Prosper Duprees Posted August 2, 2006 Share #1 Posted August 2, 2006 Advertisement (gone after registration) Leica prosperiert, weil man verstanden hat, sich als Lifestyle-Produkt zu inszenieren und sichert das Überleben als Luxus-Gut mit Verweis auf Historie – Königlich bayerischer Hoflieferant – und Nimbus, wenn auch gewesenem. Luxus ist das einzige, was immer geht und wenn man keine Kameras verkaufen kann, niemand kauft sich eine Audemars, weil er die Zeit wissen will, so lässt sich immerhin das Bild einer Kamera verkaufen, so wie auch Ferraris verklopft werden, nicht, weil man damit nicht im Stau stehen würde, oder man damit schneller vorwärts kommen würde, sondern weil ein Ferrari eben ein Ferrari ist und eine Leica eine Leica. Dass beiden keine Alltagstauglichkeit zukommt, spricht nicht gegen Wartelisten und volle Auftragsbücher. (Ein Bekannter will allerdings seine 170-PS-BMW nach dem ersten Stop and Go-Erlebnis wieder loswerden, weil darin unfahrbar.) Leica tut das einzig richtige, sich als Nonplusultra, Singulär und Solitär darzustellen, und den Marktauftritt so zu gestalten, als gälte es, sich als Diamantenhändler zu gebärden, der Kameras wie Preziosen in weißen Handschuhen weiterreicht. (Richtigerweise verlangen selbst die Händler bei der Gebrauchtkamerabörse in der schmierigen Reithalle, dass man vorher die bereitliegenden Handschuhe überstreift, bevor man die MP in die Finger bekommt...) Einerlei auf irgendwelche Anachronismen zu pochen, Tuchverschluss, mechanische Steuerung, rechtsdrehendes Zeitenrad ..., wenn diese nur in sich adäquat ausgeführt sind und Alleinstellung beanspruchen können. Kennzeichen des neuen Marktes ist ja die kaufentscheidende Herausstellung eines singulären Produktmerkmals zur Verballhornung eines Slogans: ‚Kamera. Schwarz. Leica’ würde irgendeiner Milieu-Gruppe sicherlich zur Interessensstimulierung genügen, mehr Intelligenz muss man da gar nicht hineintragen. Man kann festhalten: 1. Der Kreis derer, die sich eine Leica halten wie einen Windhund und die bei Schumanns ihren Autoschlüssel mit Emblem auf den Tisch knallen und eine Leica hinterher, wird zunehmen und an ihm gilt es sich zu orientieren. Die Neureichen, denen es gut tut, mit Kamera gesehen zu werden und besser noch mit Kamera fotografiert zu werden, tun es, weil es schick ist, sich mit Leica zu zeigen, und weil man auf eine Art oldfashioned ist, die an das Gute daran erinnert und nicht an das Grauen. 2. Eine Leica ist keine Kamera, sondern ein Huldigungsgegenstand und daher ist es angelegen, sich des Instrumentariums aller Katecheten zu bedienen, nämlich der Erhebung des Profanen ins Numinose mit den Mitteln der Betonung des Selbstverständlichen, Hervorhebung des Allzusichtbaren, Herausstellung des Wunderbaren und Verschweigung niederer Herkunft. Jede Leica ist eine Jungfrauengeburt: Das ist das Ideal. Alacarte kommt dem schon nahe. 3. Leica hat überlebt, weil es ingenieurmäßig gute Kameras baut, das Marketing jedoch darauf gepfiffen hat und stattdessen Leica als Signum des Erfolgreichen/Kreativen/Innovatien (Nichtzutreffendes bitte streichen)zu etablieren und Leica hat überlebt, weil es gelungen ist, die Kamera als Kulturgegenstand der jeweiligen Meinungsführerschaft auszugeben. Fotografieren ist dabei Nebensache. 4. Ich persönlich würde allerdings die postmodernen Experimentalisten ins Visier nehmen und auf die Etablierten und Traditionalisten verzichten. Werkzeug der Avantgarde, anders wird das nichts. Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted August 2, 2006 Posted August 2, 2006 Hi Prosper Duprees, Take a look here Szenario 2. I'm sure you'll find what you were looking for!
Guest Posted August 3, 2006 Share #2 Posted August 3, 2006 @M.E. widersprechen sich diese beiden Postings zur Nacht - evt. etwas rotweingeschwängert? - an einigen Stellen: Wenn gestaltete Fotografie völlig "out" ist, und alle nur dem schnell gelieferten Bild gleich welcher Qualität hinterherhecheln, warum sollte sich dann ausgerechnet eine kleine prestigeträchtige Klientel auf einen Apparat stürzen, der außer der Zugehörigkeit zum Hochpreisigen nichts an den angeblich heute geforderten aktuellen Kriterien erfüllt? Ähnliches Gejammer war von den Landschafts- und Portraitmalern über die aufkommende viel zu schnelle Fotografie zu hören. Letztens blätterte ich bei Lindemanns in Stuttgart in einem alten Fotoband mit Groß- und Mittelformataufnahmen. Wie wurde dort über die mit der Leica sich verbreitende Kleinbildfotografie gewettert, weil jeder Amateur jetzt zu erschwinglichen Preisen einen Film mit über 20 Aufnahmen vollknipsen könne, ohne sich auf eine genaue Gestaltung vom Stativ aus, hinter der Mattscheibe und unter dem berühmten schwarzen Tuch von der Umwelt abgeschirmt konzentrieren zu müssen. Da ginge doch die ganze Exklusivität flöten... Vielleicht hilft ein Hinweis auf andere Bereiche, denen es auch nicht besser erging, und die diesen sinnlosen Kampf gegen eingebildete oder konkrete Windmühlen belegen, wie z.B. die Geschichte der Fortbewegungsmittel: Auch da jammerten die Segler über die Dampfboote, die Kutscher über die Eisenbahnen, die Heizer über die E-Loks, die Zwischengastreter über die Automatikfahrer, etc., etc. Geht es philosophisch letzten Endes nicht immer um das Gleiche: Die Welt ist rund und wird sich eines Tages auch ohne uns weiterdrehen? Banales Fazit: Wer heute noch zur Leica greift, sollte wissen was er tut Carpe diem! Gruß Hans-Bernd Link to post Share on other sites More sharing options...
hös Posted August 3, 2006 Share #3 Posted August 3, 2006 Äh Prosper, habe gerade den ersten Thread versucht zu kappieren, was ist denn los? Bist Du für Leica oder gegen oder gegen die ganze Welt? Irgendwie verliere ich bei den vielen Worten den Faden. Ich dachte immer , das ist das Leicaforum, wo es um Fotografie geht. Komme mir allmählich vor wie bei Freud oder Freund auf der Schaukel, und warum ich das mache. Mensch, sag mal endlich was Konkretes für und um Leica. Z.B. Ich beschäftige mich mit Fotografie und zeige dann die Bilder. § 1 GGB: "Die Würde der unentwirrbaren Worte ist unentwirrbar oder so ähnlich". Übrigens, auch das Sommerloch sollte nicht zugemüllt werden! Hendrik Link to post Share on other sites More sharing options...
flyboy Posted August 3, 2006 Share #4 Posted August 3, 2006 Tja, was soll uns das jetzt wieder sagen..... Versucht da einer kramphaft zu ergründen, warum sich Menschen Luxus leisten ? Da habe ich aber schon wesentlich bessere Abhandlungen darüber gelesen. Etwas anderes kann ich aus diesem Pamphlet nicht erkennen. Ich leiste mir eine Leica, weil ich damit zum Ausdruck bringe, wie hoch ich mein Hobby einschätze und weil ich es einfach toll finde, daß man neben der Fotografie sich an einem so wunderbaren handwerklichen Stück freuen kann. Gruß Christof Link to post Share on other sites More sharing options...
hverheyen Posted August 3, 2006 Share #5 Posted August 3, 2006 unabhängig, ob Leica ein Lifestyle-Produkt sein soll oder nicht, es lässt sich hervorragend damit fotografieren Ach ja, ich habe bisher noch kein Dia gemacht, bei dem ich einen Unterschied zwischen M6 und R8 hätte ausmachen könne, der eindeutig auf den Filmhalter zurückzuführen gewesen wäre. Optik ja, Können ja, Body nein. Und ich behaupte mal, dies gilt für andere Marken genau so (AF mal aussen vor ) Link to post Share on other sites More sharing options...
krabat Posted August 3, 2006 Share #6 Posted August 3, 2006 Tja, wie so oft beim guten Prosper, liegt es so ziemlich im Dunkeln, was er uns eigentlich mit seinen Pamphleten sagen will. Aber um seine Texte genauer zu sezieren, habe ich weder Zeit noch Lust. Zumindest möchte ich mich nicht vor niemandem dafür rechtfertigen, mit welchem Photoapparat ich meine Bilder mache, welches Bier ich trinke oder welche Unterhosen ich trage... Ciao, und schön, daß es jetzt wieder mal regnet... Peter. Link to post Share on other sites More sharing options...
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