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4195,-


ThomasvonAue

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4195,-

Im heute erschienenen 48seitigen Weihnachtskatalog von Deutschlands größtem Fotofachgeschäft befindet sich neben dem dort einzig noch vorhandenen analogen Produkt, nämlich einem 4er-Pack Kodak Farbwelt 200 zu 9,99 (3,60 bei Aldi), auch eine Leica M8 zum Preis von € 4195,-.

 

Damit ist die M8 in mindestens drei deutschen Großstädten noch zum alten Preis zu haben. (Bei Manufactum übrigens auch.)

 

Es scheint, also ob es diese Händler nicht wagen, in und aus vorweihnachtlicher Gesinnung, den seit 1. Oktober geltenden Listenpreis i.H.v. € 4800,- an die Kunden weiterzugeben.

Vielleicht wollen diese Händler auch nur ihre Lagerbestände abbauen (was für ein gelinde Fehlspekulation sprechen würde...); Wahrscheinlicher ist aber, dass die Preiserhöhung nicht funktioniert.

 

Wenn man von drei Käufergruppen ausgeht, 1., dem Übereifrigen, der sich unmittelbar nach Markteinführung auf die M8 gestürzt hat und 2., dem systemkonformen, analog-digitalen Umsteiger bzw. Ergänzer, der sich die M8 zu Weihnachten 2006 oder im Frühjahr 2007 gegönnt hat und schließlich, 3., dem besonnenen Ansparer, der erst das zum Kauf nötige Kapital ansammeln musste, dann bedeutet dies, dass letztere Gruppe in ihrer Erwerbsabsicht und –fähigkeit durch den Preisanstieg um Monate zurückgeworfen worden wäre und somit für eine Abverkaufslücke gesorgt hätte. Sprich: Einen Umsatzeinbruch.

 

(Es gibt noch eine – 4. – Gruppe, eine als Leica-Käufergruppe nicht-existente, nämlich die Umsteiger ins M-System, herkommend von asiatischer Importware, die gnadenlos überschlagen, warum man 8000 Euro in etwas investieren sollte, was in ausreichender Qualität auch für 500 zu haben ist.)

 

Mal ehrlich: Wer kauft sich eine M8?

Jener wohl, der seinen Bestand an M-Objektiven digital nutzen möchte. Sonst niemand.

Da der langjährige M-Kunde in der Regel und in der Mehrheit die Frühberentungsgrenze bereits überschritten hat, teilt sich auch diese Käuferschicht in die in die digitale Offensive gehende und eben bereits gegangene und in jene, die sich sagt: In meinem Alter steige ich nicht mehr um.

 

Man kann daher sagen: Wer hat, der hat und wer noch keine hat, der kauft auch keine mehr.

 

Es scheint offensichtlich, dass es auch einer Firma wie Leica nicht mehr gelingt, am Markt Phantasiepreise verlangen zu können und bezahlt zu bekommen.

Der Kunde vergleicht und er vergleicht genau.

Und möglicherweise wäre er sogar bereit ins M-System zu investieren,

wenn er wüsste, wofür diese Firma steht.

 

Dies ist die Krux: Die zusätzliche Verwässerung ohnehin nicht vorhandener Markenidentität durch Allianzen mit Olympus und Panasonic zieht jene Marken nicht herauf, sondern Leica herab und nivelliert das überhöhte Bild von einer Marke, eben das, was Leica als alleinstellendes Merkmal wirklich geeignet hat.

 

Dies ist das eigentliche Manko dieser Firma: Da nicht an der Spitze des technologischen Fortschritts stehend, muss sie sich statt über das Produkt eben über die Marke verkaufen; Aber, und eben: Was zeichnet diese Marke aus? Gewiß: Der rote Punkt. Und was noch?

Welche Werte, Ideen repräsentiert sie? Was ist die Markenphilosophie?

Und: Wie wird all das kommuniziert?

Antwort: Nichts. Keine. Keine Ahnung. Gar nicht.

 

Leica versinkt in optischer Excellenz; im fotografischen Alltag von gänzlicher Irrelevanz.

Leica glaubt, gestelzte Worthülsen als Aura verkaufen zu können, antiquierte Technik als glorreiche Reminiszenz an historische Großtaten und Mondpreise als Exklusivität.

Leica vergisst vollkommen, dass, wenn man technologisch nichts zu bieten hat, sich wenigstens auf einer Welle der Sympathie tragen lassen und sich den Kunden zum Freund machen muss.

 

Da nützen neue Objektive gar nichts, wenn nicht klar ist, warum man mit einer Leica fotografieren sollte.

Hier für plausible Gründe zu sorgen und diese überzeugend dem Markt zu vermitteln,

scheint mir die einzig erfolgversprechende Überlebensstrategie dieser im globalen Maßstab Winzfirma zu sein und das einzige, worauf es wirklich ankommt.

(Mein Kumpel begriff schon mit 19: Ich bin nicht schön, aber ich mache mich sympathisch. So krieg ich die Weiber rum.)

 

Leica muss sich fragen:

Warum sollte ein Fotograf ausgerechnet unsere Produkte kaufen?

Was haben wir, was andere nicht haben?

Was kann man mit unseren Produkten machen, was mit dem Produkt von der Konkurrenz nicht zu machen ist?

Was leisten wir und der Wettbewerb nicht?

Was zeichnet uns und vor allem und vor allen anderen aus?

Wie können wir dem Kunden offen und ehrlich begegnen?

 

Leica braucht keine neuen Objektive.

Leica braucht eine Antwort auf die Frage, warum man mit ihr fotografieren sollte.

Und vor allem: Der Kunde!

 

Leica hat hier keine Antworten gefunden.

Deshalb funktioniert der neue Preis nicht.

Deswegen bleibt es bei 4195,-.

Der Kunde hat entschieden.

Er hat sich die Antwort selbst gegeben.

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4195,-

 

[....]

 

Mal ehrlich: Wer kauft sich eine M8?

Jener wohl, der seinen Bestand an M-Objektiven digital nutzen möchte. Sonst niemand.

Da der langjährige M-Kunde in der Regel und in der Mehrheit die Frühberentungsgrenze bereits überschritten hat, teilt sich auch diese Käuferschicht in die in die digitale Offensive gehende und eben bereits gegangene und in jene, die sich sagt: In meinem Alter steige ich nicht mehr um.

 

[...]

 

.

 

Diese Analyse trifft auf mich weitgehend zu. Ich habe schon ein kleines Vermögen für M-Optiken ausgegeben (Tri-Elmar 28/35/50, Noctilux, Summicron 2/50 und 2/90, da kommt es auf eine M8 sozusagen auch nicht mehr an. Und Pensionist bin ich auch schon, wobei die Finanzierung durch das in Österreich übliche System einer "Abfertigung" (defacto ein Zwangssparen durch den Arbeitgeber) erleichtert wurde.

 

Aber ich verwende auch DSLR (Nikon D200) und als "Immer-dabei-Kamera" eine Canon in Zigarettenschachtelgröße

 

Hans

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Guest L-Format

Die"alten" Preise dürften wohl genau so zu Stande gekommen sein, wie bei meinem Händler: Vor dem 1. Oktober "alt" eingekauft - um im Weihnachtsgeschäft "günstig" unter die Leute gebracht zu werden ... ho, ho, ho!

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Ich finde die zugegebenermaßen sehr ausführliche Analyse von Thomas absolut zutreffend. Insbesondere den Punkt, dass ein Neueinstieg ins M-System so gut wie undenkbar ist. Das scheint für mich das Hauptproblem für einen ausreichenden Abverkauf der M8 zu sein. Der Markt ist damit sehr begrenzt.

 

Gruß Gregor

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"Da der langjährige M-Kunde in der Regel und in der Mehrheit die Frühberentungsgrenze bereits überschritten hat, ..."

 

Ich fürchte, das ist eines der Hauptprobleme für Leica: Die heute schon überalterte Kundschaft für die absolut hochpreisigen Produkte stirbt weg, ohne dass wesentlich jüngere Käufer im gleichen Maße nachkommen. Kunststück, welcher der von den Unternehmen sehnlichst erwarteten "jungen Wilden" kann und will schon 4200 Euro (oder auch 4800 Euro) nur für ein M8-Gehäuse ausgeben, das bislang als Alleinstellungsmerkmal nur die fehlende Kokurrenz anführen kann und sonst nichts?

 

Mit zunehmender Zeitdauer und bei weiter so rapide steigenden Preisen wie bisher dürfte für die jungen Wilden und ihre Bilder eher wieder eine alte analoge M hipp werden...

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Finde, dass Th. v. d. Aue das LEICA- Dilemma perfekt beschrieben hat ... Das kann man kaum besser zusammenfassen.

 

>>Heul doch << reicht da als Antwort wohl nicht .

 

Habe selbst seit Jahren mit der LEICA- M fotografiert u. mir käme/ kommt die M8 u. a. auch nur deshalb in´s Haus, um meine Objektive nicht verpilzen zu lassen. Hoffe aber eher auf eine digitale CL zur PHOTOKINA, mal sehr gespannt ob uns da etwas erwartet.

 

 

M f G

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Ich finde die zugegebenermaßen sehr ausführliche Analyse von Thomas absolut zutreffend. Insbesondere den Punkt, dass ein Neueinstieg ins M-System so gut wie undenkbar ist. Das scheint für mich das Hauptproblem für einen ausreichenden Abverkauf der M8 zu sein. Der Markt ist damit sehr begrenzt.

 

Gruß Gregor

 

Und wenn es doch jemanden gibt, der ganz spontan als "Neuling" ins M-Geschäft einsteigt und begeistert ist? Was macht dann Deine These?

 

Ist doch ganz einfach. Ein Typ, nennen wir ihn XY, will plötzlich Geld auf den Kopf hauen. Und weil bald Weihnachten ist.

Was für Möglichkeiten hat er?

 

Eine neue Freundin...

Eine neue Rolex, oder Glashütte oder...

Weltreise zusammen mit seiner Frau...

neues Motorrad...

'ne M8...

 

 

Soll ich noch mehr aufzählen?

Warum möglicherweise verrückte Spontanentscheidungen analysieren, wenn nichts zu analysieren ist?

 

Warum holt sich jemand so was? Weil er's kann. Davon lebt Leica, davon leben Tausende Luxusgüter-Hersteller. (Und, um der "Gesellschaft" zu genügen, Tausende Arbeitsplätze werden "gesichert", aber das ist garantiert kein Grund für einen Spontan-Käufer).

 

Gruß

Erich

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Ich finde die zugegebenermaßen sehr ausführliche Analyse von Thomas absolut zutreffend. Insbesondere den Punkt, dass ein Neueinstieg ins M-System so gut wie undenkbar ist. Das scheint für mich das Hauptproblem für einen ausreichenden Abverkauf der M8 zu sein. Der Markt ist damit sehr begrenzt.

 

Gruß Gregor

 

Keineswegs. Einige meiner Bekannten sind gerade wegen der M8 geneigt, ins M-System einzusteigen. Auch für undogmatische Anhänger des Analogen macht die M8 die Ms insgesamt interessanter, da auch bei einem Einstieg ins analoge M-System die Option auf digital vorhanden ist. Der Preis läßt aber einige schlucken (und auf eine digitale ZM hoffen).

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Erich, Du hast ja ein wenig recht, aber was machst nun Du, wenn ein

Berufsphotograph der M8 wegen beim M-System einsteigt. Auch das

kann man erleben.

 

Freundlichst

str.

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Lieber Erich,

 

ich glaube kaum, dass die M8 etwas für Spontankäufer ist, da man zu ihrer Benutzung wenigstens rudimentäre Kenntnisse der Lichtbildnerei benötigt. Auch das ist ein Problem für Leica: Die BOBOS, also die jungen, urbanen, "wilden", hippen Leute mit viel Geld in der Tasche, die die M als Statussymbol benutzen könnten, (wenn die M denn noch als solches außerhalb des Hessenparks funktioniert) können die M8 doch gar nicht mehr adäquat bedienen (Stichwort RAW usw.)

Da muss dieser mögliche Käuferkreis dann doch auf Deine anderen Vorschläge ausweichen.

 

Gruß Gregor

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Guest MAXAUSFFM
Erich, Du hast ja ein wenig recht, aber was machst nun Du, wenn ein

Berufsphotograph der M8 wegen beim M-System einsteigt. Auch das

kann man erleben.

 

Freundlichst

str.

 

...in dieser Liga sollte die Kamera auch "zu Hause" sein. Und nicht als extravagantes und exklusives Weihnachtspräsent bei Neureichen unter dem Weihnachtsbaum vergammeln.

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Guest L-Format
...in dieser Liga sollte die Kamera auch "zu Hause" sein. Und nicht als extravagantes und exklusives Weihnachtspräsent bei Neureichen unter dem Weihnachtsbaum vergammeln.

 

Genau darauf läufts aber hinaus. Die eine oder andere Profi-Schwalbe macht noch lang keinen Sommer. Und, ja, dieses Problem ist ein Leica-immanentes.

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Erich, Du hast ja ein wenig recht, aber was machst nun Du, wenn ein

Berufsphotograph der M8 wegen beim M-System einsteigt. Auch das

kann man erleben.

 

Freundlichst

str.

 

Lieber Herr Strohm,

 

vervollständigen Sie mal folgenden Satz:

 

Wenn Leica von den Berufsphotographen (über)leben müsste, die das M-System benutzen...

 

Gruß Gregor

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Hat hier jemand konkrete Angaben über die von LEICA geplanten und effektiv erreichten Verkaufszahlen, aufgeteilt nach Berufs- Alters- und Einkommensgruppen und das wenn möglich weltweit?

 

Wenn nein (wovon ich ausgehe), dann sind das hier alles nichts als sinnlose Spekulationen und keine "Analysen".

 

LG,

Waldi

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#1 ist ja ein sehr ausführliches und fast schon forentypisches Leica-Bashing, aber es wird m.E. schlicht durch die guten Verkaufszahlen der M8, die sogar zur Drehung der Umsatzzahlen geführt haben, völlig als Unsinn entlarvt.

Was man mit einer Leica hat und wodurch sie sich von der Konkurrenz unterscheidet, sieht man auch als fast Blinder, wenn man eine M (egal ob 6, 7 oder 8) mit Summilux am Handgelenk baumeln hat oder eine Eos xy.

Ein völlig anderes, heute fast einzigartiges Kamerasystem mit spezifischen Vor- und Nachteilen. Wie damit Fotos gelingen, ob besser oder schlechter als mit einer Nikon D200 o.ä. hängt vom Sujet ab und vom Können des Fotografen, auch das ist nichts Neues.

Das Gefühl von Exklusivität und Geschichtsbeladenheit der Kamera ist natürlich zusätzlich ein Marketingpluspunkt, der sogar auf die kleinen Panasonic-Schwestern ausstrahlt.

Hinzu kommt der Umstand, sich viel stärker als "Handwerker" zu fühlen, der seine Bilder selbst macht, und nicht auf Mehrfeldmessung, Autofocus und ähnliches zu vertrauen (was man zwar alles abschalten kann, dann aber eine Kamera hat, die nicht auf manuelles Arbeiten hin optimiert ist).

Ich selbst kann mir eine M8 nicht leisten, finde sie aber faszinierend. Vielleicht steige ich eines Tages noch in die M-Serie ein und hole mir eine M7 und drei Linsen.

Das Bashing in #1 verstehe ich nicht ganz. Wer den Unterschied zwischen einer M8 mit Summilux 35 und Summilux 50 (dort ist ja von 8.000,-€ die Rede) und einer Billig-DSLR mit lichtschwachem Zoom für 500,- € nicht bemerkt, kennt und (für anspruchsvolle Fotografie) braucht, der sollte darüber nachdenken, ob er sich nicht mächtig blamiert.

Da reicht in der Tat ein Fotohandy.

Viele Grüße

Nils

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Hat hier jemand konkrete Angaben über die von LEICA geplanten und effektiv erreichten Verkaufszahlen, aufgeteilt nach Berufs- Alters- und Einkommensgruppen und das wenn möglich weltweit?

 

Wenn nein (wovon ich ausgehe), dann sind das hier alles nichts als sinnlose Spekulationen und keine "Analysen".

 

LG,

Waldi

 

Nö, aber schau Dir mal die Leicawerbung im Wandel der Zeiten an. Dann wirst Du feststellen, dass in der Grundtendenz eine Bewegung von Werbung mit technischen Details hin zu einer emotional aufgeladenen Schicki-Micki Werbung zu verzeichnen ist.

Auch Leica a la carte deutet ja auf die neu ins Auge gefasste Zielgruppe hin, seit man technisch nicht mehr mithalten kann.

 

Gruß Gregor

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