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Hallo Zusammen,

ich bin neu in der Rangefinder/Leica Welt.

Habe mir vor einiger Zeit eine M6 gekauft mit einem Voigtländer 35mm 2.0.

Bisher klappt auch alles gut. Da ich mich aber mittlerweile öfter mit dem Zonenfokus auseinandersetze, habe ich eine Frage, eventuell, bestimmt sogar, könnt ihr mir helfen. Ich glaube nämlich, irgendwie habe ich einen Denkfehler bei der ganzen Sache.

Möchte ich mit dem Zonenfokus arbeiten, geht einfach schneller in bestimmten Situationen, stelle ich bspw. die Blende auf 4 und sage, alles zwischen 2 und 3 Meter scharf, stelle das am Objektiv so ein. Ich schaue trotzdem durch den Sucher um das Motiv so zu platzieren wie ich will. Nun sehe ich aber, dass im Messfeld das Motiv völlig verstellt ist. 

Drehe ich das ganze soweit, dass das Motiv scharf ist, bin ich dann bei eher 3-6m , das Motiv ist aber definitiv bei gerade mal etwa 3 Metern.

Bei grösseren Entfernungen ist das noch ersichtlicher. Will ich ein Motiv bei etwa 8m fotografieren, stelle ich auf 5 Meter bis Unendlich, drehe ich am Messfeld, lande ich aber bei etwa 4 Meter bis leicht unter Unendlich.

Warum ist das so? Sollte das Motiv nicht trotzdem scharf sein oder verstehe ich das Prinzip nicht?

Viele Dank schonmal für die Rückmeldungen und schönen Sonntag.

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"Zonenfokus" ist eine uralte Anwendung des Phänomens der Schärfentiefe und Schärfentiefe beruht einzig und alleine auf der Unfähigkeit des menschlichen Auges, Details unter einer gewissen Größe ohne Hilfsmittel unterscheiden zu können. Daher ist Zonenfokus kein Bereich absoluter Schärfe, sondern eher eine vom Punkt der optimalen Schärfe sich nach vorne und hinten ausbreitender, wachsender Unschärfebereich. Und wenn dann unser Auge in der Lage ist, diese Unschärfe zu erkennen, dann endet eben halt der Zonenfokusbereich. Der Punkt der optimalen Schärfe ist gleichbedeutend mit dem Punkt, der im Messsucher als "scharf" gekennzeichnet wird. Bei "normalen" Aufnahmeabständen - also bei 35mm so im Bereich um 3m - dehnt sich der Zonenfokusbereich etwa 1/3 vor und 2/3 hinter dem Punkt optimaler Schärfe aus.

In deinem ersten Beispiel hast du also das Objektiv so eingestellt, dass die Markierungen für 2 und 3m schön innerhalb der Schärfentiefemarkierung für Blende 4 liegen. Dann schaust du in den Sucher und peilst irgendein Objekt an, das zwischen 2 und 3m liegt. Der Fokuspatch im Sucher wird dir für fast alle Objekte "unscharf" (mit unterschiedlich weit auseinanderliegenden Geisterbildern) signalisieren, ausser für ein Objekt in 2,3m Abstand - denn dort liegt der Punkt der optimalen Schärfe. Also:

  1. Nur der Punkt der optimalen Schärfe wird im Messsucher angezeigt. Den Zonenfokusbereich kannst du nicht erkennen, denn er "entsteht" erst bei der Betrachtung des Bildes.
  2. Der Punkt der optimalen Schärfe liegt meist im vorderen Drittel des Zonenfokusbereiches (Ausnahme: in Richtung unendlich und in Richtung Makro).

Wenn du also in deinem Beispiel ein Objekt in 2,5m anpeilst, sieht es im Sucher zurecht unscharf aus - denn es ist ja nur "ungefähr" scharf. Drehst du dann am Entfernungsring solange, bis das Objekt scharf ist, dehnt sich der Zonenfokusbereich ungefähr 1/3 nach vorne und 2/3 nach hinten aus, also etwa zwischen 2,2 und 3,4m (dafür gibt es keine Markierungen am Objektiv). 

Bei 5m sieht das Spiel noch deutlicher aus und wird - durch die geringen Abstände und fehlenden Markierungen am Objektiv auch schwer abschätzbar. Es ist durchaus so, dass der Punkt optimaler Schärfe für 5m bis unendlich eher bei 9-10m als bei 8m liegt und deswegen bei Einstellung auf 8m die Zonenfokusmarkierung nicht ganz bis unendlich reicht.

Wenn ich Zonenfokus anwende, gehe ich daher meist etwa so vor:

Ich blicke durch den Sucher und stelle auf ein Objekt scharf, dass ungefähr auf der erwarteten Entfernung liegt (also z.b. ein Gullydeckel auf dem Bürgersteig, auf dem meine Streetfotografie-Motive vorbeikommen) 

  • Dann überliege ich mir, wie weit mein Schärfebereich nach vorne und hinten reichen soll - also so etwa 1m davor bis 1m dahinter.
  • Dann schaue ich auf der Objektivskala nach, bei welcher Blende ungefähr dieser Bereich abgedeckt sein könnte - also vielleicht bei Blende 4
  • Dazu gebe ich dann mindestens eine Blende dazu (weil erfahrungsgemäß die Schärfentiefeskalen von einem sehr großzügig ausgelegten Schärfebegriff ausgehen und das Schätzen von Entfernungen auch nicht zu meinen Stärken gehört
  • Beim Fotografieren versuche ich dennoch, durch Nachregeln der Schärfe im Sucher mein Hauptmotiv präzise scharfzustellen. 

 

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vor 9 Minuten schrieb jgeenen:

"Zonenfokus" ist eine uralte Anwendung des Phänomens der Schärfentiefe und Schärfentiefe beruht einzig und alleine auf der Unfähigkeit des menschlichen Auges, Details unter einer gewissen Größe ohne Hilfsmittel unterscheiden zu können. Daher ist Zonenfokus kein Bereich absoluter Schärfe, sondern eher eine vom Punkt der optimalen Schärfe sich nach vorne und hinten ausbreitender, wachsender Unschärfebereich. Und wenn dann unser Auge in der Lage ist, diese Unschärfe zu erkennen, dann endet eben halt der Zonenfokusbereich. Der Punkt der optimalen Schärfe ist gleichbedeutend mit dem Punkt, der im Messsucher als "scharf" gekennzeichnet wird. Bei "normalen" Aufnahmeabständen - also bei 35mm so im Bereich um 3m - dehnt sich der Zonenfokusbereich etwa 1/3 vor und 2/3 hinter dem Punkt optimaler Schärfe aus.

In deinem ersten Beispiel hast du also das Objektiv so eingestellt, dass die Markierungen für 2 und 3m schön innerhalb der Schärfentiefemarkierung für Blende 4 liegen. Dann schaust du in den Sucher und peilst irgendein Objekt an, das zwischen 2 und 3m liegt. Der Fokuspatch im Sucher wird dir für fast alle Objekte "unscharf" (mit unterschiedlich weit auseinanderliegenden Geisterbildern) signalisieren, ausser für ein Objekt in 2,3m Abstand - denn dort liegt der Punkt der optimalen Schärfe. Also:

  1. Nur der Punkt der optimalen Schärfe wird im Messsucher angezeigt. Den Zonenfokusbereich kannst du nicht erkennen, denn er "entsteht" erst bei der Betrachtung des Bildes.
  2. Der Punkt der optimalen Schärfe liegt meist im vorderen Drittel des Zonenfokusbereiches (Ausnahme: in Richtung unendlich und in Richtung Makro).

Wenn du also in deinem Beispiel ein Objekt in 2,5m anpeilst, sieht es im Sucher zurecht unscharf aus - denn es ist ja nur "ungefähr" scharf. Drehst du dann am Entfernungsring solange, bis das Objekt scharf ist, dehnt sich der Zonenfokusbereich ungefähr 1/3 nach vorne und 2/3 nach hinten aus, also etwa zwischen 2,2 und 3,4m (dafür gibt es keine Markierungen am Objektiv). 

Bei 5m sieht das Spiel noch deutlicher aus und wird - durch die geringen Abstände und fehlenden Markierungen am Objektiv auch schwer abschätzbar. Es ist durchaus so, dass der Punkt optimaler Schärfe für 5m bis unendlich eher bei 9-10m als bei 8m liegt und deswegen bei Einstellung auf 8m die Zonenfokusmarkierung nicht ganz bis unendlich reicht.

Wenn ich Zonenfokus anwende, gehe ich daher meist etwa so vor:

Ich blicke durch den Sucher und stelle auf ein Objekt scharf, dass ungefähr auf der erwarteten Entfernung liegt (also z.b. ein Gullydeckel auf dem Bürgersteig, auf dem meine Streetfotografie-Motive vorbeikommen) 

  • Dann überliege ich mir, wie weit mein Schärfebereich nach vorne und hinten reichen soll - also so etwa 1m davor bis 1m dahinter.
  • Dann schaue ich auf der Objektivskala nach, bei welcher Blende ungefähr dieser Bereich abgedeckt sein könnte - also vielleicht bei Blende 4
  • Dazu gebe ich dann mindestens eine Blende dazu (weil erfahrungsgemäß die Schärfentiefeskalen von einem sehr großzügig ausgelegten Schärfebegriff ausgehen und das Schätzen von Entfernungen auch nicht zu meinen Stärken gehört
  • Beim Fotografieren versuche ich dennoch, durch Nachregeln der Schärfe im Sucher mein Hauptmotiv präzise scharfzustellen. 

 

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, dann wird mir das jetzt klar. 
Im Endeffekt zeigt der Sucher also nur den schärfsten Bereich an, das Motiv, wenn es aber im Abstand zwischen sagen wir 2-3 Meter wäre, würde trotzdem ausreichend scharf abgebildet. Was ausreichend ist muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Jetzt weiss ich aber zumindest, falls ich mich nicht wirklich verschätze, dass ich damit doch relativ gut fotografieren kann ohne pixel peeping zu betreiben.

Danke nochmals.

 

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Bei hellem Sonnenschein kann man für Street und ganz spontane Schnappschüsse auch mal Blende 16 wählen, auf 3 m Entfernung einstellen und einen Tri-X mit 1/250 belichten. Da ist dann von ca. 1,50 bis Unendlich alles relativ scharf. So kann man auch mal einfach im vorbeigehen ohne durch den Sucher zu schauen einfach abdrücken. 
Ansonsten ist's für solche Aktionen schön, wenn man ein Objektiv mit wenig Fokusweg hat. Ich liebe z.Bsp. mein altes 35er Chrom mit Fingertab. Ca. eine halbe Umdrehung von rechts nach links ums Objektiv geht von unendlich bis max. Nah. Senkrecht nach unten = 2m. Das ist dann wirklich ganz schnell bei Bedarf korrigiert. Bei sw Film genügt es auch einmal mit der gewünschten Blende die Belichtungszeit zu messen und einzustellen. Meist ändert es sich nicht so schnell und man braucht sich darum nicht groß zu kümmern. Muß man einfach ein wenig probieren und immer mal machen dann klappen auch spontane Aktionen. 

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vor 32 Minuten schrieb espelt:

Bei hellem Sonnenschein kann man für Street und ganz spontane Schnappschüsse auch mal Blende 16 wählen, auf 3 m Entfernung einstellen und einen Tri-X mit 1/250 belichten. Da ist dann von ca. 1,50 bis Unendlich alles relativ scharf. So kann man auch mal einfach im vorbeigehen ohne durch den Sucher zu schauen einfach abdrücken. 
Ansonsten ist's für solche Aktionen schön, wenn man ein Objektiv mit wenig Fokusweg hat. Ich liebe z.Bsp. mein altes 35er Chrom mit Fingertab. Ca. eine halbe Umdrehung von rechts nach links ums Objektiv geht von unendlich bis max. Nah. Senkrecht nach unten = 2m. Das ist dann wirklich ganz schnell bei Bedarf korrigiert. Bei sw Film genügt es auch einmal mit der gewünschten Blende die Belichtungszeit zu messen und einzustellen. Meist ändert es sich nicht so schnell und man braucht sich darum nicht groß zu kümmern. Muß man einfach ein wenig probieren und immer mal machen dann klappen auch spontane Aktionen. 

Da eignet sich ein Handy besser.

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Gerade eben schrieb DC-S5:

Da eignet sich ein Handy besser.

Wer´s mag... Ich persönlich bezweifle, daß ich mit dem Ding schneller bin. Bevor ich da drauf herumgetippt habe, ist die Situation schon ums Eck. Und möchte man sw muß man auch wieder fummeln. Ich bin einfach ein Fotokind, hab gern irgendeine "richtige" Kamera in der Hand.


War aber auch nicht die Frage. 

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vor 16 Minuten schrieb espelt:

War aber auch nicht die Frage. 

Weiß ich. Aber das Fotografieren ohne hinzugucken ist, so glaube ich, für ein richtiges Fotokind doch eher Frevel, oder? 😉

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Hingucken im Sinn von hinsehen, -schauen muß man natürlich. Aber auf den Sucher kann man aber ab und an mal verzichten wenn es schnell gehen muß. Ob das Frevel ist? 

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