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Form der Kamera - Wirkung auf andere Menschen/Kinder


Simlinger

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Hallo!

 

Meine Tochter wird im vergleich zu anderen Kindern eher selten fotografiert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich beruflich genug fotografiere und die digitale SLR aus dem privaten Bereich verbannt ist. Wenn ich privat fotografiere, dann mit einer meiner alten analogen Kameras oder mit einer Kompaktknipse.

Unlängst waren wir bei einem befreundeten Fotografen im Studio und liessen dort ein paar Familienfotos aufnehmen. Meine Tochter wurde das erste Mal mit einer grossen SLR fotografiert, was bei ihr ein wenig Unbehagen auslöste. Sicher war es auch die ungewohnte Umgebung, ich denke aber auch das ungewohnte "Gesicht" des Fotografen.

Immerhin war das Gesicht meines Kollegen vollständig durch die Kamera verdeckt.

Ein Umstand, der bei mir selten vorkommt: entweder fotografiere ich mit einer M, einer Schachtkamera oder einer kleinen Kompaktkamera.

Ich hab über das Thema schon mit einigen Portraitisten gesprochen. Einige schwören aus diesem Grund immer noch auf die althergebrachte Technik, mit einer Schachtkamera zu fotografieren, ein andere verwendet für ähnliche Einsätze eine Messsucherkamera.

Rückblickend fällt es mir schon auf, dass die Art/Form der Kamera auf manche Leute (vor allem Leute, die selten fotografiert werden) einen Einfluss macht.

Portraits, die mit speziellen Kameras gemacht werden (z.B. M, Hasselblad V oder Mamiya RB) sind manchmal anders, als Portraits, die mit SLR Kameras gemacht wurden.

Wie sind Eure Erfahrungen dazu? Liegt es wirklich am "Gesicht" des Fotografen?

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Wie sind Eure Erfahrungen dazu? Liegt es wirklich am "Gesicht" des Fotografen?

 

Aus eigener Erfahrung: vor über fünfzig Jahren hat man mich beim lokalen Fotografen portraitieren lassen. Eines dieser Bilder habe ich noch. Es wurde wegen des Strickjäckchens gemacht, das meine Grossmutter gestrickt hatte. Es soll auch in einer Zeitschrift veröffentlicht worden sein.

 

Ich kann mich noch an einen dieser Fototermine erinnern. Ich habe gebrüllt wie am Spiess und war durch nichts zu beruhigen. Auch die hübsche Assistentin mit ihrem Teddybären und ihren Schokolädchen war nutzlos. Erst als der Fotograf auf die geniale Idee kam, seine weisse Arbeitsschürze auszuziehen, war an Bilder zu denken.

 

Ich hatte erst wenige Wochen zuvor einen Impftermin beim Doktor und ich hatte offenbar den Fotografen für einen Doktor gehalten.

 

An seine Kamera kann ich mich mehr erinnern.

 

Ich denke, es kann viele Gründe geben, warum sich ein Kind bei einem Fototermin befangen verhält. Das Zielen mit einem Ungetüm vor dem Gesicht kann eine Rolle spielen, aber ich denke, dass diese eher eine untergeordnete Bedeutung hat. Schon allein die Idee des Fototermins an und für sich kann gewöhnungsbedürftig sein.

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Guest Holy Moly

wer mit einer Schachtkamera fotografiert, verneigt sich vor dem Aufzunehmenden.....

 

Meine Erfahrung mit vielen People-Aufnahmen ist die, dass die verwendete Brennweite mehr Einfluß hat. Da ich gene mit Weitwinkel 'rangehe', gibt es schon etwas mehr 'Druck' durch meine größere Nähe, damit gibt es eine engere Verbindung oder, vielleicht Spannung im Verhalten des Portraitierten. Wenn die Chemie zwischen den Akteuren stimmt, ist das nicht schlecht, im Gegenteil, die Bildaussage wird dichter.

Mein 28er war damals mein Lieblingsobjektiv, fotoclubmäßig ein NoGo für Portraits.....

 

Hier mal 28er:

 

Life is hard... | Flickr - Photo Sharing!

 

Forever Young | Flickr - Photo Sharing!

 

oder neu:

 

Everything is 'To Go'..... | Flickr - Photo Sharing!

 

Meine damalige (1972) Hassy habe ich nach einem Jahr wieder verkauft, da ich mit dem Lichtschachtprinzig nicht klar kam.

 

Ich finde, dass es eine Sache des antrainierten Fotografierverhaltens ist. Bei mir habe ich herausgefunden, dass ich meistens über die linke Schulter der portraitierten Person (von der Kamera aus gesehen) fotografiere, da ich auch Linksausleger bin......:rolleyes:

 

Edit: mit einer Hassy oder Mamy ist meine Aufnahmehöhe einen halben Meter tiefer als mit einer SLR oder Messsucherkamera.

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Fototermine sind wie Fastnacht. Auf Kommando heißt es: "Achtung! Fertig! Lustig!"

 

Der Eine kann's, der Andere nicht. Für gestellte Fotos muß auch das Auftreten vor der Kamera gelernt sein. Natürlich gibt es Naturtalente, aber lange nicht jeder eignet sich ohne An- oder Einweisung zum Model - und auch nicht jeder Fotograf eignet sich dazu, Menschen vor der Kamera anzuleiten.

 

Warum sind die Bücher von Jim Rakete oder Anton Corbijn voll mit Schauspielern und Rockstars? Doch nicht nur weil die so genial aussehen und man ihre Gesichter kennt. Nein, die wissen, wie man sich vor einer Kamera bewegt. Eine Rihanna oder Jennifer Lopez weiß auch immer wo die Kamera steht und wie sie sich davor bestens präsentiert.

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Hallo!

. . . Rückblickend fällt es mir schon auf, dass die Art/Form der Kamera auf manche Leute (vor allem Leute, die selten fotografiert werden) einen Einfluss macht.

Portraits, die mit speziellen Kameras gemacht werden (z.B. M, Hasselblad V oder Mamiya RB) sind manchmal anders, als Portraits, die mit SLR Kameras gemacht wurden.

Wie sind Eure Erfahrungen dazu? Liegt es wirklich am "Gesicht" des Fotografen?

Aus der Sicht des Fotografen: Mir ist das Gespräch vor dem Foto, der Blickkontakt, eine entspannte Atmosphäre wichtig. Die Handhabung der Kamera soll deswegen in den Hintergrund treten und möglichst dezent bleiben. Ich verwende deswegen sehr gerne eine zweiäugige Rolleiflex oder eine Fujica 645, eine M darf es auch sein. Wichtig ist mir, dass ich mich weder im dunklen Teil des Studios noch hinter einer großen Kameras verstecken muss. Ob es die Kamera alleine ist, die das Portraitieren erleichert, kann ich natürlich schlecht sagen, aber ich schätze es sehr, im Sucher während der Aufnahme zu sehen, was beim Gegenüber passiert. Und hier läßt mich dann die SLR im entscheidenen Augenblick im Dunkeln.

 

Auf die Rolleiflex montiere ich dann den 90 Grad Prismensucher.

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...ich möchte auch an der Stelle nochmal an die "Auflockerungsübungen" von Jim Rakete erinnern. Der erzählte in einem Interview, daß er mit der Technik eigentlich auf Kriegsfuß steht und sich eher ungeschickt anstellt. In dem Moment, in dem sein Model sich fragt: "Warum läßt der jetzt eigentlich schon wieder die Kamera fallen?" ...wäre es entspannt genug fürs Bild.

 

Von einem Dummy hat er nicht gesprochen. Der wird ja wohl nicht dauernd seine echten Kameras und Objektive der Schwerkraft aussetzen :)

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Guest Digiuser
Fototermine sind wie Fastnacht. Auf Kommando heißt es: "Achtung! Fertig! Lustig!"

 

Der Eine kann's, der Andere nicht. Für gestellte Fotos muß auch das Auftreten vor der Kamera gelernt sein. Natürlich gibt es Naturtalente, aber lange nicht jeder eignet sich ohne An- oder Einweisung zum Model - und auch nicht jeder Fotograf eignet sich dazu, Menschen vor der Kamera anzuleiten.

 

Warum sind die Bücher von Jim Rakete oder Anton Corbijn voll mit Schauspielern und Rockstars? Doch nicht nur weil die so genial aussehen und man ihre Gesichter kennt. Nein, die wissen, wie man sich vor einer Kamera bewegt. Eine Rihanna oder Jennifer Lopez weiß auch immer wo die Kamera steht und wie sie sich davor bestens präsentiert.

 

Ob Fototermine wie Fastnacht werden liegt einzig und alleine an Dir. Meine Erfahrung ist, dass "Spontanportraits" am besten mit der M zu machen sind. Klein, leise und man wird nicht immer für voll genommen.

Mit der D700 kommt es drauf an und ist von der Brennweite vs. Aufnahmeabstand abhängig. Möglichst nicht unter 1,5m. Die Kamera ist zu laut und zu groß.

 

Anders bei der Hassi. Diese Kamera fand bisher noch jeder interessant und nach manchem technischen Gespräch habe ich ganz entspannte Bilder damit gemacht. Jetzt, mit dem Digitalrückteil an der Hassi ist das sogar noch interessanter, da das relativ leise "Monster" gleich etwas vorzeigbares ausspuckt und man direkt anschliessend noch ein Magazin mit SW Film dranhängen kann.

Analoges MF hat auch den Vorteil, dass nach 12 Bildern erst mal Schluss ist und selbst der Wechsel des Magazins einen entspannenden Moment bietet.

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Guest Digiuser
...ich möchte auch an der Stelle nochmal an die "Auflockerungsübungen" von Jim Rakete erinnern. Der erzählte in einem Interview, daß er mit der Technik eigentlich auf Kriegsfuß steht und sich eher ungeschickt anstellt. In dem Moment, in dem sein Model sich fragt: "Warum läßt der jetzt eigentlich schon wieder die Kamera fallen?" ...wäre es entspannt genug fürs Bild.

 

Von einem Dummy hat er nicht gesprochen. Der wird ja wohl nicht dauernd seine echten Kameras und Objektive der Schwerkraft aussetzen :)

 

 

Du musst ihn mal beim Bedienen einer Kamera sehen. Jim Rakete weiss genau was er tut. Der steht nicht mit der Technik auf Kriegsfuss ;)

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Zuerst mal zu meinem Kollegen: obwohl der Termin mit meiner Tochter sicher anstrengend war, hat er wirklich tolle Arbeit geleistet. Die Fotos sind sehr gut geworden.

 

Du musst ihn mal beim Bedienen einer Kamera sehen. Jim Rakete weiss genau was er tut. Der steht nicht mit der Technik auf Kriegsfuss ;)

 

Zu Jim Rakete: ich hab ihm vor 10 Jahren mal assistiert. Es war in einem sehr gut ausgestatteten Studio. Der Studiobesitzer hatte für den Fototermin Blitze vom feinsten vorbereitet. Sozusagen das ganze Briese-Sortiment stand parat. Jim kam ins Studio und meinte: "schieb mal dieses ganze Zeug zur Seite!"

Und dann ging es los: mit einem Blitzkopf, ein paar Aufhellern und einer Schachtkamera wurde fotografiert. Man hatte das nie das Gefühl, dass die Technik oder die Kamera im Mittelpunkt stand, sondern immer sein gegenüber (in diesem Fall ein Schauspieler).

Ich begleitete in diesem Studio noch einige andere Shootings und mir fiel damals auf, dass die meisten guten Portraitisten mit einer Schachtkamera arbeiteten. Manche, so wie Jim Rakete arbeiteten aus der freien Hand, andere wiederum setzten die Kamera aufs Stativ und standen neben der Kamera. In allen Fällen waren die Ergebnisse sehr gut, die Leute auf den Fotos wirkten entspannt.

Auch bei meinen Fotos ist es mir schon aufgefallen: Reisefotos, die ich mit kleinen Kameras aufnehme, wirken anders.....vor allem, wenn ich Menschen fotografiere, die an Fotografen nicht wirklich gewöhnt sind...

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Guest Holy Moly

Jim und Schacht?

 

Der ARTE Film letztens zeigte ihn mit Linhof, hinten eine Umlenkeinheit mit Sucherokular, nächste Einstellung eine RB mit Prismensucher und dann noch eine Makina 6x7.

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Jim und Schacht?

 

Der ARTE Film letztens zeigte ihn mit Linhof, hinten eine Umlenkeinheit mit Sucherokular, nächste Einstellung eine RB mit Prismensucher und dann noch eine Makina 6x7.

 

Das Shooting war vor 12 Jahren. Soweit ich mich noch erinnern kann, hatte er damals eine Mamiya 645 und eine Contax G2 im Einsatz.

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Ich hab auch mal assistiert. Anfang der Achziger. In München Schwabing. Der Meister hatte einen Jaguar. Schuuting wurde von der Karibik ins Studio umgestellt - Frontpro schien ganz neu zu sein. Der Meister war begeistert. Mein Job war, die Magazine der Kamera bereit zu halten, die Filme ins Labor zu bringen und auf dem Rückweg bei Hertie neue Filme zu kaufen - Kassenzettel nicht vergessen. Show your tits - yes - yes - yes…

Später noch ein paar Wochen in einem Fachlabor praktiziert. Fließbandähnlich Filme entwickelt und dem (anderen) Meister beim Printen über die Schulter geschaut. Und ans Telefon gegangen, wenn er gerade nicht weg konnte. Zumeist Fotos für Haarpflege und Frisuren. Schwarzweiß, raffinierte Frisuren, tolles Licht auf den Haaren. Einmal ein Job für einen Münzkatalog. 1:1 mit einer Asahi Pentax 6x7. Ging aber nur nach 18 Uhr, weil drei Blocks weiter ein Waschsalon war und sich die Vibrationen der Maschinen durchs Gemäuer bis ins Studio fortgesetzt haben.

Eigentlich wollte ich auf die Fotoschule, hab dann aber was G'scheits gelernt.

Ach ja - zum Thema - wenn man selber gut drauf ist, kann man auch mit wuchtigem Equipement nah an die Leute. Und wo's nicht klappt - nicht jeder will von einem Fremden abgelichtet werden - klappt's auch mit einer Kleinen nicht. Man sollte die Ausrüstung seinen Fähigkeiten anpassen, nicht seinen Wünschen.

:)

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