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Industriekultur 21


schmierlinse

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Zeche Westhausen, Dortmund

 

1872 in die Kohleförderung eingestiegen, ist es schon erstaunlich das noch ein Malkowförderturm gebaut wurde. Die ersten Stahlgerüste standen schon, aber anscheinend traute man denen noch nicht. Erst in den 1920er jahren wurde ein Stahlgerüst aufgesetzt welches allerdings nicht mehr vorhanden ist.

1955 - zur Zeit der höchsten Fördermenge der Ruhrzechen überhaupt- wurde diese Zeche stillgelegt.

 

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Dieser Malakowturm ist stark im Bestand gefährdet, wie man an den Feuerschutztürmen ( die Kombination von offenem Licht+Holzspurlatten+Fett+Kohlenstaub ist immer gefährlich, daher die beiden burgähnlichen "Rückzugstürme" der Belegschaft) gut erkennen kann.

 

 

 

Die Lohnhalle und ....

 

 

....einige andere Gebäude sind noch erhalten.

 

 

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Guest gugnie

Ich freue mich immer wieder über solche riesenhaften Ziegel-Bauwerke, wo immer sie noch erhalten sind. Und mir erscheinen sie allermeistens als sehr lebendig in ihren Oberflächen, der Aufteilung der großen Flächen und die handwerkliche Qualität der Ausführung die man heute so oft vermisst, schätze ich auch.

Und natürlich habe ich ---- als alten Ruhrgebietler nicht gewusst, wat ein Malakow-Förderturm is.

:-))

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Tröste dich, Gerd, ich wusste es anfangs auch nicht.

Aber doch interessant die Arbeit und das Geld was da in Baustilen investiert wurde.

Diese Lohnhalle hat basilikalische Bauelemente.

Wie trostlos sehen doch heutige Industriebauten dagegen aus.

 

Danke für deinen Kommentar.

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Und natürlich habe ich ---- als alten Ruhrgebietler nicht gewusst, wat ein Malakow-Förderturm is.

 

Weisst Du es denn jetzt?

 

Wie trostlos sehen doch heutige Industriebauten dagegen aus.

 

Das muss ich leider bestreiten. Der vorhandenen Bestand an historischen Gebäuden verdankt sein Überleben in der Regel nicht nur dem Zufall, sondern ist auch eine qualitative Auslese. Das Ergebnis - und der Blick auf die reale Masse - legt dann eine solche Aussage nahe, die aber durch die Realität nicht gestützt wird. Ich möchte sogar behaupten, dass es heute mehr qualitätsvolle Industriearchitektur gibt, als jemals zuvor. Das liegt unter anderem an der vielfach vorhandenen Spezialisierung auf dieses Thema, die es früher nicht gab, wenn man mal von Ausnahmen wie Fritz Schupp und Peter Behrens absieht. Außerdem ist Architektur heute als Wissenschaft auf einem sehr hohen Stand, früher ging es mehr oder weniger häufig nach dem Prinzip von try-and-error. Ganz persönlich sehe ich heute eine Vielzahl an hochwertiger Industriearchitektur (z.B. Gläserne Manufaktur Dresden) und kann das auch ganz gut mit dem historischen Stand vergleichen, schließlich bin ich der "Vater" der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet... :o Leider ist Westhausen übrigens ein trauriges Beispiel für das Scheitern aller Erhaltensbemühungen!

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Guest gugnie

@heritage

ja, jetzt weiß ich es, hab nachgelesen.

 

Und Deine Meinung zur Industrie-Architektur, da Du offensichtlich mit Architektur zu tun hast, kann ich natürlich uneingeschränkt stehen lassen. Sicher gibt es ganz wunderbare Bauten.

Oft frage ich mich allerdings schon, wenn man nach 20 oder 30 Jahren häufig schon die Abrissbirne sieht.......... . Ich denke an viele Verwaltungsbauten (Beispiel Gladbeck, wirst du kennen!? Bau, Abriss und Neubau des Rathauses - dieses Mal mit gemauerter Klinkerfassade) an denen man massive Bauschäden schon nach den vorgenannten Zeiträumen feststellen muss. Von Beton-Sanierung über Rostfahnen bis zum Austausch von ganzen Fronten,(das Kongress-Gebäude in Berlin, die Auster z.B.) von denen die Steinplatten abfallen, Glasfassaden ausgetauscht werden müssen weil die Haltekonstuktionen durchgerostet sind oder das Glas nicht stabil geblieben ist. Denk an die vielen Gebäude z.B. in Essen's Innenstadt die "kaum" gebaut (mit herkömmlichen Standzeiten von Gebäuden verglichen, manchmal natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen - mehr Platz, Energie-Einsparung usw.) wieder aberissen wurden. Von heutigen Industrie- z.B. Hallenbauten... diesen Ständerkonstruktionen mit eingehängten Leichtbetonplatten wollen wir mal gar nicht reden.

Man denkt beim Bauen heute oft nicht mehr an Generationen.. sondern kalkuliert kühl einen Abschreibungszeitraum.... und so lange muss die Bude stehen und notfalls wird noch eine Alu-Fassade vorgehängt.

Aber wie Du auch sagst: Glücklicherweise gibt es Ausnahmen.

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"früher ging es mehr oder weniger häufig nach dem Prinzip von try-and-error"

 

....dann war das Prinzip wirklich gut...:D

 

...heute mehr in Richtung "error"...obwohl man meint, alles besser zu können. Allein das Können nutzt nichts, wenn es aus Kostengründen nicht zum Tragen kommt.

 

Gruss

who

 

PS.: Ich wundere mich immer, dass die Pyramiden noch stehen.

 

PSS.: Gute Doku!!!

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Zuerst mal zu den Baustilen:

Immer wird der Baustil von den vorhandenen finanziellen Mitteln abhängen.

Wer von uns sich leisten konnte mal für die Familie einen Neubau zu erschaffen und nach hohen Rundbogenfenstern statt einfach normalen eckigen träumerisch fragte, wird spätestens dann meinen Eingangssatz verstehen.

 

Ein gutes Beispiel von Stilwechsel fand auf Zeche Zollern statt. Der Architekt Paul Knobbe pflegte seine Gebäude im Neugotischen Stil zu bauen, wie man in der Eingangsansicht der Zeche deutlich sieht.

 

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Die dahinter liegende Maschinenhalle konstruierte ein anderer. Bruno Möhring, und der Stil war Konstruktivismus; ein Stahlskelett mit Stein- und Glasausfachung.

 

 

 

Beide Stile sind schön anzusehende Gebäude. Abbild der Baugesinnung industrieller Arbeitgeber.

 

Heute sehe ich eher den gefürchteten Rotstift bei industriellen Arbeitgebern der Grundindustrie. Zeckgeformte, rechteckige Bauten ohne jedwede Verzierung. Zweckstil mit möglichst schnellen Entsorgungseigenschaften und günstigen Erstehungskosten.

Zugegeben, wir leben in einer anderen Epoche, nichtsdestotrotz gefallen mir die alten verzierten Mauern mehr, als Stahl und Glas. Vielleicht liegt es auch einzig an den Satteldächern; Flachdächer haben keinen Stil oder eben nur den einen.

.

 

Ein schlechtes Beispiel hingegen finde ich Zeche Consolidation Schacht 8 Oberschuir in GE. Dieses neuartige Glas-Beton-Stahlgebäude in direkter Nachbarschaft, Auftragsarbeit eines Architekten dessen Name ich nicht weiss, habe ich absichtlich aus meinen Fotos rausgehalten, so gut es eben ging. Daher gibt's nur ein abfotografiertes Luftbild

 

 

Man stelle sich gleiches bei Zollern vor - undenkbar.

 

 

 

Zur Bausubstanz und Statik:

Erst gegen Ende des 18jahrhunderts fingen - aus heutiger Sicht sehr bescheidene - Grundlagenforschungen und somit Berechnungsmöglichkeiten zaghaft an. Davor geschah dies durch Erfahrungen des Baumeisters, Überdimensionierung der Bauteile, und alles hang oder stieg mit der Beschaffenheit des Untergrundes . Pi x Daumen hielt bei einem Baumeister 400Jahre und mehr, beim anderen nur 80.

Oft waren es wohl AUCH Kostengründe, warum ein Bauwerk früh nachgab -nicht immer war es der Baumeister.

Erst die Erfindung des Zementes gleichlaufend mit empirischen Statikversuchen und Berechnungsgrundlagen machten es möglich auch billiger, mit weniger Materialaufwand gleichwertige Räume zu bauen. Das Holz als tragendes Teil einer dünnen Wand entfiel, und damit auch die Gefahr eines allzu frühem Nachgebens der Wand der zum Abriss führte.

Noch heute wird ein reines Holzhaus in Holzrahmenbauweise versicherungstechnisch unter 100 Jahren Standdauer eingeschätzt.

 

Schlussendlich stehen die Pyramiden noch in 1000Jahren( wenn nicht die Umweltverschmutzung weitere "Löcher" hervorruft), weil sie für ein Grabmal übervöllig, wirklich absolut überdimensioniert sind. Ausserdem waren kriegerische Handlungen, die schon mal ein ganzes Dorf abfackelten, ganze Burgen schleiften, hier schlecht möglich.

Heutige Architekten nähmen viel Glas, ein paar Steine und viel Stahl. Ein Bruchteil der Masse von den Pyramiden und deutlichst billiger. Überlebensdauer 150Jahre?? 200Jahre?

 

Ich danke euch für die Kommentare.

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Danke für Deine interessanten Ausführungen, die letzten 3 Deiner Bilder

sind finde ich sehr gut gelungen schönes Sw , Perspektive interessant, Materialien

kommen gut rüber.

 

Hier in Nordeutschland gibts ja eine Menge massiver Backsteinbauten, die Fassaden

brauchen aber je nach exponiertheit der Lage, des Alters, viel " Wartung " die Fugen sind oft

ausgeschwemmt un rissig die Ameisen freuts.

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Zuerst mal zu den Baustilen:

Immer wird der Baustil von den vorhandenen finanziellen Mitteln abhängen.

Wer von uns sich leisten konnte mal für die Familie einen Neubau zu erschaffen und nach hohen Rundbogenfenstern statt einfach normalen eckigen träumerisch fragte, wird spätestens dann meinen Eingangssatz verstehen.

 

Ein gutes Beispiel von Stilwechsel fand auf Zeche Zollern statt. Der Architekt Paul Knobbe pflegte seine Gebäude im Neugotischen Stil zu bauen, wie man in der Eingangsansicht der Zeche deutlich sieht.

 

[ATTACH]208744[/ATTACH]

 

 

Die dahinter liegende Maschinenhalle konstruierte ein anderer. Bruno Möhring, und der Stil war Konstruktivismus; ein Stahlskelett mit Stein- und Glasausfachung.

 

[ATTACH]208745[/ATTACH]

 

[ATTACH]208746[/ATTACH]

 

Beide Stile sind schön anzusehende Gebäude. Abbild der Baugesinnung industrieller Arbeitgeber.

 

Heute sehe ich eher den gefürchteten Rotstift bei industriellen Arbeitgebern der Grundindustrie. Zeckgeformte, rechteckige Bauten ohne jedwede Verzierung. Zweckstil mit möglichst schnellen Entsorgungseigenschaften und günstigen Erstehungskosten.

Zugegeben, wir leben in einer anderen Epoche, nichtsdestotrotz gefallen mir die alten verzierten Mauern mehr, als Stahl und Glas. Vielleicht liegt es auch einzig an den Satteldächern; Flachdächer haben keinen Stil oder eben nur den einen.

.

 

Ein schlechtes Beispiel hingegen finde ich Zeche Consolidation Schacht 8 Oberschuir in GE. Dieses neuartige Glas-Beton-Stahlgebäude in direkter Nachbarschaft, Auftragsarbeit eines Architekten dessen Name ich nicht weiss, habe ich absichtlich aus meinen Fotos rausgehalten, so gut es eben ging. Daher gibt's nur ein abfotografiertes Luftbild

 

[ATTACH]208747[/ATTACH]

 

Man stelle sich gleiches bei Zollern vor - undenkbar.

 

 

 

Zur Bausubstanz und Statik:

Erst gegen Ende des 18jahrhunderts fingen - aus heutiger Sicht sehr bescheidene - Grundlagenforschungen und somit Berechnungsmöglichkeiten zaghaft an. Davor geschah dies durch Erfahrungen des Baumeisters, Überdimensionierung der Bauteile, und alles hang oder stieg mit der Beschaffenheit des Untergrundes . Pi x Daumen hielt bei einem Baumeister 400Jahre und mehr, beim anderen nur 80.

Oft waren es wohl AUCH Kostengründe, warum ein Bauwerk früh nachgab -nicht immer war es der Baumeister.

Erst die Erfindung des Zementes gleichlaufend mit empirischen Statikversuchen und Berechnungsgrundlagen machten es möglich auch billiger, mit weniger Materialaufwand gleichwertige Räume zu bauen. Das Holz als tragendes Teil einer dünnen Wand entfiel, und damit auch die Gefahr eines allzu frühem Nachgebens der Wand der zum Abriss führte.

Noch heute wird ein reines Holzhaus in Holzrahmenbauweise versicherungstechnisch unter 100 Jahren Standdauer eingeschätzt.

 

Schlussendlich stehen die Pyramiden noch in 1000Jahren( wenn nicht die Umweltverschmutzung weitere "Löcher" hervorruft), weil sie für ein Grabmal übervöllig, wirklich absolut überdimensioniert sind. Ausserdem waren kriegerische Handlungen, die schon mal ein ganzes Dorf abfackelten, ganze Burgen schleiften, hier schlecht möglich.

Heutige Architekten nähmen viel Glas, ein paar Steine und viel Stahl. Ein Bruchteil der Masse von den Pyramiden und deutlichst billiger. Überlebensdauer 150Jahre?? 200Jahre?

 

Ich danke euch für die Kommentare.

 

Danke für die Infos, Klasse.

Bin immer wieder angetan von der Architektur der Zechenanlagen.

Muss unbedingt mal wieder los, bisher schaffte ich nur diese:

 

Zollern

 

und natürlich Zollverein, aber die Bilder schlummern irgendwo im Ordner:)

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Danke für die Infos, Klasse.

Bin immer wieder angetan von der Architektur der Zechenanlagen.

Muss unbedingt mal wieder los, bisher schaffte ich nur diese:

 

Zollern

 

und natürlich Zollverein, aber die Bilder schlummern irgendwo im Ordner:)

 

Klasse Fotos tolles SW schöne Detail und Technik Aufnahmen.

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Klasse Fotos tolles SW schöne Detail und Technik Aufnahmen.

 

Merci,

ich liebe es mit einem s/w Film in der M 6 und dem 50er, egal ob Summicron oder Summilux herumzustreifen.

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Merci,

ich liebe es mit einem s/w Film in der M 6 und dem 50er, egal ob Summicron oder Summilux herumzustreifen.

 

 

Neidvoll schaute ich mir deine Bilder von Zollern an; die sind wirklich gut.

 

Das Bilder irgendwo im Ordner schlummern kommt mir bekannt vor; ebenso die in etwa gleichen Motive z.B. der Waggonachsen. Man kann eben nur 5 Bilder hier zeigen.

Ist meist auch ausreichend, sonst wirkt es überladen.

 

Tja, und nun wollte ich auch Achsen aus Zollern zeigen..... wohl in die ewigen Entwicklungsgründe gejagt; ich weiss das ich die auch festhielt. Sie waren wohl nicht gut genug.

Aber der Schrottplatz, wo selbige liegen, der hat's mir angetan. Da juckts mir in den Fingern. Kamera beiseite, Ärmel hoch und los.:D

 

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Nochmals danke für euer Statement

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Aber der Schrottplatz, wo selbige liegen, der hat's mir angetan. Da juckts mir in den Fingern. Kamera beiseite, Ärmel hoch und los.:D

 

........exellente SW-Fotos von Rolf von der Zeche "Zollern". Wirklch bestechende Qualität m.E.

 

Danke für die wohlwollenden Kommentare.

Der Schrottplatz war eigentlich gesperrt, aber wat macht man nich alles für de Bilders.

 

Bin demnächst wieder mal in D und fahre zu Zollern, mal sehen was ich noch so knipsen kann.

Wenn ich mal eine Armbanduhr zu reparieren habe dann weiss ich ja an wen ich mich wenden muss :), bis dahin viel Spaß noch bei den Hobbys.

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Man denkt beim Bauen heute oft nicht mehr an Generationen.. sondern kalkuliert kühl einen Abschreibungszeitraum.... und so lange muss die Bude stehen und notfalls wird noch eine Alu-Fassade vorgehängt.

 

Der Erhaltungszeitraum spielte auch früher schon eine Rolle: z:B. ist Zollverein auf Verschleiß innerhalb 50 Jahren gebaut worden - was dazu führte, dass die Restaurung des Welterbes Zollverein sehr teuer war. Für Zollern II/IV gilt Ähnliches.

 

Aber, wichtig: Du machst gute Bilder.

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Guest gugnie

heritage,

so kurze Laufzeiten hab ich mir allerdings nicht vorgestellt. Aber es leuchtet mir schon ein... je nach Höffikeit der Kohlefelder. Man hat ja später auch oberirdische Neubauten gespart (soweit ich mich erinnere) und die Kohle untertage in andere zentral gelegene Förderbereiche transportiert und die wirtschaftlicher betrieben?

Vielleicht sind die Erhaltungsmaßnahmen auch so teuer geworden, weil es eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war? Inzwischen betreuen ja auch viele Ex-Bergleute im Ehrenamt ihre alten Arbietsstellen

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Ich denke nicht das man auf Verschleisszeiten hin gebaut hat, zumal die Erkenntnisse um oder vor der Jahrhundertwende dafür nicht vorhanden waren. Für wenige Bauten mag das zutreffen, doch wird wohl eher die fiskalische Abschreibung damit gemeint sein. Und diese entspricht nicht (immer) den wahren Verhältnissen.

 

Industrieanlagen werden abgeschrieben. Entweder gibt es dokumentierte, anwendbare Vergleichsabschreibungen auf den Gestehungswert oder man muss sich mit dem Finanzbeamten anderweitig einigen, falls man mit den Vorgaben nicht einverstanden ist.

Zudem haben Zollverein und ähnliche Zechenbauten die 100 Jahre oft schon überschritten. Und das in den letzten Jahren vor der Schliessung nichts mehr saniert wird, ist auch klar-oder? Träfe für Zollern besonders zu, da diese Zeche komplett abgerissen werden sollte zugunsten einer Autobahnführung. Bürgerproteste brachten da die Wende, so dass wir heute dort noch Bilder schiessen können.

 

Mein Haus z.B. wird 30 Jahre, wohl allgemeingültig in NRW, abgeschrieben. Damit bricht es aber nicht zusammen oder muss von Grund auf saniert werden. Es ist schon 30 Jahre alt.

Im übernächsten Jahr kann ich die AfA für 2011 vergessen.:o Das ist alles.

 

Ich wiederhole mich, aber egal: Danke für die rege Beteiligung und Kommentare.

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Ich denke nicht das man auf Verschleisszeiten hin gebaut hat, zumal die Erkenntnisse um oder vor der Jahrhundertwende dafür nicht vorhanden waren. Für wenige Bauten mag das zutreffen, doch wird wohl eher die fiskalische Abschreibung damit gemeint sein. Und diese entspricht nicht (immer) den wahren Verhältnissen.

 

Das ist keine Frage von Annahmen, sondern historisch durch die vollständigen Quellen eindeutig belegt und ist unumstritten. Und ja, man hatte diese Kenntnisse und nein, es ging nicht um Abschreibung, sondern um die sehr bewusste und genaue Kalkulation der technischen Laufzeit.

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Für die nächsten Generationen zu bauen war höchstens in früheren Generationen, bei Adel und Kirche, der Hauptbeweggrund, neben dem gegenwärtigen Nutzen eines Gebäudes oder einer Burg.

In der sich vor 200 Jahren entwickelnden Industrie waren immer schon die gegenwärtigen Zwecke der Hauptgrund, höchstens mal haben die damals entstandenen Dynastien, die man später ja nicht umsonst Kohle- und Stahlbarone nannte, in ihren Herrschaftssitzen (Villa Hügel) die nächsten Generationen im Blick gehabt. Die Gebäude hatten Zweckgebäude zu sein, wenn der Baumeister in seinem Etat noch seine persönlichen Vorlieben und Stile unterbringen konnte, wurde ihm das wohl zugestanden. Und Zweckgebäude haben eine endliche Lebensdauer, wenn diese überhaupt vorherberechenbar war, wurde sie berücksichtigt.

Gerade die weithin sichtbaren Bauwerke sind ja auch als Kulturausweis eines Volkes nach Beendigung des ursprünglichen Zweckes der Kunstgeschichte überantwortet, um einen "Kulturschatz" zu pflegen und erhalten. Weil es dabei um viel Geld geht, der ursprüngliche Nutzen aber weggefallen ist, werden Geldgeber gesucht, im wesentlichen sind das staaatliche Stellen. Und irgendjemand muß ja auch den Wert einer "Immobilie" bestimmen und für die Erhaltung sorgen und, natürlich, alles verwalten.

So entstehen neue Tätigkeiten und "Arbeitsplätze", wenn die Kohlekumpels und Stahlarbeiter nicht mehr gebraucht werden. Aber diese Verwendung der jetzt als "Industriedenkmal" erhaltenen (und sehr schön fotografierten) Gebäude waren zumindest in der Produktionswirtschaft keinesfalls der Grund ihrer Erstellung. Als 7 Mrd. D-Mark für den "Schnellen Brüter" in Kalkar genehmigt und ausgegeben wurden, hat auch niemand daran gedacht, daß dieses Ungetüm mal als Freizeitpark enden würde.

 

Daß der ruß- und staubverdreckte Kohlenpott nach der weitgehenden Einstellung der Schwerindustrie mal ein lebenswerter Raum mit hohem Freizeitwert werden würde, ist immer noch die bessere Alternative als die einer gigantischen Industriebrache, wie sie in vielen Teilen der Welt entstanden sind. Aber war dies alles gekostet hat und immer noch kostet, war bei den Grundsteinlegungen nicht geplant.

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Guest gugnie

Wie sich alles so fügt.

Du hast es schön aufgeblättert Erich. Der hohe "Freizeitwert" des Ruhrgebiets.... etwas sarkastisch die Vorstellung, dass dieser auch notwendig ist bei der extrem hohen Arbeitslosenquote und dem Heer der Früh-Rentner in diesem früheren Moloch der Arbeit.

Wann immer ich dort bin fällt mir auf, dass viel ausgerichtet ist "auf endlich in Rente" und nicht auf "hier gibt es etwas Neues und dort ist Arbeit entstanden". Das mag eine Momentaufnahme sein und schon gar nicht repräsentativ für das "Ruhrgebiet". Aber auch die "Ruhr 2010" ist längst nicht finanziert und ob die Erwartung der Belebung des Ruhrgebiets sich erfüllt?

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