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die Überlegung


fotoschrott

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Politische Einflüsse könnte man auch aus Fotoschrotts Bild gewinnen,wir sind doch ein reiches Land und schaffen das.

 

Fotoschrott ist sich aber gar nicht sicher, ob der Mensch hilfebedürftig ist, er hält es sogar für möglich, dass er glücklich ist.

Er lichtet also jemanden wegen seiner prekären Situation ab, um dann in Frage zu stellen, dass es diese Situation überhaupt gibt.

 

Und genau hier liegt der Unterschied zu einem Kriegsfotografen, der den Leuten im warmen Sessel zu Hause klar machen will, was Krieg bedeutet.

 

Das eine Foto ist irgendwie verlogen, das andere ehrlich.

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Guest Commander

Die Gestaltung des Bildes sagt mir ja auch nicht so zu,

engerer Ausschnitt und den Teufeslschwanz weg.

 

Ansonsten sehe ich in diesem Bild viel politisches.

 

Ein von Lebenumständen und Witterung gezeichneten Mann, eine Situation in die man schneller reingeraten kann als einem lieb ist,

eine Situation in der wir doch alle gerne wegsehen.

 

Aber ihr messt,was die Würde angeht irgendwie mit zweierlei Maß.

 

Aber so ist das, man muß ja nicht immer einer Meinung sein.

 

Uwe

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Guest Commander

Frag' mal das verbrannte Kind. Dass die Frau unter den Verbrennungen gelitten hat und noch immer leidet, kannst Du ja nicht dem Fotografen anlasten.

 

Die Fotografie hat die Würde des Opfers wiederhergestellt. Bis zur Fotografie war sie ein Ding ohne jede Bedeutung und Konsequenz. Dumm gelaufen, halt, und unbequem, dass sie überlebt hat.

Dem Fotografen laste ich gar nichts an, der hat sich sofort nach dem Foto um das Mädchen gekümmert.

 

Die beiden sind heute befreundet.

 

 

"Ein Ding ohne Bedeutung"?

 

Uwe

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Zweierlei Mass - so ein ausgekochter Blödsinn. Nick Ut rettete Kim Phuc (napalm girl) nach dem Foto das Leben, weil er sie ins Krankenhaus brachte. Beide stehen heute noch in Kontakt.

 

Manchmal ist es besser Kritik einfach stehen zu lassen, als sich weiter reinzureden. Zumindest sollte man sich mit den Fakten beschäftigen.

 

PS: den letzten Teil nehme ich zurück. Du hast es offensichtlich nachgeholt.

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"Ein Ding ohne Bedeutung"?

Aus Sicht der kriegsführenden Parteien; "Kollateralschaden" oder "Beifang" sind vergleichbare Wörter.

 

Die Rhetorik von Leuten, welche bewohnte Gebiete so angreifen, ist austauschbar und negiert immer die Würde und das Recht auf Leben von Menschen, die mit den Kampfhandlungen nichts zu tun haben; nicht, dass die Menschen, die sich zu Kampfhandlungen gezwungen sehen, nicht auch ein Recht auf Würde und auf ein Leben hätten.

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Das Auffahren moralischer Geschützbatterien ist völlig überflüssig.  Sähe der Abgelichtete das Bild, zu dessen Veröffentlichung er kaum seine Einwilligung hätte geben wollen und wenn er sie zugeben bereit gewesen wäre, davor hätte bewahrt werden sollen, und wüßte er zudem um seine Rechte, müßte der Photograph Lehrgeld zahlen.

 

str.

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Fotoschrott ist sich aber gar nicht sicher, ob der Mensch hilfebedürftig ist, er hält es sogar für möglich, dass er glücklich ist.

Er lichtet also jemanden wegen seiner prekären Situation ab, um dann in Frage zu stellen, dass es diese Situation überhaupt gibt.

 

Und genau hier liegt der Unterschied zu einem Kriegsfotografen, der den Leuten im warmen Sessel zu Hause klar machen will, was Krieg bedeutet.

 

Das eine Foto ist irgendwie verlogen, das andere ehrlich.

 

Hm, wie wäre es, anzunehmen, dass der Photograph des vermeintlich "verlogenen" Bildes auch nur "den Leuten im warmen Sessel zu Hause klarmachen will ", was soziale Unterpriviligiertheit bedeutet? ... und "die Leuten im warmen Sessel zu Hause" eventuell auf unerfreuliche Situationen aufmerksam machen möchte, ohne sich deswegen in die übelsten Ecken unserer Welt zu begeben?

 

Sicher hat das hier gezeigte Bild nicht unbedingt das Zeug, zu einer Ikone der Straßenphotographie zu werden. Die Bildgestaltung spricht mich ebenfalls nicht unbedingt an. Aber man sollte sich darüber im klaren sein, dass viele dieser heute hochgeschätzten Bilder ihren Wert auch erst im Nachhinein durch die inzwischen vergangene Zeit in der sie entstanden sind, erlangt haben. Bildgestalterisch ist da auch manches fragwürdig.

 

Was mir bei diesen Diskussionen im Grunde jedesmal aufstößt, ist die Klassengesellschaft in der sich Sozialsituationen dokumentierende Photographen bewegen. Hier die professionellen (Elends-) Photographen, die ohne jemals ein Frage zu stellen, ziemlich rücksichtslos knipsen können was und wie sie wollen ... und sich dabei auf dem Weg zu höheren Weihen und Ehren wähnen, die jede Form von Anstand hinter sich zu lassen, rechtfertigt. Für die daraus resultierenden Ergebnisse auch hinreichend beklatscht werden, also ihr Verhalten sanktioniert wird.

 

Auf der anderen Seite der engagierte Photograph im heimatlichen Umfeld der, ertappt bei der bloßen Dokumentation einer öffentlich allgemein wahrnehmbaren Situation die durchaus unerfreulich sein kann aber nicht sein muss, hinnehmen darf, dass in sein Bild die schillernsten Vermutungen hineingedeutet werden, von denen keine irgendwie belegbar ist. Es lässt sich nicht einmal belegen, ob der im Bild von "fotoschrott" abgebildete Herr die beschrieene "arme Sau" ist (wobei ich den Ausdruck ansich als eine ziemliche Beleidigung ansehe. Ich glaube nicht, dass der im Bild zu sehende Herr sich so bezeichnen lassen möchte) oder ob er lediglich einer Zeit nachhängt, wo lange Haare und Bart (und Löcher in den Jeans, ausgelatschte Turnschuhe und Parka und ...*) als allgemein wünschenswertes Erscheinungsbild angesehen wurde. Eigenartig, niemand war dabei, niemand kennt den Herrn und seine Situation näher, aber jeder Kommentator weiß anscheinend haargenau Bescheid wie das ganze zu bewerten ist.

 

* ich bin 21/2 Jahre lang morgens und abends mit einem in etwa mit mir gleichaltrigen Herrn im Zug gesessen, der ganz ähnlich auftrat und im Gespräch keineswegs dem ersten Eindruck Rechnung trug. Ich beneidete ihn um sein volles Haupthaar :)

 

... und ob das Photo vom verbrannten Mädchen die politische Diskussion auslösen würde, die dieses und andere Bilder des Vietnamkrieges dann ausgelöst haben konnte Nik Ut im Moment der Aufnahme bestenfalls hoffen, aber nicht voraussagen und entblößend für die betroffene Person ist die Aufnahme wahrlich genug. Es wäre aber nur zu wünschen, wenn  - vielleicht manchmal entblößende - Bilder hier zu Hause ähnliche Diskussionen um unhaltbare Zustände hierzulande auslösen könnten. Allerdings wird schon die Erstellung solcher kritischen Bilder "in diesem unserem Vaterlande" vom Gesetzgeber zunehmend erschwert. Die Diskussion darüber hatten wir aber schon mal und deren Ausgang war nicht eindeutig.

 

Wobei ich mir natürlich darüber im klaren bin, dass die von mir geschilderte Schwarzweißzeichnung der Situation so nicht ganz zutrifft, es gibt selbstverständlich fließende Übergänge in jeder denkbaren Richtung.

 

 

Diese unerfreulichen, besserwisserischen Diskussionen scheuend, habe ich mich von dieser Art der Photographie weitestgehend zurückgezogen, trotzdem die Dokumentation des sozialen Umfeldes in dem ich mich bewege, mich bei weitem am meisten anspricht. Ganz im Gegensatz zu Hochzeiten und Familienfeiern. So sammle ich statt dessen Bildbände :(

 

Freundlich-nachdenkliche Grüße

 

Wolfgang

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Ob echt oder gestellt, ob Mummenschanz oder standesgerechte Kleidung, alles das ist völlig nebensächlich. Erstens ist das Photo offenkundig ohne Kontakt zum Photographierten und aus der Distanz gemacht, und das bedeutet, daß jemand in seiner Menschlichkeit verletzt und zum bloßen Mittel für einen ihm fremden Zweck gebraucht wird; zweitens zeigt es ihn in einer Pose und mit einem Gesichtsaudruck, die es verbieten, daß die Aufnahmen  gezeigt wird.

 

str.

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Guest Commander

Danke wpo,

 

genau so.

 

Ich bin gerade mit I phone unterwegs und da ist es nicht so einfach wenn die Einschläge immer näher kommen...

 

Uwe

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Guest ausgeknipst

.

... Es lässt sich nicht einmal belegen, ob der im Bild von "fotoschrott" abgebildete Herr die beschrieene "arme Sau" ist (wobei ich den Ausdruck ansich als eine ziemliche Beleidigung ansehe. Ich glaube nicht, dass der im Bild zu sehende Herr sich so bezeichnen lassen möchte) ...

 

Als denkender Mensch ist man finde ich verpflichtet Texte im Sinnzusammenhang zu lesen und nicht anhand reiner Wortbedeutungen auszulegen.

 

B. Lichter lag es in seinem Beitrag mit Sicherheit nicht daran, den abgebildeten Mann direkt oder persönlich als "arme Sau" zu bezeichnen. Er verwendet diese drastischen Worte ausschließlich im Bezug zum Fotografen, um das beschriebene Missverhältnis zu verdeutlichen. Man kann sich doch die einfache Frage stellen: Wäre B. Lichter zu diesem Mann hingegangen und hätte ihm gesagt, "Achtung, da fotografiert sie einer, und das finde ich nicht in Ordnung, weil Sie doch eime arme Sau sind". Nein, hätte er nicht. Die Wahl dieser Formulierung hier in der Diskussion finde ich absolut berechtigt, zumal der Mann nicht beteiligt ist oder sie lesen wird.

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Guest Commander

Deinen Worten entnehme ich, dass Du der Meinung bist, Nick Ut hätte die Würde von Kim Phuc nicht beachtet. Das ist meiner Meinung nach abwegig.

Nein,

 

da werde wohl missverstanden, oder ich drücke mich hier missverständlich aus.

 

Ich werfe Kim Phuc absolut nichts vor.

 

Ebensowenig Fotoschrott.

 

 

Uwe

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Guest Commander

Ob echt oder gestellt, ob Mummenschanz oder standesgerechte Kleidung, alles das ist völlig nebensächlich. Erstens ist das Photo offenkundig ohne Kontakt zum Photographierten und aus der Distanz gemacht, und das bedeutet, daß jemand in seiner Menschlichkeit verletzt und zum bloßen Mittel für einen ihm fremden Zweck gebraucht wird; zweitens zeigt es ihn in einer Pose und mit einem Gesichtsaudruck, die es verbieten, daß die Aufnahmen gezeigt wird.

 

str.

Das würde auch perfekt auf das Mädchen passen, bis auf den Umstand das Sie halt nackt war.

 

Uwe

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Es lässt sich nicht einmal belegen, ob der im Bild von "fotoschrott" abgebildete Herr die beschrieene "arme Sau" ist (wobei ich den Ausdruck ansich als eine ziemliche Beleidigung ansehe.

Das musste wieder so kommen.

Der Fotograph ist derjenige, der hier eine „arme Sau“ erkennt.

Dass wird er jetzt hurtig abstreiten, ich behaupte trotzdem, dass sein einziges Ziel war, hier eine „arme Sau“ vorzuführen.

 

Wenn es darum geht dem Bild Sozialkritik und Tiefe einzuhauchen, wird daraus dann gerne eine „Reportage“ und wenn's eng wird, wird einfach mal in Frage gestellt, ob der Mann hier wirklich arm ist. Das sind Reflexe, die hier immer wieder auftauchen.

 

Immer die gleiche Leier, die im Nachgang versucht einen Fehler als richtig hinzustellen, wo doch eigentlich ein Zurückrudern der korrekte Weg wäre.

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Es gibt auch die Variante, allein die Diskussion über das Bild als Beleg für die Sinnhaftigkeit des Bildes heranzuziehen. Gut, dass wir drüber geredet haben, wichtiges Foto also.

 

Man muss nicht immer mal wieder ein solches Foto zeigen, um daran erkenntlich zu machen, dass man solche Fotos besser nicht zeigt.

 

Sonst müsste man ja auch dauernd jemanden erschießen, damit alle kapieren, dass man besser niemanden erschießt.  

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