SiggiGun Posted Thursday at 01:04 PM Share #1 Posted Thursday at 01:04 PM Advertisement (gone after registration) Ist das jetzt das Ende des Messsuchers? Oder nur eine andere Art einer M-Kamera? Der Frage wollen wir nachgehen. M steht seit 70 Jahren für Messsucher und eine außergewöhnliche Kamera. Als die glücklose Leica M5 auf den Markt kam, stand die M-Fangemeinde den größeren Veränderungen an der Kamera zumindest kritisch, wenn nicht mit Ablehnung gegenüber. Seit der Einführung der M6 ist Leica eher vorsichtig mit den Weiterentwicklungen. Das Leitmotiv kann man bis heute so zusammenfassen: wesentliche und sinnvolle Innovationen JA, grundlegende Veränderungen NEIN. Welcome, dear visitor! As registered member you'd see an image here… Simply register for free here – We are always happy to welcome new members! Die M ohne Messsucher Jetzt stellt Leica eine M ohne Messsucher vor – wohlgemerkt nicht, um die klassische M zu ersetzen, sondern um das Produkt durch eine „moderne“ Variante zu ergänzen. An die Stelle des optischen Messsuchers tritt ein elektronischer Sucher, EVF genannt (Electronic View Finder). Der M-Benutzer hat nun die Wahl zwischen drei Lösungen: M mit Messsucher M mit Messsucher und externem EVF M mit eingebautem EVF Erster Eindruck und Designänderungen Vier Dinge fallen sofort auf, wenn man die Kamera aus ihrer Verpackung nimmt: Der Messsucher fehlt, an seine Stelle tritt der EVF. Das ISO-Rad ist verschwunden (wie schon bei der M11-D). Die Belederung ist der Q entlehnt. Die Kamera ist deutlich leichter als die klassischen Modelle. Nach den ersten Versuchen stellt man fest, dass zwei M-typische Bedien- und Steuerelemente systembedingt eine neue Anwendung fanden: Das kleine Fenster auf der Vorderseite, das für die Scharfstellung des Messsuchers notwendig war, dient jetzt für eine LED des Selbstauslösers Der Bildrahmenwähler wird jetzt genutzt zur Aktivierung der Fokussierhilfe oder des Digitalzooms (Werkseinstellung). Bekanntes Konzept, neue Steuerung Die neue Kamera basiert auf der M11 mit einem identischen Bedienkonzept – sieht man von der Neubelegung des Bildfeldwählers und dem Wegfall des ISO-Rades ab. Bisher war und bleibt der Messsucher das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu allen anderen Kamerakonzepten. Wem die Leica M11 vertraut ist, der ist zunächst einmal nicht verloren: Alle wesentlichen Bedienelemente sind dort, wo man sie erwartet, und an der Menüführung wurde grundsätzlich nichts geändert. Die neue Belegung des Wählhebels ist eine absolut sinnvolle Lösung: Reduziert auf die für die Aufnahme wesentlichen Funktionen (Focus Peaking, Focus Aid, Digital Zoom). Die Wahlmöglichkeiten der FN-Tasten haben damit eindeutig zugenommen. Der Wegfall des ISO-Rades stört nicht; die Wahl der ISO-Stufen erfolgt per Daumenrad (Werkseinstellung). Der elektronische Sucher – Ersatz oder Ergänzung? Kommen wir nun zum Wesentlichen, dem elektronischen Sucher. Eingefleischte Q-Benutzer werden sich sofort zurechtfinden. Der EVF der M EV1 verfügt über die gleichen optischen Eigenschaften wie der der Q3. Aber das macht den EVF noch zu keinem Messsucher, somit keinen Ersatz, sondern eine mögliche Alternative! Die Helligkeit des Suchers kann den persönlichen Anforderungen angepasst werden. Die Bildqualität ist der des aufsetzbaren Visoflex 2 deutlich überlegen. Die einfache und praktische Aktivierung der Scharfstellhilfe durch den Bildfeldwähler zeigt ebenfalls ihre Wirkung. Fokussieren ist somit erleichtert, zumindest bei normalen Lichtverhältnissen. So erinnert das Fotografieren an die SL mit angesetzten M-Objektiven, nur dass es eine M ist und die Kamera somit leichter und eindeutig diskreter ist. Messsucher vs. EVF – Zwei Welten Der Messsucher erlaubt die Kontrolle des „Umfelds“ und ist konstruktionsbedingt unabhängig von den Lichtverhältnissen und von der gewählten Brennweite des Objektivs. Beim EVF ist es genau umgekehrt. Das sichtbare Sucherfeld wird durch das angesetzte Objektiv bestimmt. Ein M-Neueinsteiger wird dies eher als „normal“ empfinden. Für den klassischen M-Benutzer stellt sich eher die Frage, ob der EVF die Besonderheiten des Messsuchers ersetzen kann. Man kann diese Frage mit ruhigem Gewissen verneinen. Wem z. B. schnelles und unauffälliges Fokussieren bei schlechten Lichtverhältnissen wichtig ist, der wird weiterhin zur klassischen M mit Messsucher greifen. Das neue M-Gefühl Dem Landschaftsfotografen, dem die direkte Kontrolle der Perspektive und die Beurteilung des endgültigen Bildes wichtig sind, der wird mit dem EVF ein neues „M-Gefühl“ entdecken. Perspektivkontrolle und Kadrierung gelingen mühelos. Der direkte Bildeindruck erleichtert die Arbeit. Weiterhin kann der elektronische Sucher das Scharfstellen bei längeren Brennweiten, bei Offenblende sehr lichtstarker oder älterer Objektive mit „Fokusshift“ vereinfachen. Wer zusätzlich die Chance hat, ein neueres Objektiv mit Nahfokussierung zu besitzen, dem wird der neue Sucher sicherlich gefallen. Man könnte dem entgegenhalten, dass bei diesen fotografischen Aufgaben ähnliche Ergebnisse mithilfe des externen Suchers erreicht werden können. Für einen Neueinsteiger stellt sich diese Frage allerdings weniger. Praxiseindruck und Zielgruppen Ob der EVF das Scharfstellen grundsätzlich erleichtert, ist abhängig von der Aufnahmesituation und den verwendeten Objektiven (Weitwinkel, Tele, hohe Anfangsöffnung etc.). Der bestehende M-Benutzer, der weiterhin schnell und unauffällig oder bei schlechten Lichtverhältnissen scharfstellen will, wird wohl weiterhin den Messsucher bevorzugen. Wer hingegen einen leichteren Einstieg in die M-Fotografie sucht, findet mit der M EV1 ein attraktives Angebot. Zwei Welten, zwei Lösungen: Der Messsucher ist im Allgemeinen die schnellere Lösung – ideal für Reportage, Dokumentation oder Streetfotografie. Der EVF punktet bei Nahaufnahmen, Architektur, Reise und Landschaft. Für wen ist die M EV1 gemacht? Die Entscheidung zwischen Messsucher und EVF hängt von Erfahrung, Gewohnheiten und fotografischen Zielen ab. Ein Profi hat andere Anforderungen als ein ambitionierter Amateur, ein Neueinsteiger wiederum andere als der M-Hardliner. Wer wird also diese Kamera kaufen? Sicherlich kann man jetzt schon drei Kundenprofile unterscheiden: Der Neueinsteiger, den die Aura der ikonischen M anzieht, der aber mit dem Messsucher hadert. Der M-Hobbyfotograf, der gerne mit Objektiven experimentiert und die Kamera in der Freizeit nutzt, aber keine speziellen Ansprüche an Schnelligkeit und Zuverlässigkeit stellt. Der M-Benutzer, der eine praktische und vielseitige M als Ergänzung sucht, um so die Schwächen der einen durch die Stärken der anderen zu ergänzen. Eine luxuriöse Lösung. Billiger ist sicherlich der Visoflex2 als Ergänzung, aber den mag nicht jeder. Gut ist, dass Leica die M EV1 nicht als weitere M11 versteht, sondern als neue Produktlinie. Die Leica M EV1 ist keine puristische M – aber was soll’s? Sie ist einfach anders. Sie öffnet neue Wege, ohne auf M-Objektive verzichten zu müssen. Ganz im Gegenteil: selten benutzte oder alte Objektive kommen zu neuem Glanz. Bildbeispiele findet Ihr hier: https://siggigun.myportfolio.com/unterwegs Alle Bilder mit LEICA M EV1 (Prototype), Objektive von 21mm bis 135mm. 5 8 1 Link to post Share on other sites Simply register for free here – We are always happy to welcome new members! Die M ohne Messsucher Jetzt stellt Leica eine M ohne Messsucher vor – wohlgemerkt nicht, um die klassische M zu ersetzen, sondern um das Produkt durch eine „moderne“ Variante zu ergänzen. An die Stelle des optischen Messsuchers tritt ein elektronischer Sucher, EVF genannt (Electronic View Finder). Der M-Benutzer hat nun die Wahl zwischen drei Lösungen: M mit Messsucher M mit Messsucher und externem EVF M mit eingebautem EVF Erster Eindruck und Designänderungen Vier Dinge fallen sofort auf, wenn man die Kamera aus ihrer Verpackung nimmt: Der Messsucher fehlt, an seine Stelle tritt der EVF. Das ISO-Rad ist verschwunden (wie schon bei der M11-D). Die Belederung ist der Q entlehnt. Die Kamera ist deutlich leichter als die klassischen Modelle. Nach den ersten Versuchen stellt man fest, dass zwei M-typische Bedien- und Steuerelemente systembedingt eine neue Anwendung fanden: Das kleine Fenster auf der Vorderseite, das für die Scharfstellung des Messsuchers notwendig war, dient jetzt für eine LED des Selbstauslösers Der Bildrahmenwähler wird jetzt genutzt zur Aktivierung der Fokussierhilfe oder des Digitalzooms (Werkseinstellung). Bekanntes Konzept, neue Steuerung Die neue Kamera basiert auf der M11 mit einem identischen Bedienkonzept – sieht man von der Neubelegung des Bildfeldwählers und dem Wegfall des ISO-Rades ab. Bisher war und bleibt der Messsucher das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu allen anderen Kamerakonzepten. Wem die Leica M11 vertraut ist, der ist zunächst einmal nicht verloren: Alle wesentlichen Bedienelemente sind dort, wo man sie erwartet, und an der Menüführung wurde grundsätzlich nichts geändert. Die neue Belegung des Wählhebels ist eine absolut sinnvolle Lösung: Reduziert auf die für die Aufnahme wesentlichen Funktionen (Focus Peaking, Focus Aid, Digital Zoom). Die Wahlmöglichkeiten der FN-Tasten haben damit eindeutig zugenommen. Der Wegfall des ISO-Rades stört nicht; die Wahl der ISO-Stufen erfolgt per Daumenrad (Werkseinstellung). Der elektronische Sucher – Ersatz oder Ergänzung? Kommen wir nun zum Wesentlichen, dem elektronischen Sucher. Eingefleischte Q-Benutzer werden sich sofort zurechtfinden. Der EVF der M EV1 verfügt über die gleichen optischen Eigenschaften wie der der Q3. Aber das macht den EVF noch zu keinem Messsucher, somit keinen Ersatz, sondern eine mögliche Alternative! Die Helligkeit des Suchers kann den persönlichen Anforderungen angepasst werden. Die Bildqualität ist der des aufsetzbaren Visoflex 2 deutlich überlegen. Die einfache und praktische Aktivierung der Scharfstellhilfe durch den Bildfeldwähler zeigt ebenfalls ihre Wirkung. Fokussieren ist somit erleichtert, zumindest bei normalen Lichtverhältnissen. So erinnert das Fotografieren an die SL mit angesetzten M-Objektiven, nur dass es eine M ist und die Kamera somit leichter und eindeutig diskreter ist. Messsucher vs. EVF – Zwei Welten Der Messsucher erlaubt die Kontrolle des „Umfelds“ und ist konstruktionsbedingt unabhängig von den Lichtverhältnissen und von der gewählten Brennweite des Objektivs. Beim EVF ist es genau umgekehrt. Das sichtbare Sucherfeld wird durch das angesetzte Objektiv bestimmt. Ein M-Neueinsteiger wird dies eher als „normal“ empfinden. Für den klassischen M-Benutzer stellt sich eher die Frage, ob der EVF die Besonderheiten des Messsuchers ersetzen kann. Man kann diese Frage mit ruhigem Gewissen verneinen. Wem z. B. schnelles und unauffälliges Fokussieren bei schlechten Lichtverhältnissen wichtig ist, der wird weiterhin zur klassischen M mit Messsucher greifen. Das neue M-Gefühl Dem Landschaftsfotografen, dem die direkte Kontrolle der Perspektive und die Beurteilung des endgültigen Bildes wichtig sind, der wird mit dem EVF ein neues „M-Gefühl“ entdecken. Perspektivkontrolle und Kadrierung gelingen mühelos. Der direkte Bildeindruck erleichtert die Arbeit. Weiterhin kann der elektronische Sucher das Scharfstellen bei längeren Brennweiten, bei Offenblende sehr lichtstarker oder älterer Objektive mit „Fokusshift“ vereinfachen. Wer zusätzlich die Chance hat, ein neueres Objektiv mit Nahfokussierung zu besitzen, dem wird der neue Sucher sicherlich gefallen. Man könnte dem entgegenhalten, dass bei diesen fotografischen Aufgaben ähnliche Ergebnisse mithilfe des externen Suchers erreicht werden können. Für einen Neueinsteiger stellt sich diese Frage allerdings weniger. Praxiseindruck und Zielgruppen Ob der EVF das Scharfstellen grundsätzlich erleichtert, ist abhängig von der Aufnahmesituation und den verwendeten Objektiven (Weitwinkel, Tele, hohe Anfangsöffnung etc.). Der bestehende M-Benutzer, der weiterhin schnell und unauffällig oder bei schlechten Lichtverhältnissen scharfstellen will, wird wohl weiterhin den Messsucher bevorzugen. Wer hingegen einen leichteren Einstieg in die M-Fotografie sucht, findet mit der M EV1 ein attraktives Angebot. Zwei Welten, zwei Lösungen: Der Messsucher ist im Allgemeinen die schnellere Lösung – ideal für Reportage, Dokumentation oder Streetfotografie. Der EVF punktet bei Nahaufnahmen, Architektur, Reise und Landschaft. Für wen ist die M EV1 gemacht? Die Entscheidung zwischen Messsucher und EVF hängt von Erfahrung, Gewohnheiten und fotografischen Zielen ab. Ein Profi hat andere Anforderungen als ein ambitionierter Amateur, ein Neueinsteiger wiederum andere als der M-Hardliner. Wer wird also diese Kamera kaufen? Sicherlich kann man jetzt schon drei Kundenprofile unterscheiden: Der Neueinsteiger, den die Aura der ikonischen M anzieht, der aber mit dem Messsucher hadert. Der M-Hobbyfotograf, der gerne mit Objektiven experimentiert und die Kamera in der Freizeit nutzt, aber keine speziellen Ansprüche an Schnelligkeit und Zuverlässigkeit stellt. Der M-Benutzer, der eine praktische und vielseitige M als Ergänzung sucht, um so die Schwächen der einen durch die Stärken der anderen zu ergänzen. Eine luxuriöse Lösung. Billiger ist sicherlich der Visoflex2 als Ergänzung, aber den mag nicht jeder. Gut ist, dass Leica die M EV1 nicht als weitere M11 versteht, sondern als neue Produktlinie. Die Leica M EV1 ist keine puristische M – aber was soll’s? Sie ist einfach anders. Sie öffnet neue Wege, ohne auf M-Objektive verzichten zu müssen. Ganz im Gegenteil: selten benutzte oder alte Objektive kommen zu neuem Glanz. Bildbeispiele findet Ihr hier: https://siggigun.myportfolio.com/unterwegs Alle Bilder mit LEICA M EV1 (Prototype), Objektive von 21mm bis 135mm. ' data-webShareUrl='https://www.l-camera-forum.com/topic/424893-siggi-leica-m-ev1-%E2%80%93-eine-andere-m/?do=findComment&comment=5878740'>More sharing options...
Advertisement Posted Thursday at 01:04 PM Posted Thursday at 01:04 PM Hi SiggiGun, Take a look here Siggi: Leica M EV1 – Eine andere M. I'm sure you'll find what you were looking for!
simplicity Posted Thursday at 01:27 PM Share #2 Posted Thursday at 01:27 PM vor 22 Minuten schrieb SiggiGun: Ist das jetzt das Ende des Messsuchers? Ganz eindeutig: NEIN! vor 22 Minuten schrieb SiggiGun: Oder nur eine andere Art einer M-Kamera? wohl viel eher eine Mischung der beiden Welten Q & M - für mich daher die passendere Bezeichnung "Leica Q-M" 2 Link to post Share on other sites More sharing options...
simplicity Posted Thursday at 01:30 PM Share #3 Posted Thursday at 01:30 PM vor 25 Minuten schrieb SiggiGun: Das ISO-Rad ist verschwunden (wie schon bei der M11-D). Das finde ich jetzt etwas missführend: bei der M11-D ist das Rad eben auf der Rückseite und kann manuell eingestellt werden! 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
Henning-L Posted Thursday at 02:03 PM Share #4 Posted Thursday at 02:03 PM Lieber Siggigun, danke für den ausgewogenen Bericht. Die M mit Messsucher und die M EV1 sind zwei verschiedene Welten. So soll es auch sein. Beide Gruppen der M-Liebhaber sollten damit leben können. Grüße Henning 1 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
M11 for me Posted Thursday at 02:07 PM Share #5 Posted Thursday at 02:07 PM vor einer Stunde schrieb SiggiGun: Ist das jetzt das Ende des Messsuchers? Oder nur eine andere Art einer M-Kamera? Der Frage wollen wir nachgehen. M steht seit 70 Jahren für Messsucher und eine außergewöhnliche Kamera. Als die glücklose Leica M5 auf den Markt kam, stand die M-Fangemeinde den größeren Veränderungen an der Kamera zumindest kritisch, wenn nicht mit Ablehnung gegenüber. Seit der Einführung der M6 ist Leica eher vorsichtig mit den Weiterentwicklungen. Das Leitmotiv kann man bis heute so zusammenfassen: wesentliche und sinnvolle Innovationen JA, grundlegende Veränderungen NEIN. Welcome, dear visitor! As registered member you'd see an image here… Simply register for free here – We are always happy to welcome new members! Die M ohne Messsucher Jetzt stellt Leica eine M ohne Messsucher vor – wohlgemerkt nicht, um die klassische M zu ersetzen, sondern um das Produkt durch eine „moderne“ Variante zu ergänzen. An die Stelle des optischen Messsuchers tritt ein elektronischer Sucher, EVF genannt (Electronic View Finder). Der M-Benutzer hat nun die Wahl zwischen drei Lösungen: M mit Messsucher M mit Messsucher und externem EVF M mit eingebautem EVF Erster Eindruck und Designänderungen Vier Dinge fallen sofort auf, wenn man die Kamera aus ihrer Verpackung nimmt: Der Messsucher fehlt, an seine Stelle tritt der EVF. Das ISO-Rad ist verschwunden (wie schon bei der M11-D). Die Belederung ist der Q entlehnt. Die Kamera ist deutlich leichter als die klassischen Modelle. Nach den ersten Versuchen stellt man fest, dass zwei M-typische Bedien- und Steuerelemente systembedingt eine neue Anwendung fanden: Das kleine Fenster auf der Vorderseite, das für die Scharfstellung des Messsuchers notwendig war, dient jetzt für eine LED des Selbstauslösers Der Bildrahmenwähler wird jetzt genutzt zur Aktivierung der Fokussierhilfe oder des Digitalzooms (Werkseinstellung). Bekanntes Konzept, neue Steuerung Die neue Kamera basiert auf der M11 mit einem identischen Bedienkonzept – sieht man von der Neubelegung des Bildfeldwählers und dem Wegfall des ISO-Rades ab. Bisher war und bleibt der Messsucher das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu allen anderen Kamerakonzepten. Wem die Leica M11 vertraut ist, der ist zunächst einmal nicht verloren: Alle wesentlichen Bedienelemente sind dort, wo man sie erwartet, und an der Menüführung wurde grundsätzlich nichts geändert. Die neue Belegung des Wählhebels ist eine absolut sinnvolle Lösung: Reduziert auf die für die Aufnahme wesentlichen Funktionen (Focus Peaking, Focus Aid, Digital Zoom). Die Wahlmöglichkeiten der FN-Tasten haben damit eindeutig zugenommen. Der Wegfall des ISO-Rades stört nicht; die Wahl der ISO-Stufen erfolgt per Daumenrad (Werkseinstellung). Der elektronische Sucher – Ersatz oder Ergänzung? Kommen wir nun zum Wesentlichen, dem elektronischen Sucher. Eingefleischte Q-Benutzer werden sich sofort zurechtfinden. Der EVF der M EV1 verfügt über die gleichen optischen Eigenschaften wie der der Q3. Aber das macht den EVF noch zu keinem Messsucher, somit keinen Ersatz, sondern eine mögliche Alternative! Die Helligkeit des Suchers kann den persönlichen Anforderungen angepasst werden. Die Bildqualität ist der des aufsetzbaren Visoflex 2 deutlich überlegen. Die einfache und praktische Aktivierung der Scharfstellhilfe durch den Bildfeldwähler zeigt ebenfalls ihre Wirkung. Fokussieren ist somit erleichtert, zumindest bei normalen Lichtverhältnissen. So erinnert das Fotografieren an die SL mit angesetzten M-Objektiven, nur dass es eine M ist und die Kamera somit leichter und eindeutig diskreter ist. Messsucher vs. EVF – Zwei Welten Der Messsucher erlaubt die Kontrolle des „Umfelds“ und ist konstruktionsbedingt unabhängig von den Lichtverhältnissen und von der gewählten Brennweite des Objektivs. Beim EVF ist es genau umgekehrt. Das sichtbare Sucherfeld wird durch das angesetzte Objektiv bestimmt. Ein M-Neueinsteiger wird dies eher als „normal“ empfinden. Für den klassischen M-Benutzer stellt sich eher die Frage, ob der EVF die Besonderheiten des Messsuchers ersetzen kann. Man kann diese Frage mit ruhigem Gewissen verneinen. Wem z. B. schnelles und unauffälliges Fokussieren bei schlechten Lichtverhältnissen wichtig ist, der wird weiterhin zur klassischen M mit Messsucher greifen. Das neue M-Gefühl Dem Landschaftsfotografen, dem die direkte Kontrolle der Perspektive und die Beurteilung des endgültigen Bildes wichtig sind, der wird mit dem EVF ein neues „M-Gefühl“ entdecken. Perspektivkontrolle und Kadrierung gelingen mühelos. Der direkte Bildeindruck erleichtert die Arbeit. Weiterhin kann der elektronische Sucher das Scharfstellen bei längeren Brennweiten, bei Offenblende sehr lichtstarker oder älterer Objektive mit „Fokusshift“ vereinfachen. Wer zusätzlich die Chance hat, ein neueres Objektiv mit Nahfokussierung zu besitzen, dem wird der neue Sucher sicherlich gefallen. Man könnte dem entgegenhalten, dass bei diesen fotografischen Aufgaben ähnliche Ergebnisse mithilfe des externen Suchers erreicht werden können. Für einen Neueinsteiger stellt sich diese Frage allerdings weniger. Praxiseindruck und Zielgruppen Ob der EVF das Scharfstellen grundsätzlich erleichtert, ist abhängig von der Aufnahmesituation und den verwendeten Objektiven (Weitwinkel, Tele, hohe Anfangsöffnung etc.). Der bestehende M-Benutzer, der weiterhin schnell und unauffällig oder bei schlechten Lichtverhältnissen scharfstellen will, wird wohl weiterhin den Messsucher bevorzugen. Wer hingegen einen leichteren Einstieg in die M-Fotografie sucht, findet mit der M EV1 ein attraktives Angebot. Zwei Welten, zwei Lösungen: Der Messsucher ist im Allgemeinen die schnellere Lösung – ideal für Reportage, Dokumentation oder Streetfotografie. Der EVF punktet bei Nahaufnahmen, Architektur, Reise und Landschaft. Für wen ist die M EV1 gemacht? Die Entscheidung zwischen Messsucher und EVF hängt von Erfahrung, Gewohnheiten und fotografischen Zielen ab. Ein Profi hat andere Anforderungen als ein ambitionierter Amateur, ein Neueinsteiger wiederum andere als der M-Hardliner. Wer wird also diese Kamera kaufen? Sicherlich kann man jetzt schon drei Kundenprofile unterscheiden: Der Neueinsteiger, den die Aura der ikonischen M anzieht, der aber mit dem Messsucher hadert. Der M-Hobbyfotograf, der gerne mit Objektiven experimentiert und die Kamera in der Freizeit nutzt, aber keine speziellen Ansprüche an Schnelligkeit und Zuverlässigkeit stellt. Der M-Benutzer, der eine praktische und vielseitige M als Ergänzung sucht, um so die Schwächen der einen durch die Stärken der anderen zu ergänzen. Eine luxuriöse Lösung. Billiger ist sicherlich der Visoflex2 als Ergänzung, aber den mag nicht jeder. Gut ist, dass Leica die M EV1 nicht als weitere M11 versteht, sondern als neue Produktlinie. Die Leica M EV1 ist keine puristische M – aber was soll’s? Sie ist einfach anders. Sie öffnet neue Wege, ohne auf M-Objektive verzichten zu müssen. Ganz im Gegenteil: selten benutzte oder alte Objektive kommen zu neuem Glanz. Bildbeispiele findet Ihr hier: https://siggigun.myportfolio.com/unterwegs Alle Bilder mit LEICA M EV1 (Prototype), Objektive von 21mm bis 135mm. Excellent, Siggi. Very nice first review. 1 2 Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Thursday at 06:20 PM Author Share #6 Posted Thursday at 06:20 PM vor 4 Stunden schrieb M11 for me: Excellent, Siggi. Very nice first review. Merci beaucoup! Auf bald 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
Biotar Posted Thursday at 06:45 PM Share #7 Posted Thursday at 06:45 PM Advertisement (gone after registration) Danke für die gezielte Diskussion hier. Die EV1 wird sich als erste Wahl für die Oberfläche zeigen - den RF kann der EVF in ernsten Anwendungen nicht vom Sockel stoßen. Selbst als Portraitfotograf mit leichten Teles ist der RF bei praxisrelevanten Blenden von 2.8 bis 5.6 schneller und genauer. Lediglich die so prestigeträchtige Offenblendbelichtung verschafft dem EVF den Vorteil - was für ein kleiner Bruchteil vom Ganzen und dann noch zusätzlich konterkariert mit kleinem Speicher und keinem (universellerem) L-Mount. Die EV1 passt gut zur Q - mehr nicht ... M und SL bleiben eine andere Liga 1 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
Flou Posted Thursday at 07:37 PM Share #8 Posted Thursday at 07:37 PM Bin ein wenig enttäuscht…hätte mir zumindest einige tolle Fokussierungshilfen gewünscht wie bei Nikon, dass bei Gesichtserkennung das fokussierte Auge mit einem Kästchen markiert wird oder ähnliche neue Features. Da kann eine SL3 das gleiche, nur dass man auch die fantastischen SL APO-Objektive benutzen kann oder günstiger mit Sigma-Objektiven arbeiten kann…inklusive Autofokus. Einziger Vorteil in meinen Augen sind nur das Gewicht und die Größe. Und sie sieht schon echt schön aus. Für 5000€ wäre sie vielleicht eine sinnvolle Zweit-M-Kamera für schwierig zu fokussierende Objektive (zB 90mm, Close Focus-Objektive oder mein Summilux 75mm). Aber für den Preis?? Da würd ich das Geld lieber zur Seite legen und auf die M12 warten. 5 2 Link to post Share on other sites More sharing options...
W124 Posted Thursday at 07:50 PM Share #9 Posted Thursday at 07:50 PM (edited) Ich finde auch das man es in Wetzlar total verpasst hat das Thema manuelles Fokussieren, was ja durch die M Objektive einzigartig vorgegeben ist und die Langlebigkeit, den Werterhalt des M Systems wie bei keiner anderen Marke symbolisiert, auf ein angemessenes Level, auf die nächste Stufe anzuheben. Ansonsten ist die neue Kamera toll, wie schon die M11. @SiggiGun Vielen Dank für den Bericht und die Bilder 👍 Edited Thursday at 08:08 PM by W124 Dank 2 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
elmars Posted Friday at 04:00 AM Share #10 Posted Friday at 04:00 AM Danke, Siggi, für den schönen Bericht und die tollen Fotos! Link to post Share on other sites More sharing options...
elmars Posted Friday at 04:02 AM Share #11 Posted Friday at 04:02 AM vor 8 Stunden schrieb W124: ch finde auch das man es in Wetzlar total verpasst hat das Thema manuelles Fokussieren, was ja durch die M Objektive einzigartig vorgegeben ist und die Langlebigkeit, den Werterhalt des M Systems wie bei keiner anderen Marke symbolisiert, auf ein angemessenes Level, auf die nächste Stufe anzuheben. Ich glaube, die Kamera ist eine Art Markttest. Wird sie angenommen, wird Leica in Bezug auf die Fokussierung nachlegen (müssen). 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
W124 Posted Friday at 04:25 AM Share #12 Posted Friday at 04:25 AM vor 17 Minuten schrieb elmars: Ich glaube, die Kamera ist eine Art Markttest. Wird sie angenommen, wird Leica in Bezug auf die Fokussierung nachlegen (müssen). Das denke ich auch, da man am Ende der M11 Laufzeit diese als Basis mit weniger Entwicklungsaufwand nutzt. Ich denke auch, dass es für eine moderne, angemessene Umsetzung des Themas manueller Fokus deutlich mehr Rechenpower und auf Grund der gegebenen Baugröße auch ein viel besseres Energiemanagement erfordert. 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Friday at 01:15 PM Author Share #13 Posted Friday at 01:15 PM vor 23 Stunden schrieb simplicity: Ganz eindeutig: NEIN! wohl viel eher eine Mischung der beiden Welten Q & M - für mich daher die passendere Bezeichnung "Leica Q-M" Ich denke dass die M-Objektive (also Wechselbar und manuell) den Namen bestimmen. Anders gesagt eher M Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Friday at 01:16 PM Author Share #14 Posted Friday at 01:16 PM vor 23 Stunden schrieb simplicity: Das finde ich jetzt etwas missführend: bei der M11-D ist das Rad eben auf der Rückseite und kann manuell eingestellt werden! Richtig! Ich hatte da auch eher die Standard Versionen im Lopf Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Friday at 01:18 PM Author Share #15 Posted Friday at 01:18 PM vor 23 Stunden schrieb Henning-L: Lieber Siggigun, danke für den ausgewogenen Bericht. Die M mit Messsucher und die M EV1 sind zwei verschiedene Welten. So soll es auch sein. Beide Gruppen der M-Liebhaber sollten damit leben können. Grüße Henning So sehe ich es auch. Persönlich werde ich mich wohl von der SL trennen, die ich für manche Aufgaben als M-Ersatz benutze Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Friday at 01:21 PM Author Share #16 Posted Friday at 01:21 PM vor 17 Stunden schrieb Flou: Bin ein wenig enttäuscht…hätte mir zumindest einige tolle Fokussierungshilfen gewünscht wie bei Nikon, dass bei Gesichtserkennung das fokussierte Auge mit einem Kästchen markiert wird oder ähnliche neue Features. Da kann eine SL3 das gleiche, nur dass man auch die fantastischen SL APO-Objektive benutzen kann oder günstiger mit Sigma-Objektiven arbeiten kann…inklusive Autofokus. Einziger Vorteil in meinen Augen sind nur das Gewicht und die Größe. Und sie sieht schon echt schön aus. Für 5000€ wäre sie vielleicht eine sinnvolle Zweit-M-Kamera für schwierig zu fokussierende Objektive (zB 90mm, Close Focus-Objektive oder mein Summilux 75mm). Aber für den Preis?? Da würd ich das Geld lieber zur Seite legen und auf die M12 warten. Ja für alte M Hasen kann sie eine Zweit-Kamera werden (mein Fall). Sonst öffnet sie einen neuen Markt für Neukunden. 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Friday at 01:22 PM Author Share #17 Posted Friday at 01:22 PM vor 9 Stunden schrieb elmars: Danke, Siggi, für den schönen Bericht und die tollen Fotos! Hallo Elmar Danke. Wir ergänzen uns bestens! Link to post Share on other sites More sharing options...
SiggiGun Posted Friday at 01:23 PM Author Share #18 Posted Friday at 01:23 PM vor 9 Stunden schrieb elmars: Ich glaube, die Kamera ist eine Art Markttest. Wird sie angenommen, wird Leica in Bezug auf die Fokussierung nachlegen (müssen). Wer EV1 sagt denkt auch EV2 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
Recommended Posts
Create an account or sign in to comment
You need to be a member in order to leave a comment
Create an account
Sign up for a new account in our community. It's easy!
Register a new accountSign in
Already have an account? Sign in here.
Sign In Now