Prosper Duprees Posted August 6, 2006 Share #1 Posted August 6, 2006 Advertisement (gone after registration) Editoral: Ich habe mittlerweile begriffen, dass meine Beiträge und Überlegungen hier unerwünscht sind, zu lang, zu banal, zu schlecht geschrieben und überhaupt soll ich mich davontrollen und man bei Weigerung Gebrauch von ‚ignore’ machen. Ist ja gut, ich gehe schon, nur noch ein letzter Kommentar und für diejenigen, die Schwierigkeiten beim Lesen längerer Texte haben, der Inhalt in einem Satz: Digital kündigt den Realitätsvertrag auf. Nun zum Text: 1. Die abendländische Geschichte kreist um drei Hauptkonstrukte: ‚Wahrheit’, ‚gut’ und ‚Ich’. Neben- und Folgekonstrukte sind ‚Wirklichkeit’ und ‚Objektivität’, d.h., man konstatiert eine intersubjektive Welt, die unabhängig von meinem persönlichem Blick besteht und der man sich objektiv annähern kann und je mehr man das tut, desto wahrer ist ein Satz darüber. So sind Wissenschaften entstanden und so verstehen selbst orientalische Systeme, Atman ist Brahman, den Lebensweg als Annäherung an die eine große Wirklichkeit, das Aufgehen des Seelenfünkleins in Gott. Ganze Heerscharen klinischer und forensischer Psychologen, von der Jurisprudenz nicht zu reden, bemühen sich um Rückbildung devianten Verhaltens und Integration an eine wie auch immer geartete Wahrheit des gesellschaftlichen Ganzen und dieser ganze Akt wäre nicht möglich ohne eine Auffassung von stabiler Realität, ohne einen Begriff von erkennbarer Welt an sich. Dass die Moderne, und die Ökonomie sowieso, seit einem Jahrhundert mit ‚anything goes’ dieses Bild benagt und das digitale Denken quasi vorbereitet haben, möglicherweise zurecht, hat folgende Konsequenz: 2. Jeder, der die analoge Fotografie kennt, weiß, dass ein Bild nur ein Abbild ist und er ist in der Lage, sozusagen durch das fotografische Bild hindurch dahinter eine Wirklichkeit zu sehen, ein reales Bild. Jeder, der einen SchwarzWeiss-Abzug vor sich liegen hat, weiß um die Farbigkeit der Welt jenseits von Dämmerung und Dunkel. Jeder, der einen überblauen/-dunklen fotografischen Himmel sieht, schließt auf ein Pol- und bei s/w auf einen Rotfilter. Die analoge Fotografie, eben weil sie analog ist, verfälscht, aber sie verfälscht stellvertretend, sie ist stimmig selbst da, wo sie nicht übereinstimmt, so wie die Zeiger der Uhr den Gang der Sonne nachbilden, aber nicht die Sonne sind und deshalb lebt man bei analog nicht in der Täuschung und deshalb glaubt man der Dokumentarfotografie, weil man weiß, sie ist in der Annäherung und weil man den Grad der Verfälschung selbst beurteilen kann, so wie man Kindern milde beim Lügen zuhört, denn man kennt das Verfahren und man kann es selber beurteilen und es ist nachvollziehbar selbst beim Daumen einer Dorothea Lange, von Stalin nicht zu reden, den digital erfreut hätte, ihn und den anderen auch. Die möglichen analogen Verzerrungen sind so primitiv, aufwendig dazu, dass das Bild der Wirklichkeit, deren sie ein Abbild ist, nicht Gefahr läuft, als solche nicht kenntlich zu sein. Analog lebt man noch in einer Welt. Digital in allen möglichen. 3. Die möglichen digitalen Verzerrungen hingegen sind so gewaltig und so einfach, dass es gar keines Abbildes mehr bedarf, da auf eine Ausgangswelt nicht mehr so ohne weiteres geschlossen werden kann. Entnehmen Sie der aktuellen LFI das Bild auf Seite 12/13: Auch der Betrachter hängt völlig in der Luft. Vielleicht hat die Fotografie eine gute Äquivalenz zu dem, was man vor Ort auch mit eigenen Augen hätte sehen können. Vielleicht ist es ‚echt’. Vielleicht hat der Bearbeiter aber den Hintergrund eingefärbt, das Tor aufgehellt, beglänzt und das Kleidergrün hinzugefügt. Man weiß es nicht. Und man kann es nicht herausfinden. Möglicherweise hat er das Tor mit Mann und Maus aus einem anderen Foto hineingearbeitet, den Himmel dazu, schließlich ist ‚Photoshop ein unendlich komplexes Bildbearbeitungsprogramm’ und was man damit machen kann, zeigt die Werbung. (Früher musste man zwecks Werbefoto Wohnmobile mit dem Hubschrauber auf Gletscher fliegen lassen, heute genügen sieben mouseclicks und es sieht aus, als stünde das Ding tatsächlich da oben.) All das können Sie nicht beurteilen. Sie sehen es nicht. Es ist zu perfekt. Mit digital ist kein Rückgriff mehr auf eine Ursprungswelt möglich. Mit digital hat der Betrachter keinerlei Autonomie mehr, er ist vollkommen entsolidarisiert und zugleich solidarisch eingebunden insofern, als er ausschließlich dem Bildreiz ausgesetzt ist, seiner Appetenz, und darin gefangen mit allen anderen. Mit digital verliert das Bild seine Referenz und seinen Rekurs auf ‚Welt’, denn es ist selber ‚Welt’ geworden und erschöpft sich darin. Und schlimmer noch: Auch der Betrachter gewinnt keinerlei Identität aus dem digitalen Bild, denn das digitale Bild steht für nichts, es weißt nicht über sich selbst hinaus, es steht nur für endlose Selbstspiegelung und ist daher leer. Man kann nichts mit ihm anfangen, es ist sein eigenes Ende. Digital schafft irreale Welten, selbst der LFI-Redakteur schreibt ‚seltsam surreal’ darunter, nicht, weil der Laie nun an jeder seiner Dateien bis zur Fiktionalität herumwurschteln würde, sondern weil es der Profi tut, weil es Industrie und Politik tun, weil es diejenigen tun, die möchten, dass wir in ihrem Sinne denken und handeln und das Bild, stehend wie laufend, ist das mächtigste Instrument Bewusstsein zu prägen und digital eröffnet in ungeheurem Maße die Möglichkeit, Irrealität wie Realität aussehen zu lassen, ununterscheidbar und das mag all jene nicht interessieren, denen es nur um den Rausch visueller Eindrücke geht und die auch nicht mehr fragen, wie eine Kuh in Wirklichkeit aussieht, weil sich diese Frage nach Wirklichem gar nicht mehr stellt, weil man von vorneherein von lila ausgeht. Digital bringt den orientierungslosen Menschen hervor, genauer gesagt, einen, der orientiert wird. Mit Digital sterben Begriffe wie ‚Ich’, ‚Selbst’, ‚Du’, denn was ist ein Du, das dasselbe goutiert wie ich, es ist ein erweitertes ‚Ich’ und die digitale Fotografie liefert für dieses Einspinnen in den Kokon der liebsten Gedanken das passende Werkzeug. Jeder unter seinesgleichen, alle wie einer. Das digitale Bild ist kein Bild mehr, es ist seine eigene Botschaft, sein eigenes Universum und auch dies ist eine Art von Ankommen und Einssein. Das digitale Bild schenkt Dir alles! Erkunde die Möglichkeiten! Du bist bereit! You can! Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted August 6, 2006 Posted August 6, 2006 Hi Prosper Duprees, Take a look here Der LFI ans Herz gelegt und gewidmet. I'm sure you'll find what you were looking for!
k_g_wolf ✝ Posted August 6, 2006 Share #2 Posted August 6, 2006 Wunderbar, schreiben Sie bloß gelegentlich weiter an dieser Stelle. Nur Susan Sonntag konnte das besser. M f G Link to post Share on other sites More sharing options...
hös Posted August 6, 2006 Share #3 Posted August 6, 2006 Also, jetzt zum ersten Mal, nach dreimaligem Lesen und viel nachdenken muß ich Dir teilweise Recht geben. Obschon auch ein analoges Bild niemal die Realität wiedergeben kann. Denn, allein das Auslösens ist rein subjektiv und schafft niemal ein objektives Abbild der realen Welt. Wobei wir uns hier der philosophischen Frage des Realen und Subjektiven nähern. Schon sehr interessant, aber mal ganz ehrlich, dieser Beitrag (u.v. auch die vorherigen!) wären auf der Frankfurter Buchmesse besser aufgehoben, und nicht im Leica Forum . Man könnte das Ganze noch weiter spinnen, inwieweit ist ein Polizeifoto von einer Brücke aufgenommen ein Abbild der "analogen" Realität.?????, etc. Aber das mit dem "Intersubjektiven" solltest Du mal erklären, diesen Begriff habe ich in keinem Lexikon gefunden, oder meinst Du vieleicht "subsubjektiv" zum "interobjektivem" im "irrealem Sublimenten" Nicht für ungut, aber scheinbar hier das falsche Forum. Gute Nacht Enrico der virtuelle von der subkutanen Insel Link to post Share on other sites More sharing options...
urleica Posted August 6, 2006 Share #4 Posted August 6, 2006 Mister Duprees. Ich fordere Sie ausdrücklich auf, doch bitte dem Forum erhalten zu bleiben ! Auch wenn ich ein Kritiker Ihres Stiles bin, so meine ich doch die Botschaft Ihrer Zeilen eindeutig vernommen zu haben. Jedoch dürften Sie bei vielen Forenten auf Unverständnis stossen, da der Sprach-Stil mehr der Thomas Mann, Robert Musil und Karl Kraus Epoche zugeordnet werden kann und irgenwie nicht den kurzlebigen Sprachstil der heutigen Zeit entspricht. Als Beispiel sei hierzu das allein das stetig dynamisch entwickelnde Schreibverhalten, Jugendlicher,jenseits jeden Rechtschreibreform-Versuchs, bei SMS Handy-Nachrichten genannt. hier eine kleine Auswahl: BIFLILA Ich bin in Flirtlaune. KESCHRUMIAN Kein Schwein ruft mich an. KILD Kuss, ich liebe dich. LAMAWI Lach mal wieder. LEIA Liebling, es ist aus. MAD Mag dich. NWA Nie wieder Alkohol. PPKM Persönliches Pech, kein Mitleid. RUMIA Ruf mich an. SMS Servus, mein Schatz. STIMST Stehe im Stau. TABU Tausend Bussis. kein weiterer Kommentar. Aber das ist auch Realität des Juli 2006 Sie vermitteln den Eindruck, als würden Sie ein aktuelles Thema des Jahres 2006 , eben das der Digitalen "Irrealität", auch mit sprachlichen Mitteln eines längst der Geschichte zugehörigen Zeitfensters bekämpfen. Genau dies erweckt in vielen Forenten den Eindruck als erhöbe sich der analoge "Vormensch" mit stumpfer Waffe gegen die digitalen Machenschaften der Jetzt-Zeit und sie entwerten Ihre durchaus richtige Kernaussage schon im Ansatz. unabhängig davon eine kleine persönliche Anregung auf mehr schmunzelnd ironische Weise : ein wundervoller Aufsatz des von mir geschätzten Malte Bremer aus dem Literatur Cafe: Z U M B E S S E R E N K O M M U N I K A T I O N S - V E R S T Ä N D N I S… Das Literatur-Café - Der literarische Treffpunkt im Internet ich freue mich auf Ihre neuen Beiträge mit freundlichen Grüssen Link to post Share on other sites More sharing options...
hös Posted August 6, 2006 Share #5 Posted August 6, 2006 Guten morgen, Prosper, war gerade noch mal Gassi mit meinem Hund (hat leider eine schwache Blase!). Irgendwie schwante mir immer irgendwas im peripheren hinterem Hirnlappen. Fotografierst Du eigentlich auch oder interessiert dich nur die literarische Seite der Fotografie. Immerhin ist dies ein fotoforum mit und um die Leica, modern gesprochen Hardware und Software, made by Leica. Literarisch und fotografisch-soziologisch gesehen ist das Ganze ja recht interessant, aber zeig doch bitte mal ein paar Bilder mit der Leica , um das dann interaktiv im Forum besprechen zu können ohne in "mann`sche" Verdrehungen zu geraten. Einfach: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, so schön sie sein mögen! Hendrik Link to post Share on other sites More sharing options...
hös Posted August 6, 2006 Share #6 Posted August 6, 2006 Hans Werner, und das um diese Zeit. GIGANTISCH! Grüße an die alte Heimat. Bonnnnnn alllafffffffffff Hendrik Link to post Share on other sites More sharing options...
markus Posted August 6, 2006 Share #7 Posted August 6, 2006 Advertisement (gone after registration) Is Biron back? Link to post Share on other sites More sharing options...
urleica Posted August 6, 2006 Share #8 Posted August 6, 2006 Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, so schön sie sein mögen! Hendrik Finde ich in diesem Falle nicht, Hendrik ! Auch dieses Forum bietet in seiner ihm eigenen Vielfalt dafür ein sicheres Plätzchen und macht es deshalb auf spezielle Art liebenswert. Hier geht es um eine andere Ebene der Auseinandersetzung und Inhaltsvermittlung. Da kann ein Bild nur störend sein.......... Link to post Share on other sites More sharing options...
hös Posted August 6, 2006 Share #9 Posted August 6, 2006 "Raum und Zeit,Form und Dinge sind fließend, man muß nur lernen, sie zu sehen." Wolfgang Metzger Gesetze des Sehens die Lehre vom Sehen der Formen und Dinge des Raumes und der Bewegung. ++Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. Frankfurt Vlg. Waldemar Kramer Link to post Share on other sites More sharing options...
urleica Posted August 6, 2006 Share #10 Posted August 6, 2006 Hans Werner, und das um diese Zeit.GIGANTISCH! Grüße an die alte Heimat. Bonnnnnn alllafffffffffff Hendrik Tja Hendrik, Du weisst, dass ich nicht mit Rheinwasser getauft bin. Dazu als Berliner mich höchstens " säkularisierter Rheinländer" nennen darf und deshalb von der frohsinnigen Karnevalzeit geradezu ausgeschlossen bin ? Link to post Share on other sites More sharing options...
elmars Posted August 7, 2006 Share #11 Posted August 7, 2006 @ Markus An Biron musste ich auch schon einige Male bei Prospers Beiträgen denken. In gewisser Weise hat er natürlich recht. Weil jeder (oder jeder einigermaßen Interessierte) weiß, wie und was man digital manipulieren kann, misstraut man manchem Bild, insbesondere solchen, die nicht echt oder zu schön aussehen. Die von Prosper befüchtete Sinn- oder Weltkrise wird daraus aber nicht entstehen: Ein solcher Einfluss würde die Bedeutung der Fotografie überschätzen. Außerdem haben wir auch gelernt, dem Veröffentlicher von Bilder zu vertrauen; bei der FAZ und ähnlichem verlassen wir uns (berechtigt in der Regel) auf die Authetizität der Bilder, bei Bild und ähnlichem weniger. Gruß Elmar Link to post Share on other sites More sharing options...
monsieur nobs Posted August 7, 2006 Share #12 Posted August 7, 2006 Prosper Duprees, sehr bemerkenswerte Zeilen. Dieses Thema ist heiß, denn es ist viel weitreichender, als es sich Viele vorstellen können. Würde mich freuen, wenn Du Dein Hirnschmalz auch weiterhin dem Leica-Forum zur Verfügung stelltest. :-) Link to post Share on other sites More sharing options...
acielleica Posted August 7, 2006 Share #13 Posted August 7, 2006 Hallo Prosper, gerade die geistige Auseinandersetzung mit der digitalen Welt ist notwendig, da dessen Weg noch völlig offen ist und: ...."des menschen Hirn ist klein" und ------macht, wenn man geschichtlich denkt, immer wieder die gleichen Fehler. Ich lese lange Beiträge gern, da dies ja kein chat sondern ein Forum ist. Danke Wo Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest gugnie Posted August 7, 2006 Share #14 Posted August 7, 2006 @Prosper Duprees, jeder !! jeder Beitag in diesem Forum ist ein "Angebot" sich etwas anzusehen, zu lesen, zu kommentieren, zuzustimmen, abzulehnen usw. Mehr nicht, nicht weniger......Also was soll das Gejammere von .... ich habe begriffen, dass meine Beiträge hier nicht erwünscht sind.....? Es trifft ja das Gegenteil auch zu.... gern gelesen und durchaus erwünscht und bitte weitere Beiträge. Lesen und lesen lassen :-)) Gruß Gerd Link to post Share on other sites More sharing options...
modschiedler Posted August 7, 2006 Share #15 Posted August 7, 2006 Guten Tag, Prosper Duprees, möglicherweise rühren die “ignoriert den Troll”-Reaktionen aber auch von einer Haltung in den Texten her, die immer wieder subtil transportiert, dass die Texte auf Leute treffen, die ohnehin von mehr als drei Sätzen überfordert sind bzw. sowieso “nicht verstehen” und die Welt nur oberflächlich reflektieren, wenn überhaupt. Also, “ich geh ja schon” wäre sicherlich eine bedauerliche Konsequenz, denn man kann sich ja immerhin schön reiben an dem Material, es lässt einen nicht gleichgültig. Warum sollte aber die bloße Tatsache eines gewaltigen Möglichkeitsraums einer digitalen Nachbearbeitung eines Bildes nun jedes mit einer Digitalkamera entstandene Bild unter den Generalverdacht der Manipulation stellen? In einem anderen Thread war davon die Rede, dass Sportfotografen am Spielfeldrand heute mit ihrer, sagen wir, EOS 1DsMkII 1000 Bilder machen, diese direkt an ihre Redaktionen senden, die dann davon 60 Stück auswählen oder so. Die freuen sich darüber, dass sie das Material so schnell haben. Die haben kein Interesse daran, zB die Akteure auf irgendwelchen Photoshop-Ebenen so hinzuschieben, dass auf dem Bild plötzlich Abseits ist, wo in echt keines war. Klar, man KÖNNTE derlei tun; technisch geht das. Was soll’s? Und das erwähnte Bild in der neusten LFI: Hätten die nun nicht geschrieben, dass die Serie für AP (und deshalb digital) entstanden ist, sondern nur auf den Aspekt wert gelegt, dass der Munita ein M-Liebhaber ist (und damit suggeriert, dass er mit der M auch diese Afghanistan-Serie gemacht hat), dann hätte dieses Bild möglicherweise ausschließlich wegen seiner eigenartigen Lichtwirkung (Himmel plus Flutlicht oder so) Ihre Aufmerksamkeit erregt, und keinesfalls wären die Alarmglocken angegangen im Sinne von (das ist digital? Dann ist es sicher ein Composing). Oder die Serie in einer der vergangenen Ausgaben von Uwe Dürigen aus Tibet oder so. Das soll keine, sagen wir, authentische Reportage sein, nur WEIL der Fotograf das DMR dabei hatte? Bestenfalls kann man in diesem Fall darüber lächeln, dass er wegen des DMR ein Notstromaggregat mit sich führen musste in die öde Steppe – da hätte er doch lieber einfach 40 Filme mitnehmen können, und fertig. Es ist ja gut möglich, dass sich in der Geschichte der analogen Fotografie so ein Konsens herausgebildet hat, dass das fotografische Bild ein direktes Abbild des Abgebildeten sei, dem man vertraut hat. Aber Ihr eigenes Stalin-Beispiel besagt ja schon, dass es so einfach niemals war. Die Wahl des Ausschnitts, möglicherweise die Dirigierung der Menschen vor der Kamera sind doch auch immer schon Mittel der Manipulation im Dienste der Herstellung einer subjektiven (und nicht verlustfrei intersubjektivierbaren) Bildabsicht gewesen. Der Kuss von Doisneau ist ein gestelltes Bild mit Bekannten von ihm, wirkt aber durchaus nicht so. Naturfotografen wie Rosing sagen auch, es sei ja durchaus legitim, die Vegetation ein bisschen zu verändern, wenn es der Komposition dient. Da sind die Übergänge fließend. Das erwähnte Wohnmobil auf den Gletscher zu setzen, geht am Rechner natürlich recht einfach, aber die Fotomontage als Mittel ist doch wohl ein bisschen älter als die digitale Bildbearbeitung. Und die digitale Bildbearbeitung ist das eine, die digitale Fotografie ist das andere. Was irritiert, ist die immer wiederkehrende Ineinssetzung der beiden. Da wird es dann nämlich nur noch Polemik; die darf ruhig zuspitzen und Dinge zusammenbringen, die eigentlich differenziert gehörten, aber dann wird es schwer, das Argument noch ernstzunehmen. Und übrigens: Aufkündigung des Realitätsvertrages! Die Kunst hat ja schon im analogen Zeitalter sich bemüht, diese fraglosen Gewissheiten der Objektivität (oder meinetwegen lieber Intersubjektivität) des fotografischen Bildes zu unterminieren, und die Mittelchen des digitale Zeitalters leisten bei dieser Unternehmung ja hervorragende Dienste. Gerade weil man um die Manipulationsmöglichkeiten der digitalen Bearbeitung (nicht: der Fotografie) weiß, spricht man so viel darüber und lernt, dem Bild an sich skeptisch gegenüberzustehen. Man thematisiert seine Entstehungsbedingungen mit und verfällt eben nicht mehr in den naiven Glauben, es zeige einfach bloß so Realität. Es ist ein Bild von der Realität, so wie es sich sein Produzent macht. Das hat doch Aufklärungscharakter, oder nicht? Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest seven Posted August 7, 2006 Share #16 Posted August 7, 2006 Hallo beisammen, Goethe hat seiner Schwester einmal einen Brief mit den folgenden Zeilen geschrieben: "Weil ich keine Zeit habe Dir einen kurzen Brief zu schreiben, schreibe ich Dir einen langen." Ich bin davon überzeugt, dass wenn man eine klare Botschaft hat, dann kann man die auch kurz und prägnant zusammenfassen. Es ist nämlich auch eine geistige Leistung kurz und prägnant zu schreiben...vielleicht sogar eine viel größere als langen Sermon zu verbreiten. Ein Professor von mir sagte dazu einmal: "Lang kann jeder." Ein langer Text ist also nicht unbedingt eine intellektuelle Herausforderung und jeder der meint, er gehöre zu den schlauen, weil er lange Texte lese und er habe sich damit doch eigentlich ein dickes Lob verdient, da kann ich nur den Kopf schütteln. Auch muss ein langer Text nicht tiefgründig sein und ein kurzer nich oberflächlich. Und den Text von Prosper halte ich auch nicht gerade für revolutionär...Nihil nove sub sole. Bildmanipulationen gab es schon immer. Gemälde, waren und sind auch immer subjektiv. Um Brandt zu zitieren: Nichts kommt von selbst und nur wenig ist von Dauer. Deshalb besinnt euch darauf, dass man auf der Höhe der Zeit zu sein hat, wenn gutes bewirkt werden soll. Ihre Beiträge wirken auf mich immer antiquiert und den alten Zeiten nachhängend, das ist schön und gut, hat aber mehr im Museum was zu suchen. Grüße, Sven Link to post Share on other sites More sharing options...
DN Posted August 7, 2006 Share #17 Posted August 7, 2006 Ein Hallo an Sven Salzwedel: Vielen Dank für dieses klare Statement, ich denke, damit ist viel Luft aus dem Wortbrei hier (und aus anderen Veröffentlichungen des gleichen Autors und/oder seiner Aliasse) raus. Ich hatte das im alten Forum auch schon mal angesprochen. Auch ich gehöre zu denen, die mit langen Texten Schwierigkeiten haben. Liegt sicherlich an meinen Geistesgaben, es liegt aber auch daran, das ungegeliederte Texte auf dem Bildschirm (ohne Absätze, ein Satz nach dem anderen usw.) allein vom Optischen nur schwer aufzunehmen sind. Und vieles ist einen Ausdruck nicht wert. Weniger wäre manchmal mehr. Gruß Detlef Link to post Share on other sites More sharing options...
elmars Posted August 7, 2006 Share #18 Posted August 7, 2006 Lang kann nicht jeder!!! Wer kann schon so schreiben wie Kleist? Lange, wunderbare, verschachtelte Sätze, deren Sinn sich dennoch sofort und ohne Mühe erschließt. Prosper ist natürlich nicht Kleist, aber warum sich soviele beiträge hier mit seinem Stil auseinandersetzen, verstehe ich nicht. Es ist allemal anspruchsvoller, als das meiste, was sonst hier geschrieben wird - rein stilistisch betrachtet, über den Inhalt kann und muss man natürlich streiten. Gruß Elmar Link to post Share on other sites More sharing options...
knips Posted August 7, 2006 Share #19 Posted August 7, 2006 Elmar veccio amico, fast wie italienische Oper,vero? fantastico. Saluti die Milano Giovanni Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest seven Posted August 7, 2006 Share #20 Posted August 7, 2006 Hallo beisammen, @Detlef Die mangelnde Struktur in dem Post von Prosper ist sicher in großes Manko. Eine Bleiwüste (wie die Journalisten wohl sagen) ist einfach nicht angenehm für das Auge und das Lesegefühl. @Elmar Hallo Elmar, mit lang meinte ich nicht die Satzlänge, sondern den Umfang (Zeichen-, Seitenzahl). Sätze wie von Kleist oder Mann sind natürlich wunderbar...aber die beiden schreiben ja auch nicht Beiträge in Internetforen...da würden die vielleicht auch ihren Schreibstil ändern . Grüße, Sven Link to post Share on other sites More sharing options...
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