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Leica R und Kundenzufriedenheit


berndr

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Ich versuche mal, die Situation einigermaßen erschöpfend zu analysieren: Ein deutscher Kamerahersteller, der seit Jahren aufgrund von diversen Fehlentscheidungen den Anschluss an den Massenmarkt verloren hat und schon deshalb nicht über das Entwicklungsbudget der japanischen Großkonzerne verfügt, muss sich für die Zukunft neu aufstellen.

 

Digital ist ein gutes Jahrzehnt im Spiegelreflexsektor marktpräsent, mangels AF-Spiegelreflex (die R8/R9 eigentlich werden sollten, aber nie wurden) konnte Leica aber kein konkurrenzfähiges SLR-Produkt für den Digitalmarkt vorlegen. Eine Profikamera muss heutzutage einen (schnellen) Autofokus haben, um den Ausschuss bei bewegten Objekten gering zu halten. Canon und Nikon haben die Messlatte hier in den letzten Jahren sehr hoch gelegt.

 

R war in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgrund von Zuverlässigkeit und Qualität ein System, das auch gerne von Profis gekauft wurde. Als AF sich durchsetzte, wanderten die Berufsfotografen zu anderen Systemen ab, nachdem sie ihre anfängliche Abneigung gegen das "neumodische Zeug" überwunden hatten.

 

So ist der Niedergang des R-Systems folgerichtig gewesen und ich bin mir auch sicher, dass dies bei Leica vielen Managern bewusst war. Wo Innovation fehlt, die anderswo geboten wird - und das auch noch für deutlich weniger Geld - , da bricht auch das Käuferpotenzial weg.

 

Die jüngeren Käuferschichten legten sich, wenn sie vom Nimbus des Namens Leica angezogen wurden, eher eine M oder eine der Knipsen zu.

 

Wäre das Geld für den im Zuge der S-Entwicklung angekündigten R10-Paukenschlag dagewesen, hätte dieser Relaunch des R-Systems dennoch nie so viele Käufer angezogen, um die Entwicklungskosten wieder einzuspielen. Denn die R10 wäre eine "Me too"-Kamera geworden, die wohl wenig besser gekonnt hätte, als die Konkurrenz. Ich erinnere hier an die N digital von Contax, die nicht zuletzt wegen ihres viel zu langsamen AF, aber auch wegen ihrer fehlenden Hoch-ISo-Fähigkeiten zum Flop werden musste (ich habe eine, zum Arbeiten ist die nichts).

 

Als ich vor kurzem mit einer S2 spielen konnte, fielen mir neben den Stärken wie guter Bedienbarkeit leider auch die Schwächen überdeutlich auf: Nur ein AF-Sensor ist selbst im Mittelformat-Sektor anachronistisch. Eine R10 auf dieser Basis wäre zur Lachnummer verkommen in Zeiten, in denen die "Roten" und die "Gelben" sich gegenseitig mit immer schnelleren, immer präziseren AF-Systemen zu übertrumpfen suchen.

 

Aber das eigentliche Todesurteil für R (und vielleicht auch für S) ist der im Umbruch befindliche Markt: Die spiegellosen Systeme sind auf dem Vormarsch, mit der "translucent technology" hat Sony eine alte Kiste, den feststehenden Spiegel, neu definiert und damit einen der möglichen Wege in eine Zukunft gezeigt, in der Spiegelreflex-Systeme wohl nur noch eine Nischenrolle spielen werden. Da ist definitiv kein Platz für ein weiteres System - und wenn es hundertmal von Leica kommt.

 

Auf die Gefahr hin, dass ich jemanden beleidige: Der Kamerakäufer, den Leica künftig anpeilt, ist wohl der nassforsche Jungmanager zwischen 30 und 40, der für imageträchtige Produkte mit dem roten Punkt ein wenig mehr auszugeben gewillt ist, aber dennoch etwas trendiges haben will. Spiegelreflexen alter Schule sind in der Generation out.

 

Das heißt auch, dass Leica den Protest der R-Benutzer aussitzen wird. Die biologische Halbwertszeit und das Durchschnittsalter derer, die jetzt schimpfen, werden schnell für ein Verstummen sorgen. Klingt makaber, ist aber meines Erachtens die Denke, die sich in der Chefetage durchgesetzt hat.

 

Schönen Gruß, Hans

 

Ach so: Ich selber bin 44, fotgrafiere sehr gerne privat analog mit der R9, habe aber für den Beruf Canon und Nikon, weil es im täglichen Reportagealltag schnell gehen muss und niemand in einer Tageszeitung Zeit und Lust hat, sich mit Raw-Dateien zu verkünsteln (soviel zum Thema DMR)...

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Es gibt sicher hier eine Menge Leute, die auf analogem wie auf digitalem Weg zu guten Ergebnissen kommen, genauso wie außerhalb des Forum, ebenso wie es in allen Bereichen und mit allen Marken auch das Gegenteil gibt. Da hier ja so viel davon die Rede ist, was wäre, wenn... stelle ich mir manchmal die jeweiligen Gruppen als eigene Foren vor. Und in jedem dieser einzelnen Foren gäbe es Leute, die immer ganz unzufrieden darüber wären, dass es hier nicht das gibt, was woanders zu bekommen ist.

 

Gibt es eigentlich ein Zeiss-Forum? Wenn ja, vermute ich, dass es da eine kleine Anzahl von Leuten gibt, die ewig und drei Tage bei jedem Anlass darüber meckern, dass Zeiss immer noch nicht die digitale ZI herausgebracht hat - mit denselben Formulierungen wie hier.

 

Hallo UliWer

schau mal hier: ZI Forums

Gruß Clemens

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Zu #110:

 

Volle Zustimmung.

Den ganzen hier diskutierten Ärger hat sich doch wohl Leica selbst zu zu schreiben. Man kann nicht auf der Photokina 2008 eine R7 in eine Vitrine stellen und daneben ein Plakat daß so eine R10 aussehen könnte, kurz danach noch zu verkünden, man habe sich die Warenzeichen R10 und R11 gesichert und dann nicht einmal ein halbes Jahr später die R abzukündigen.

Diese Art und Weise des Vorgehens ist eine ganz grobe Mißachtung des Kunden. Das ist mein Problem mit dem Ende der R.

Andereseits hatte es sich schon seit ca dem Jahr 2000 abgezeichnet, daß mit der R etwas im negativen Sinn zu erwarten war.

 

MfG Rudolf

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Wenn Du nur ein einziges Mal eine Tatsache benennen würdest, könnte man ja vielleicht erkennen, welchen Fehler du meinst.

 

- Ende der 1950er Jahre

Der Fehler war sich auf das M-Geschäft zu sehr zu verlassen und keine SLR auf den Markt zu bringen. Noch war das Angebot der (japanischen) Konkurrenz überschaubar. Als Mitte der 1960er Jahre, Leica mit einer SLR nachgezogen hat, war dieser Markt von einer Vielzahl von Kameras aus dem Reich der aufgehenden Sonne besetzt, so dass Leica dann nie richtig Fuß fassen konnte. Mitte der 1970er Jahre brach das M-Geschäft weg. Die Leute wollten Spiegelreflexkameras. Die M wurde eingestellt. Als einzige Leica wurde die R3, eine umgelabelte Minolta, angeboten.

 

- Heute:

Die Geschäftspolitik lautet, sich auf das M-Geschäft zu verlassen und keine VF-DSLR auf den Markt zu bringen. Noch ist das Angebot der (japanischen) Konkurrenz überschaubar: Zwei Canons, ein paar Nikons und eine Sony. In einigen Jahren wird dieser Markt von einer Vielzahl von Kameras aus Japan und Korea besetzt sein. Und wenn das M-Geschäft wegbricht? Kommt dann eine VF-DSLR, umgelabelt made in Japan / Korea. Reicht das? Reißen die anderen Modellreihen S2, X1, Panaleicas es raus?

 

In einem sehr interessanten Artikelsehe ich sehr große Parallelen: Peter Lausch: Hochmut vor dem Fall

 

Wenn es aus ist, wissen wir wenigstens warum.

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Tja lieber Wiggi,

der Artikel "Hochmut kommt vor den Fall" betrifft die noch verbliebene deutsche Fotoindustrie heute noch genau so wie vor 50 Jahren. Immer noch so nach dem Motto, was wir nicht anbieten braucht man nicht. Da war einer der sich damit besonders hervorgetan hatte:Leitz.

Wohin das geführt hat haben wir "Älteren" leidvoll mit erleben müssen

Ich kann mich auch noch gut an Aussagen deutscher Fotohändler am Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts erinern mit der Aussage Bei mir kommt nie eine japanische Kamera über den Ladentisch .

Es hat aber keinen Sinn, der eingestellten R nachzuweinen, weil meines Erachtens Leica überhaupt keine Fertigungskapazitäten hat, noch eine weitere Kameralinie durchzuziehen. Die R7 als Vorbild für eine "R10" dürfte Leica doch nur für den Fall in die Vitrine gestellt daß die M9 floppt. Es ist halt anders gekommen.

Ich persönlich werde nur dann bei Leica nochmal was kaufen, wenn eine überzeugendes Konzept angeboten wird.

 

MfG Rudolf

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Diesen folgenden ( zitierten ) Punkten sollte man bei der Diskussion, ob die deutsche Kameraindustrie die Entwicklung "verschlafen" hat, besondere Aufmerksamkeit schenken. ;)

 

  • - Freigabe deutscher Patente durch die Alliierten, !
     
  • - Demontage deutscher Kamerafabriken durch die Sowjets und deren Neuaufbau in der damaligen UdSSR, !
     
  • - schamloser Nachbau deutscher Kameras durch die Japaner ab den 30er-Jahren, !
     
  • - unterlassene Umstellung auf sinnvolle Serienproduktion infolge Kapitalmangel!(*),
     

 

(*)... der durch die zusätzliche und von den Siegermächten gewollte Belastung - Pkt. 1 und 2 begünstigt wurde

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@ MBI

 

Du tust gerade so, als wäre Leica durch die von dir angeführten Umstände in Deutschland ganz alleine betroffen gewesen. Die Demontage der Produktionsanlagen z.B. war im Nachhinein gesehen ein wahrer Segen. Während die deutsche Industrie mit modernen Produktionsanlagen einen Neuanfang wagte und sich damit in der Welt einen guten Namen verschaffte, haben die Alliierten noch jahrelang auf den veralteten Anlagen produziert.

 

Jürgen

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Diesen folgenden ( zitierten ) Punkten sollte man bei der Diskussion, ob die deutsche Kameraindustrie die Entwicklung "verschlafen" hat, besondere Aufmerksamkeit schenken. ;)

 

  • - Freigabe deutscher Patente durch die Alliierten, !
     
  • - Demontage deutscher Kamerafabriken durch die Sowjets und deren Neuaufbau in der damaligen UdSSR, !
     
  • - schamloser Nachbau deutscher Kameras durch die Japaner ab den 30er-Jahren, !
     
  • - unterlassene Umstellung auf sinnvolle Serienproduktion infolge Kapitalmangel!(*),
     

 

(*)... der durch die zusätzliche und von den Siegermächten gewollte Belastung - Pkt. 1 und 2 begünstigt wurde

 

Eigentlich ist ja bereits zuvor alles zu dieser Äußerung gesagt worden.

 

MBL, bitte informieren Sie sich doch einmal, bevor Sie so etwas ablassen und nehmen Sie doch auch bitte einmal Rücksicht darauf, was in einem bestimmten Thread das Thema ist.

 

Das Thema hier heißt "Leica R und Kundenzufriedenheit". Die Hälfte von dem, was sie oben benennen, ist sachlich falsch. Die andere Hälfte bezieht sich vielleicht auf irgendetwas, aber nicht auf Leica und nicht auf das R-System und schon mal gar nicht auf die Zufriedenheit der Kunden.

 

P.S.: Im Übrigen würde es der Redlichkeit dienen, wenn Sie deutlich machen würden, aus welcher Quelle die von Ihnen "zitierten" Punkte kommen. Ich gestehe aber, dass es mir lieber ist, auf ein wenig Redlichkeit zu verzichten und dafür nicht wissen zu müssen, woher das stammt. . Ich nehme an einem Forum zu fotografischen Themen teil und möchte mir Auseiandersetzungen über deartige Quellen hier ersparen.

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Eigentlich ist ja bereits zuvor alles zu dieser Äußerung gesagt worden.

 

Was denn, ausser haltlosen Vermutungen und Anschuldigungen.

 

Das Thema hier heißt "Leica R und Kundenzufriedenheit". Die Hälfte von dem, was sie oben benennen, ist sachlich falsch. Die andere Hälfte bezieht sich vielleicht auf irgendetwas, aber nicht auf Leica und nicht auf das R-System und schon mal gar nicht auf die Zufriedenheit der Kunden.

 

...sind eventl. Beiträge dieses Threads ( und deren Verlauf ) wg. "ignorf-unktion" bei Dir ausgeblendet. :confused:

 

P.S.: Im Übrigen würde es der Redlichkeit dienen, wenn Sie deutlich machen würden, aus welcher Quelle die von Ihnen "zitierten" Punkte kommen. Ich gestehe aber, dass es mir lieber ist, auf ein wenig Redlichkeit zu verzichten und dafür nicht wissen zu müssen, woher das stammt. . Ich nehme an einem Forum zu fotografischen Themen teil und möchte mir Auseiandersetzungen über deartige Quellen hier ersparen.

 

gerne: Peter Lausch: Hochmut vor dem Fall Inhalt

 

aus:

 

- Ende der 1950er Jahre

Der Fehler war sich auf das M-Geschäft zu sehr zu verlassen und keine SLR auf den Markt zu bringen. Noch war das Angebot der (japanischen) Konkurrenz überschaubar. Als Mitte der 1960er Jahre, Leica mit einer SLR nachgezogen hat, war dieser Markt von einer Vielzahl von Kameras aus dem Reich der aufgehenden Sonne besetzt, so dass Leica dann nie richtig Fuß fassen konnte. Mitte der 1970er Jahre brach das M-Geschäft weg. Die Leute wollten Spiegelreflexkameras. Die M wurde eingestellt. Als einzige Leica wurde die R3, eine umgelabelte Minolta, angeboten.

 

- Heute:

Die Geschäftspolitik lautet, sich auf das M-Geschäft zu verlassen und keine VF-DSLR auf den Markt zu bringen. Noch ist das Angebot der (japanischen) Konkurrenz überschaubar: Zwei Canons, ein paar Nikons und eine Sony. In einigen Jahren wird dieser Markt von einer Vielzahl von Kameras aus Japan und Korea besetzt sein. Und wenn das M-Geschäft wegbricht? Kommt dann eine VF-DSLR, umgelabelt made in Japan / Korea. Reicht das? Reißen die anderen Modellreihen S2, X1, Panaleicas es raus?

 

In einem sehr interessanten Artikelsehe ich sehr große Parallelen: Peter Lausch: Hochmut vor dem Fall

 

Wenn es aus ist, wissen wir wenigstens warum.

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...

...sind eventl. Beiträge dieses Threads ( und deren Verlauf ) wg. "ignorf-unktion" bei Dir ausgeblendet. :confused: ...

 

Es gibt eine Ignorefunktion und man kann sie nutzen. Ich werde auch künftig nach eigenem Ermessen entscheidenen, ob und in welchem Umfang ich sie benutze.

 

Ich glaube nicht, dass wir in den Punkten, die Sie oben als "zitiert" bezeichnet haben, auch nur im Ansatz irgendeine Verständigung erzielen werden.

 

Da Ihnen Abweichungen vom Thema nicht fremd sind, erlaube ich mir auch eine und knüpfe an Ihr hier und an anderer Stelle mehrfach geäußertes Interesse an historischen Sachverhalten an.

 

Es gibt ganz neu eine Broschüre "vidom spezial 10/2010" mit dem Titel "Tagebuch für Leica-Änderungen - Leica Montage I". Zu beziehen bei Leica Historica e.V.

 

Dort werden - anscheinend nachträglich bei Leitz zusammengefasst - die einzelnen technischen Änderungen an den Leicas und im Produktionsprozess zwischen 1928 und 1944 detailliert und minutiös beschreiben. Die Dinge die dort behandelt werden, sind heute ohne jede Bedeutung. Was aber hoch interessant ist - wenn man denn bereit ist über die vielen Details hinaus einen Sinn darin zu suchen - sind die ganz kleinen und teilweise auch großen Probleme, die sich damals stellten und wie man mit ihnen umging. Auch, welche Einflüsse es gab, die zu Veränderungen führten, z.B. die Kundenwünsche. Wie man damit umging, sie zunächst ausprobierte und teilweise als ungeeignet verwerfen musste. Was man insgsamt daraus lernen kann, wenn man denn mag, ist, wie mühsam, wie detailbesessen und stets mit dem Risiko des Scheiterns verbunden, jeder Fortschritt ist. Insbesondere aber, dass es ungeheuer vieler Kenntnisse über ganz unwesentlich erscheinende Dinge bedarf, um überhaupt erkennen zu können, worum es geht. Vergleicht man das mit dem Gerede von außen, von Leuten, die eben nicht drin stecken im Alltag dieser vielen kleinen Dinge, die dort zu bewältigen sind, wird man - vielleicht - bescheidener und redet nicht einfach daher.

 

Noch ein anderer Versuch, anzuknüpfen: Sie haben auch bisweilen Ihre an Werten orientierte Haltung hier betont. Ich teile diese Haltung durchaus, wenn ich auch den Eindruck habe, dass wir da zu ganz grundsätzlich unterschiedlichen - und seit Ihrer "zitierten" Einlassung hier anscheiend auch ganz gegensätzlichen - Ergebnissen kommen. Es gibt noch eine andere Veröffentlichung, die im Kern exakt das Thema einer an Werten orientierten Haltung betrifft: "Ernst Leitz - Ein Unternehmer mit Zivilcourage in der Zeit des Nationalsozialismus" , herausgegeben von Knut Kühn-Leitz im CoCon Verlag 2008. Ich kann das Buch zur Orientierung empfehlen.

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