Guest lll Posted March 16, 2008 Share #21 Posted March 16, 2008 Advertisement (gone after registration) Hallo Hannes, habe Anfang der 80er mal meine Hausarbeit fürs 2. Staatsexamen als Gymnasiallehrer - lang ist´s her - zum Thema "Fotografie an der Schule" geschrieben. Und dazu mit Hilfe der Elternspende einen Klassensatz KB-Kameras (Agfa Optima mit E-Messer) von Agfa zum Sonderpreis besorgt. Aber das ist jetzt fast ein viertel Jahrhundert her! Heute würde ich mit der Chemiepantscherei in der Schule nicht mehr anfangen. Anfangen, wohl gemerkt. Sich mit Bildern ausdrücken zu können, ist wichtig. Nicht der technische Weg. Wenn in der Lebenswirklichkeit meiner Schüler die Digitalkamera längst die analoge ersetzt hat, habe ich das ganz selbstverständlich zu akzeptieren und meine Inhalte daran auszurichten. Was nicht heißt, dass nicht eine AG Silberfotografie eingerichtet werden könnte. Da wäre dann der Weg eines der Hauptthemen. Im kleineren Kreis und mit höherer Motivation. Was die Kameras für eine solche AG angeht, würde ich mich der Empfehlung von Bastian anschließen. Ein Mattscheibenbild ergibt einfach die bessere Kontrolle über die Bildkomposition. Und mit einer Nikon F/2/3 gelingt immer noch der beste Kamera-Striptease: Rückwand, Sucher, Mattscheibe, Spiegelkasten mit Filmkammern und Verschluss, Motor, Batteriegehäuse, Objektiv. Spätestens beim Zusammenbau wird Technik anschaulich und begreifbar. Zum Abschluss noch eine Regel, die sich bei mir damals sehr bewährt hatte: Niemand durfte auf den Auslöser drücken, ohne danach kurz zu protokollieren, was er als Motiv gesehen hatte und warum und wie er es festhalten wollte. Technische Daten waren mir ziemlich schnuppe. Wir haben ja gemeinsam beim Diskutieren der Ergebnisse gesehen, ob unterbelichtet oder verwackelt war. Dann war Zeit, die Ursache zu erforschen und Tips zur Fehlervermeidung zu erarbeiten. "Emanzipatorischen Mediengebrauch" wollten wir vermitteln. Ein Ansatz, ohne den es heute weder web2 noch you tube gäbe und den ich heute noch immer nicht falsch finde. Aber: Nostalgiekameras, an denen vor allem der Lehrer seine Freude hat, braucht es dazu nicht. Gruß Friedhelm Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted March 16, 2008 Posted March 16, 2008 Hi Guest lll, Take a look here Leica für die Schule. I'm sure you'll find what you were looking for!
Rona!d Posted March 16, 2008 Share #22 Posted March 16, 2008 Lieber LF, so war die Zeit, da wurde bei der Wahl der Arbeitsmittel mehr Wert auf biologische Abbaubarkeit und Kreativität gelegt - da mußten wir leider durch So war das eben in den Zeiten des Überfusses und der rücksichtslosensen Verschwendung der Resourcen: Das ist eine Methode, die ich aus moralischen Gründen verwerflich finde. Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 16, 2008 Share #23 Posted March 16, 2008 Lieber LF, so war die Zeit, da wurde bei der Wahl der Arbeitsmittel mehr Wert auf biologische Abbaubarkeit und Kreativität gelegt - da mußten wir leider durch Nein - das war bei mir noch die Zeit, wo der Hunger, die nackte Armut noch sichtbar war. Und ich werde gerade in den letzten Monaten - nicht an meine damaligen Skrupel - sondern an meine Verwunderung über die Grundschul-Lehrerin erinnert, die uns von ihren Bedenken berichtete, ein Lebensmittel so zu verwenden. Das ist mir immer haften geblieben. Mir geht es um die Gedankenlosigkeit, mit der manchmal Lehr- und Lernmittel eingesetzt werden. Denn diese Unterrichtsmittel selbst sind Bestandteil des Lernens und der Wertevermittlung. Womit wir denn wieder beim Ausgangsthema wären. LG LF Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest lll Posted March 16, 2008 Share #24 Posted March 16, 2008 Lieber LF, da bin ich mal auf Deiner Seite, auch wenn Dir Ronalds Ironie nicht entgangen sein wird. Auch mir sträuben sich einige Nackenhaare, wenn zum Beispiel kiloweise bestes Mehl für irgendwelche Salzteig-"Kreationen" verplempert wird - und bin doch mal grade noch als spätes Nachkriegskind zu bezeichnen. Da lob ich mir doch die Silberhalogenide, von denen niemand satt würde und denen ich gar kein besseres Schicksal wünschen kann, als zu einem tollen Bild beizutragen. Gleiches gilt für das Natriumthiosulfat, dessen edelste Aufgabe es ist, diesen chemisch-künstlerischen Prozess als Fixiersalz zu unterstützen. Und das, wohlgemerkt, in keiner Weise als Suppenwürze taugte! Friedhelm Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 17, 2008 Share #25 Posted March 17, 2008 Lieber LF, da bin ich mal auf Deiner Seite, auch wenn Dir Ronalds Ironie nicht entgangen sein wird. Auch mir sträuben sich einige Nackenhaare, wenn zum Beispiel kiloweise bestes Mehl für irgendwelche Salzteig-"Kreationen" verplempert wird - und bin doch mal grade noch als spätes Nachkriegskind zu bezeichnen. Da lob ich mir doch die Silberhalogenide, von denen niemand satt würde und denen ich gar kein besseres Schicksal wünschen kann, als zu einem tollen Bild beizutragen. Gleiches gilt für das Natriumthiosulfat, dessen edelste Aufgabe es ist, diesen chemisch-künstlerischen Prozess als Fixiersalz zu unterstützen. Und das, wohlgemerkt, in keiner Weise als Suppenwürze taugte! Friedhelm Sicherlich ist mir Rona|ds Ironie nicht entgangen - ich verarge es ihm nicht. Er hat eben die Gnade der späten Geburt genossen. Doch kritischer sehe ich generell den unreflektierten Umgang mit Unterrichtsmaterialien. Wenn ich mich an Diskussionen im pädagogischen Hauptseminar erinnere - die ganze Welt sollte auf den Kopf gestellt werden, meistens verengt aufs aktuelle Einheitsgeschwätz mit aufgeblasenen Vokabeln. Wissenschaftsorientierter Unterricht sollte es werden - Beglückung für die ganze Menschheit - doch kaum einer konnte eine pädagogische Theorie explizieren, geschweige denn anwenden und testen. Heute frage ich mich manchmal, was ist daraus geworden, aus den hochfliegenden Träumen genau dieser Generation? Mich erstaunt dann das betuliche Festhalten an Materialien aus vergangenen Zeiten - als würde dies dem gesellschaftlichen Fortschritt dienen, der schrittweisen Emanzipation des Menschen vom Notwendigen, zu einer offenen Weltsicht führen, zu einem eigenständigen Blick auf die moderne Gesellschaft. Da ist denn bei den jungen Leuten von vor gut 30 Jahren oft gahnix mit Wissenschaft - noch nicht einmal auf ganz banaler pädagogischer Ebene. Nur noch einfältiges reproduzieren. Schade. LG LF Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest JanWelm1 Posted March 17, 2008 Share #26 Posted March 17, 2008 Hallo Hannes, habe Anfang der 80er mal meine Hausarbeit fürs 2. Staatsexamen als Gymnasiallehrer - lang ist´s her - zum Thema "Fotografie an der Schule" geschrieben. Und dazu mit Hilfe der Elternspende einen Klassensatz KB-Kameras (Agfa Optima mit E-Messer) von Agfa zum Sonderpreis besorgt. Aber das ist jetzt fast ein viertel Jahrhundert her! Heute würde ich mit der Chemiepantscherei in der Schule nicht mehr anfangen. Anfangen, wohl gemerkt. Sich mit Bildern ausdrücken zu können, ist wichtig. Nicht der technische Weg. Wenn in der Lebenswirklichkeit meiner Schüler die Digitalkamera längst die analoge ersetzt hat, habe ich das ganz selbstverständlich zu akzeptieren und meine Inhalte daran auszurichten. Was nicht heißt, dass nicht eine AG Silberfotografie eingerichtet werden könnte. Da wäre dann der Weg eines der Hauptthemen. Im kleineren Kreis und mit höherer Motivation. Was die Kameras für eine solche AG angeht, würde ich mich der Empfehlung von Bastian anschließen. Ein Mattscheibenbild ergibt einfach die bessere Kontrolle über die Bildkomposition. Und mit einer Nikon F/2/3 gelingt immer noch der beste Kamera-Striptease: Rückwand, Sucher, Mattscheibe, Spiegelkasten mit Filmkammern und Verschluss, Motor, Batteriegehäuse, Objektiv. Spätestens beim Zusammenbau wird Technik anschaulich und begreifbar. Zum Abschluss noch eine Regel, die sich bei mir damals sehr bewährt hatte: Niemand durfte auf den Auslöser drücken, ohne danach kurz zu protokollieren, was er als Motiv gesehen hatte und warum und wie er es festhalten wollte. Technische Daten waren mir ziemlich schnuppe. Wir haben ja gemeinsam beim Diskutieren der Ergebnisse gesehen, ob unterbelichtet oder verwackelt war. Dann war Zeit, die Ursache zu erforschen und Tips zur Fehlervermeidung zu erarbeiten. "Emanzipatorischen Mediengebrauch" wollten wir vermitteln. Ein Ansatz, ohne den es heute weder web2 noch you tube gäbe und den ich heute noch immer nicht falsch finde. "Aber: Nostalgiekameras, an denen vor allem der Lehrer seine Freude hat, braucht es dazu nicht." Gruß Friedhelm Friedhelm, deine didaktisch-methodischen Hinweise halte ich für beachtenswert. Ebenso deutlich sei der Hinweis erlaubt, dass die Schüler dort abzuholen sind, wo sie stehen. Und die heutigen Schüler stehen sicherlich nicht bei den nostalgischen Anwandlungen eines Lehrers. Deshalb stimme ich deinem letzten Satz voll inhaltlich zu. "Aber: Nostalgiekameras, an denen vor allem der Lehrer seine Freude hat, braucht es dazu nicht." Es ist schon fast obligatorisch, dass die AGs aus der Sicht und der Lust des Lehrers eingerichtet werden, nicht nach den Bedürfnissen der Schüler! Umgekehrt ist ein Schuh daraus zu machen, dass zunächst die Bedürfnisse der Schüler mit zu berücksichtigen sind, bevor eine AG inhaltlich festgemacht wird. Das dies oft nicht dem Selbstverständnis des Lehrers entspricht, ist das AG-Angebot leider noch zu oft im Alltag an den Interessen des Schülers vorbei platziert. Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest gugnie Posted March 18, 2008 Share #27 Posted March 18, 2008 Advertisement (gone after registration) Ich kann mir auch gut vorstellen, dass nahezu alle Schüler-Eltern dieses humanistischen Gymnsiums einen überzähligen oder unbenutzten, ausgeonderten Foto-Apparat zuhause in den Ecken liegen haben. Darunter dürften auch viele digitale Kameras vergangener Produktionsserien sein. Mit ner alten Analogen dürften die Schüler heutzutage, die alle schon ein Foto-handy haben?, sowieso nicht mehr in eine AG zu locken sein. Das Warten darauf, dass der Film trocken ist... dann richtig "arbeiten" und über Stunden im dunklen Labor pritscheln und dann warten bis die blöden Bilder endlich trocken sind und dann wegwerfen weil nichts geworden...... Derweil sind die Freunde mit handy unterwegs, Fotos schon per mail rundum verteilt und gelöscht und einige ausgedruckt, bevor die Anderen im Labor die Brühe angesetzt haben. :-)) Link to post Share on other sites More sharing options...
MünsterM3 Posted March 18, 2008 Share #28 Posted March 18, 2008 Das Warten darauf, dass der Film trocken ist... dann richtig "arbeiten" und über Stunden im dunklen Labor pritscheln und dann warten bis die blöden Bilder endlich trocken sind und dann wegwerfen weil nichts geworden...... Derweil sind die Freunde mit handy unterwegs, Fotos schon per mail rundum verteilt und gelöscht und einige ausgedruckt, bevor die Anderen im Labor die Brühe angesetzt haben. :-)) Mit diesem Ansatz darf man Kinder bzw. Jugendlichen auch keinen Klavier- oder Trompetenunterricht mehr geben, denn ein MP3 Player oder eine CD sind deutlich schneller eingelegt als man ein Instrument erlernen kann. Martin Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest gugnie Posted March 18, 2008 Share #29 Posted March 18, 2008 @Martin, ich spreche hier nicht von den 2 oder 3 ? % oder sind es mehr? der Kinder, die Musik-Unterricht bekommen. Es stimmt natürlich, dass bei den Schülern eines humanistischen Gymnasiums ein anderer Maßstab angelegt wedne kann. Mein aber.... bleibt aber. Ich würde mich freuen, wenn es mehr wären. Meine Enkelin hat Klavierstunden und einen MP3-player, aber ich denke, der mp3-player wird gewinnen. :-(( Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 18, 2008 Share #30 Posted March 18, 2008 @Martin, ich spreche hier nicht von den 2 oder 3 ? % oder sind es mehr? der Kinder, die Musik-Unterricht bekommen. Es stimmt natürlich, dass bei den Schülern eines humanistischen Gymnasiums ein anderer Maßstab angelegt wedne kann. Mein aber.... bleibt aber. Ich würde mich freuen, wenn es mehr wären. Meine Enkelin hat Klavierstunden und einen MP3-player, aber ich denke, der mp3-player wird gewinnen. :-(( Da weisen aber entsprechende Musikpädagogische Untersuchungen auf ganz andere Ursachen und Möglichkeiten hin. Ebenso entsprechende Unterrichtskonzepte. Doch wenn der Musiklehrer ein gestörtes Verhältnis zu Kindern und deren Welt hat - dann geht es schief. Vgl hierzu den Aufsatz: Erfolgstyp Musklehrer - hier in einer Zusammenfassung. Blatt 10 Und die Fotografie auf das Gepansche mit Chemie aus den letzten 20 Jahren - wieso weint denn niemand den Papier-Emulsionen aus den 70ern nach? festzumachen ist ein Irrweg. Wenn die Eltern mit den Kindern analog fotografieren und die Kinder eine Freude an der Technik mit in die Schule bringen - dann sind sie eine Bereicherung für jede Foto AG. So wie jede Fertigkeit der Kinder am Klavier auch einen Musikunterricht bereichert. Doch wenns zuhause nicht mehr praktiziert wird - dann ist es ganz augenscheinlich veraltet. Noch ein Aspekt: Wen ich daran denke, wie noch vor nicht allzulanger Zeit hier im Foto-Forum ganz ungeniert mit lateinischen, griechischen und sogar hebräischen Sprüchen kommuniziert wurde, Code-Worte aus Sammler-Büchern aufgesagt wurden in humanistischer Tradition - das hat mich gekränkt und verärgert. Und verprellt Kinder ganz gewiß. Es stimmt natürlich, dass bei den Schülern eines humanistischen Gymnasiums ein anderer Maßstab angelegt wedne kann. Welcher denn? LG LF Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest liesevolvo Posted March 18, 2008 Share #31 Posted March 18, 2008 Lieber LF, Du benennst es überdeutlich. Ich habe beruflich oft zu tun damit. "Mein kleiner Kevin liest nicht!" "Ah so, was lesen Sie denn so?" "Äääähm, Dr.Oetkers Kochbuch haben wir, und die Bibel von Oppa!" Das ist jetzt nur halb so satirisch wie die Realität. Ich weiß nicht, wie es mir ergehen wird. Meine derzeit 2,5 Enkel finden das schon noch erstaunlich, dass ich mit Dino-Geräten hantiere, die hinten kein Display haben. Aber die A4-Abzüge finden sie dann schon toll..... Die Vermählung mit dem PC/Mac ist interessant. Meine älteste Enkeltochter, Norma, ist oft bei mir. "Duhu, Lähänn, könnten wir nicht mal Bilder gucken von Deinen Freunden, da auf dem Mac?!! Einer davon macht so tolle Schwäne-Bilder." Und so geht es in Hund- und Katzen-Threads --- und ich bin des Problems enthoben, mir mal wieder Lieder von 'Ritter Rost' anzuhören auf dem selben Mac. Ganz toll: binnen Sekunden kann sie ein Bild beurteilen als "nicht schön" oder "schön", selten neben meiner eigenen Einschätzumg. Sehen kann/muss gelernt werden, und es macht enorm viel Spaß! Zum Grund-Thread: Ich gehe wirklich davon aus, dass gute Ware bis echte Schätze schlummern im Fundus der Generation, deren Kinder jetzt eine weiterführende Schule besucht (ich rede sehr bewusst nicht nur vom Gymnasium). Raus aus der Schublade! Für null Geld. Gilt auch für frühe Digitale. Habe kürzlich erfahren, dass meine olle Rollei 35SE derzeit in der US-Schule einer meiner Töchter dazu dient, den grundlegenden Zusamenhang von Blende und Zeit zu demonstrieren. Besseres Gnadenbrot geht kaum. Nicht so defätistisch! Es gibt eine (schmale!) Schicht Interessierter, die der analogen Fotografie was abgewinnen kann. Lieben Gruß, liesevolvo Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 18, 2008 Share #32 Posted March 18, 2008 Nicht so defätistisch! Es gibt eine (schmale!) Schicht Intertessierter, die der analogen Fotografie was abgewinnen kann. Hochverehrter Herr Volvo, wie Sie vielleicht in dem von mir verfaßten Beitrag gesehen haben, bin ich mit Ihnen wieder einmal voll inhaltlich einer Meinung: Wenn die Eltern mit den Kindern analog fotografieren und die Kinder eine Freude an der Technik mit in die Schule bringen - dann sind sie eine Bereicherung für jede Foto AG. Im Ernst noch einmal bestätigt - wenns denn eine Technologie ist, die Eltern Ihren Kindern vermitteln, wenn diese Technologie noch lebendig ist - auch wenns nur für einige wenige Kinder gilt - so ist es eine Bereicherung des Unterrichtes. Das gilt für den Musikunterricht und dürfte auch für Fotografie so gelten. Allerdings - in der Musik spielt zumeist noch ein Klavier oÄ Klavier und ein Saxophon das Sax. Doch in der Fotografie spielt die Musik wieder einmal wo anders. Das war in den letzten 170 Jahren immer wieder einmal der Fall. Jetzt sind es nicht die Daguerretypien mehr, sondern die digitalen Bilder - doch das Prinzip der Fotografie hat sich nicht geändert - nur die Technik. Und wer heute dem sog. anlalog der letzten 20 Jahre nachtrauert - der hat ein verkürztes Geschichtsbewusstsein von der Fotgrafie. Was mich allerdings nicht daran hindern wird, vielleicht doch noch mal Deine Methode anzufangen - Film zu nehmen und dann gleich digitalisieren lassen. Das freut die alten Männer. Doch für die Kiddies spielt die Musik zumeist inzwischen woanders. Gute Nacht LF Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest s.m.e.p. Posted March 18, 2008 Share #33 Posted March 18, 2008 Habe kürzlich erfahren, dass meine olle Rollei 35SE derzeit in der US-Schule einer meiner Töchter dazu dient, den grundlegenden Zusamenhang von Blende und Zeit zu demonstrieren. Besseres Gnadenbrot geht kaum. Das ist es doch: Im Prinzip ist Fotografie einfach: Zeit, Blende, Brennweite, (Film-)Empfindlichkeit. Mit den ganzen "Motivprogrammen" versteht das aber derjenige nicht mehr, der mit Multiautomatik-Knipsomaten aufwächst. Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 18, 2008 Share #34 Posted March 18, 2008 Das ist es doch:Im Prinzip ist Fotografie einfach: Zeit, Blende, Brennweite, (Film-)Empfindlichkeit. Mit den ganzen "Motivprogrammen" versteht das aber derjenige nicht mehr, der mit Multiautomatik-Knipsomaten aufwächst. Das Prinzip funtktioniert noch ganz vorzüglich an meiner Nikon D50 Digi. Und als alter Mann stelle ich keine Automatik ein - vielleicht etwas unblehrbar, vielleicht würden dann einige Bilder anders. Doch das Prinzip einer Kamera kann man den Kindern viel besser an einer optischen Bank oder an einer Plaubel 13x18 klar machen. Das hat bei mir - Kamera auf den Teppichboden, Kinder 6/7 Jahre alt auf dem Bauch vor der Mattscheibe - vorzüglch funktioniert. Die Kinder sahen nach ganz kurzer Zeit das Bild richtig aufgerichtet - ohne Probleme. Dafür müssen sie sich nicht über schöne Tage lang in der Dunkelkammer quälen. LG LF Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest liesevolvo Posted March 18, 2008 Share #35 Posted March 18, 2008 Lieber LF, was alte Männer freut (digitalisierter Film), ist vielleicht so doof nicht. Du hast sehr freundlich ein Bild kommentiert, in dem meine Enkel unser Klavier traktieren. Mag das Klavier im ersten Moment nicht viel mehr Reiz-Charakter gehabt haben als ein Rutsche-Auto von 'Fisher-Price', so hat es das Plastik-Gedöns mittlerweile deutlich ausgestochen. Ich schäme mich, weil mein Sohn und ich dem Gerät gerade mal ein paar subjektive Harmonien entlocken können, während Lebensgefährtin und Töchter einfach 'können' (BILLIG war das nicht, was die Töchter angeht). Macht Spaß! Ist ein Grotrian-Steinweg von Mitte Zwanziger Jahre, äußerlich schäbig, technisch 1A. Sollte Ähnliches in einer Foto-AG nicht doch gehen? Lieben Gruß, Lenn Link to post Share on other sites More sharing options...
Der_filter Posted March 18, 2008 Share #36 Posted March 18, 2008 Hm, also ich lese die Entwicklung dieser Diskussion hier schon eine ganze Weile, aber wesentliche Punkte scheinen mir ja überhaupt nicht in den Blick zu kommen: 1) Wie sieht es mit dem fachübergreifenden Lernen aus? Digital kann man auf Informatik beziehen. Aber nicht beispielsweise auf Chemie. Das kann man jedoch mit analoger Fotografie - besonders, falls man etwa auch auf all die über das pure Standard-Abziehen hinausgehenden netten Tricks - Färbungen, Edeldrucke usw. usf. - eingeht, die ich etwa noch in Uropas Fotolehrbuch von 1910 lese. (Gerne zugegeben, daß man einige davon wg. gesundheitlicher Bedenklichkeit der Prozeduren weglassen sollte.) 2) Habe ich es hier mit lauter Leuten zu tun, die noch glauben, Fotos seien eine eineindeutige, 'realistische' Abbildung der Welt? Oder haben wir es nicht immer mit Interpretation - im entschiedenen Fall: Kunst zu tun? Und diese sucht sich für bestimmte Absichten bestimmte Mittel. Ich kannte, nur als Beispiel, eine Künstlerin, die systematisch damit arbeitete, daß sie Fotos in wassergefüllten Gläsern einschloß und die Vergänglichkeit von Portraits bzw. Menschen dadurch darzustellen suchte, daß diese Fotos in dem Wasser langsam zerfielen. Mit Bildern auf dem PC nur unter Verlust gerade des Zerfallsaspektes inszenierbar. Künstler arbeiten übrigens auch heute noch etwa mit Radierungen, Lithographien usw. - Reprotechniken in der Zeit vor der Erfindung der Fotografie. 3) bliebe die sozusagen soziale Seite: Ist es nicht auch von Vorteil, zu wissen, daß man manche Dinge vorab planen, sorgfältig durchführen und ohne Hoffnung auf Wiederholbarkeit oder nahezu endlose Ressourcen angehen muß? Ist Geduld keine Tugend mehr? Nebenbei finde ich es auch ziemlich vorurteilsbeladen, "humanistisches Gymnasium" mit verknöchert, verkrustet, zurückgeblieben usw. gleichzusetzen. Ich denke eher, daß ein Blick auf 3000 Jahre erst den nötigen Weitblick gibt, wie das schon Goethe sagte. Also - bitte etwas mehr Mehrdimensionalität! Ich finde es durchaus gut, auch analoge Fotografie an einer Schule anzubieten! Und würde meine Kinder, so die persönliche Eignung und logistische Möglichkeit besteht, nirgendwo anders als auf ein humanistisches Gymnasium schicken. Ich gebe allerdings anderen Diskutanden hier recht, daß es nicht zwingend eine Leica sein müßte - sofern hier nicht das Argument der Haltbarkeit ins Feld geführt werden mag. Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 18, 2008 Share #37 Posted March 18, 2008 Lieber LF, was alte Männer freut (digitalisierter Film), ist vielleicht so doof nicht. Du hast sehr freundlich ein Bild kommentiert, in dem meine Enkel unser Klavier traktieren. Mag das Klavier im ersten Moment nicht viel mehr Reiz-Charakter gehabt haben als ein Rutsche-Auto von 'Fisher-Price', so hat es das Plastik-Gedöns mittlerweile deutlich ausgestochen. Ich schäme mich, weil mein Sohn und ich dem Gerät gerade mal ein paar subjektive Harmonien entlocken können, während Lebensgefährtin und Töchter einfach 'können' (BILLIG war das nicht, was die Töchter angeht). Macht Spaß! Ist ein Grotrian-Steinweg von Mitte Zwanziger Jahre, äußerlich schäbig, technisch 1A. Sollte Ähnliches in einer Foto-AG nicht doch gehen? Lieben Gruß, Lenn LL, Das mag für einen Grothian gelten - denn so große Sprünge hat es bei Klavieren in den letzten 80 Jahren nicht gegeben wie bei Foto. Ich bin vernarrt in Voigtländer Avusse 6,5x9 - younger than ever. Ich lasse auch Kinder entdecken bei diesen alten selbsterklärenden Systemen - und wenn es welche lernen wollten - ich würde es gern mit ihnen noch einmal versuchen. Die alte analoge Technologie ist vorbei für die Jugend - ich schätze sie noch, die alten Techniken, weil ich mit der Perfektionierung von Digi Probleme habe. Doch eine Foto AG sollte die aktuelle Technik nutzen - digi - und diejenigen, die das analoge von zu hause mitbringen sind die Sahnehäubchen in der Vielfalt der Möglichkeiten. Warum sollte nun so eine Zwitterlösung - Film/digi, aus ganz bestimmten Gründen für uns noch spannend - junge Leute auf der ganzen Breite interessieren. Was haben sie davon? Diese Technologie gibt es in breiterem Maße seit gut 5 Jahren, sie ist ein Übergang. Und vor 30 Jahren waren Farb-Vegrößerungen im eigenen Labor der Hit - wer spricht denn heute noch davon? Entscheidend ist der Blick für Bilder, und der Umgang mit der aktuellen, anspruchsvollen Technik. Da erscheint mir Photoshop junge Leute sehr viel weiter zu führen als die Technik SW mit Variokontrast, partiell abwedeln und nachbelichten, in unterschiedlichen Gradationen. Ich habe zB noch gelernt, Tonbänder zu schneiden, auf die Atmer zu achten (Dr. Murkes gesammeltes Schweigen) - das hilft mir heute noch, dass ich hören gelernt habe. Doch die Schnitttechnik selbst - das mache ich heute am PC. Und würde das jungen Leuten auch am PC erklären. Mit dem PC kann ich heute sehr viel einfacher und billiger abmischen als mit Tonband, einfacher einsteigen und ausblenden - nicht zu trocken. Allerdings: Schere und Klebeband - habe ich noch, man kann ja nie wissen:D LG LF Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Leicas Freund Posted March 19, 2008 Share #38 Posted March 19, 2008 Habe ich es hier mit lauter Leuten zu tun, die noch glauben, Fotos seien eine eineindeutige, 'realistische' Abbildung der Welt?Oder haben wir es nicht immer mit Interpretation - im entschiedenen Fall: Kunst zu tun?. Jede Sicht der Welt ist selektiv - im Bereich der Wissenschaften hats Novalis so schön formuliert - von Popper aufgegriffen: Hypothesen sind Netze; nur der wird fangen, der auswirft. Ein Bild entsteht zuerst im Kopf - und mit etwas Glück sind dann die Umstände gnädig. Wenn man die verschiedenen Argumente hier sieht - gerade diejenigen, die eine digitale Fotopraxis für den Unterricht in den Vordergrund stellen, plädieren zumeist von der Abwendung der Überbewertung von der Technik - mehr für Bilder. 3) bliebe die sozusagen soziale Seite: Ist es nicht auch von Vorteil, zu wissen, daß man manche Dinge vorab planen, sorgfältig durchführen und ohne Hoffnung auf Wiederholbarkeit oder nahezu endlose Ressourcen angehen muß? Ist Geduld keine Tugend mehr?. Geduld ist eine Tugend, wenn sie notwendig ist. Doch generell bedeutet jeder Schritt in Richtung Emanzipation vom Notwendigen einen sozialen Fortschritt - die Nutzung von Freiheiten. Notwendiges aus Tradition in Geduld mitschleppen, wo es eine Ablösung mit mehr Freiheit, mit Zeitgewinn gibt, erscheint mir töricht. Das kann man jedoch mit analoger Fotografie - besonders, falls man etwa auch auf all die über das pure Standard-Abziehen hinausgehenden netten Tricks - Färbungen, Edeldrucke usw. usf. - eingeht, die ich etwa noch in Uropas Fotolehrbuch von 1910 lese..... Nebenbei finde ich es auch ziemlich vorurteilsbeladen, "humanistisches Gymnasium" mit verknöchert, verkrustet, zurückgeblieben usw. gleichzusetzen. Ich denke eher, daß ein Blick auf 3000 Jahre erst den nötigen Weitblick gibt, wie das schon Goethe sagte. Also zuerst an den 3000 Jahren festhalten, und dann hier im Fotoforum lateinisch, griechisch oder gar hebräisch zu schwadronieren halte ich nun für abweisend. Das habe ich hier lange Zeit ertragen. Wer sich an analoge Technik klammert mit bezug auf humanistische Bildung - den frage ich noch einmal - was soll das alles? Jeder mag in Uropas Fotobuch von 1910 gern lesen - ich habe sogar noch vieles davon selbst gemacht - doch wenn er voll Begeisterung liest, weshalb will er nun die Kinder knechten, das zu tun, wozu er sich selbst nie aufraffen konnte? LG LF Link to post Share on other sites More sharing options...
telewatt Posted March 19, 2008 Share #39 Posted March 19, 2008 Die Fotografie als Tätigkeit mit dem Nachwuchs darf nicht aus einer technisch überbewerteten Sicht entstehen und schon gar nicht mit "damals war alles besser".... .die Bewertung oder besser gesagt die Wahrnehmung wird Fragen aufwerfen, die man nur mit "alter Technik" erklären kann und nur so entsteht ein offenes Interesse an Geschichte! Grüße, Jan Link to post Share on other sites More sharing options...
feuervogel69 Posted March 19, 2008 Share #40 Posted March 19, 2008 merkwürdiger thread.... meine 2 cents -ein beispiel aus der praxis: meine kleine schwester ist auch in der schule in der "foto-ag" (oder wie auch immer das da heißt). selbstverständlich wird da auch alles analog gemacht, ABER: die kümmern sich da in erster linie ums bild-also lichtführung, perspektive, motivwahl etc. die kameratechnik spielt da gar keine so große rolle. und auch jugendliche verstehen worauf es ankommt:D:D lg matthias Link to post Share on other sites More sharing options...
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