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Icarus


macos

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Die Bearbeitung gefällt mir sehr, denn sie zeigt etwas fast Entrücktes mit schönen Formen.

Für mich ist das eine ziemlich hohe Stufe der Photographie. Auf der untersten halten wir irgendwie das fest, was wir gerade erblicken - wir knipsen; von dieser Art sind auch in diesem Forum viele zu sehen, ich will diese Bilder auch nicht abwerten, mache selbst überwiegend solche. Auf der nächsten, von mir höher bewerteten Stufe fängt das Gestalten an, man achten auf Lichtführung, Linienverläufe, das ganze Programm. Auf der dritten nimmt der Photograph die Wirklichkeit zum Anlass, etwas Neues zu schaffen, der Anlass wird unwichtig, wichtig werden die ästhetischen Qualitäten der nunmehrigen Abstraktionen.

Siehe hier!

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Guest menze_h
Auf der untersten halten wir irgendwie das fest, was wir gerade erblicken - wir knipsen; von dieser Art sind auch in diesem Forum viele zu sehen, ich will diese Bilder auch nicht abwerten, mache selbst überwiegend solche.

 

Auf der nächsten, von mir höher bewerteten Stufe fängt das Gestalten an, man achten auf Lichtführung, Linienverläufe, das ganze Programm.

 

Auf der dritten nimmt der Photograph die Wirklichkeit zum Anlass, etwas Neues zu schaffen, der Anlass wird unwichtig, wichtig werden die ästhetischen Qualitäten der nunmehrigen Abstraktionen.

 

Bei den ersten beiden Stufen deiner Beschreibung bin ich bereit dir zu folgen. Ein Problem bekomme ich dann bei Stufe drei! Ist es wirklich Aufgabe des Fotografen etwas Neues zu schaffen und wie weit geht dieses Schaffen? Vielleicht ist derjenige, der diesen Schaffensdrang verspürt, in Wirklichkeit bei der Malerei oder beim Zeichnen daheim.

 

Meine Meinung ist die, dass der Fotograf den von dir an zweiter Stelle genannten Punkt ausbauen muß ... im Moment des Fotografierens. Hierbei kann der Anlass nie unwichtig werden!

 

Grüße, Heiko

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Peter,

 

danke für Deinen ausführlichen Kommentar und Deine Aufmunterung :) Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob es einen scharfen Unterschied zwischen Stufe II und Stufe III gibt. In dem Versuch, das Licht zu führen und das Bild aufzubauen liegt nach meinem Dafürhalten auch das Bestreben, den Kern des Motivs herauzuarbeiten. Je nach Motivart ist das ja auch Abstraktion (s. gerade Deine abstrakte Architektur) bzw. Überhöhung gewisser Aspekte durch geeignete Mittel, wie in der klassichen Photographie der Einsatz von Filtern oder die gezielte Belichtung. Auch dies ist eine Verfremdung und damit das Schaffen von etwas neuem.

 

Was am Ende zählt ist für mich das Ergebnis. An diesem Punkt habe ich auch eine andere Position als Heiko. Es ist nämlich m.E. ziemlich egal, mit welchen Mitteln das erreicht wird, ob sich der Autor nun Photograph oder Maler nennt. Vielleicht hat das aber auch damit zu, daß ich es nicht fertig bringe, Reportagebilder zu machen. An diese gilt sicher eher der hehre Anspruch der Dokumentation und das Abpassen des richtigen Moments. Geht Dein Gedankengang eher in diese Richtung, Heiko?

 

Grüße

Marcus

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Guest menze_h
An diese gilt sicher eher der hehre Anspruch der Dokumentation und das Abpassen des richtigen Moments. Geht Dein Gedankengang eher in diese Richtung, Heiko?

 

Marcus,

 

in diese Richtung geht mein Gedanke! Das Hauptaugenmerk sollte auf den Augenblick des Fotografierens gerichtet werden, nicht auf die Nach"bearbeitung". Die Fotografie ist für mich die Abbildung der Wirklichkeit; jede Manipulation der Geometrie verändert diese Wirklichkeit (selten zum besseren). Das ist für mich ein wenig zuviel Kunst in der Fotografie ;)

 

Grüße, Heiko

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Ihr beiden, schön, dass wir zumindest in den ersten beiden Punkten übereinstimmen, über unterschiedliche Nuancen beim dritten kann man noch reden.

Ich will hier nicht den Spruch, von wegen Photographieren sei Malen mit Licht, bemühen, aber selbst in der Portraitphotographie finden wir Bilder, die von ihrer sichtbaren Oberfläche in der Weise abstrahieren, dass ganz andere Welten damit sichtbar werden. (Ein "kleines" Beispiel: wer Avedon's John-Ford-Portrait in seinem wunderbaren Bildband 'An Autobiography' gesehen hat, sieht etwa "Rio Bravo" künftig anders.)

Natürlich stimme ich darin überein, dass der Zeitpunkt der Aufnahme und alle seine Umstände ganz besondere Aufmerksamkeit verlangt. Aber in würde es ablehnen, daraus zu schließen, dass man die Geometrie nicht hinterher verändern dürfe. Schon die Reduktion auf zwei Dimensionen ist eine gravierende Veränderung und das Bild ist kein Abbild der Wirklichkeit. Das Bild ist durch unseren Eingriff entstanden, weswegen sehr viel mehr zu sehen ist, als wir glauben. In der Erweiterung von Wim Wenders' Einleitung zu seinem "Einmal" (Verlag der Autoren, Ffm 1994) will ich den Prozess des Photographierens so beschreiben (geradezu auf analoge M-Photographiererei zugeschnitten): Wir blicken durch den Sucher auf das Motiv, messen (dh. geben Maß), legen de Ausschnitt fest und lösen (etwas) aus, um es unter (den) Verschluss zu bringen.

Dann entwickeln wir (den Film oder auch die Datei) und projizieren unser Negativ auf eine andere Ebene (Grundbrett oder Monitor) und testen so lange aus, welches Bild unseren Vorstellungen (nicht denen der Wirklichkeit, die hat keine) am meisten entspricht, um am Ende das fertige Bild zu entwickeln. Schaut man sich die Begriffe an, die unser Tun schildern, sehen wir, dass das Endprodukt viele innere Qualitäten von uns enthält. Deshalb sind wir als Photographen immer auf auf unseren Bildern mit zu sehen, vielleicht ein Grund, weswegen viele eher ängstliche Wesen keine Bilder zeigen, man könnte zu viel von ihnen sehen.

Als Betrachter von Bildern kann man sein Augenmerk auch darauf richten und, ein gewisses Maß an Empathie vorausgesetzt, zu tieferer Empfindung der Bilder zu gelangen. Für mich hieß das etwa: Doisneau liebe ich wegen seiner wunderbaren Vorsicht im Umgang mit den Abgelichteten, HCB ist deutlich rücksichtsloser etc.

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Guest menze_h

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Ihr beiden, schön, dass wir zumindest in den ersten beiden Punkten übereinstimmen, über unterschiedliche Nuancen beim dritten kann man noch reden.

 

Das Bild ist durch unseren Eingriff entstanden, weswegen sehr viel mehr zu sehen ist, als wir glauben. In der Erweiterung von Wim Wenders' Einleitung zu seinem "Einmal" (Verlag der Autoren, Ffm 1994) will ich den Prozess des Photographierens so beschreiben (geradezu auf analoge M-Photographiererei zugeschnitten): Wir blicken durch den Sucher auf das Motiv, messen (dh. geben Maß), legen de Ausschnitt fest und lösen (etwas) aus, um es unter (den) Verschluss zu bringen.

 

Schaut man sich die Begriffe an, die unser Tun schildern, sehen wir, dass das Endprodukt viele innere Qualitäten von uns enthält. Deshalb sind wir als Photographen immer auf auf unseren Bildern mit zu sehen, vielleicht ein Grund, weswegen viele eher ängstliche Wesen keine Bilder zeigen, man könnte zu viel von ihnen sehen.

 

Das ist doch schon mal was ;)

 

Stimmt, Wim Wenders beschreibt es hier sehr deutlich! ABER: Die Entscheidung, ob mit dem Druck auf den Auslöser der fotografische Vorgang, die Abbildung, beendet ist, muß jeder für sich treffen. Für mich ist diese Entscheidung klar. Mit dem Auslösen ist das Bild "fertig"... Die "innere" Qualität bekommt das Bild nicht durch eine Nachbearbeitung, sondern durch unsere eigene Einstellung zur Bildszene ... zur Wirklichkeit.

 

Das wir Fotografen auf unseren Bildern zu erkennen sind, darin folge ich dir. Das zeichnete Doisneau und viele andere aus. Humanität nennt man das.

 

Grüße, Heiko

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Mit dem Auslösen ist das Bild "fertig"... Die "innere" Qualität bekommt das Bild nicht durch eine Nachbearbeitung

Dem widerspreche ich mit äußerster Heftigkeit, wobei es sein kann, dass es Deine Art des Photographierens meint. Ich gehe in meinen Bilder oft einen weiteren Weg: das, was ich sehe, ist dann Ausgangsmaterial für etwas ganz anderes, hat also zwar mit dem Ursprünglichen zu schaffen, erschöpft sich aber gerade nicht darin. Zwei Beispiele dafür sind Bilder, die ich hier eingestellt habe: "Linien" und "Tropfen", darüberhinaus aber noch viele andere. Das meinte ich auch mit der dritten (beschreibend, nicht wertend gemeint) Stufe.

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Guest menze_h
wobei es sein kann, dass es Deine Art des Photographierens meint.

 

Ich gehe in meinen Bilder oft einen weiteren Weg: das, was ich sehe, ist dann Ausgangsmaterial für etwas ganz anderes, hat also zwar mit dem Ursprünglichen zu schaffen, erschöpft sich aber gerade nicht darin. Zwei Beispiele dafür sind Bilder, die ich hier eingestellt habe: "Linien" und "Tropfen", darüberhinaus aber noch viele andere. Das meinte ich auch mit der dritten (beschreibend, nicht wertend gemeint) Stufe.

 

Peter,

 

ganz genau! Das ist meine Ansicht. Dann war es eher unglücklich Wim Wenders zu zitieren. Klarer wäre es gewesen, du hättest gleich deine eigene Meinung geschrieben (die ich aber auch kenne ;) und respektiere).

 

Gruß, Heiko

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Guest Motivfindender

Guten Abend!

 

Zunächst:

 

Es ist mir ein ausserordentlicher Genuß, lesend an Euren Ansichten teihaben zu können!

Darf ich auch kurz meine Meinung zufügen, auch Euren scheinbaren Dissenz einbeziehend?

 

Nun denn..

 

ich kann es nicht schöner und besser zusammenfassen als Sterntaler. Ich schließe mich ihm an.

 

Jedoch sehe ich keinerlei Widerspruch zwischen dem "moment decisif" der reportagefotografie und der vor, während und nach dem Foto elaborierten "Manipulation" des Bildes hinsichtlich der Frage der Abstraktion.

 

Denn letztendlich bekommen wir eine Chance zugeworfen - das Motiv.

Bereits beim Sehen, beim "angesogen werden" in das Motiv oder dem Verwerfen des Motives abstrahieren wir und legen ganz massiv bewertende Maßstäbe an - auf der Grundlage dessen, was wir bisher in unserem Leben erlebten.

 

Es kommt meiner bescheidenen Meinung nach nicht darauf an, ob wir "puristisch" oder "extensiv bearbeitend" mit einem Foto vor, während oder nach dem Ablichten umgehen.

 

denn es sind nur verschiedene Mengen an Werkzeugen und verschiedene zeiträume beim gestalten., mehr nicht.

 

Ein brillianter Fotograf kann ohne lange nachzudenken bereits im Moment des Auslösends das machen, wofür Andere eine Nachbearbeitung benötigen.

 

Ein stärker Nachbearbeitender ist aber nicht unbedingt schlechter, er gestattet sich halt nur einen längeren zeitraum zum gestalten. Vielleicht ist er nicht so mit der Kamera verwachsen, nicht so unmittelbar brilliant, hat andere Stärken als der typische Strassenfotograf.

 

Beide jedoch gestalten ganz massiv ihr Bild und das bewußt - nur das Arsenal ist ein Anderes. BEIDE Abstrahieren enorm!

 

der m.E. nur scheinbare Widerspruch/Diskurs ist wie der zwischen einem Großbildfotografen und einem M-Fotografen, oder wie der zwischen einem S/W - und einem Farbfotografen.

 

Oder einem Musiker, der es ablehnt, Tonträger aufzunehmen und einem, der fast nur harte Studioarbeit für Tonträger macht.

 

ich sehe es wie auch bei Komponisten oder Schriftstellern:

 

Der eine knallt eine Symphonie oder ein anders Stück Musik brilliant innerhalb kürzester zeit hin und es ist gut und es genügt ihm.

der andere (vielleicht aber auch der Gleiche, aber einige Jahre zuvor oder später ;) ) "Quält" sich und feilt ewig herum, vielleicht sogar bis zum Tod und es wird eine Unvollendete Symphonie, die aber genauso etwas Grandioses haben kann wie ein kurzer Moment eines perfekten Konzertauftrittes.

 

Letzendlich würde es für den extrem puristischen Betrachter ja alles andere als nötig sein, das, was er/sie sieht auch noch abzulichten.

denn er/sie hat ja in vollen Zügen die Szene unbearbeitet in 3D erlebt. ;)

 

bereits das Foto ist eine unfassbar umfangreiche Manipulation, die kaum noch wesentlich stärker wird durch weitere Gestaltung.

 

Wer andere Menschen teilhaben läßt an dem, was er gesehen und in diesem Moment empfunden hat, filtert enorm.

Und zwar, weil es ihm nicht mehr um das Objekt als solches geht, sondern, weil es um die Mitteilung der Empfindungen beim Erleben, teilhaben am Geschehenen geht, die er an Dritte richtet.

 

Wer ausserhalb der strikten Foto-Dokumentation arbeitet, der drückt sich in der Fotografie genauso aus wie in der Malerei oder Musik oder Schriftstellerei oder im Tanz oder.... und zwar egal, ob er will oder nicht.

 

Dabei kann man es halt zur Meisterschaft bringen oder eben nicht. Das hat aber Nichts mit der (im Grunde, um es provokant zu formulieren banalen )Frage des Ausmaßes von Bildbearbeitung zu tun.

Es ist ganz einfach Empathie.

und zwar (hoffentlich) für evtl. Abgebildete, aber auch und eher vornehmlich Empathie-Werbung für den Abbildenden/Gestaltenden und seine Sicht der Welt, abstrahiert in Hochreiner Art und Weise in Form z.B. eines Bildes... Das nennt man dann eben ganz einfach künstlerische Triebkraft.

 

es ist ein Werben um Ansichten, Weltanschaungen, das ganz eigene "Universum" .

 

Fotografieren hat etwas holografisches, bezogen auf den Fotografen: Jeder noch so kleine teil der Fotografie (Banales natürlich ausgenommen) trägt die Information über das Ganze in sich.

 

Sorry, war etwas lang.

 

Gruß

Dirk

 

(nicht mehr bearbeitet, sondern jetzt bewußt gleich abgesendet)

 

edit: naja, fast unbearbeitet, es waren einige Störende Tippfehler drin

 

edit 2:

 

ich finde dieses Bild wunder-, wunderschön! Es ist Kunst!

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Guest menze_h

Eine spannende Frage bleibt allerdings dabei: Wie ist die „neue“ Art der Fotografie zu nennen?

 

Fotokunst, Inszenierte Fotografie oder Architekturfotografie kann man seit PS wohl so nicht mehr sagen. Steckte hinter dem oft großen technischen Aufwand, der früher für Architekturfotografie betrieben werden musste, eine viel größere Identifikation mit dem Objekt, so ist diese abgelöst durch das schnelle Bild, das dann am Computer verschlimmbessert wird. Was heute als Architektur verkauft wird ist am Computer entstandene Kleinkunst und viel weniger die Auseinandersetzung mit der Formensprache eines Gebäudes. Die ist aber Vorraussetzung, damit der Fotograf im Moment des Davorstehens seine Gefühle einbringt und dann den Betrachter in seinen Bann zieht (oder auch nicht)!

 

Ähnliches gilt für die Fotokunst: Standen der Gedanke, die Visionen am Anfang der Entstehung eines Bildes, so sind diese abgelöst durch die einfachen Manipulationsmöglichkeiten die PS jedem bietet. Anders ist für mich auch die Zunahme der „Fotokünstler“ nicht zu erklären. Es mag jeder für sich ein Künstler sein, ob aber die Menschen diese Kunst noch verstehen sei dahingestellt ... geschweige denn, dass die Menschen etwas wiedererkennen.

 

Wer außerhalb der strikten Foto-Dokumentation arbeitet, der drückt sich in der Fotografie genauso aus wie in der Malerei oder Musik oder Schriftstellerei oder im Tanz oder.... und zwar egal, ob er will oder nicht.

 

Diesen Satz würde ich so nicht stehen lassen. Auch in der Fotodokumentation gibt es Bilder, die wie ein Gemälde auf den Betrachter wirken! Hier werden die Unterschiede zwischen Könnern und Künstlern übrigens sehr schnell deutlich. Aber auch in diesem Genre hat sich die Manipulation eingenistet – ich würde vieles nicht mehr Bildbearbeitung nennen sondern Bildfälschung. Nun kommt der Einwand: das hat es früher auch schon gegeben! Stimmt, nur nicht so schamlos wie heute.

 

Grüße, Heiko

 

PS: Diese Bild ist sehr gut!!! Ein Könner, aber kein Künstler ;)

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Guest Motivfindender
Zitat von Motivfindender

Wer außerhalb der strikten Foto-Dokumentation arbeitet, der drückt sich in der Fotografie genauso aus wie in der Malerei oder Musik oder Schriftstellerei oder im Tanz oder.... und zwar egal, ob er will oder nicht.

 

 

 

 

 

Diesen Satz würde ich so nicht stehen lassen. Auch in der Fotodokumentation gibt es Bilder, die wie ein Gemälde auf den Betrachter wirken! Hier werden die Unterschiede zwischen Könnern und Künstlern übrigens sehr schnell deutlich. Aber auch in diesem Genre hat sich die Manipulation eingenistet – ich würde vieles nicht mehr Bildbearbeitung nennen sondern Bildfälschung. Nun kommt der Einwand: das hat es früher auch schon gegeben! Stimmt, nur nicht so schamlos wie heute.

 

Grüße, Heiko

 

 

Hier sehe ich ebenfalls, daß die Grenze des Erträglichen weit, weit über das hinaus geschoben wurde, was man dem genre noch zugestehen sollte.

 

Hier ist die Manipulation durch Bilder (hatte ich im "Portrait"-Thread ja bereits ausgeführt) voll im Gange.

 

Ich erinnere mich noch, wie schockiert ich war, als ich las, daß der "SPIEGEL" sich erstmals dazu bekannte, sogenannte Dokumentarische BIlder digital aufzupeppen. Die begründung war die gleiche wie seit Jahrtausenden:

 

Weil es die Anderen (Focus) ja auch machen.

 

Danach waren halt plötzlich hellrote Flecken neben Leichen, die Auflage diktiert eben alles.

 

Wenige Monate danach entdeckte ich eine für den SPIEGEL erstaunlich amateurhafte, krasse Bildfälschung: Ein Kampfpanzer Leopard war recht plump zur Illustration eines Artikels über einen militärischen Einsatz unter eine Brücke in ein altes Flussbett eingesetzt worden, weder die Schatten noch die Perspektive stimmte.

Vermutlich hatte man nur die Ausgangsdatei und die Datei mit der perfekten Fälschung bei der Druckfreigabe verwechselt.

 

Ich finde das für einen dokumentarischen Anspruch von Fotografie skandalös, nicht erst seit Collin Powells megapeinlichen UNO-Auftritt. Letzterer hat aber immerhin jedem klargemacht, wie sehr die dreistesten Fälschungen bereits tägliche Routine bis in höchste Entscheidungsebenen geworden ist.

 

Fortschritte in der Fotografie und EBV sind aber nicht per se schlecht.

Wie immer bei der ethischen Würdigung von technologischen Fortschritten ist es halt der verwendungszweck, der zwischen böse und gut bzw. kriminell und integer unterscheiden läßt.

 

Wie ich bereits ausführte, ist die Beseitigung von schweißtreibenden Hürden, die sich zwischen gesehenem Bild und anzusehendem Abzug stellen, nichts per se schlchtes.

 

Und daß nunmehr immer mehr "Kleinkünstler" auf dem "Markt" sind, ist auch nichts per se schlechtes, es ist das logische Ergebnis eines technologischen Demokratisierungsprozesses!

 

Die "neue" digitale Technik ist sogar auf unmittelbar politischer Ebene mittlerweile ein gegengewicht basisdemokratischer Menschen oder auch "nur" massiv Unterdrückter mnschen überall in der welt, weil mittlerweile sogar Handys und hochauflösende Filmkameras taschenformat haben und überall verfügbar sind.

 

Insofern stellt die Entwicklung gerade bei der Massenmanipulation inzwischen beiden Seiten (ebenso wie das Internet) fast beiden seiten gleiche Waffen zur Verfügung.

 

Die Zukunft wird zeigen, ob nun damit eher eine Korrektur in Richtung "mehr Wahrheit" oder eher eine heftige Konkurrenz um die effizienteste Manipulation zwischen den Seiten beginnt.

 

Vermutlich beides. je nachdem, welche Personen dahinter stecken.

 

Warum ich anscheinned off-Topic schreibe?

 

digitale Fotos und analoge Fotos können beide verfälscht werden, bei letzeren ist es halt nur schwieriger. Ich kann möglicherweise im Extremfall entweder besseres Licht abwarten oder mich an den rechner setzen.

 

Aber: Wieso soll warten auf besseres Licht mehr oder bessere Auseinandersetzung mit dem Motiv sein als eine nachträgliche bearbeitung?

 

In beiden Fällen geht dem eben genau diese Auseinandersetzung mit dem Motiv und der Vorstellung, wie es ausehen könnte , mithin künstlerische (oder könner-typische ;) ) Überlegungen in die Gestaltung ein.

 

Ich weiß schon, was Du sagen willst.. aber man kann eben nicht so leicht trennen zwischen dem, was man gutheißen und dem, was man verdammen will... außer bei den Extremen (Fälschungen) .

 

Beste Grüße

 

Dirk

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Danke erst mal für die vielen Kommentare und die interessante Diskussion :)

 

Fotokunst, Inszenierte Fotografie oder Architekturfotografie kann man seit PS wohl so nicht mehr sagen. Steckte hinter dem oft großen technischen Aufwand, der früher für Architekturfotografie betrieben werden musste, eine viel größere Identifikation mit dem Objekt, so ist diese abgelöst durch das schnelle Bild, das dann am Computer verschlimmbessert wird. Was heute als Architektur verkauft wird ist am Computer entstandene Kleinkunst und viel weniger die Auseinandersetzung mit der Formensprache eines Gebäudes. Die ist aber Vorraussetzung, damit der Fotograf im Moment des Davorstehens seine Gefühle einbringt und dann den Betrachter in seinen Bann zieht (oder auch nicht)!

 

 

Ich glaube, diese Aussage ist eindeutig zu pauschal. In PS wird oftmals nur das getan, was man früher in der Dunkelkammer auch getan hat. Nur ein wenig bequemer. Daß man dadurch, daß man mit der Maus anstatt mit dem Naßbad herumpanscht, die Auseinandersetzung mit dem Motiv aufgibt, kann man nach meinem Verständnis nicht ernsthaft behaupten. Ich glaube vielmehr, daß Du darauf anspielst, welches Ausmaß die Nachbearbeitung hat. Solange es kein Hereinrendern von Neuem oder die Nutzung artifizieller Beleuchtungseffekte ist, würde ich das immer noch als Photo bezeichnen. Und unabhängig davon anhand des Erreichten ganz einfach beurteilen, ob es mir gefällt bzw. mir etwas sagt oder eben nicht. Ob etwas mit dem Etikett "Kunst" behaftet ist oder nicht ist doch sowieso rein subjektiv bzw. marktgesteuert.

 

 

Ähnliches gilt für die Fotokunst: Standen der Gedanke, die Visionen am Anfang der Entstehung eines Bildes, so sind diese abgelöst durch die einfachen Manipulationsmöglichkeiten die PS jedem bietet.

 

Einspruch, Euer Ehren. Wenn das Ausgangsmaterial nichts taugt wird auch nichts daraus werden können - sofern man wie gesagt von Rendern etc. absieht. Da ist es wie beim Kochen: ohne die richtigen Zutaten wird es auch mit Geschmacksverstärkern nichts. Falls jemand etwas anderes behauptet, hat er mehr Ahnung von PS als ich :o

 

Aber ich glaube, jeder hat sowieso seine eigene Meinung zu diesem Thema. Diese sollte auch jedem vergönnt sein.

 

Der Vollständigkeit halber und damit ein Eindruck entsteht, anbei das unbearbeitete Bild - soweit das beim Scannen überhaupt möglich ist ;)

 

Grüße

Marcus

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Guest menze_h
Danke erst mal für die vielen Kommentare und die interessante Diskussion

 

Ich glaube, diese Aussage ist eindeutig zu pauschal. In PS wird oftmals nur das getan, was man früher in der Dunkelkammer auch getan hat. Nur ein wenig bequemer. Daß man dadurch, daß man mit der Maus anstatt mit dem Naßbad herumpanscht, die Auseinandersetzung mit dem Motiv aufgibt, kann man nach meinem Verständnis nicht ernsthaft behaupten. Ich glaube vielmehr, daß Du darauf anspielst, welches Ausmaß die Nachbearbeitung hat. Solange es kein Hereinrendern von Neuem oder die Nutzung artifizieller Beleuchtungseffekte ist, würde ich das immer noch als Photo bezeichnen. Und unabhängig davon anhand des Erreichten ganz einfach beurteilen, ob es mir gefällt bzw. mir etwas sagt oder eben nicht. Ob etwas mit dem Etikett "Kunst" behaftet ist oder nicht ist doch sowieso rein subjektiv bzw. marktgesteuert.

 

Einspruch, Euer Ehren. Wenn das Ausgangsmaterial nichts taugt wird auch nichts daraus werden können - sofern man wie gesagt von Rendern etc. absieht. Da ist es wie beim Kochen: ohne die richtigen Zutaten wird es auch mit Geschmacksverstärkern nichts. Falls jemand etwas anderes behauptet, hat er mehr Ahnung von PS als ich :o

 

Aber ich glaube, jeder hat sowieso seine eigene Meinung zu diesem Thema. Diese sollte auch jedem vergönnt sein.

 

Der Vollständigkeit halber und damit ein Eindruck entsteht, anbei das unbearbeitete Bild - soweit das beim Scannen überhaupt möglich ist

 

Grüße

Marcus

 

Meine Aussage bezieht sich natürlich nicht auf die bildverbessernden Maßnahmen in PS, die ident sind mit dem was in der Duka (ja, auch da wurde Manipuliert) gemacht wurde! Ich glaube, es ist deutlich geworden, dass es mir um die ausufernde Veränderung durch Beschnitt usw. geht. So wie Motivfindender geschrieben hat: Manipulation. Die bestehenden Möglichkeiten in PS versetzen jeden in die Lage zur (Sinn)Veränderung - entsprechend häufig(er) wird davon gebrauch gemacht. Dies ist aber auch eine Manipulation der Menschen, die wir gleichzeitig beklagen! Wenn wir aber dieser Veränderung skeptisch gegenüber stehen sollten wir es auch im Forum kritisieren! Zwei Beispiele die sicher witzig gemeint sind (zumindest das erste :rolleyes: ):

 

http://www.leica-camera-user.com/landschaft-reise/21700-goetzsche.html

 

http://www.leica-camera-user.com/menschen/21591-auf-dem-wendelstein.html

 

Die Aussagen von Motivfindender, dass die Unterdrückten der Welt sich in gleichem Maße zur Wehr setzen könnten, dass es gar einen technologischen Demokratisierungsprozess gibt, halte ich für falsch. Eben weil ALLE Seiten die techn. Möglichkeiten haben, ist der Betrachter in der Zwickmühle - längst nicht zum Vorteil der Unterdrückten, denen das glaubwürdige Sprachrohr fehlt. Reportagen, wie sie z.B. Salgado (das würde ich Gemälde nennen!) uns gezeigt hat, werden immer seltener. Am Ende dieses Prozesses steht ständiges Misstrauen...

 

Vielleicht sind es gerade die fehlenden "schweißtreibenden Hürden", die die Bilderflut so beliebig erscheinen läßt. Ein Beispiel aus der Architekturfotografie: http://www.heidersberger.de/scripts/frontend/index.php3?ACTION=imageShow&ID=1344&textid=71859

 

Die Aufnahme zeigt Heinrich Heidersberger bei der Arbeit.

 

Vor diesem Hintergrund ist meine Aussage: "Steckte hinter dem oft großen technischen Aufwand, der früher für Architekturfotografie betrieben werden musste, eine viel größere Identifikation mit dem Objekt, so ist diese abgelöst durch das schnelle Bild, das dann am Computer verschlimmbessert wird." zu sehen!

 

Danke für die unbearbeitete Version :)

 

Grüße, Heiko

 

PS: Wir werden die Welt nicht retten :)

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