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Erfahrungen mit der Leica M7


Prosper Duprees

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Neukauf einer M7, verbesserter Sucher, im Frühsommer 06 mit 2/50.

Belichtete Filme: 73, davon 3/5 sw.

 

Kaufgrund: Formenspiel, Gestaltung und Haptik im Verein mit mechanischer und optischer Qualität finden in einer M7 überzeugend ästhetisch und handschmeichlerisch zusammen.

 

Gelöste Probleme:

1. Film 1-3 lassen sich nach Einlegen nicht transportieren. Der Bodendeckel wird geöffnet, der Film herausgenommen, neu eingelegt: Kein Transport. Wiederholung nun solange, bis der Transport zufälligerweise erfolgt. Bei Film drei komme ich dahinter: Es genügt nicht, die Filmpatrone in die Kammer zu schieben und die Lasche in den Aufnahmedorn; dann liegt der Film leicht quer und wird vom Rückdeckel festgeklemmt. Der Film muss vielmehr den Verschluss komplett überdecken. Man muss den Film über das Verschlussfenster hinausschieben, bis er anstößt. Die Bedienungsanleitung ist in diesem Punkt unpräzise und unvollständig. Seither keine Schwierigkeiten mehr.

2. Bei Film 32 und 33 blinken Punkte in der LED-Anzeige des Belichtungsmesswertes, welcher willkürlich seinen Wert bei aktivierter Belichtungsmessung ändert und wild hin und her springt. Ich kontaktiere Leica und man rät mir die Kamera einzusenden. Ich denke mir, vor ein paar Tagen hat der Apparat noch tadellos funktioniert, soviel kann da nicht kaputt sein, und wische mit einem Baumwolltuch über die Kontakte der DX-Abtastung. Seitdem ist das Phänomen nicht mehr aufgetreten. Trotz wilder Belichtungsmessungen im Viertelsekundentakt fanden sich auf den Bildern übrigens keine Fehlbelichtungen!?

3. Bei Film 64 erscheint im Sucheranzeigenfeld gelegentlich ‚bc’. Ich ignoriere diese Meldung, da ‚bc’ wieder verschwindet und die Verschlussgeräusche unverändert sind. Nach Entwicklung der Filme 64 bis 67 stelle ich fest, dass bei Film 64 zwei Negative unbelichtet geblieben sind, bei 65 vier, bei 66 fünf und bei 67 neun. Möglicherweise sind erster und zweiter Vorhang ohne Steuerung unmittelbar hintereinander/bzw. gleichzeitig abgelaufen. Ein Batteriewechsel behebt das Problem.

 

Ungelöste Probleme: Traten bisher nicht auf.

 

Zeitautomatik:

Ich habe zu Beginn (Film eins, drei und sieben) manuell belichtet und danach nur noch mit Zeitautomatik. Diese arbeitet sehr akkurat. Die wenigen fehlbelichteten Aufnahmen rühren ausnahmslos von überzogener Messwertspeicherung her.

Ich belichte daher überhaupt nicht mehr manuell, sondern vertraue vollkommen und zurecht der Zeitautomatik mit fallweiser Messwertspeicherung, zumal es mir unmöglich ist, gleichzeitig Entfernung und Belichtung einzustellen bei sich halbwegs bewegenden Motiven (...ein Kind läuft an einem sonnigen Tag vom Schatten ins Licht und wieder zurück...).

Außerdem erlaubt Zeitautomatik ein Fotografieren ohne die Kamera ans Auge führen zu müssen. Unauffällige Aufnahmen fotografiere ich u.a. formatfüllend mit drei Metern Voreinstellung, möglichst offener Blende bei halsumhängter Kamera und daran 70 cm Drahtauslöser durch den Jackenärmel in die Hand geführt.

 

Was mir fehlt:· Mittiges Stativgewinde

· (Geräuschloser) Selbstauslöser. (Ermöglicht noch unauffälligeres Fotografieren...)

· Geld zum Erwerb weiterer Objektive

 

Was mir nicht gefällt:

· Das allzu leichtgängige Spiel des Rückspulknopfes

· Dass Ausblickfenster von Sucher und Entfernungsfenster ständig betatscht sind mit Fingerabdrücken

· Der Widerstand des Auslöseknopfes bei Niederdrücken ist nicht konstant. Manchmal geht’s schwerer, manchmal leichter.

· Ich bekomme den Film nicht aus der Filmkammer. Trotz kleiner und eher feingliedriger Hand muss ich mir die Fingernägel lang wachsen lassen oder eine Pinzette benützen, bzw. ein Taschenmesser, um die tief-, fest- und strammsitzende Filmpatrone herauszuhebeln.

 

Entfernungsmessung:

Von allen meinen Kameras, es sind einige Dutzend, bietet die M7 die angenehmste und schnellste Entfernungsmessung. Es gibt sicherlich überzeugendere Verfahren, Autofokus mit Augensteuerung etwa, allerdings in mich nicht ansprechenden Gehäusen integriert. Ich muss mit Fotografieren kein Geld verdienen und kann daher Kriterien gewichten, denen Funktionalität nachgeordnet ist.

In praxi habe ich die mutmaßliche Entfernung des zu erwartenden Motivs bereits voreingestellt und korrigiere nur noch fein, wenn überhaupt. In allen anderen Fällen werfe ich, zugleich ich die Kamera ans Auge nehme, einen Blick auf den Entfernungsring und vergleiche den Wert am Index mit meiner Schätzung und drehe bereits im Hochnehmen der Kamera den voraussichtlichen Wert ein, so dass das Motiv in der Regel auch ohne Feinkorrektur im Schärfentiefebereich liegt und ein brauchbares Bild liefern wird. So zu verfahren dauert keine Sekunde um von der Wahrnehmung zum Auslösen zu gelangen.

 

Psyche:

Lange nach Erwerb habe ich sie nur als Sonntagsausgehkamera benützt und ansonsten meine vorhandenen Fotoapparate weiter verwendet, denn es war mir unheimlich, den Gegenwert von Tausenden von Euros spazieren zu tragen und ich habe ein halbes Jahr benötigt, diese Scheu zu verlieren. Dann sagte ich mir, Du fotografierst mit zweitrangigem Material und hast erstklassiges zu Hause herumstehen, und begann, nicht mehr ohne M7 auszugehen. Ich achte noch immer sehr darauf, dass ihr kein Leid geschieht, aber ich fotografiere nunmehr fast ausschließlich mit ihr.

 

Handhabung:

Es ist die Solidität oft beschrieben worden, in der Rastungen und Verschlüsse ausgeführt sind. Der geschmeidige Gang des Schnellschalthebels verdient explizite Würdigung. Man erfreut sich daran, die Kamera in der Hand zu wiegen, mit ihr zu arbeiten, mit ihr zu fotografieren.

Ich benutze keine Fototasche, sondern stecke die Kamera in die Jacken- oder Hosentasche, wenn nicht mit Schultergurt getragen oder um das Handgelenk geschlungen. Allerdings habe ich, um gegen ausgiebige Wolkenbrüche gewappnet zu sein, eine kleine Plastiktüte zu einem Streifen gefaltet und mit Tesa an den Bodendeckel geklebt, um die Kamera wassergeschützt eintüten zu können.

Der Aufwickeldorn hält zuverlässig. Anders als bei anderen Kameras ist nie ein Filmanfang entschlüpft und untransportiert weitergeschaltet worden, bis man merkt, dass sich der Rückspulknopf nicht dreht.

Gehäuse und Objektiv erlauben Einhandbedienung mit gelegentlicher Bauchabstützung. Ring- und kleiner Finger tragen das Gewicht und Daumen und Zeigefinger bedienen Transport, Blende und Entfernung. Mittelfinger bleibt frei für Leica-Gegner.

Der Bodendeckel - nun ja - in gewisser Weise ist die ganze Kamera ein Anachronismus, was nicht heißt, dass sie nicht das adäquate fotografische Instrument für ihr Klientel wäre. Es soll ja auch noch Leute geben, die zu Fuß gehen, ohne sich antiquiert vorzukommen angesichts technischer Mobilität in allen Variationen.

 

Überklebt:

Habe ich Leica-Logo und Modellbezeichnung und habe auch nur ein einziges Mal einen Zuruf, Ah, eine Leica, erhalten von einem älteren Herrn im Vorübergehen.

Bewundert, bestaunt und beneidet worden um den Besitz einer Leica bin ich nie.

Ein einziges Mal kam ein junger Bursche auf mich zu, ob ich ihn fotografiert hätte und er verbitte sich dies und ich solle ihm die Aufnahme zeigen. Ich bedauerte. Sichtlich irritiert über das fehlende Display trollte er sich wortlos davon.

 

Alltag:

Die obengenannten Probleme sind unerheblich. Wesentliches Merkmal scheint das fehlen gravierender Erfahrungen bezüglich Störungen, Ausfälle oder Mängel zu sein, was eben auch eine ist. Eine erfahrungslose Erfahrung. Diese M7 zeigt sich als unauffällige, unscheinbare und anspruchslose Kamera, gerüstet für eine Vielzahl von Aufnahmesituationen und für einen Laien wie mich ausgezeichnet mit einem Alleinstellungsmerkmal.

Im Alltag, faktisch fotografiere ich täglich mit ihr, arbeitet sie verlässlich und genau und unprätentiös.

 

Ist sie ihr Geld wert?

Würde man dasselbe woanders billiger bekommen, dann nein. Aber man bekommt es nicht. Es gibt eigenartigerweise, obwohl nahezu alles, was gut ist, von irgendwem identisch kopiert wird, keine M-Kopie. Es mag Kameras geben, die bessere Bilder produzieren, (was heißt schon besser?), aber dann sind diese nicht mit einer Leica aufgenommen worden. Es ist ein beliebtes Spiel, sich ein isoliertes Detail herauszugreifen und dieses gegen irgendwen und -was zu verwenden.

Vielleicht kann man mit billigeren Kameras bessere Bilder machen als mit einer Leica. Ja und? Ich wiederhole: Dann sind es keine Leica-Bilder.

Und dieser Ansatz ist nicht irrational, sondern im Gegensatz höchst rational.

Als ob es in der Fotografie darum ginge, gute Bilder möglichst billig zu produzieren.

Fotografie ist zu komplex, um sie auf Preis, Qualität und Mythos zu reduzieren und jenen, die lästern, Um diese Bilder zu machen hast Du 5000 Euro gezahlt, ist nicht mit Rechtfertigungen zu entgegnen, sondern ganz schlicht: Ja, ich habe sie mit einer Leica gemacht.

Und nicht mit V und nicht mit Z und P und N.

Leica-Fotografie ist das attributlose Fotografieren, es ist nicht in Wettbewerb und daher konkurrenzlos. Aber das ist ein anderes Thema.

Deswegen ist die Frage nach dem Geldwert falsch gestellt. Sie funktioniert nur im Vergleich, im ewigen Gegeneinanderausspielen des Einen gegen das Andere, im Reduzieren von Leben auf ein Ranking nach von anderen aussortierten Kriterien.

Mein Gott, wie dämlich all das ist.

Man muss aufhören, sich mit anderen zu vergleichen. Dann ist man unvergleichlich. Dann ist man eigen. Dann gehören einem die eigenen Bilder selbst. Dann sind sie zugeeignet. In Zuneigung. Mehr kann es nicht geben.

 

Hermetische Analogien zugeordnet einer Leica M7:

Farbe: weiß

Sternzeichen: Zwilling

Tafelrunde: Parzival

Automobil: Morgan

Baum: Pappel

Sinn: Hören

Tier: Jaguar

Gewebe: Leinen

Jahreszeit: Frühsommer

Nation: Frankreich

Philosoph: Heraklit

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Automobil: Morgan

 

Voila:

 

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Guest maddin

Egal, die meisten Beobachtungen teile ich. Allerdings faellt mir das Filmherausproekeln nicht so schwer wie beschrieben, den Ausloeserwiderstand empfinde ich als gleichmaessig und die Rueckspulkurbel ok.

 

Das schiefe Einlegen der Films ist so in etwa die einzige Fehlbedienung, die man der M7 antun kann.

 

Mit ihr jedoch ist schnelles und unkompliziertes Fotografieren erst richtig moeglich. Muesste ich mich zwischen meiner M7 und der MP entscheiden, koennte es durchaus sein, dass die MP zuerst gehen muesste. (um sie ein halbes Jahr spaeter wieder zu kaufen...)

 

 

gruss

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Das mit dem schweren Herausbekommen der Filmpatrone hat sich mit der optischen DX-Abtastleiste auch erledigt, die Patrone fällt - wie früher ohne DX-Abtastung - von alleine aus der Kammer heraus. Sehr angenehm.

 

Der Auslösewiderstand kann konstruktionsbedingt nicht über den gesamten Weg gleich sein, denn es wird ja zunächst die Messwertspeicherung aktiviert und dann gibt es einen Druckpunkt, damit man weiß, dass als nächstes die eigentliche Auslösung erfolgt.

 

Grüße,

 

Andreas,

 

P.S.: Ralf, so schön wie der Prosper schreibst Du aber nicht :)

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Hi Prosper,

super statement, ich schließe mich an.

Die Sache mit dem Auslösewiderstand nervt mich auch (an einer neuen MP3).

Ich denke dann manchmal, sie löst gar nicht mehr aus.

Was kann das nur sein, vielleicht schleift er sich ein? An meiner M6 classic ist er sooo weich.

Grüße P. Becker

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... super Bericht - deckt sich auch mit Meinen Erfahrungen.

 

Nur eins hab ich noch geschafft, nämlich eine ca. 5 mm Breite Doppelbelichtung bei ca. 4 Fotos, weil ich scheinbar den Spannhebel nicht ganz an den Anschlag gedrückt hatte. Vielleicht bin ich auch am Gurt hängen geblieben.

 

Momentan bin ich auch bei "bc" angelangt.

Jetzt sitze ich hier auf dem "Land" und bekomme nirgends diese blöde Batterie DL 1/3 N bei.

Jedenfalls nicht bis Samstag. grrrrrrr.

 

Gruß OliverN

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...oh Schreck, ich dachte schon ich wäre aus Versehen bei der Stiftung Warentest gelandet.

An den Kommentaren merke ich aber, dass ich noch im Leicaforum bin.

Der Mann ist nach meiner Meinung zu höherem berufen, damit möchte ich aber nicht sagen, dass er hier Perlen vor die ..... geworfen hat.

Ich denke, eine brauchbare Werbung für eine Leica M7 und anderer Kameras in dieser bewährten Bauart.

 

MfG Heinz

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...interessanter bericht. meine ist bald zwei jahre alt, hat 250 s/w filme und ~60 farbfilme gemacht und hatte nie schwierigkeiten mit dem ding. mach ungefaehr 50-70 filme mit einem batterie set und warte garnicht auf bc einstellung.

wenn die lichter im finder anfangen zu flimmern muessen die batterien raus.

 

schoene kamera

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...Ort: Vannes

 

Grüße ins Morbihan

 

ich war dort mal 8 Wochen bei "famille Martinez" während der Sommerferien. Lang-lang ists her. Erinnere mich noch gut an die "Muscheljagd" (Schwertmuscheln?!) im Golfe de Morbihan...

 

Wär mal wieder ein Urlaub wert.

übrigens: sehr schöne Bilder auf deiner site web.

 

Grüße

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Guest user9293

Schock schwere Not! - ich habe absolut keine Ahnung, wieviele Filme - geschweige denn anteilsmäßig verteilt auf Farbe (Negativ/Dia) und SW - ich durch meine Leicas gejagt habe.

 

...aber eigentlich ist mir das auch ziemlich egal

 

dass er dauernd seinen Sucher betatscht (obwohl er ihn eigentlich überhaupt nicht braucht), dafür kann doch kein Mensch etwas - und Leica schon gleich garnicht.

 

die Kamera mal am langen Arm unauffällig auslösen geht ja noch an - aber völlig vorbereitet und regelmäßig das Ding mit langem Auslöser durch den Jackenärmel zu betreiben?

 

sorry, aber für mich ist das ein merkwürdiger Typ

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Grüße ins Morbihan

 

ich war dort mal 8 Wochen bei "famille Martinez" während der Sommerferien. Lang-lang ists her. Erinnere mich noch gut an die "Muscheljagd" (Schwertmuscheln?!) im Golfe de Morbihan...

 

Wär mal wieder ein Urlaub wert.

übrigens: sehr schöne Bilder auf deiner site web.

 

Grüße

 

 

....dank dir fuer den kommentar meiner bilder. stimmt, vannes und seine umgegend ist sehr schoen, zum urlaub aber auch zum leben. mit der meeresfruechtenjagd musste mit meiner frau sprechen (ne echte bretone), die macht das.

:)

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