Guest lll Posted February 16, 2007 Share #1 Posted February 16, 2007 Advertisement (gone after registration) Günter Bersch ist tot. Er war ein hervorragender Dokumentarist mit einer starken, klaren Bildersprache. Seine journalistische Herangehensweise verbot ein Übermaß an Inszenierung und Bildregie. Die R8 war sein Werkzeug, mit dem er absolut vertraut, ja, beinahe verwachsen war. Die für mich eindrucksvollsten Bilder gestaltete er mit dem 19er, eines davon nutzt(e?) Leica im Objektivprospekt. Ich freue mich, ihn gekannt zu haben, meine Trauer ist entsprechend groß. Friedhelm Im Folgenden der Nachruf der Stadt Eisenach, deren "Stadtfotograf" er 2002 war. Er hatte verstörende Fotos abgeliefert, konsequent in Schwarz-Weiß. Der Hochglanzbildband zum Verschenken an die Partnerstädte, den manche von ihm erwartet hatten, war seine Sache nicht. "Weniger wird es sowieso!" - Zum Tod des Fotografen und ehemaligen Eisenacher Stadtgasts Günter Bersch "Mit meinen Bildern erhebe ich nicht den Anspruch auf eine umfassende Dokumentation des städtischen Alltags und seiner Bürger. Es ging mir um einige visuelle Bemerkungen über die vielseitigen und verschiedenartigen Aspekte des Lebens; und es ging mir um die Frage: Eisenach nach der Jahrtausendwende - was ist das für eine Stadt?" "Bei allem Streben nach objektiver Darstellung, ist alles was ich sage, schreibe und fotografiere subjektiv, sehr subjektiv sogar, subjektiv in der Auswahl von Menschen und Ereignissen, von Zeit und Raum, von meinem Wissen, von meinen Vorurteilen. Trotzdem bemühe ich mich immer um die ganze Wahrheit, weniger wird es sowieso.' Diese Sätze formulierte Günter Bersch 2002 als Resümee seiner mehrmonatigen Arbeit als erster Eisenacher Stadtfotograf. Er notierte sie im noch immer lesens- und schauenswerten Katalog "Soviel Heimat", der die Ergebnisse seines Aufenthalts als Stadtgast dokumentiert. Günter Bersch war einer, der es ernst meinte in der Sache Fotografie. So gesehen stehen die eingangs zitierten Sätze nicht nur für eine künstlerische Momentaufnahme in Eisenach, sondern sind das Credo eines Lebenswerkes, in welchem Eisenach lediglich eine Station gewesen ist, bestenfalls eine erwähnenswerte. Aber Eisenach muß dankbar sein für diesen Stadtgast, diesen Menschen und Künstler, der durch seine Sicht auf die Welt, die damit verbundene Arbeit und Courage Spuren hinterließ im Mikrokosmos Eisenach. Günter Bersch, der Skeptiker und Einzelgänger, hinterläßt 100 Bilder im Thüringer Museum in Eisenach. Eben diese 100 Motive filterte er aus Tausenden heraus, welche auf seinen intensiven Streifzügen durch seine zeitweilige Heimat Eisenach entstanden. Obgleich Günter Bersch als Eisenacher Stadtgast am Anfang mehr Zurückweisung als Bestätigung erfuhr, wurde er nicht zum Handlanger unserer patriotischen Psyche, die zu suggerieren versucht, dass Kunst die Moral bestärken und der Heimat schmeicheln soll. Im Gegenteil, er blieb dem fest verhaftet, was er einmal die "Glaubenssätze eines Fotografen" nannte. Die Poesie des gewöhnlichen Alltags eindringlich wahrzunehmen - diesem harten künstlerischen, weil einsamen Tun setzte er sich auch am Fuße der Wartburg mit der ihm eigenen Konsequenz aus. Der großartige Filmemacher Wim Wenders weilte kurze Zeit nach Bersch in Eisenach. Er war auf der Suche nach Dokumenten für einen gerade entstehenden Film und fand Unerwartetes und Erstaunenswertes. Er sprach auch über Fotografie. In seinem Reise- und Fototagebuch "Einmal" finden sich folgende Worte: "Photographieren (besser Photographieren-Dürfen) ist ,zu schön um wahr zu sein'. Genausogut ist es aber auch zu wahr, um schön zu sein. Jedes Photographieren ist immer auch ein Akt der Anmaßung und des Aufbegehrens. Photographieren lehrt daher sehr schnell Maßlosigkeit und soviel seltener Bescheidenheit. (Deshalb findet man auch die ,Einstellung': Angeberei soviel öfter als die ,Einstellung': Demut.)" Günter Bersch war gewiß ein demütiger Fotograf, und im Falle Eisenach schenkte er dieser Stadt "Soviel Heimat". Johannes Heisig, der zweite Eisenacher Stadtgast und dem Fotografen Günter Bersch seelenverwandt, sah in dem Freund und Künstlerkollegen "einen selten gewordenen Souveränen, der keinen Blick an Trends und Technologiewunder verschwendete". In der Mitte der letzten Woche erlag Günter Bersch in Berlin einer Krankheit. Nicht nur in Eisenach bleibt er unvergessen. Dazu bietet die Pressestelle Fotos an Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag Klaus Wuggazer Stadtverwaltung Eisenach, Pressestelle Markt 2, 99817 Eisenach Tel. (0)3691/670-156, Fax 670-913 Internet: Willkommen in Eisenach E-Mail: klaus.wuggazer@eisenach.de E-Mail Pressestelle: Pressestelle@eisenach.de -------------------------------------------------------------------------------- Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted February 16, 2007 Posted February 16, 2007 Hi Guest lll, Take a look here Trauer. I'm sure you'll find what you were looking for!
Guest rolf Posted February 16, 2007 Share #2 Posted February 16, 2007 Das tut mir aber jetzt ehrlich Leid, Friedhelm. Ich habe mal einen Beitrag über ihn im Fernsehen gesehen, er fuhr mit einem älteren VW Bus durch Deutschland und machte tolle Bilder. Schade das man in der letzten Zeit wenig von ihm sah. Gruß Rolf Günter Bersch Der Photograph Günter Bersch, Berlin, eine Präsentation von: www.forum-fotografie.de Link to post Share on other sites More sharing options...
Rona!d Posted February 16, 2007 Share #3 Posted February 16, 2007 Wirklich schade. Er hatte interessante Themen gut umgesetzt. Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest rolf Posted February 16, 2007 Share #4 Posted February 16, 2007 http://www.forum-fotografie-berlin.de/premiere1.htm Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest lll Posted February 16, 2007 Share #5 Posted February 16, 2007 Ja, Rolf, man sah nicht mehr sehr viel von ihm - weil seine Art zu sehen und zu fotografieren zunehmend unverkäuflich wurde. Wer bezahlt denn noch Langzeitbeobachtungen? Wer druckt noch große SW-Strecken? Wer wartet noch auf die Ausarbeitung in der Dunkelkammer? Es gibt keinen Markt mehr für anspruchsvolle journalistische Bildessays in SW. Diese Art der sozialdokumentarischen Fotografie wird zunehmend zur Randerscheinung des Kunstmarktes, wo sie schlicht nicht hingehört und wovon ihre Protagonisten nicht leben können. Der Fotojournalismus verludert derweil in Form des digitalen Schnellschusses dilettierender Schreiberlinge. Anbiedernde Bildchen politischer Provinzfürsten beim Überreichen von Ehrennadeln an Vereinsvorsitzende, aber in Farbe! Aber wem sag ich das... Friedhelm Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest rolf Posted February 16, 2007 Share #6 Posted February 16, 2007 leider ist es so, Friedhelm. Was bleibt sind die Bilder der guten Fotografen, sie kann uns keiner nehmen. Gruß Rolf Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest user9293 Posted February 17, 2007 Share #7 Posted February 17, 2007 Advertisement (gone after registration) jetzt malt mal nicht so schwarz - irgendwann ist auch wieder Qualität gefragt - wenn es fast niemand mehr drauf hat. Also bleibt mal schön in Übung Jungs. Link to post Share on other sites More sharing options...
spur1 Posted February 18, 2007 Share #8 Posted February 18, 2007 Ich kenne Günter Bersch leider nicht persönlich, trauere aber mit Friedhelm um einen sehr guten Fotografen! Ja, an den gut gemachten Filmbericht mit der R 8 auf dem Rücksitz des VW-Busses kann ich mich auch noch gut erinnern und an eine Serie in der Süddeutschen Zeitung im Jahr 1999 vom Abzug der letzten russischen Truppen aus Deutschland; die habe ich mir aufgehoben. Ein Bild davon beiliegend. Viele Grüße Norbert Bersch99.pdf Link to post Share on other sites More sharing options...
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