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Leica-Technik von Emmermann/Neumann


Guest Mox

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Guten Morgen im Forum,

 

es macht mir unheimlichen Spaß, in alten Büchern zu lesen und dabei auf Dinge zu stoßen, die mir nicht oder jedenfalls in dieser Form nicht bekannt sind.

Mein Favorit ist zur Zeit der hier allseits bekannte "Emmermann", mir vorliegend ist die möglicherweise letzte Ausgabe vor dem Erscheinen der ersten Kisselbach-Bücher, die "Leica-Technik von C. Emmermann/H. Neumann von 1951".

Dort ist auf z.B. auf Seite 96 unter „Hilfsstative“ zu lesen: "…als das übliche Dreibein, dessen Aufstellung auf der Straße, wenigstens in Großstädten, oft eine polizeiliche Erlaubnis voraussetzt"….

Interessant, was es früher einmal an Vorschriften gegeben hat. Oder war es grundsätzlich so, vielleicht sogar auch heute noch, dass man für die Benutzung eines Dreibeinstativs im öffentlichen Bereich eigentlich eine Genehmigung braucht?

Nur dass es eben weder von den Nutzern beachtet, noch von den Ordnungshütern verfolgt wird.

 

Zum Schlitzverschluss steht auf Seite 6 unter "Einstellen des Verschlusses": "Angenehm ist, dass man bei der Leica nicht, wie sonst häufig bei Schlitzverschlüssen, Federspannung und Schlitzbreite zu regeln und die sich dann ergebende Belichtungszeit einer Tabelle zu entnehmen hat…."

Hier wird also ein umständliches Hantieren beschrieben, das wohl bei manchen anderen alten Kameras der 20er/30er-Jahre nötig und das mir bisher unbekannt war.

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Auf den Seiten 279/280 (u. Abb. 124) ist das schwenkbare Polarisationsfilter für die Leica unter dem Namen "Polaroidfilter" abgehandelt.

Bisher war Polaroid für mich der Name eines Herstellers für Sofortbildmaterialien und Kameras für dieselben. Aber anscheinend ist "Polaroid" auch ein ehemals gebräuchlicher Begriff für die Polarisation des Lichtes! Leitz verwendete diesen Begriff wohl, bevor es die Firma Polaroid gab.

 

Auch zur Weiterverarbeitung der Filme sind in diesem Buch erstaunliche Dinge zu lesen.

Auf den Seiten 190 u. 191 ist ein Verfahren zur Steigerung der Filmempfindlichkeit beschrieben, über das man sich ob seines unbefangenen Umgangs mit einer extrem giftigen Substanz heutzutage vermutlich mehrheitlich wundert, und das mittlerweile durch die Verfügbarkeit höchstempfindlicher Filme auch nicht mehr notwendig ist.

"…Der Film wird vor oder nach der Belichtung in ein lichtsicheres Gefäß gebracht, in dem sich etwas Quecksilber befindet. Der durch Verdunsten entstandene Quecksilberdampf übt eine empfindlichkeitssteigernde Wirkung aus, die vom wissenschaftlichen Standpunkt aus noch nicht völlig geklärt ist. Im Allgemeinen ist es zweckmäßig, den belichteten Film überzusensibilisieren. Die Belichtungssteigerung ist dann höher als bei der Behandlung vor der Belichtung…".

"…benötigt man eine Blechdose mit lichtdicht schließendem Deckel, in die der Einsatz der Entwicklungsdose hineinpasst. Auf den Boden der Dose stellt man ein Schälchen mit etwas Quecksilber; ein dicker Tropfen genügt. Der Film bleibt, in das Correxband oder den Spiraldoseneinsatz eingewickelt, etwa 30-40 Stunden in der Dose"…"Besonders der Pressephotograph wird damit neue Anwendungsmöglichkeiten erschließen können."

Damals hatte man wohl auch eine andere Vorstellung von der Giftigkeit der verwendeten Substanzen und der Begriff Umweltschutz war noch nicht geläufig. Außerdem können bei 30-40 Stunden Behandlungsdauer der Filme die Fotografen der Tagespresse kaum als mögliche Anwender gemeint gewesen sein!

 

Auch im Positivlabor gab es Verfahren, die heutzutage wohl kaum noch üblich sind.

Auf den Seiten 232 u. 233 ist neben der Mehrschalenentwicklung auch die intermittierende Entwicklung beschrieben, bei der nach kurzer Verweildauer in der Entwicklerschale, noch bevor die ersten Bildspuren sichtbar sind, das Papier in eine Schale mit klarem Wasser kommt und dort bis zur kompletten Ausentwicklung ruhig liegen bleibt. Damit wird eine gleichmäßige Entwicklung an Stellen mit stärkerer wie auch an solchen mit schwächerer Schwärzung erreicht.

Die Mehrschalenentwicklung ist mir zwar bekannt, aber nur die Variante mit unterschiedlichen Entwicklern.

Nun gab es hiernach aber auch die andere Möglichkeit, mit abgestufter, steigender oder fallender Konzentration des gleichen Entwicklers in mehreren Schalen nacheinander, die Gradation in Richtung härter oder weicher zu beeinflussen.

Eine Methode, die nicht mehr gebraucht wird, nachdem es schon seit Jahrzehnten Gradationswandelpapiere gibt, bzw. die auch damals nur dann erforderlich war, wenn man nur eine Papiersorte besaß.

 

Ich könnte hier noch längere Zeit darüber weiter schreiben, was dieses Buch mir bezüglich der Fototechnik vor 60-80 Jahren an Überraschungen bietet.

 

Auf den letzten Seiten des Buches sind noch einige Werbeanzeigen von damaligen Firmen veröffentlicht, die für mich ebenfalls Überraschungen bereithielten.

Zum Beispiel gab es früher mal Blaupunkt Blitzgeräte, darunter ein sehr lichtstarkes Modell "Ultrablitz-Reporter 51" mit 200Ws Leistung und ein handlicheres Modell "Ultrablitz-Amateur" "für den fortschrittlichen Amateur".

Außerdem war mir nicht bekannt, dass die BLAUPUNKT-WERKE GMBH damals in Darmstadt und Berlin saßen, ich hatte die in Hildesheim vermutet.

Dann gab es noch „Mimosa Photopapiere“ aus Kiel, "Omnica"-Fototaschen aus Rebbelroth "Bez. Köln" und "Tewe"-Präzisionszubehör (Spiegelkästen u.ä.) aus Berlin-Schöneberg.

Weiterhin gab es früher einmal "Göttinger Farbfilter" vom "Farbphysikalischen Laboratorium Muster-Schmidt KG". Die stellten Lichtfilter und Folien für wissenschaftliche und technische Zwecke, Dunkelkammerschutzfilter und Lichtfilter zur Transformation der Farbtemperatur des Lichts her.

In der damals üblichen Reimwerbung hat eine Fa. Alfred Faber, Fabrik Photographischer Chemikalien aus Neuisenburg, damals noch "Neu-Isenburg", inseriert: "Der Amateur zufrieden lacht, seit er mit Faber Bilder macht".

Ich wusste bisher von den genannten Firmen bzw. Produkten nichts, und vermutlich gab es noch sehr viel mehr, das inzwischen leider untergegangen ist und das heute kaum noch jemand kennt!

 

Es grüßt Euch Erich Glauner

 

P.S. Der Fotograf gewiß nicht lacht, wenn die Leica auf den Boden kracht…

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polaroid heißt nicht wegen der filme so, sondern weil sie im krieg pol-filter für die us-armee herstellten. ich habe eine fliegerbrile von denen, bei der kann man vorne einen knopf drehen und die filter werden dunkler

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Über den Wirkungsmechanismus von HG-Dampf kann man nun trefflich spekulieren - einige Vorschläge hätte ich auch.

 

Aber Neu-Isenburg heißt immer noch so und nicht Neuisenburg. Dort war die Fabrik Dr. Schleussner beheimatet, besser bekannt unter ihrem Markennamen Adox. Später wurde Adox von DuPont übernommen.

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Guest Bernd Banken
polaroid heißt nicht wegen der filme so, sondern weil sie im krieg pol-filter für die us-armee herstellten. ich habe eine fliegerbrile von denen, bei der kann man vorne einen knopf drehen und die filter werden dunkler

 

Polaroid Corp. in Cambridge/Massachusetts stellte vor Jahrzehnten Sonnenbrillen her, die in der Werbung meistens mit der Reflexfreiheit von Wasseroberflächen argumentierten.

Man sah durch die Oberfläche meistens kapitale Fische, die ansonsten in den Reflexionen unsichtbar gewesen wären.

Angler schwörten auf diese Brillen, bzw. deren Gläser.

Die Brillen, die ich von früher kenne, hatten allerdings keinen Drehmechanismus.

 

Edit: Legendär ist die Pilotenbrille von Ray-Ban, hergestellt von Bausch&Lomb.

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Die Verkürzung der Belichtungszeit durch Quecksilberdampf ist schön früh und durch Zufall durch Daguerre entdeckt worden, natürlich ohne das Phänomen erklären zu können. Beschrieben wird dies auf S. 136 im achten Jahrgang (1938/1939) der von Emmermann herausgegebenen Zeitschrift «Kleinbild-Foto». Allerdings braucht man noch immer 20 Minuten für ein Portrait. Zu einer Verkürzung auf Sekunden kam man erst 1840 durch Petzvals lichtstärkers Objektiv (S. 137).

str.

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Moin, moin

 

ich weiß zwar nicht, ob die "Göttinger Farbfilter" -Fabrik heute noch existiert, aber Mitte der 90er Jahre habe ich bei denen noch mehrere Sätze photographischer Folienfilter sowohl zur Farbkorrektur wie auch Neutralfilter zur Dämpfung erworben. Die Lieferung war prompt und die Qualität makellos. Ich benutze sie (die Filter) heute noch hier und da.

 

Gruß Wolfgang

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Hallo Erich,

auch mir machen diese alten Fotobücher viel Spaß. So manches Zitat habe ich nur deshalb hier nicht zum Besten gegeben, weil ich beim Lesen nicht in der Nähe des Rechners saß.

Ich habe u.a. den Emmermann und auch den Vith von je 1940.

 

Viele Grüße

Nils

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Tja, was an deutschen Firmen, die rund um die Fotografie lieferten, alles eingegangen ist...

 

Ich erinnere mich noch an die guten Argenta-Vergrößerungspapiere, die - und nicht nur diese - mein Alter Herr und ich über einen Regensburger Großhandel (Name fällt mir sicher erst wieder in 10 Minuten ein) bezogen haben.

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