Guest Bernd Banken Posted November 14, 2007 Share #1 Posted November 14, 2007 Advertisement (gone after registration) Gestern kam, angeregt durch die Diskussion über analog/digital, Rauschen oder Korn, bei mir die Erkenntniss, dass die Erinnerungen an Fotos bei mir hauptsächlich in schwarz/weiss vorliegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Fotos aus der Presse, aus Büchern oder von mir selbst oder dem Forum sind. Irgendwie faszinierend diese Erkenntniss. Nur, was steckt dahinter? Reduziert sich die Speicherung im Kopf auf s/w, um Speicherplatz zu sparen oder liegt es an meiner eigenen Arbeit in s/w, quasi gewisse Vorlieben? Ist es ein Schutz des Gehirns vor der ständigen Überfütterung durch's Sehen plus der wirklich bewußt betrachteten Bilder als statische Darreichung? Oder ist es eine Art Atavismus, schlummernd aus grauer Vorzeit? Gruss Bernd Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted November 14, 2007 Posted November 14, 2007 Hi Guest Bernd Banken, Take a look here Erinnerungen an Fotos. I'm sure you'll find what you were looking for!
ErichF Posted November 14, 2007 Share #2 Posted November 14, 2007 Gestern kam, angeregt durch die Diskussion über analog/digital, Rauschen oder Korn, bei mir die Erkenntniss, dass die Erinnerungen an Fotos bei mir hauptsächlich in schwarz/weiss vorliegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Fotos aus der Presse, aus Büchern oder von mir selbst oder dem Forum sind. Irgendwie faszinierend diese Erkenntniss. Nur, was steckt dahinter? Reduziert sich die Speicherung im Kopf auf s/w, um Speicherplatz zu sparen oder liegt es an meiner eigenen Arbeit in s/w, quasi gewisse Vorlieben? Ist es ein Schutz des Gehirns vor der ständigen Überfütterung durch's Sehen plus der wirklich bewußt betrachteten Bilder als statische Darreichung? Oder ist es eine Art Atavismus, schlummernd aus grauer Vorzeit? Gruss Bernd Interessant, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wie das bei mir ist. Erst gestern wieder war in der Knopp-Serie die derzeit übliche Methode zu sehen, daß ältere Zeiträume gerne in SW gezeigt werden, ob das vielleicht einen psychologischen Effekt bei einem selbst auslöst? Deine Spekulation, Speicherplatz zu sparen, ist ja auch nicht von der Hand zu weisen. Gilt das jetzt nur für Fotos oder auch für nicht fotografierte Erinnerungen? Bei letzteren zumindest spielen bei mir auch andere Sinne mit, Geschmack, Geruch, Gefühl. Wenn man früher viel in der DK gestanden ist, waren ja SW-Bilder die Überzahl. Gute Anregung für den Tag, mal sehen, wie andere darauf reagieren . Gruß Erich Link to post Share on other sites More sharing options...
DN Posted November 14, 2007 Share #3 Posted November 14, 2007 Da die Anzahl der Hell/Dunkel-Rezeptoren im Auge ungleich größer ist als die Anzahl der Farbrezeptoren könnte man natürlich vermuten, daß mehr in SW abgespeichert wird..... Für mich persönlich glaube ich eher, daß die Menge der SW-Fotos, die man früher selber gemacht hat oder die man gesehen hat die relativ wenigen Farbbilder "überlagern". Andererseits habe ich noch ganz deutlich Farberinnerungen an Bilder, die ich als "gelungen" im Gedächtnis behalten habe. Link to post Share on other sites More sharing options...
laurin Posted November 14, 2007 Share #4 Posted November 14, 2007 Interessant wäre da auch ein Vergleich verschiedener Generationen. Ich(1973) bin ja noch mit SW Fernsehen aufgewachsen, SW in Zeitungen etc., sozusagen in der frühkindlichen Prägungsphase. Bei der Generation (1990) ist das schon ganz anders. LG Gernot Link to post Share on other sites More sharing options...
hverheyen Posted November 14, 2007 Share #5 Posted November 14, 2007 nun, das Farberinnern ist bei den meisten Menschen grottenschlecht, zumindest, wenn es um Farbnuancen geht. Zusätzlich träumt man meist in SW, eher selten in Farbe. Farbsehen ist aus Sicht der Evolution nur für Früchteesser und Jäger wichtig. Und meist geht es auf Kosten des "Schnellsehens". Dabei geht es weniger um die absolute Farbe. Farbsehen erhöht nur die Wahrscheinlichkeit des richtigen Erkennens im "Umweltrauschen". Für mich ist es daher wenig überraschend, wenn Erinnerungen, die auch in SW funktionieren, als solche wahrgenommen werden. Erst wenn Farbe für das Erkennen/Erinnern wichtig wird, kommt es mehr oder weniger richtig ins Bewusstsein, mit Schwerpunkt "weniger richtig" Jeder Polizist/Richter weiss um die Zuverlässigkeit des Erinnerungsvermögens, speziell wenn es um Farbe geht. Link to post Share on other sites More sharing options...
laurin Posted November 14, 2007 Share #6 Posted November 14, 2007 Jeder Polizist/Richter weiss um die Zuverlässigkeit des Erinnerungsvermögens, speziell wenn es um Farbe geht. Genau! Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Motivfindender Posted November 14, 2007 Share #7 Posted November 14, 2007 Advertisement (gone after registration) Hallo Bernd, Ja, ich fand das Streifen der Thematik im anderen Thread ebenfalls interessant. Zum "Speicherplatz sparen" dient es sicherlich nicht, denn die Kapazität des Gehirns ist Gigantisch und die Plastizität des Gehirns (funktionelle und strukturelle Anpassungsfähigkeit an aktuelle Anforderungen) ist enorm. Ich erinnere da nur als Beispiel an die Fähigkeit, nach Verlust ganz erheblicher Hirnteile nicht nur die Daten, sondern auch die infrastrukturellen Verluste oftmals voll oder weitgehend zu kompensieren. Allerdings haben wir alle einen "Ökonomie-Modus" im Hirn, der die Informationen auf das (jeweils für uns ) Wichtige abstrahiert, also reduziert. Übertragen auf einen Computer ist es also nicht die Minderbelegung des Massenspeichers selber, sondern die in der Folge datenreduktionsbedingte reduzierte Rechnerleistung des Prozessors, die eine entscheidende Rolle spielt. Ich bin kein Neurophysiologe und auch kein Neuropsychologe, aber ich nehme an, daß das menschliche Lernen eng damit verknüpft ist. Denn Lernen tun wir alle letztendlich durch einen faszinierenden Abstraktionsprozess, der bei (nicht unbedingt zwingend bewußten) Lernprozessen immer mehr unwichtige Details ausblendet, bis das eigentlich wichtige, das "Prinzip" des Ganzen, "sichtbar" wird. Zurück zum S/W: Die Frage, ob das S/W Sehen (und die Wahrnehmung der typischen "Verschmutzungen" alter S/W Filme ) eine Art "Verifizierung auf Authentizität" von Bildern allgemein oder eher eingeschliffene banale Gewohnheit ist, hat mich ja auch beschäftigt. Eigentlich könnte man der Antwort näher kommen, wenn man die Sehgewohnheiten derer vergleicht, die mit S/W aufgewachsen sind und derer, die bereits in einer Farb-TV welt und Farbfilmen aufgewachsen sind. Das würde auch die Umstände aufhellen, ob man nun mehr oder weniger in Farbe denkt und fühlt und handelt. Meine Spekulation: Die funktionelle Plastizität des Hirn paßt sich durch Training eben einfach an die jeweils geforderten Hirnleistungen an. Das sieht man im alltäglichen Leben jeden Tag vielfach: Ein Künstler wird mehr plastisch und in Farben träumen (zumindest unter Gewichtung seines Tätigkeitsfeldes) als jemand, der beruflich und privat diesen Bereich praktisch brachliegen läßt. Und wer lange zeit darauf Acht gab, in der DuKA ein "schönes" Korn zu erzielen, verzweifelt natürlich bei digitalen Bilder im übertragenen Sinne. Zusätzlich meldet sein Hirnbereich, der stets im Grenzbereich der Auflösung eines S/W-Filmes noch bewundernswerte Abstraktionsvermögen bewies (also noch aus zunehmend verklumpten Bereichen bekannte Strukturen abstrahierte und damit zu identifizieren in der lage war) "Arbeitslosigkeit" - und schiebt damit in der Bewußtseinsebene den ja von filmfans bekannten Zweifel an, ob das überhaupt "richtige" S/W-Fotos sein können: Denn schliesslich konnte man eindeutig stets vorhandene und damit als "notwendige Bedingung" empfundene und gespeicherte Eigenschaften nicht mehr detektieren. Wie bei einem Wasserzeichen eines Geldscheins... Meine gewagte These stützt dabei ein wenig ähnliche Erfahrungen aus dem HiFi-Bereich, die ich unbewertet hier anführen möchte. Dort wird ja die dem "Korn" entsprechende "Verschmutzung" des aufgenommenen Originalsignals durch mehr oder weniger starke Verzerrungen im Bereich des mehrfach gradzahligen der Originalfrequenz als angenehm und "authentisch" empfunden - fast ausschliesslich aber von menschen, die in der Epoche großgeworden sind, in der das bei der Wiedergabe normal und unvermeidbar war. Diejenigen, die jünger sind, empfinden solcherart "verunreinigungen" als solche oder empfinden diese eher als neutral subjektiv "angenehm" , aber tendenziell weniger als "authentisch" (meine Erfahrungen). Klassisches beispiel dort sind die nicht unbeträchtlichen verzerrungen durch alte bzw. nach altem konzept gefertigte Röhrengeräte, die solch ein als angenehm empfundenes verzerrungsspektrum bieten. ich selber erliege manchmal diesem Efekt auch: Ich besaß bis vor kurzem einen Kopfhörer mit einem Röhrenverstärker (Stax SRM oo6t) , der insbesondere bei Klassik eneorm mit seinem Röhrenklang faszinierend dezent schmeichelte und war immer mal hin- und hergerissen zwischen ihm und einem pendant in Transistortechnik, der diese Verzerrungen/minimalste Verfärbungen nicht hat. So, das waren nur ein paar kurze Gedanken zum Thema. Der Thread könte total spannend werden... Gruß Dirk Link to post Share on other sites More sharing options...
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