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EON Zentrale


PeterL

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Ja, als Bild und nur als Bild ist solche Architektur erträglich, ja erfreulich: Eine Schachtel oder ein Paket von Schachteln um eine Prduktionsstraße, eine Schachtel um ein Reihe von Verwaltungsschreibtischen.

Die Welt läßt sich nicht ästhetisch allenfalls ertragen, nicht rechtfertigen, Architektur - vielleicht - schon.

str.

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Lieber Herr Strohm,

für Ihr schwergewichtiges Wort vielen Dank, wobei ich gestehen muss, den letzten Satz nicht verstanden zu haben. Oder dann für mich doch so, dass Ich (als allgemeines) die Welt nicht rechtfertigen kann noch muss, sie ist wie sie ist. Und alle Ästhetisierung hilft dabei nicht.

Die Frage ist dann, woher das "Vielleicht" kommt, ausgerechnet bei der Architektur.

Die Aufnahme entstand heute am späten Vormittag auf dem Wege vom Rhein zum NRW Forum in Düsseldorf, beheimatet in einem alten Nazibau (Ehrenhof!!!). Dort wird eine wunderbare Ausstellung (Albert Watson) gezeigt. Der Weg lehrt das Gruseln mit den mächtigen, erdrückenden Gebäuden, in die sich die Neubauden von Eon nahtlos einfügen.

(Bild 2 zeigt links die Rückfront eines alten Baus, rechts den Neubau.)

Ich hege ein klein wenig Hoffnung, dass in meinen Bildern ein ironisches Moment erkennbar wird, im ersten als Vereinigung einer so nicht existierenden Wirklichkeit, im zweiten als Sog zwischen die Mühlsteine der Häuser. Wenn nicht, taugten die Mittel nichts.

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Guest JanWelm1

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...

Die Frage ist dann, woher das "Vielleicht" kommt, ausgerechnet bei der Architektur.

 

..Der Weg lehrt das Gruseln mit den mächtigen, erdrückenden Gebäuden, in die sich die Neubauden von Eon nahtlos einfügen. (Bild 2 zeigt links die Rückfront eines alten Baus, rechts den Neubau.),,,

 

Ich hege ein klein wenig Hoffnung, dass in meinen Bildern ein ironisches Moment erkennbar wird, im ersten als Vereinigung einer so nicht existierenden Wirklichkeit, im zweiten als Sog zwischen die Mühlsteine der Häuser. Wenn nicht, taugten die Mittel nichts.

 

Zu deinen Fotos:

 

Spiegelungen und das Durchdringen von Spiegelung und direkter Abbildung verleitet durchaus zu allegorischen Interpretationen. Wobei hier die Allegorie nicht in Personen investiert, sondern architektonischer Attributen sich bedient.Str.s Schachtel und Verschachtelung trifft es sehr passend, auch hinsichtlich der in den Gebäuden gedachten Tätigkeiten und Verhalten.

 

Die Wegführung und die Darstellung der erdrückenden Enge, der bedrückenden Eindrücke und die Abwesenheit von Mensch und - vielleicht deswegen auch Abwesenheit von Menschlichkeit? - ist sinnbildhaft durchaus im 2. Foto vorhanden.

 

Deine Fotos von Architektur sind ja zu Recht meistens als Konzentration auf Fläche, Formen, Kontraste und raumhaftes Durchdringen sowie gelungen in der Komposition zu bezeichnen. Dein Auge ist dafür geschult und bringt uns deine Sichtweise oft eindringlich und nah. Das ist eine Bereicherung des Sehens und Anreiz zum Lernen.

 

Aber gleichzeitig ist es auch eine brotlose - für die Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins - Darstellung von Ausschnitten. Die Frage nach dem Sinn der Architektur stellt sich da eher meistens nicht.

 

Das ist hier in den gezeigten Bildern wahrnehmbar anders möglich. An Ironie habe ich dabei eher nicht gedacht.

 

Auch berühren diese Fragen dann ebenfalls die Sinnhaftigkeit der Fotografie.

Legetim ist durchaus als Selbstzweck das Komponieren von Formen und Flächen, von Farben und Raum.

 

Die Dokumentation als möglichst objektive Abbildung von Architektur ist ebenso sinnvoll.

 

Dennoch- wird nicht gerade dann, wenn ich über diese Absichten von Fotografie hinausgehen will, die Frage fällig, ob es schaffbar ist, mittels der Fotografie als Ausdrucksform, über Architektur in einen kritischen Dialog zu kommen? Sprich: reicht die reine Dokumentation zur Kritik und Hinterfragung von Architektur aus?

 

Ich denke, dass nur die bildnerische Wirkung wie die einer Allegorie oder eines Zerrspiegels oder einer Irritation des gewohnten Sehens zum Nachdenken anregt. Hier z.b. zum Nachdenken über heutige Architektur.

 

Was begeistert denn - so nehme ich es wahr- viele Menschen an antiker Architektur oder der Architektur der Renaissance oder der Bauhausarchitektur? Vielleicht, weil die Funktion klarer ausgerichtet und die architektonische Umsetzung auf die Bedürfnisse des Menschen und auf seine Ganzheitlichkeit des Daseins ausgerichtet war und im Einklang mit dem Leben in den Gebäuden bestand?

 

Was stößt eher ab bei Architektur - auch und gerade die der Nazizeit und/oder der Kommunistischen Staatsarchitektur ? Nach meiner Wahrnehmung doch die Distanz zum Menschen, die sich auch in der erdrückenden Größe ausprägt.

 

Heute habe ich ebenfalls den Eindruck, dass Gebäude eher für Ersatzbefriedigungen erstellt werden, denn für den darin tätigen und lebenden Menschen. Am meisten stört mich daran, dass die kulturellen Eigenheiten und Identifikationen vollständig verloren gehen, weil - egal ob in China, Japan, Arabien oder wo auch immer, die Architektur nur noch von himmelstrebender Größenwahnsinnigkeit geprägt ist.

 

Ein wenig ist dies auch im letzten Foto spürbar, meine ich.

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Sterntaler, als Schüler bei Leibesübungen auf dem Schulhof kam ich mir daplaziert und erniedrigt vor. Eines Tages viel mein Blick auf ein Renaissance-Fenster von Schickhard am Turm der 300m entfernten Stadtkirche. Ich wußte nicht, was Renaissance ist, geschweige wer den Turm entworfen hat. Ich war der Wirklichkeit des Turnplatzes entnommen. Plötzlich war alles erträglich, weil es vor dem Anblick des Fensters wie(nicht als) unwirklich verschwand.

Wenn Architektur nun selber das Unerträgliche repräsentiert, die Macht der bloßen Selbstsetzung, nicht etwa Erzeugung, Erfüllung und Gestaltung von Raum ist, kann ein ironisches Bild das aufs Lustigste brechen, auch ein Blick, der Formen hineinsieht, kann distanzieren. Damit wird manche Bauanlage erträglich. (Vielleicht habe ich damit ähnlich wie JanWelm1 argumentiert.)

Nun, eines ist die Welt der Bauwerke (und die Ironie, wo es sein muß), ein anderes das Leben selbst (und der Humor, wo er sein kann und mag), wenn ich das noch hier anfügen darf.

str.

(In dem monierten Satz bei #4 ist leider beim Korrigieren ein «nicht», das erste, stehen geblieben und zuviel.)

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