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Hallo und guten Abend!
Mein Name ist Steve und ich bin seit vielen Jahren mit Leica digital (X-Serie, C-Lux) unterwegs. Aber ich finde vollmechanische Apparate faszinierend, besonders die "Urleicas".  In einem Anflug von Übermut fischte ich eine kaputte Vorkriegsleica aus der Bucht. Es handelt sich um eine IIIa, Beschreibung: lange Zeiten laufen nicht. Der Preis ging in Ordnung und so kam die Kamera zu mir.

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Ich hatte noch nie eine so alte Leica in der Hand und war begeistert. Schwer wie ein Backstein, Metallknöpfe, ein sattes "Klack".. Nur eben nicht bei den langen Zeiten. Und der Aufzugknopf schnappte gelegentlich über. 
Jetzt löste ich die Kamera zigmal aus - bis gar nichts mehr ging. 
Klar, war ja als defekt gekauft. Mein Forscherdrang ist erwacht! 


Nun, ich bin zwar technisch nicht ganz ungeschlagen, arbeite als Industrieelektroniker für Werkzeugmaschinen - aber das hier ist völliges Neuland. Licht, kleinstes Werkzeug, ein Handtuch und los!
Zaghaft löste ich erste Schrauben und ordnete sie nach Form und Farbe.



Dieses Zwischenrad mit "Zahnreißen" ist offenbar am Überschnappen des Aufzugs schuld. Wie es aussieht, besteht es aus Messing, Modul 0,35, 23 Zähne. Ich muss mal sehen, wer so etwas nachfertigt. Vielleicht hat auch ein Forenmitglied einen guten Tipp, Danke im Voraus!



Das "Schlachten" geht weiter. Ich weiß zwar nicht genau, wo ich was abschraube, aber dafür mit Begeisterung. Nun weiß ich auch, dass der Winkel für die Kappe nicht unbedingt demontiert werden muss.

Das sollte das Kernproblem der Kamera werden: die Seidenbänder des Verschlusstuchs haben sich gelöst, der Verschluss kann nicht arbeiten. Ich habe STUNDEN und viele viele sächsische Flüche damit zugebracht, die (hoffentlich) korrekte Position zu finden und die Bänder wieder anzukleben. 


Ein weiteres Problem: die Friktionsfeder in der Aufzugsachse ist an der Befestigung gebrochen. Erstmal den verwackelten Knopf zu entfernen war eine Herausforderung. Petroleum und die Erkenntnis, dass es Linksgewinde gibt, brachten dann das Ding auseinander.
Das Ende der Feder wird zu einer Öse gebogen und festgeschraubt. Tatsache, nun kann man den Knopf nur in eine Richtung drehen, nämlich in die, wohin der Pfeil zeigt.
Ich vermute mal, dass mal jemand mit Gewalt entweder den Film herausgerissen hat oder den Knopf mit Bärenkräften zurückdrehte, dabei ist evtl. auch das defekte Zwischenrad zu Schaden gekommen.


Die Schäden der Kamera.



Das Hemmwerk für die langen Zeiten. Petroleum und sparsame Neuschmierung erwecken es wieder zum Leben, es schnurrt wie vor über 80 Jahren.

Apropos: die Kamera wurde am 31.8.1936 montiert, zumindest steht es auf der Platine eingeritzt.


Meine Klebetechnik.. Flächen säubern, Duosan Rapid, etwas Ablüften lassen und es hält hoffentlich.


Die Montage der Kamera schreitet voran.





Technisch wieder in Funktion. Das Vulkanit war sehr speckig und brüchig geworden, die neue Belederung ist schon bestellt. 

Nein, es war zumindest für mich nicht einfach. Den Verschluss habe ich sicher 10 Mal demontiert, eine Kiste mit den sortieren Teilen auf den Boden geworfen, wegen einer vergessenen Laufbuchse noch einmal die ganze Kamera zerlegt, Petroleum verschüttet und auch die Konstrukteure verflucht. Der Kraftfluss ist nicht immer sofort ersichtlich, auch hatte man damals einen Hang zu tausend verschiedenen Schräubchen und da ein Blechlein und dort ein Unterleggewinde.. aber die Kamera ist definitiv ein Meisterwerk der Mechanik.
Die Zeiten muss ich noch feinjustieren, aber es klingt relativ plausibel. 
Schaunmer mal!

Viele Grüße!
 

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Jaja der Forscherdrang...

Hättest du dich eher gemeldet, hätte es hier einige Tipps gegeben. Zb. wenn du die schon so zerlegst, hättest du dir wesentlich leichter getan ( und genauer arbeiten können), wenn du die grosse Walze auch ausgebaut hättest. Extra Aufwand ca. 5 Minuten.

Und zur Beruhigung: den grossen Knopf dreht man nur zum abmontieren gegen den Uhrzeigersinn.

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Hallo Reini, die große Walze hatte ich vom Zeitvorwähler demontiert, damit ich die Bänder vernünftig ausrichten konnte. Ganz in ihre Einzelteile zerlegen mochte ich die Walze nicht. 
Der Aufzugknopf war extrem angebacken und musste erst stundenlang im Petroleum aufweichen. Ich musste die Welle mit weichen Backen in den Schraubstock spannen und mit der großen Zange und Lederinlett die Geschichte auflaborieren, der saß bombenfest.

Das größte Ärgernis bei der ganzen Operation war dieses Gestänge zum Hemmwerk für die langen Zeiten. Ich wollte es nicht zerlegen und so baumelte es ständig genau da herum, wo ich es nicht gebrauchen konnte.

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Verzeihung. Hab am Smartphone nicht weiter runter gescrollt.

Die Walze zerlegt man eh nicht, nur gut reinigen.
Ich markier mir mit einem Längsritzer das Ende der Vorhänge und dann genau gleich lange (neue)  wieder an der Stelle ankleben. Dann sollte es passen. wie vorher.
War keine Schraube im Aufzugknopf? Trotzdem so schwergängig? Abgenudelt das Gewinde...?

Gratuliere, daß du es gewagt hast. Videos und tuts wirst ja angeschaut haben!?

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Der Knopf hatte schon eine Madenschraube, die ich natürlich herausgedreht habe. Nein, das Gewinde war sehr vermackelt.
Vielen Dank, Tuts usw. habe ich mir immer wieder angesehen, das Meiste in Englisch. Aber ich denke, für den produktiven Einsatz ist die Kamera nicht mehr zu gebrauchen. Der Entfernungsmesser z.B. schon seine besten Tage hinter sich. Im Chassis gab es schon etliche "Bastlerspuren", die Lochscheibe für den Zeitvorwähler ist völlig zerkratzt und verbogen, ohne neuem Zwischenrad ist der Filmtransport sehr unsicher und die Vorhänge müssten auch (irgendwann) komplett getauscht werden müssen. 
Ich habe die alten ja nur wieder angeklebt, leider war keine eindeutige Klebestelle mehr auszumachen. Das Elmar ist auch etwas trübe..
Ich schätze, dass ich nicht der erste "Lehrling" bin, der dieses alte Mädchen in die Finger bekommen hat. Evtl. dient sie mal als Ersatzteillager, mal sehen. Es gibt schließlich auch ein paar gut erhaltene Teile dran.

Edited by Guest
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So hast du zumindest einmal einen sprichwörtlichen >Einblick< in die Materie.
Und fürs nächste mal was gelernt.

ich mach gerade das gleiche mit einer Zorki 1. Ersatzteile davon gibts eh schon genug. Und zum wegwerfen/ausschlachten ist sie zu schade.
 

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Als DDR-Geborener habe ich eine gesunde Abneigung gegen Ostblock-Raubkopien ;) Fängt bei Dnebr an und hört bei Zorki auf. Ich weiß, das ist eher emotional begründet. Ich baue aber auch z.B. keinen Olympus-Sucher auf meine Digital-Leicas. Wobei ich meine EXA-Ausrüstung (Ihagee) wiederum in Ehren halte.
Also ich denke, dass ich für mich persönlich das Thema M39 ausbauen werde. NOCH sind sie bezahlbar und haben überdies eine Anmut, die mir z.B. bei M oder erst recht R fehlt.

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vor 8 Minuten schrieb Steve Bauer:

Als DDR-Geborener habe ich eine gesunde Abneigung gegen Ostblock-Raubkopien ;) F

Versteh ich. Hast dich vermutlich satt gesehen und lang genug damit leben müssen. Mit dem Ostblockzeugs....😑

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So ist es!

Gerade lese ich begeistert im Schrauberthread, der ist mir -Schande über mich- eben erst untergekommen. Da wird mein altes Mädchen in den nächsten Tagen noch mal dran glauben müssen, ich denke, dass ich noch einen Fehler bei den Vorhängen drin habe. Ich musste sehr viel Vorspannung auf die Federtrommeln geben, damit sie nicht stecken bleiben.

Darf man da auch "unfachmännische" Fragen stellen? 

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