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Jetzt: Feature über William Egglestone im BFS


veraikon

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Schön und interessant, aber zu allerletzt wegen der eingesetzten M ;)

na ja ich wollte denjenigen die einwenden das dies nichts mit Leica zu tun hätte gleich den Wind aus den Segeln nehmen.

Allerdings würde ich hier niemals posten dass das Objektiv an der Panda-M vermutlich ein Nokton 1.2/35 chrome mit schwarzer Gegenlichtblende war.... :)

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na ja ich wollte denjenigen die einwenden das dies nichts mit Leica zu tun hätte gleich den Wind aus den Segeln nehmen.

Allerdings würde ich hier niemals posten dass das Objektiv an der Panda-M vermutlich ein Nokton 1.2/35 chrome mit schwarzer Gegenlichtblende war.... :)

 

Ach doch, das sollte man schon sagen :D

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Hallo,

 

hatte am Faschingsdienstag die Eggleston-Ausstellung im Haus der Kunst in München besucht, - und total verunsichert wieder verlassen. Nach diesem Besuch war ich gezwungen, mein fotografisches Verständnis neu zu überdenken, denn ich konnte nicht nachvollziehen, warum einige der Fotografien es wert sind, im Haus der Kunst gezeigt zu werden.

 

Zwei Zitate von Ernst Haas haben nämlich meine Einstellung zur Fotografie sehr stark geprägt. Er sagte einmal:

"Für mich bedeutet Vollkommenheit in der Fotografie, einen Gegenstand nicht nur abzubilden, sondern ihn zu verwandeln in das, was er sein soll."

und

"Es ist der Bildausschnitt, in dem sich die Disziplin des Fotografen zeigt."

 

Zwei Tage später hatte ich dann im Bayerischen Fernsehen im Kulturmagazin "Capriccio" einen Bericht über diese Eggleston-Ausstellung gesehen, - und mein fotografisches Verständnis wurde wieder etwas revidiert. In Capriccio wurden nämlich Ausstellungsbilder gezeigt, die so in der Ausstellung nicht zu sehen waren. Die Bilder in Capriccio waren nachbearbeitet. Z.B. war im Bild "Im Flugzeug, gefülltes Getränkeglas mit Trinkhalm, Frauenhand und Schatten auf dem Tisch" oben links der störende helle Fleck, verursacht durch ein zweites Fenster, entfernt. Und auf einem anderen Bild war das Gesicht des Jungen, auf dem rechten Rücksitz eines Autos sitzend und aus dem Fenster blickend, in der Ausstellung dunkel und kaum zu erkennen, - und in Capriccio war es aufgehellt.

 

Falls jemand diese Ausstellung besucht, würden mich Kommentare dazu sehr interessieren.

 

Grüße

Gertrud

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Gertrud,

 

auch ich hatte anfänglich Probleme mit den Bildern von Egglestone. Das war mir alles zu alltäglich und zu profan. Bei intensiver Betrachtung kam bei mir dann doch der Kick zum Zugang dieser Bilder. Bildgestaltung, Situationschronik und Farbkomposition beeindrucken mich mittlerweile sehr.

Für mich sind passen diese Bilder zu dem Titel:

 

'Der gedehnte Blick' (von Wilhelm Genazino)

 

Ferdl

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Egglestone hat die moderne Fotografie für viele eher unbemerkt beeinflusst. Man mag seine Werke auf den ersten Blick wie die verstörten NY Times-Redakteure in den 70ern sehen, aber da steckt auf dem zweiten Blick was hinter.

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ich war bei der eröffnung (bei der er selber anwesend war) und auch wenn ich viele seiner fotografien schon lange kenne und zu schätzen weiss, so war es mir doch etwas zuviel des guten - obwohl ich von den dye-transfer prints, die ich das erstmal "live" gesehen habe, schon extrem begeistert war.

werde mir das ganze aber irgendwann nochmal in ruhe anschauen.

den oben zitierten fernsehbeitrag gab es da übrigens vor der heutigen erstaustrahlung zu sehen.

 

zu egglestons bildern:

vorneweg muss man sagen, dass eggleston sich intensiv mit malerei und musik beschäftigt (hat) - sämtliche seiner (bild-)kompositionen sind genauestens durchdacht und jedes detail was darauf zu sehen ist hat seine daseinsberechtigung.

diese vermeintliche snapshot-ästhetik ist also gewollt - er selbst sagt, dass er früher immer die urlaubsfotos in fotolaboren beobachtet hat um sich diesen stil anzueignen.

desweiteren muss man seine bilder "verstehen": dazu sollte man sich in erinnerung rufen, dass die usa seit dem unabhängigkeitskrieg niemals in einem direktem militärischen konflikt auf eigenem boden standen. daraus hat sich eine angst entwickelt die wir europäer in dieser form garnicht kennen.

eine angst die sehr subtil ist und der sich kein klar zu definierendes feindbild zuordnen lässt.

und auf genau diese uramerikanische angst zielen diese bilder ab:

auf den ersten blick vollkommen banale alltagssituationen, aber zugleich (oder auf den zweiten blick) strahlen diese situationen / gegenstände / motive etwas befremdendes/verstörendes aus, ein gefühl dass in dieser "heilen welt" irgend etwas nicht stimmt.

durch die snapshot-ästhetik und gezielte anhebung von farben im rahmen des dye-transfer-prints wird dieser eindruck noch verstärkt.

 

derselben angst bedient sich z.b. auch gregory crewdson (gregory crewdson - Google Image Search), wenn auch in einer weniger subtilen art.

auch jeff wall (jeff wall - Google Bilder) und viele andere fotografen beschäftigen sich auf unterschiedlichste art mit diesem thema.

und wer sich david lynch's "blue velvet" anschaut wird viele parallelen zu eggleston finden.

 

im endeffekt bleibt es jedoch geschmackssache und dass der gute herr polarisiert ist schon lange bekannt.

 

hier (Eröffnung Eggleston-Ausstellung - Der demokratische Blick - Stadtleben - sueddeutsche.de) gibt es noch einen sehr gut geschrieben artikel über die eröffnung der ausstellung.

 

und wer noch etwas mehr über eggleston erfahren möchte dem sei das hier empfohlen: YouTube - The Genius of Photography ep4 pt6 (ab minute 01:00).

 

achja, und wenn ich am schluss noch hierauf verweisen darf: http://www.l-camera-forum.com/leica-forum/film-forum/8842-i-love-my-mp-47.html#post820496 :D

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...

zu egglestons bildern:

...

desweiteren muss man seine bilder "verstehen":

...

auf den ersten blick vollkommen banale alltagssituationen, aber zugleich (oder auf den zweiten blick) strahlen diese situationen / gegenstände / motive etwas befremdendes/verstörendes aus, ein gefühl dass in dieser "heilen welt" irgend etwas nicht stimmt.

durch die snapshot-ästhetik und gezielte anhebung von farben im rahmen des dye-transfer-prints wird dieser eindruck noch verstärkt.

...

 

Herzlichen Dank für die ausführlichen Erklärungen. Sie haben mir sehr geholfen, die Bilder nun unter einem anderen Aspekt zu sehen, - und zu verstehen. Verunsichert hatte mich nämlich beim Ausstellungsbesuch nicht so sehr das "Nicht-Gefallen" einiger Bilder, sondern in erster Linie das "Nicht-Verstehen" der Bilder.

 

Viele Grüße

Gertrud

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Verunsichert hatte mich nämlich beim Ausstellungsbesuch nicht so sehr das "Nicht-Gefallen" einiger Bilder, sondern in erster Linie das "Nicht-Verstehen" der Bilder.

 

Robert Frank hat mal sinngemäß gesagt, er würde sich wünschen, daß man seine Bilder wie ein Gedicht liest, aber jede Zeile zweimal. Ich finde, das paßt im gewissen Sinne auch zu Eggleston. Mir ging es jedenfalls sowohl bei Frank als auch bei Eggleston (den ich für mich erst relativ spät "entdeckt" habe, weil ich mich bis dahin fast nur mit Schwarzweiß-Fotografie beschäftigt hatte) so, daß mir deren Fotos zwar auf Anhieb "irgendwie" gefallen haben, ich aber mehrere Anläufe brauchte, bis ich einen wirklichen Zugang fand. Der Vorteil dabei ist, daß man auch beim wiederholten Betrachten immer wieder was Neues entdecken und sich neue Gedanken machen kann.

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Guest gugnie

Es gibt übrigens keinen Zwang hinsichtlich der Beurteilung der Fotos von Egglestone..... man darf auch sagen, dass (nach meinem Verständnis) viele seiner Fotos beliebig erscheinen. Manches gefällt mir überhaupt nicht... weil mir auch das Amerika, die Zivilisation (ich habe sehr wenig von den USA gesehen) nicht sonderlich zusagt. Ein Meer von Geschmacklosigkeiten manchmal.. der amerik. Alltag (nach meinem Verständnis).

Das ist für mich fotografisch interessant.... aber gefallen tut es mir nicht... die Supermarkt-Parktplätze, die Dreck-Ecken einer Stadt, die billigsten Eckkneipen oder Drugstores, die zerfallenden Hauszeilen und Hinterhöfe.....Autos über Autos.... Interessant finde ich die manchmal erkennbare Parallelität zu Bildern von E. Hopper, gewollt oder zufällig.... .

Zu bewundern ist m.E. seine lebenslange Beschäftigung mit der Fotografie und anrührend (wie in dem erwähnten Film zu sehen) seine Zusammenarbeit mit seinem Sohn, der ihn mit dem Auto durch die angestammte Heimat, nämlich die Stadt und der Bereich Memphis, kutschiert bis Daddy "Stop" sagt und die nächste windige Ecke ausgemacht hat... und versucht dem oft Desaströsen sein Motiv abzuringen.

Und ganz bestimmt werde ich die aktuelle Ausstellung in München besuchen, allein um die Fotos, auch wenn ich sie aus Büchern/Zeitschriften/Journalen her kenne, endlich mal in einer ordentlichen Qualität mit dem Reiz des "Originals" zu sehen.

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