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Gegensätze der besonderen Art


joachimeh

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Die Fotos habe ich letztes Wochenende in Halle aufgenommen. Die Gegensätze von protzig bunter Renovierung und direkt daneben wieder Verfall total - auch von historischen Gebäuden (Abrissspekulation?) - ist erschütternd.

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Danke. In Halle ist es aber auch besonders schlimm. Viele wunderbar renovierte Häuser stehen leer; daneben der Verfall. Dennoch ist die Stadt immer wieder einen Besuch wert. Mein nächster steht kurz bevor!

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Danke. In Halle ist es aber auch besonders schlimm. Viele wunderbar renovierte Häuser stehen leer; daneben der Verfall. Dennoch ist die Stadt immer wieder einen Besuch wert. Mein nächster steht kurz bevor!

 

Dem stimme ich voll und ganz zu: sehenswert, liebenswert, preiswert, und eine gute akademische Infrastruktur ! Trotzdem waren die Studenten (Geisteswissenschaften), mit denen wir dort waren, sehr zurückhaltend in ihrer Begeisterung: "weil sie sich durch ein Studium im Westen bessere berufliche Kontakte und Chancen ausrechnen". Da ist noch einige Aufbauarbeit notwendig.

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Guest Motivfindender
Dem stimme ich voll und ganz zu: sehenswert, liebenswert, preiswert, und eine gute akademische Infrastruktur ! Trotzdem waren die Studenten (Geisteswissenschaften), mit denen wir dort waren, sehr zurückhaltend in ihrer Begeisterung: "weil sie sich durch ein Studium im Westen bessere berufliche Kontakte und Chancen ausrechnen". Da ist noch einige Aufbauarbeit notwendig.

 

stimmt.

Die akademische Problematik lag u.a. auch daran, daß in kaum einer andern Stadt so viele im "oberen und mittleren akademischen Management" Stasi-IMs waren. bzw. bekannt wurden. Nach/parallel zur Aufdeckung (Knallhart Öffentlich durch die BILD-zeitung, die schön dem alphabet nach innerhalb einer Woche die gesamte (dort erhaltene) IM-Liste mit Klarnamen veröffentlichten) verschwanden über Nacht ganze familien spurlos.

 

ich habe da 4 Jahre lang nach dem Mauerfall gearbeitet. Damals war es grausam verkommen. Die Entstehung des "Einkaufszentrums" an der Bundestrasse nach leipzig hat die Innenstadt zur Geisterstadt gemacht. Als man begriff, war es zu spät. Jede menge im Aufbau-Optimismus aufgemachte Einzelhandelsläden sind da in Konkurs gegangen.

Ob es jetzt in der innenstadt besser aussieht, wage ich zu bezweifeln, bin seit 2000 nicht mehr da gewesen.

 

Schockierend die DDR-Sünden (Magistrale 10 m an historischen gebäuden wie der Franckeschen Stiftung und verkommenen Kirchen vorbei.) . Neustadt als Käfighaltung für 40.000 Menschen, die alle damals wegen der Perspektivlosigkeit unter aggressivem Dampf standen oder apathisch geworden waren.

Jede Woche lebensgefährliche Messerstechereien, nicht unerheblicher Schusswaffengebrauch und Neonazi-Prügeleien ... rekordverdächtige arbeitslosenzahlen, und dann als Kontrast diese schönen alten gebäude, die wunderbar renoviert worden waren. Die Händel-Festspiele. Im Sommer in Biergärten an der Saale sitzen, die teilweise noch alten DDR-"Charme" hatten. Aber auch ein(ebenfalls in Insolvenz gegangenes) schönes restaurant in der alten saline. Die Brauhaus-Institution "Schadt", in der ausgezeichnetes Bier und erstklassige Hausmannskost (u.a. unglaublich leckere Pferdegerichte, das gulasch und die Rolladen sind ein Gedicht - uups - Entschuldigung, peter ! ) preiswert zu bekommen ist. Die Nahegelegene "Apotheke" , in der man noch wie früher Blumenkohl im Brot-Kleid bekam. Die Moritzburg. Dann damals anfangs noch das verkommene stinkende Leuna vor der tür, aus dem jetzt die in dem kontext des Maroden wie ein UFO wirkende, modernste Raffinerie Europas wurde.

Absolut Krasse Gegensätze. Und eine Stadt, die auch dieses Mal den Wettbewerb gegen Leipzig und gegen Magdeburg ein weiters Mal verloren hat.

Und als völlig absurder Kontrapunkt eine Spielbank im "Kongresszentrum" , und das in einer Stadt mit damals um 18% Arbeitslosigkeit. Welcher Hohn.

 

Gruß

Dirk

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Lieber Dirk (oder Gisela),

 

bei all dem womit Du völlig rechthast, wo sonst schon hat man die Möglichkeit, mit der Tram, wann immer man will, für 2,40 € in eine "Frohe Zukunft" zu fahren! :)

 

(Den Leuten auf dem Bild sieht man die Freude allerdings nicht so an, und die "Frohe Zukunft" eilt in Leuchtschrift schnell vorüber!)

 

[ATTACH]44225[/ATTACH]

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Guest Motivfindender
Lieber Dirk (oder Gisela),

 

bei all dem womit Du völlig rechthast, wo sonst schon hat man die Möglichkeit, mit der Tram, wann immer man will, für 2,40 € in eine "Frohe Zukunft" zu fahren! :)

 

(Den Leuten auf dem Bild sieht man die Freude allerdings nicht so an, und die "Frohe Zukunft" eilt in Leuchtschrift schnell vorüber!)

 

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Klasse gesehen, klasse verewigt und erstklassig (!) formuliert!

 

:)

 

Ich werde schon seit jahren immer wieder von diversen alten Kollegen eingeladen, sie zu besuchen... hat aber nie geklappt - wird wohl wirklich zeit, die endlich mal wieder zu sehen. Die Jahre dort waren die bisher spannendsten in meinem beruflichen Leben - möchte ich nie mehr missen, trotz vieler scheinbar unüberbrückbarer Hürden. Die Leute dort sind erst sehr schroff - aber wenn man ihre Herzen gewinnt, kann man mit ihnen durch Dick und Dünn. Und wenn man ältere leute mal in Ruhe erzählen läßt, dann versteht man einfach ein wenig mehr von deren "anderer" Sozialisation und ist dankbar für die Gnade, Im Westen aufgewachsen zu sein. Und kann plötzlich differenzieren zwischen innovativen, ewig von oben gebremsten persönlichkeiten, den Mitläufertypen und den Ewiggestrigen Kommi-Romantikern. Und versteht auch die tiefe, demütigende Enttäuschung über die Nationallüge eines Herrn K. aus O. im Jahre 1990.

 

Du merkst - deine Bilder haben einiges wieder nach oben gespült...

 

Gruß

Dirk

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Übrigens müsste jetzt der große Platz, auf den Händel schaut, fertig sein.

 

 

so schaut "der Händel" auf den Platz:

[ATTACH]44241[/ATTACH]

 

und so sieht's hinter ihm aus

[ATTACH]44243[/ATTACH]

 

und auf dem Platz wie überall Kommerz, Kommerz, im Großen wie im Kleinen

[ATTACH]44242[/ATTACH]

 

so sind sie, die Halloren::)

[ATTACH]44246[/ATTACH]

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Guest Motivfindender

...und ich habe mich im Nachinein schon geschämt, weil ich soviel erzählt habe, konnte es aber, als ich wieder zeit hatte, nicht mehr löschen.

 

Joachim und Peter, es gibt in Halle ein schönes Viertel mit einer großen Wiese und einer schönen Kirche aus Backstein, das ganze wie auf einer kleinen "insel" inmitten der älteren Häuserensembles "schwimmend" . Könnte vielleicht ein lohnendes Motiv für einen brillianten Architekturfotografen sein. Lohnend könnte auch der Jahrhundertalte Bau der alten Unikliniken in der Magdeburger Straße sein. Und der brutale Kontrast der Hochstrasse ( "Magistrale" ) haarscharf an den Franckeschen Stiftungen und der Kirche vorbei. Das war Absicht der damaligen Machthaber, um u.a. den Gottesdienst nach kräften zu stören, wie mir alte Hallenser berichteten. Lohnend ist vielleicht auch ein Spaziergang durchs "Maler- und Komponistenviertel" unweit der Saale und des Schadt. In der Händelstrasse und Umgebung sind (ähem... waren zumindest) noch sehr viele Patrizierhäuser, die den Krieg und den Realen Sozialismus dank Eigeninitiative der Bewohner überstanden. Und das leckere Bier im Schadt sollte man sich nicht entgehen lassen . sauber und saugut. Auch das Bockbier :D Man kann da auch ein 5-Liter-Bier-Karaffe kaufen und mitnehmen.

 

Ach ja - und danke für die Fotos.

Darf ich mir die "Frohe Zukunft" und das "Lotto-Bild " für private Zwecke speichern? Die sind einfach zu lustig ... ;)

 

Gruß

Dirk

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