basse Posted April 25, 2018 Share #1 Posted April 25, 2018 Advertisement (gone after registration) Die M-D wurde als Variante der M262 ohne Monitor im April 20016 angekündigt. Nun - nach 2 Jahren - tauchen in Leica-rumors Meldungen auf, die Produktion werde beendet. Zuvor schon wurde die M-D in der Gesamtbroschüre zur M –Familie nicht mehr dargestellt, so dass bereits einige Zeit der Eindruck bestand, der M-D sei nur eine kurze Lebenszeit beschieden. Das Ende der Bauzeit ist Anlaß, eine Kamera im Rückblick zu betrachten, die mehr als andere Modelle Kontroversen ausgelöst hat. Die Kamera stammt aus CEO-Zeit von Alfred Schopf. Schopf hatte als Vorstandsvorsitzender die Produkt-Philosophie von Dr. Kaufmann nicht nur aufgenommen, sondern kongenial umgesetzt und fortgeführt. Die M60 war schon mutig. Aber die M-D als Serienmodell anzubieten, war noch mutiger. Die zunächst höchst umstrittene M-Monochrom ist das leuchtende Beispiel aus der Schopf-Ära, unkonventionelle Konzepte zu realisieren. Der notwendige Hintergrund für solche mutigen Entscheidungen war der wirtschaftliche Erfolg der digitalen Leica M9. Daraus entstand offenbar die Freiheit, nicht in Zahlen zu denken, sondern Konzepte zu pflegen. Das unternehmerische Risiko der Leica Monochrom war deutlich und deshalb wäre es unter „Zahlenmenschen“ vermutlich nicht umgesetzt worden. Unbestritten aber ist die MM (zwischenzeitlich als M246) bis heute ein voller Erfolg trotz einer unerhörten Bereitschaft zum Risiko: Niemand in der Branche wagte eine Kamera, die Einschränkungen als Weiterentwicklung anpries. Hier mag bereits das Motto in den Leica-Köpfen entstanden sein: Die Beschränkung auf das Wesentliche, obwohl sich jeder fragen musste: Warum nur Schwarz-Weiß, wenn dieses Ergebnis auch aus der üblichen Farbaufnahme entstehen konnte? Antwort: Weil die Beschränkung gleichzeitig zu einem Mehrwert an Qualität führte. Dieser Mehrwert beruht bei der Monochrom allerdings auf einer technischen Grundlage, die nachweisbar ist: Mehr effektive Auflösung, mehr Differenzierung der Grauwerte. Vor diesem Hintergrund ist die M-D zu sehen. Denn die Fortsetzung einer Strategie der Beschränkung war die M-D. Als Produktstart kam die M60 als übliche „Spinnerei“ der Serie von Sondermodellen in limitierter Stückzahl auf den Markt. Erst jetzt wurde das Motto „Das Wesentliche“ in die Welt gesetzt und seither mehr oder minder berechtigt auf alle Leica-Produkte übertragen. Vorausgegangen waren Kundenumfragen auch im LUF, um das wirtschaftliche Risiko einschätzen zu können. Wer aufmerksam war, konnte die Idee der M60 bzw. M-D bereits aus den Fragestellungen erahnen und auch spüren, dass sich Leica selbst nicht sicher war, vielleicht einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Schopf allerdings stand voll hinter dieser Idee und ging wohl konsequenterweise davon aus, dass technische Beschränkungen nicht nur einen technischen Mehrwert (wie bei der Monochrom), sondern auch einen mentalen Mehrwert auslösen können. Der entscheidende Faktor für ein hervorragendes Foto befindet sich ja schließlich stets hinter der Kamera: Der oder die Fotografierende. Nicht die Technik, sondern den Kopf zu unterstützen war das Ziel der M-D. Und dieses Ziel nicht durch mehr, sondern durch weniger Gimmicks erreicht wird, war die nachvollziehbare These. Die damals eingeführte Sony A7 ging den entgegengesetzten Weg. Es spricht für die M-D, dass ihr Konzept auf das überlegte Foto ausgerichtet war, nicht auf Akzeptanz. Vielleicht lag es am beruflichen Werdegang von Schopf aus seiner Zeit bei ARRI. Der Filmkamerahersteller dominiert seit gefühlten Generationen die Filmbranche zumindest in Deutschland, lange Zeit aber auch international. Erst jetzt hat ARRI den technischen Anschluss verpasst und lebt davon, dass der GEZ-gebührenfinanzierte Teil der Branche noch immer auf ARRI setzt, weil es eben schon immer so war und Geld keine Rolle spielt. Aber bei ARRI stand vielleicht wegen der Unabhängigkeit von monetären Überlegungen deshalb die künstlerische Denke der Filmschaffenden im Vordergrund. Geld hatte man in der Branche zu haben bzw. war Sache der Produzenten. Die Kameraleute selbst waren Künstler. Und sie waren die Zielgruppe von ARRI. Vielleicht kann nur derjenige, der von diesem Umfeld geprägt wurde ernsthaft meinen, auch die bemerkenswerte Fotografie habe seine wahre Ursache in den Köpfen der Fotografen und nicht in der Technik. Und vielleicht war ein Dr. Kaufmann notwendig, solche extremen Sichtweisen zu unterstützen. Dabei sind es eigentlich keine extremen Sichtweisen. Sie sind nur nicht mehrheitsfähig. Die Ironie: Als die M-D schließlich angekündigt wurde, war Alfred Schopf schon nicht mehr Leica-CEO. Schade, denn die Idee der M-D ist der Ursprung für das Motto: Das Wesentliche. Der Verzicht auf den Monitor der digitalen M war provokant. Die Entrüstung entsprechend groß. Aber im Gegensatz zur Monochrom stand der Reduktion auf das Wesentliche kein technisch messbarer Vorteil gegenüber. Der Vorteil lag lediglich im Kopf des/der Fotografierenden. Aber gab es genügend Kunden, denen diese Botschaft vermittelt werden konnte? Offenbar nicht. Was sind die Gründe für das Produktionsende der M-D? Es dürften Gründe sein, die sich in Zahlen ausdrücken und in dieser Hinsicht handelt es sich dann um eine vernünftige, weil rationale Entscheidung. Aber was ist mit den Gründen, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen? Hier stehen mit der M7, der MP und der M-A Leica Produkte bereit, die sich nicht nur in ähnlicher Weise wie die M-D freiwillig beschränken, sondern zusätzlich durch das analoge Speichermedium sichtbar von den digitalen Entwicklungen absetzen. Die Analog-Fotografierenden machen den Unterschied äußerlich am Aufzeichnungsmedium fest. Das rechtfertigt ausreichend eine andere Art der Fotografie: Erst denken, dann auslösen, weil keine Möglichkeit besteht, das Ergebnis per try&error zu erzielen. Die Möglichkeit der sofortigen Bildkontrolle zwingt nicht zur Disziplin der Vorausschau. Sie zwingt nicht zum Nachdenken, sie zwingt nicht zur Konzentration auf das Wesentliche. Die üblichen digitalen Modelle verhindern das Wesentliche aber auch nicht, weil niemand zum Kontrollblick auf den Monitor gezwungen wird. Niemand wird gezwungen, unreflektiert zu fotografieren, nur verführt. Wohl eine Minderheit von Fotografierenden schaut nicht nach jeder Aufnahme auf das Ergebnis, sondern konzentriert sich weiterhin auf das Motiv. Das ist ihnen möglich, weil sie trainiert haben, die Technik ohnehin zu beherrschen. Der Kontrollblick ist deshalb überflüssig und nur eine Ablenkung. Ablenkung von Was? Vom Wesentlichen. Die M-D hat diesen Gedanken in die digitalen Modelle eingeführt. Der Marketingeffekt der Provokation war ein Geburtshelfer. Nun ist der Effekt verflogen und es stellt sich heraus, dass es nicht gelungen ist, nach einer ersten Verkaufswelle diese Idee einer ausreichende Zahl von neuen Kunden zu vermitteln. Und offenbar ist diese Idee nun auch nicht mehr bei den Entscheidern von Leica ausreichend vorhanden. Sie beugen sich den Realitäten. Und das sind Zahlen. M-D müsste in der Rückschau eigentlich M-D-M heißen: Der Name ist M, Die M. Sie repräsentiert eine kurze Zeitspanne ohne Zahlen. Inzwischen darf nach der M10 auf die M11, die M12 und so fort gewartet werden. Ob sie in ähnlicher Weise in den Mittelpunkt stellen, was dem Konzept der M-D zugrunde lag, darf bezweifelt werden. Es wird um mehr ISO, um mehr Auflösung, um Mehrachsen-Bildstabilisierung und mehr technische Fortschritte gehen, die sich in Zahlen messen lassen. Solange keine automatische Auslösung beim Lächeln des Motivs erfolgt, wäre ich einverstanden. Aber den Kopf der digital Fotografierenden hat nur die M-D so konsequent in den Mittelpunkt gestellt. Das Ende der M-D darf bedauert werden. Aber die wenigen, die das Konzept der M-D schätzten, durften immerhin 2 Jahre lang die Gelegenheit nutzen, ein fabrikneues Modell als Zeitzeuge zu erwerben. Was tröstet: Die M-D ist nicht tot, sie jetzt eine Rarität. 6 Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted April 25, 2018 Posted April 25, 2018 Hi basse, Take a look here In memoriam Leica M-D. I'm sure you'll find what you were looking for!
Fotoklaus Posted April 25, 2018 Share #2 Posted April 25, 2018 Karl Ranseier ist tot. Link to post Share on other sites More sharing options...
Bernd1959 Posted April 25, 2018 Share #3 Posted April 25, 2018 (edited) Das Konzept der M-D mochte ich von Anfang an. Eine digitale M6 TTL. Aber leider geht es in der Wirtschaft nicht/nie ohne Zahlen. Warum sollte ich für ein Produkt weitaus mehr bezahlen aus dem so ziemlich alles "heraus gebaut" wurde. Man stelle sich einmal einen Automobilhersteller vor, der sagt, wir haben für sie den ABS, die Servolenkung, die Klimaanlage, die Stereoanlage usw. nicht eingebaut, aber bezahlen sie bitte das gleiche, als wäre es vorhanden. Dafür fahren sie aber dann wie in der 50ern in einem Brezel-Käfer. Das funktioniert selbst bei Leica-Kunden nicht. Und bei denen klappt viel. Das Konzept war Klasse, der abverlangte Preis war es eben nicht. Aber schön, man kann wenigstens mit anderen Kameras ebenso "effizient" fotografieren. Bei meinen NIKONs benutze ich ebenfalls das Display nicht und bekomme pro Akku bis zu 900 Aufnahmen zusammen. Der M-D sei Dank. LG Bernd Edited April 25, 2018 by Bernd1959 2 Link to post Share on other sites More sharing options...
01af Posted April 25, 2018 Share #4 Posted April 25, 2018 Erstens ist es doch, wenn ich das richtig verstanden habe, vorerst nur ein Gerücht, daß die Produktion der M-D eingestellt wurde. Und zweitens wäre es nur natürlich, die Produktion einzustellen, wenn etwa eine M10-D in Vorbereitung wäre. Gerade wenn die M-D ein Erfolg ist und auch bleiben soll, so wäre ihr eine Aktualisierung nur zu wünschen ... genau wie übrigens auch der M Monochrom. 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
kunzhobel Posted April 25, 2018 Share #5 Posted April 25, 2018 "Die Reduktion auf das Wesentliche" ist wohl weniger freiwillig gewählte Philosophie, sondern eher das Unvermögen, auf der Höhe der Zeit zu agieren. Wer keine sensorlose M mehr erwischt hilft sich mit der M9. Auch da ist auf dem Display kaum was zu erkennen. Gruß Gregor 3 Link to post Share on other sites More sharing options...
Talker Posted April 25, 2018 Share #6 Posted April 25, 2018 (edited) Da sich das " Abspecken" bei Leica, bzw. bei der "M-D" nicht sehr deutlich im Preis zeigt... kauft man sich doch eine nach Leica-Vorstellng komplette Kamera und nutzt einfach die Möglichkeit , die Annehmlichkeiten abzuschalten. :-)) Gibt es Ausverkaufspreise... oder rennen wir alle los um ja noch ein neues Restexemplar ( gegen angemessenen Aufpreis) fürs Regal zu erwischen!? Edited April 25, 2018 by Talker Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest 10511 Posted April 25, 2018 Share #7 Posted April 25, 2018 Advertisement (gone after registration) "Die Reduktion auf das Wesentliche" ist wohl weniger freiwillig gewählte Philosophie, sondern eher das Unvermögen, auf der Höhe der Zeit zu agieren. Wer keine sensorlose M mehr erwischt hilft sich mit der M9. Auch da ist auf dem Display kaum was zu erkennen. Gruß Gregor Für was hat sie den eines? ist eh überflüssig dieser TV für Mäuse. 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
kunzhobel Posted April 25, 2018 Share #8 Posted April 25, 2018 Für was hat sie den eines? ist eh überflüssig dieser TV für Mäuse. Batteriestandsanzeige Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest 10511 Posted April 25, 2018 Share #9 Posted April 25, 2018 Batteriestandsanzeige Früher hat man solch eine an die Zunge gehallten, zwack, aha sie taugt noch was Link to post Share on other sites More sharing options...
Talker Posted April 25, 2018 Share #10 Posted April 25, 2018 Früher war eben doch nicht alles besser... und Batterien sind heute oft durchaus leistungsstärker :-))) Link to post Share on other sites More sharing options...
duoenboge Posted April 25, 2018 Share #11 Posted April 25, 2018 Halleluya eine sinnlose Kamera (eine digitale Kamera ohne Display ist imo sinnlos) wird eingestellt, weil offensichtlich keine Käufer mehr zu finden sind. Lösung für alle Nostalgiker und Leica digital Fotografierenden und Fotografienderinnen: eine M10 kaufen, das Display mit einem Stück Leder zukleben, fertig. Entfernung, Blende, Zeit, Belichtungsart, ISO lassen sich mechanisch einstellen. Sogar ohne Batterie in der Kamera. 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Posted April 25, 2018 Share #12 Posted April 25, 2018 Ob es wirtschaftlich richtig ist, die M-D und MM teurer anzubieten als die Grundmodelle mit Farbe und mit Display, kann zumindest der Außenstehende nicht beurteilen. Ebesnowenig kann er feststellen, ob der höhere Preis technisch gerechtfertigt ist. Der Kunde freilich fühlt sich durch diese Strategie nicht angesprochen. Eine M ohne Display hatte ich gleich nach dem Kauf der M8 hier im LUF vorgeschlagen, eine MM und wegen der Sensorporblematik eine MMII und eine M-D trotz der für mich undurchsichtigen Preisgestaltung sogleich gegen den Eintausch von Sammlerstücken erworben. Die M10 und ihre möglichen Varianten werde ich sicherlich nicht brauchen. xyz. Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Posted April 25, 2018 Share #13 Posted April 25, 2018 Halleluya eine sinnlose Kamera (eine digitale Kamera ohne Display ist imo sinnlos) wird eingestellt, weil offensichtlich keine Käufer mehr zu finden sind. Lösung für alle Nostalgiker und Leica digital Fotografierenden und Fotografienderinnen: eine M10 kaufen, das Display mit einem Stück Leder zukleben, fertig. Der Vorschlag entbehrt jeden Sinnes und jeden Verstandes und zeigt wenig Übung im Umgang mit digitalen Cameras oder auch ein Minimum an Anstand in der Diskussion. xyz. Link to post Share on other sites More sharing options...
plausch Posted January 2, 2019 Share #14 Posted January 2, 2019 Am 25.04.2018 um 13:58 schrieb xyz: Der Vorschlag entbehrt jeden Sinnes und jeden Verstandes und zeigt wenig Übung im Umgang mit digitalen Cameras oder auch ein Minimum an Anstand in der Diskussion. 1. 99,5% aller digitalen Kameras haben einen Monitor auf der Kamerasrückseited, auch die digitalen Leicas... 2. Wer eine solche Kamera hat, benützt ihn auch, denn er ist nützlich für die unmittelbare Bildkontrolle nach der Aufnahme. 3. Wer nach Großväter Sitte heute noch fotografieren will, deckt den Monitor ab, schaltet ihn ab, so möglich, und kehrt in die Vergangenheit zurück. 4. Ich glaube schon, lieber xyz, dass Du Sinn und Verstand des Vorschlages nicht verstehst, Du bist bloß eine seltene Ausnahme. 5. Warum dieser Vorschlag den Anstand verletzt, entzieht sich meiner Erkenntnis. Er ist doch bloß ein Kommentar zu einer unternehmerischen Fehlentscheidung. Link to post Share on other sites More sharing options...
mr35mm Posted August 23, 2019 Share #15 Posted August 23, 2019 Ich habe mir heute mir eine neue M-D 262 gegönnt (als Geburtstagsgeschenk) :-) Ausschlaggebend dafür war die Einfachheit, denn ich komme aus dem M7 Lager. Die M-D ist eben eine Analoge ohne Film. Ein anderer Grund war natürlich der reduzierte Preis…. 1 Link to post Share on other sites More sharing options...
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