einen Bocalino mit Tessiner Merlot in den Fingern und ich erzählte ihm, er war auch mein Kunde und Maschinenbauer, einiges über die Grundzüge der Elektrochemie ;-))

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Dann in aller Herrgottsfrüher raus und die Monsterstrecke von 450 km ausschließlich Landstraßen in Angriff genommen.

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Erst bei Biasca beginnt der Anstieg, der dann bei Ariolo schon 1150 m ü.M. hat, heute die Süd-Zufahrt zum Gotthardt-Tunnel. Den gabs ja damals noch nicht, also geht die Kurbelei los und rein in die Tremola, eine im übrigen ausnahmslos mit Granit gepflasterten Straße mit allein 24 Haarnadelkurven, heute das längste Kulturdenkmal der Schweiz.

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Am besten verweise ich für die Beschreibung auf eine Schweizer Biker-Seite:

Besondere Bikeerlebnis der Gotthardpass Tremolastrasse von Airolo die Tremola hoch zum Gotthard weiter zum Lago della Sella hochüber dem Gotthard Airolo Gotthard Pass Mountainbike Touren Schweiz Tessin / Uri

Da ist das Gefühl herrlich beschrieben, das mich genauso schon damals den ganzen Gotthard-Aufstieg begleitet hat.

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Es gab übrigens keine andere Möglichkeit, auf eigenen Rädern über den Gotthard zu kommen als die alte Tremola. Die neue Paßstraße wurde erst 10 Jahre später gebaut, weitere 10 Jahre später dann der Gotthard-Strassentunnel.

Eine andere Möglichkeit wäre der Transport mit der Eisenbahn gewesen, aber dafür langte mein Geld nicht mehr, außerdem wollte ich das selbst schaffen, und das sogar mit einem Kolbenfresser fast auf der Höhe.

 

Die Aufnahme machte ich, als ich den Kolbenfresser gerade überstanden hatte und die überhitzte Maschine im Leerlauf etwas abkühlen ließ.

Das scheppernde geräusch sdes Kolbens und vielleicht auch des Pleuellagers ist mir jetzt noch im Ohr.

 

Und, an den Rändern gab es schon Schnee.

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Endlich war die Paßhöhe auf 2.109 Meter ü.M. erreicht.

Hinten links im Hintergrund kann man das Hospitz mehr ahnen als sehen.

 

Die Aufnahme habe ich mit der Ikoflex gemacht, während der Motor lief und ich die Kamera an den Lenker lehnte; das vibvriert alles, incl. meiner Hände, ich hatte keine Handschuhe an, das ist doch nur was für "Weicheier" :rolleyes: (aber diesen Ausdruck gab es noch nicht im Sprachgebrauch der 50er Jahre).

 

Ja, dieses war das letzte Bild meiner Tour, der Film war voll, der Rest an Geld mußte für Sprit herhalten und für ein paar Brötchen mit Äpfeln und einem Stück Fleischwurst.

 

 

Und dann weiter über Andermatt, Altdorf, den Vierwaldstätter See entlang, Chur, Vaduz, rüber nach Österreich, Bregenz, dann Deutschland, Lindau, Bieberach, Ulm und Göppingen.

Dann die Übernachtung in Göppingen, am nächsten Tag, einem Sonntag, dann wiederum deutlich über 400 km nach Köln, aber das waren keine Berge mehr, das war fast ein Zuckerschlecken. Allerdings sind wir auf dieser Tour keinen Kilometer Autobahn gefahren, das hatten wir uns fest vorgenommen. Spitze so 70-75 km/h, auf den Straßen der ausgehenden Nachkriegszeit.

 

Ach so, hätte ich fast vergessen: als wir losfuhren, gab es in ganz Deutschland keine Geschwindigkeitsbegrenzungen innerhalb von Ortschaften, am Sonntag meiner letzten Fahrt war die Begrenzung einheitlich auf 50 km/h eingeführt, die bis heute gilt.

 

Vielen Dank noch an alle, die bis hierher durchgehalten haben, so wie meine Ikoflex auch, die nach zig Jahren auf unserem Eisenach-Treffen wieder mal einen Film belichtet hat.

 

Gruß

Erich

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Guest Digiknipser
Vielen Dank noch an alle, die bis hierher durchgehalten haben, so wie meine Ikoflex auch, die nach zig Jahren auf unserem Eisenach-Treffen wieder mal einen Film belichtet hat.

 

Vielen Dank für einen wirklich interessanten Einblick in eine Zeit, die ich noch nicht miterleben konnte. :)

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Das muss ich auch sagen, ich habe diesen Thread mit großem Interesse gelesen. Ich war damals auch minus 20 oder so :) aber ähnliche Geschichten kenne ich von meinen Eltern.

 

Ganz nebenbei sehr interessante und schöne Bilder !

 

Falls du noch mehr Geschichten aus der damaligen Zeit hast, immer her damit.

 

viele Grüße

 

Ralph

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Danke an alle, nochmal, auch für mich hat das Aufarbeiten der Bilder und das Wühlen in der Erinnerung, verknüpft mit Jahres- und Ereignisangaben im Internet, wieder diesen Weg in die aktuelle Erinnerung gehoben.

Man konnte ja auch damals nicht mehrmals im Jahr seine 6 Wochen Urlaub in mehreren größeren Reisen unterbringen, die 2 Wochen Urlaub, natürlich ohne Urlaubsgeld, es war ja schon ein Segen, daß der Lohn währenddessen weitergezahlt wurde, gaben das einfach nicht her.

 

Übrigens, auch ein Fund im Internet: "Tremola" heißt "Tal des Zitterns", das sich gewiß einstellt, wenn man sich diese Tour mit einer Kutsche und defekten Bremsen oder durchgehenden Gäulen vorstellt. Oder auch einen PKW mit kochendem Motor.;)

 

Wäre eine letzte Frage, ob Goethe auch bei seinen Italienreisen die Gotthard-Kutsche genommen hat. Da muß ich mal nachschauen. Zumindest führte die eine Reise aus Karlsbad über den Brenner, die Rückreise ist bis Mailand dokumentiert. Von da über den Gotthard wäre es sinnvoll gewesen.

 

Gruß

Erich

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