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Nachts im Walde


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Entrauschen?

Aber man sollte dieses Bild nicht gerade als Leica-M9-typisch darstellen :D.

 

Wenn ich an die leuchtenden Augen des Mannes in Freiburg denke, als er auf meine Kamera deutete und "Leica?" fragte, und dann dieses Bild.;)

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Schien der Mond?

Nein, der Mond schien nicht. Es war eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, und am Westhimmel stand noch der Rest vom Abendrot ... was allerdings vom Standort dieser Aufnahme aus nicht zu sehen war. Unter diesen Bäumen war es schon verdammt finster. Bei der hellen Stelle im Hintergrund stehen die Bäume etwas weniger eng, so daß dort das Licht vom Widerschein des noch nicht allzu dunklen Abendhimmels den Boden erreicht.

 

 

Aber man sollte dieses Bild nicht gerade als Leica-M9-typisch darstellen. Wenn ich an die leuchtenden Augen des Mannes in Freiburg denke, als er auf meine Kamera deutete und "Leica?" fragte, und dann dieses Bild.

Typisch ist es sicher nicht – aber dennoch ein wahrhaftiges Leica-M9-Bild.

 

Ich habe in der Dunkelheit einfach einmal versucht, was noch geht. Volle Öffnung, maximale Empfindlichkeitseinstellung und dazu die längste Verschlußzeit, die ich freihändig wohl noch so halbwegs würde halten können (Stativ hatte ich gerade nicht dabei) – also ISO 2500/35°, f/1,4 bei 1/15 s. Die Entfernung würde abgeschritten und nach Skala eingestellt, denn im Mischbild war praktisch nichts mehr zu sehen... hab's aber nicht ganz getroffen; die eingestellte Enfernung ist etwas zu kurz. Ich hatte schon mit einer Unterbelichtung gerechnet, doch auf dem Display erschien – gar nichts. Kohlrabenschwarz. Na ja ...

 

In Camera Raw war's dann doch nicht ganz pechschwarz. So wurde die Belichtung um vier Stufen hochgezogen, die Tonwerte etwas zurechtgezupft, das Rauschen massiv (aber nicht 100%ig) unterdrückt und die Sache in schwarzweiß umgewandelt, weil man's in Farbe trotz Rauschunterdrückung nicht anschauen kann. Und siehe da, es kam doch noch so etwas wie ein Bild zum Vorschein.

 

Interessant ist an diesem Bild nicht so sehr, was es zeigt, sondern wie es das zeigt. Es zeigt nicht den Wald, sondern das, wovor man sich im Dunkeln fürchtet: undurchdringliche Schatten, hinter denen sich alles mögliche verbergen könnte. Es zeigt, warum es im Dunkeln so unheimlich ist. Und ich habe nicht einmal großartig daran herummanipuliert, um das so hinzukriegen, das hat die Kamera im wesentlichen alleine gemacht. Die Technik, die sonst für oberste Abbildungstreue und Bildqualität gerühmt wird, hat mir diese höchst subjektive Darstellung des Waldes im Dunkeln geliefert. Ich finde das faszinierend.

 

Faszinierend ist zugleich, wie diese marginale und dann hochgezogene Belichtung an die Naßkollodiumplatten von Sally Mann erinnert ... finde ich jedenfalls. Diese liefern aufgrund ihrer niedrigen Lichtempfindlichkeit hauchdünne Negative, die eher Andeutungen von Bildern sind als handfeste Fotografien. Und zufällig entstand mein Foto am Abend grad genau desselben Tages, als der Wochen zuvor bestellte Bildband What Remains von Sally Mann endlich bei mir eintraf ...

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Hier übrigens noch einmal dieselbe Szenerie, aufgenommen vier Tage später, selbe Kamera, selbes Objektiv, ähnliches Wetter, aber diesmal anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang.



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