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19. August 1839 - 19. August 2014: 175 Jahre Photographie


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Im Jahre 1826 trat Louis Daguerre (1787- 1851) auf Anraten des Optikers Vincent Chevaliers in Kontakt mit dem wohlhabenden Privatmann Joseph Nicéphore Nièpce, der schon seit 1814 ähnliche Versuche zur Fixierung von Bildern der Camera obscura mit lichtempfindlichen Stoffen angestellt hatte. Im Herbst 1829 gelang Nièpce die erste photographische Aufnahme (Heliografie) – das Bild „Blick aus dem Arbeitszimmer“* .

 

Im gleichen Jahr 1829 trafen sie eine juristische Vereinbarung zur weiteren Verfolgung ihrer Erfindungen. Beide arbeiteten nun gemeinsam, allerdings per Briefkontakt, in dem sie sich gegenseitig berichteten, wie die ein oder andere chemische Substanz reagierte. Nièpce verstarb 1833. Daguerre entwickelte die photographische Methode weiter . 1837 gelang ihm die erste haltbare Aufnahme die auf Silberhalogenid basierte (später „Daguerrotypie“ genannt) - er hielt jedoch sein Verfahren erst 1839 für praxisreif .

Daguerres Resultate wurden durch Vermittlung des Physikers, Astronomen und Politikers François Arago (1786–1853) am 7. Jänner 1839 intern in einer Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt.

Der Begriff Photographie wurde erstmals (noch vor englischen oder französischen Veröffentlichungen, wohl durch private Kommunikation der Präsentation vom 7. Jänner) am 25. Februar 1839 vom Astronomen Johann Heinrich von Mädler in der Vossischen Zeitung verwendet.

 

Am 19. August 1839 wurde das Verfahren offiziell durch die französische Akademie der Wissenschaften der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Auf Aragos Empfehlung hin wurde Daguerres patentiertes Verfahren von der französischen Regierung aufgekauft**.

Diese gab das Patent als spektakuläres Geschenk der Grande Nation an die ganze Welt*** frei .

 

Seitdem wird der 19.08.1839 als Geburtstag der Photographie angesehen.

 

Durch diese „public domainisierung“ der Erfindung verbreitet sich die Daguerreotypie noch im Sommer 1839 europaweit. Innerhalb eines Jahres war das Verfahren über die ganze Welt ausgebreitet. Die Daguerreotypie erfreute sich bis gegen Ende der 1850er Jahre großer Beliebtheit.

 

Fast gleichzeitig (ab 1835) hatte der Engländer William Fox Talbot ein für mehrere Bildabzüge geeignetes, Talbotypie genanntes Negativ-Positiv-Verfahren entwickelt.

 

 

 

-Also macht was aus dem 19ten – nehmt eure analogen Schätze aus dem Schrank legt ein Film ein und fotografiert. -

 

Gut Licht !

 

 

 

 

 

* Nièpces photografisches Verfahren beruhte auf einen organischen lichtempfindlichen Stoff (Asphalt) – die Entwicklung erfolgte mit Lavendelöl.

** Daguerre erhielt als Gegenleistung eine lebenslange Rente von 6000 Franc, der Erbe von Nièpce, Isidor Nièpce eine solche von 4000 Franc.

*** fast der ganzen Welt. Nur in Großbritannien nicht, aufgrund der vorherigen Erteilung eines Patentes an einen Lizenznehmer Daguerres -

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Ja, dieses Stück Geschichte ist wohl den Erinnerungsbeitrag wert. Danke.

Ich kann mich an die "150Jahre Fotografie" erinnern, seiner Zeit wurde aus der Photo-Industrie so bedauert, dass der Jahrestag der Bundespost nicht eine Sonderbriefmarke wert war. Das wird dieses Mal wohl auch nichts.

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-Also macht was aus dem 19ten – nehmt eure analogen Schätze aus dem Schrank legt ein Film ein und fotografiert. -

 

Gut Licht !

 

Danke für den frommen Wunsch, ich werde die Technika nehmen. Das eine Blatt wird schon irgendwie Licht kriegen ;-)))

 

Schbass beiseite, vielleicht muss man erst eine gewisse Reife erreichen, aber aktuell mache ich mir die "photographie argentique" wieder mehr Gedanken als noch vor Kurzem gedacht.

 

Freundliche Grüße und Dank für Deine Erinnerung.

 

Wolfgang

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Mal ein Augenzeugenbericht über das was sich am 19. August 1839 ereignete.

 

Der deutsche Schriftsteller und Politiker Ludwig Pfau (1821-1894), der 1839 zur Ausbildung in Paris weilte, schilderte in seinem Buch Kunst und Gewerbe, wie er "der Geburt oder wenigstens der Taufe" der Fotografie beiwohnte.

In eine dichte Menschenmenge eingekeilt, stand er am 19. August vor der Akademie der Wissenschaften, während Arago im Vortragssaal das Geheimnis des Verfahrens Daguerres preisgab.

...

Ich wohnte sozusagen der Geburt oder wenigsten der Taufe dieser Erfindung bei, als ich im Frühling 1839, ein Bursche von 17 Jahren, zum erstenmal nach Paris kam. Mit der Wissensgier der Jugend stand ich stundenlang vor einem Schaufenster am Kai, wo die ersten Daguerreotype ausgestellt waren, und suchte die Wunderbilder zu enträthseln welche in allen Kreisen den Gegenstand der Unterhaltung bildeten. Als die Zeitungen die Nachricht von der öffentlichen Akademiesitzung brachten in welcher das Geheimniß enthüllt werden sollte, befand ich mich in Ris, einem Dorfe an der Seine, einige Stunden oberhalb Paris. Ich hatte natürlich nichts wichtigeres zu thun als am Morgen des 19. August mit dem Dampfschiff in die Stadt zu fahren, denn von einer Eisenbahn war damals noch keine Rede. Diese Fahrt hat sich meinem Gedächtnisse um so tiefer eingeprägt, als mir unterwegs ein unhöflicher Windstoß den Strohhut in die Seine warf, so daß ich ohne Kopfbedeckung nach Paris kam. Aber barköpfig wie ich war, stürzte ich nach dem Akademie-Gebäude, wo mich eine zweite Ueberraschung erwartete. Die Oeffentlichkeit der Sitzung hatte ich etwas allzu wörtlich verstanden, denn obwol die Feierlichkeit erst in zwei Stunden beginnen sollte, waren nicht nur alle Plätze längst von Begünstigten besetzt, sogar Umgebung, Hof und Vorplatz des Instituts waren mit einer dichten Menschenmenge bedeckt. Eine Aufregung herrschte als ob es sich wenigstens um eine gewonnene Schlacht handelte. Ein Sieg – ein größerer als jene blutigen – war allerdings erfochten worden, ein Sieg des wissenden Geistes. Und gerade diese allgemeine Feier einer solchen Eroberung hatte etwas Berauschendes. Die Menge war wie eine elektrische Batterie die einen Funkenstrom aussendet. Jeder hatte eine Freude an der Freude des Anderen. Im Reiche des unendlichen Fortschritts war wieder eine Grenze gefallen, und die Menschheit fühlte sich im Lande ihrer Heimat. Oft will es mich schmerzlich bedünken als ob das nachgekommene Geschlecht einer ähnlichen Begeisterung nicht fähig wäre.

 

Allmählig gelang es mir durch die Menge zu gleiten, und mich in der Nähe des Allerheiligsten einer Gruppe einzuverleiben die aus Leuten der Wissenschaft zu bestehen schien. Hier fühlte ich mich wenigstens dem Vorgange geistig und der Aufklärung physisch näher gerückt. Nach langem Warten öffnet sich endlich im Hintergrund eine Thüre und die ersten Zuhörer stürzen auf den Vorplatz. »Jodsilber!« ruft der Eine, »Quecksilber!« schreit der Andere, und ein Dritter behauptet gar, unterschwefligsaures Natron heiße die geheimnißvolle Materie. Jedermann spitzt die Ohren, und Niemand begreift. Dichte Kreise bilden sich um einzelne Sprecher, und die Menge sucht bald hier, bald dort einzudringen um die Kunde zu erhaschen. Endlich gelingt es auch unserer Gruppe einen der glücklichen Zuhörer am Frackzipfel zu erwischen und zum Beichten zu nöthigen. Das Geheimniß klärt sich allmählig auf; aber noch lange wogt die aufgeregte Menge unter den Arkaden des Instituts und auf dem Pont des Arts hin und her, bevor sie sich entschließen kann in die Grenzen der Alltäglichkeit zurückzukehren.

 

Eine Stunde später waren bereits die Läden der Optiker belagert, die nicht genug Instrumente auftreiben können um das hereinbrechende Herr der Daguerreotypisten zu befriedigen; und nach einigen Tagen sah man auf allen Plätzen von Paris dreibeinige Guckkasten vor Kirchen und Palästen aufgepflanzt. Sämtliche Physiker, Chemiker und Gelehrte der Hauptstadt polirten Silberplatten, und selbst der höhere Würzkrämer konnte sich unmöglich die Genugthuung versagen, einen Theil seines Zeitlichen auf dem Altare des Fortschritts in Jod zu verdampfen und in Quecksilber zu verräuchern. Bald erschien auch eine Schrift in welcher Daguerre sein Verfahren auf's genaueste beschrieb, und da – o Schmerz! – mein Geld nicht zum Apparate reichte, kaufte ich die Broschüre um wenigstens in Gedanken zu daguerreotypiren. Ich sehe sie noch vor mir, in ihrem violettgrauen Umschlag, auf dem als Vignette das Pantheon abgebildet war mit der Inschrift: »Aux grands hommes la patrie reconnaissante.« Der Herausgeber hatte nicht umhin gekonnt dem Erfinder mit einem Holzschlegel der Unsterblichkeit zu winken.

 

 

Das "Vergnügen" war übrigens recht teuer - die Grundausrüstung kostete um die 400 Francs*.

 

Um den Ring zu Leica zu schliessen:

Noch im Sommer 1839 entstanden in Wien die ersten Daguerrotypien durch Anton Martin. Im Laufe des Jahres fand sich die sog.

Fürstenhof- Runde (benannt nach dem Ort in dem sie sich trafen) ein.

Ihr gehörten Die Gebrüder Natterer, Andreas v. Ettinghausen, Josef Petzval, Franz Kratochwil, Wilhelm Voigtländer und Carl Reisser an.

Petzval berechnete und Voigtländer baute schon 1840 ein Portraitobjektiv. 1841 entstand die berühmte Petzval-Voigtländer Kamera mit dem von Petzval berechneten Objektiv 3.7 /143mm.

Und noch heute bauen die noch etwas was an L. passt....

 

 

 

* 25 Francs = 1 GBP = 20 [Gold]Mark. Die Kaufkraft einer [Gold]Mark entspricht ca. 12-14 €. 320 [Gold]Mark wären dann ca. 3850 - 4480€

(oder über Gold gerechnet 10 Goldmark = 3.5 g Gold = 112 g Gold ca 3 Unzen Gold)

 

Also etwas preisgünstiger als heute bei Leica ;)

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Heute eröffnet anlässlich 175 Jahre Photographie das weltweit erst PhotoBookMuseum in Köln (ersteinmal bis zum 3.Oktober 2014). Ein lohnender Besuch während der Photokina in Köln.

 

The PhotoBookMuseum

Schanzenstraße 6-20

51063 Köln-Mülheim

 

S-Bahn und Bus

Vom Kölner Hauptbahnhof gelangen Sie mit den Linien S 6 oder S 11 bis zum S-Bahnhof Mülheim (7 Minuten Fahrtzeit). Von dort fahren Sie mit den Buslinien 152 oder 153 bis zur Keupstraße (7 Minuten Fahrzeit). Zu Fuß erreichen Sie das Carlswerk vom S-Bahnhof Mülheim wahlweise in etwa 20 Minuten.

Straßenbahn und U-Bahn

Vom Hauptbahnhof bringt Sie die Linie 18 bis zum Wiener Platz, dort steigen Sie um und fahren mit der Linie 4 bis zur Keupstraße (20 Minuten Fahrzeit). Vom Neumarkt fahren Sie mit der Linie 4 direkt bis zur Haltestelle Keupstraße (16 Minuten Fahrzeit).

Von Köln-Deutz Bahnhof direkt mit der Linie 4 zur Keupstraße.

 

Hier ein Beitrag von WDR3

46 Tage PhotoBookMuseum Köln:

Der Fotobuch-Museums-Dummy

 

Gruß philipp

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  • 3 weeks later...

"Flüchtige Spiegelbilder festhalten zu wollen, dies ist nicht bloß ein Ding der Unmöglichkeit, wie es sich nach gründlicher deutscher Untersuchung herausgestellt hat, sondern schon der Wunsch es zu wollen, ist Gotteslästerung."

Leipziger Vol.. äh Anzeiger 1839

 

Na, wenigstens einer hat mal eine mit Nachdruck vertretene Meinung zu den ganzen "reflected selfs";)

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