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immer mehr Hypochonder


gramsi

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Aus einer Mail eines Mitarbeiters des Zeiss Testlabors, nachdem ich mein Biogon35 zur Überprüfung eingeschickt habe. Meine laienhafte Vermutung war, dass das Biogon etwas dezentriert ist, was sich nun, nach ausführlicher Begutachtung, als Fehlschluß herausgestellt hat. Abschliessend schreibt der Mitarbeiter etwas, dass ich euch nicht vorenthalten möchte:

 

Bitte erlauben Sie mir noch ein paar allgemeine Anmerkungen:

 

Feine Nuancen von Objektivleistungen kann man grundsätzlich mit Kameras nicht zuverlässig ermitteln, weil sich immer Objektiveigenschaften und Kameratoleranzen vermischen. Grobe Fehler kann man sicher nachweisen, aber die präzise Messung feiner Effekte gehört ins optische Labor, und das ist die Welt der Granitbänke und der µ-Meter. Alle Kameratoleranzen liegen immer in der Größenordnung einiger Hundertstel Millimeter.

 

Nun verführt die leichte Vergrößerbarkeit digitaler Bilder die Fotografen immer wieder zu etwas überspannter Betrachtung von Bildern und zu übertriebener Erwartungshaltung, die dann enttäuscht wird, wenn man kleine Schwächen sieht. Die haben ihre Ursachen entweder in den erwähnten Toleranzen aber auch in den Grenzen der Korrektionsmöglichkeiten tragbarer und bezahlbarer Objektive. Auch noch angeheizt durch die Flut pseudowissenschaftlichen Unsinns in Magazinen und Foren ist da in letzter Zeit eine Art Machbarkeitswahn entstanden, der weit weg ist von der Realität - und auch von der eigentlichen bildmäßigen Fotografie.

Nur vor dem Hintergrund kann man z.B. von lichtstarken Objektiven Repro-ähnliche Gleichmäßigkeit der Leistung im ganzen Bildfeld erwarten. Man kriecht in den Pixeln herum und vergißt das Bild als Ganzes.

Wenn ich mir dann das Reklamationsgeschehen ansehe, dann komme ich mir vor wie eine Arzt, der feststellt, dass in seinem Wartezimmer überwiegend Hypochonder sitzen, also eingebildete Kranke.

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Es ist natürlich überspitzt formuliert, aber ich denke, der Mann hat recht.

 

Wenn man einmal die Geschichte der Fotografie rekapitulieren und bekannte und berühmte Bilder nach den Kriterien bewerten würde, die hier an die Ergebnisse aktueller Digitalkameras angelegt werden, wie viele Bilder würden dann überhaupt noch übrig bleiben?

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Guest Blende12
Es ist natürlich überspitzt formuliert, aber ich denke, der Mann hat recht.

 

Wenn man einmal die Geschichte der Fotografie rekapitulieren und bekannte und berühmte Bilder nach den Kriterien bewerten würde, die hier an die Ergebnisse aktueller Digitalkameras angelegt werden, wie viele Bilder würden dann überhaupt noch übrig bleiben?

 

...das sehe ich genauso. ! Deshalb ist es ja auch anspruchsvoll analog rundum technisch perfekte Bilder zu machen. Und nur wenige schaffen es z. Bsp. in die Galerien.

 

 

Achtung Satire:

Einzig das Fazit im Schlußsatz des ZEISS Mannes ist etwas ungeschickt formuliert. ;-)

In unserer Preisklasse heisst die Kamera und das Objektiv "Patient" ( wie bei Rolex ) und es wird dann gefragt "was hat sie denn". Ich bin mal gespannt wann die Techniker - verzeihung Ärzte - mit einem Stetoskop anrücken ;-)))

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Es ist natürlich überspitzt formuliert, aber ich denke, der Mann hat recht.

 

Wenn man einmal die Geschichte der Fotografie rekapitulieren und bekannte und berühmte Bilder nach den Kriterien bewerten würde, die hier an die Ergebnisse aktueller Digitalkameras angelegt werden, wie viele Bilder würden dann überhaupt noch übrig bleiben?

 

 

..das kann ich aber auch mit gutem Gewissen umdrehen..:eek: ..wie viele Bilder hätten aus unserer Zeit den Test des Inhaltes und Gestaltung bestanden!....;)

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..das kann ich aber auch mit gutem Gewissen umdrehen..:eek: ..wie viele Bilder hätten aus unserer Zeit den Test des Inhaltes und Gestaltung bestanden!....;)

Eben, und daran sollten wir arbeiten, statt uns ewig den Kopf wegen irgendwelcher technischer Unzulänglichkeiten zu zerbrechen.

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Man kriecht in den Pixeln herum und vergißt das Bild als Ganzes.

Oh nein, man stellt es ins Netz - das kostet nichts und das kann jeder. Kein ernstzunehmender Kritiker weit und breit - und vor allem: keine Gefährdung durch bessere Bilder, denn die, die sich ebenfalls so prima mit der Technik auskennen, verstehen von Bildern ja genauso wenig.:rolleyes:

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Ich würde daher vorschlagen neue internationale Direktiven zu erlassen - müßte man natürlich auf EU Ebene, USA weit etc. durchführen:

 

Nämlich Monitore, die mehr als VGA darstellen zu verbieten, bzw. in Programmen, alles was mit Zoom und Vergrößern zu tun hat zu verbieten, oder mit o hohen Strafzöllen zu versehen, daß das keiner mehr kauft.

 

Oder noch besser, weil wir uns ja nicht sicher sind ob nicht auch die Werke aus unserer fotografischen Anfangszeit (auch analog genannt) sich als schlecht erweisen könnten lieber gleich ein generelles Verbot der Fotografie aussprechen und dafür die Malerei auf Leinwand oder gar auf Stein zu fördern. Mit Steuermitteln versteht sich.

 

Wenn schon back to the roots, dann rchtig und nicht wieder so halbherzig! :D

 

Ich liebe Maßnahmen die Formulierungen die die Sache auf den Punkt bringen dann auch durchsetzten.....

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Dieser herrliche Beitrag des Zeiss-Mannes trifft einen der Kerne unserer gegenwärtigen Lebenshaltung: in den Krümeln zu suchen und dabei den Blick auf's Ganze zu verlieren.

 

Das aber ist eine uralte menschliche Schwäche, bewiesen durch einen uralten Ausspruch: man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

 

Gruß

Erich

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Servus Michael!

Es ist natürlich überspitzt formuliert, aber ich denke, der Mann hat recht.

 

Wenn man einmal die Geschichte der Fotografie rekapitulieren und bekannte und berühmte Bilder nach den Kriterien bewerten würde, die hier an die Ergebnisse aktueller Digitalkameras angelegt werden, wie viele Bilder würden dann überhaupt noch übrig bleiben?

Ich fürchte, deine an sich nicht falsche Aussage trifft nicht den Kern der Sache.

Auch mit einem Wikingerschiff kam man über den großen Teich und das war eine - für damalige Zeiten - sicher ganz aussergewöhnliche Leistung.

Wenn aber der Kunde eine Erste-Klasse-Überfahrt bezahlt, dann kann man ihn zwar auf die historischen Leistungen hinweisen, aber der Kunde möchte trotzdem seinen bezahlten und daher auch erwarteten Komfort als Gegenleistung haben.

Das Eintauchen in die Pixel ist auch nicht so ganz neu. Nur war es eben früher ein Leitz Diaprojektor mit entsprechendem Objektiv, welches einem locker erlaubte (und eigentlich immer noch erlaubt), die optische Qualität des Aufnahmesystems - kritisch - zu betrachten.

Für mich hat die Aussage des Mitarbeiters von Zeiss nur einen Kern: Die Justage im Mikrometerbereich. Alles andere geht in Richtung Polemik...

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ich finde es mutig eine solche Mail an Kunden zu schicken,

das zeigt ein großes Vertrauen und ev. auch eine Firma die hinter ihren Fachleuten steht.

Hoffentlich bekommt das niemand in den falschen Hals.

 

Aber recht hat er ja und daher vielen Dank für diesen Thread und beste Grüße an den Autoren der Mail.

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Hypochonder sind harmlos, schlimm wird es erst bei denen, die manisch-zwanghaft ständig das neueste Kameragerät haben müssen, kaum ist das letzte Modell gekauft, ist die Freude darüber verflogen und der Nachfolger muss her.

 

Man kennt so etwas von verwöhnten Kindern, im Erwachsenenalter sehe ich hier Therapiebedarf!

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Hypochonder sind harmlos, schlimm wird es erst bei denen, die manisch-zwanghaft ständig das neueste Kameragerät haben müssen, kaum ist das letzte Modell gekauft, ist die Freude darüber verflogen und der Nachfolger muss her.

 

Man kennt so etwas von verwöhnten Kindern, im Erwachsenenalter sehe ich hier Therapiebedarf!

 

 

Brauchst nur 6 Beiträge zurückzugehen, da stehts sogar im Footer! :D

 

"Herr Doktor, der Simulant von 316 ist gestorben, Jetzt übertreibt er aber!"

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..das kann ich aber auch mit gutem Gewissen umdrehen..:eek: ..wie viele Bilder hätten aus unserer Zeit den Test des Inhaltes und Gestaltung bestanden!....;)

 

Man möge sich doch einmal berühmte Bilder z.B. unterschiedlicher Magnum Fotografen anschauen: Die waren noch nicht mal in der analogen Zeit scharf, weder im Druck noch auf dem Print. Trotzdem sind sie zu Ikonen der Fotografie geworden, wegen ihres Bildinhalts......:) :)

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Nur vor dem Hintergrund kann man z.B. von lichtstarken Objektiven Repro-ähnliche Gleichmäßigkeit der Leistung im ganzen Bildfeld erwarten. Man kriecht in den Pixeln herum und vergißt das Bild als Ganzes.

Wenn ich mir dann das Reklamationsgeschehen ansehe, dann komme ich mir vor wie eine Arzt, der feststellt, dass in seinem Wartezimmer überwiegend Hypochonder sitzen, also eingebildete Kranke.

 

Lag dem Brief auch eine Packung Zäpfchen oder Pillen bei? :p

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Nein mein Objektiv ist ja kerngesund - wie man sieht

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