schmierlinse Posted February 27, 2010 Share #1 Posted February 27, 2010 Advertisement (gone after registration) Die Zeche RABROD in Hamm. 1906 - 1990. Geschichte machte diese Zeche 1908 mit dem bis dahin grössten Unglück durch Schlagwetterexplosion( Methangasexpl.) . 350 Tote. [ATTACH]190238[/ATTACH] Was damals ablief, zeigt die fast unmemschliche Art und Weise wie unsere (zumindest meine) Vorfahren ihr täglich Brot verdienen mussten. Die Unglücksursache wurde nie genau geklärt, aber eine Version hielt sich hartnäckig: dass es durch unsachgemässe, sicherheitswidrige Sprengarbeiten und fehlende Kohlenstaubberieselung mit Wasser herbeigeführt wurde. Diese Ordnungsverstösse sollen angeordnet gewesen sein um so die Produktion zu erhöhen. [ATTACH]190239[/ATTACH] Zum Zeitpunkt der Explosion waren 1800 Beschäftige auf der Zeche in Arbeit, davon 1320 unter Tage und wiederum davon 320 am 12.11.08 regulär auf Nachtschicht für anstehende Reparaturarbeiten. Kohle wurde auf NS z.Zt. nicht gefördert. Das die Anzahl der Toten deutlich höher war, lag an den Doppelschichten die einige verfuhren um ihren Lohn aufzubessern. [ATTACH]190240[/ATTACH] Der Ablauf war wie folgt. 12.11.1908 4:20 Uhr- der Fahrhauer Niesel meldete per Fernsprecher eine Explosion. 17 Bergleute ,z.T. verletzt, konnten sich retten. 4:45 Uhr - Eintreffen des Betr.-führers der u.a. umliegende Krankenhäuser imformierte 6:00 Uhr - Berginspektor trifft ein, übernimmt die Rettungsarbeiten. 7.30 Uhr - Beginn der 1. Rettungsmassnahme. 2+3. Sohle konnten wegen Brände und Brüche nicht betreten werden. 30 Verletzte wurden geborgen. 9:30Uhr - bislang 47 Überlebende + 36 Tote geborgen. [ATTACH]190241[/ATTACH] 16 - 17 Uhr - letzter Rettungsversuch, aber abgebrochen durch schwere Streckenbrüche und drohende Nachexplosionen und vielen Bränden. Diese Brände waren auch durch erhebliche Versuche derer Herr zu werden nicht zu löschen. 17-17:45 Uhr Beratung und Entschluss die Grubenbaue mit Wasser aus der Lippe zu fluten. Auffinden von Überlebenden unwahrscheinlich. 17:45Uhr - Schliessen der Brandtüren und abstellen der Grubenlüfter. 18:30Uhr kaiserliche Bergamtgenehmigung zum Fluten und Beginn Lippewasser zu pumpen. 19:30 Uhr - 1. schwere Explosion 21.00Uhr - 2. schwere Explosion 11 Tage später 3. Explosion 1.12.08 Die Grube steht unter Wasser [ATTACH]190242[/ATTACH] Physisch und psychisch erschöpfte Rettungskräfte mussten nach dem Beschluss zu Fluten auf dem Nachhauseweg einen Spiessrutenlauf über sich ergehen lassen( "Mörder, Lumpen,schlagt sie tot"), da Angehörige noch Überlebende in den Grubenbauen erhofften, die sich angeblich bemerkbar gemacht hätten. Ausgelaugt und erschöpft ob der Gefahren die sie auf sich nahmen noch Kumpel zu retten und den körperlichen Anstrengungen, sahen sich diese Rettungsmanschaften eben noch diesem Spektakel ausgesetzt. Der kaiserliche Einsteiger Moritz Wilhelm fand diese Vermutung später als nicht bestätigt. Trotz allem wurde aber etwa 20 lebende Grubenpferde mit ersäuft, da sich die Grubenleitung nicht dem Vorwurf aussetzen wollte, man hätte die teuren Pferde gerettet, aber die billigen Arbeiter ersaufen lassen. Ich hoffe nicht nur der Bericht, auch die( schon 1 Jahr alten) Bilder sind interessant. In memoriam für meinen Opa, der auch einen verschütteten Kumpel rettete aber direkt danach selbst verschüttet wurde und nur noch tot geborgen werden konnte. Danke fürs Ansehen. Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted February 27, 2010 Posted February 27, 2010 Hi schmierlinse, Take a look here Industriekultur 17. I'm sure you'll find what you were looking for!
Guest gugnie Posted February 27, 2010 Share #2 Posted February 27, 2010 Ich kenne die Ecke etwas, ich habe von 1957 bis 1965 in Hamm und Vororten gewohnt,..... schöne Bilder und ein lebendiger Bericht dieses dramatischen Geschehens. (Die Jüngeren unter uns erinnern sich wahrscheinlich leichter an das Grubenunglück in Lengede) Wie schön grün es nun um die alten Pütt's aussieht, diesen markanten Industrie-Bauten in Ziegelbauweise mit den wunderbar strukturierten großen Gebäude-Flächen. (nur weil es Eigenname ist: Die Zeche heißt Zeche Radbod) Link to post Share on other sites More sharing options...
schmierlinse Posted February 27, 2010 Author Share #3 Posted February 27, 2010 Sorry - richtig Gerd, ein Tippfehler: Zeche RADBOD Link to post Share on other sites More sharing options...
DN Posted February 27, 2010 Share #4 Posted February 27, 2010 Ich hoffe nicht nur der Bericht, auch die( schon 1 Jahr alten) Bilder sind interessant. Danke fürs Ansehen. Danke fürs Zeigen und Berichten Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest zaragata Posted February 27, 2010 Share #5 Posted February 27, 2010 die Bilder sind auch gut und die abgesoffenen Schatten passend. Link to post Share on other sites More sharing options...
schmierlinse Posted February 28, 2010 Author Share #6 Posted February 28, 2010 ...ja dann..... . Ich dachte nur, eigentlich ist es ja ein Fotoforum und soviel geschrieben. Vielleicht noch einen Nachtrag. Die fast 2-stündige Wartezeit zur ersten Rettungsmassnahme waren durch Schachtverwerfungen( Spurlatten) verursacht, die erst gerichtet werden mussten. [ATTACH]190344[/ATTACH] Das Fluten geschah zum Löschen der Feuer, aber auch um Leichen noch einigermassen erkennbar bergen zu können. Bedenken gab es nur wegen der zur erwartenden Qualität des Wassers durch Sprengöle und Leichen. Daher gab es zum Rückpumpen in die Lippe die Freigabe erst nach Analyse des Grubenwassers. Der kaiserliche Einsteiger (heute hiess er amtlich anerkannter Sachverständige) Moritz Wilhelm blieb 2 Jahre dort; es kamen jeden bis alle 3 Tage Leichen zu Tage durch die Aufwältigung der Strecken. 14 Tote konnten selbst nach so langer Zeit nicht gefunden werden. Nur, nach dieser Zeit konnten wohl keine gesicherten Erkenntnisse mehr gewagt werden, ob die gefunden Leichen(-teile) bei der Explosion getötet oder später ertrunken waren. Ihm fielen nur 2 unerklärlich mumifizierte Leichen, neben Skelette auf. Die kaiserlichen Amtsärtze hatten dafür auch keine Erklärung. [ATTACH]190345[/ATTACH] "Wir sind hier hinter den Brüchen!!" was einige Rettungskräfte gehört haben wollten, bevor die Grube geflutet wurde, fand - wie gesagt - der Einfahrer nicht bestätigt, da sie zum grössten Teil an ihrerer zugewiesenen Arbeitsstelle gefunden wurden. Der Rest war durchs Aufschwimmen und Absinken der Körper bei der Flutung nicht mehr rekronstruierbar. Link to post Share on other sites More sharing options...
herbert gebhardt Posted February 28, 2010 Share #7 Posted February 28, 2010 Advertisement (gone after registration) Alle diese Bilder gefallen mir gut.SW ist hier angebracht. Danke für die Einstellung. Gruß herbert Link to post Share on other sites More sharing options...
Guest Xanthippe Posted March 4, 2010 Share #8 Posted March 4, 2010 Alle diese Bilder gefallen mir gut.SW ist hier angebracht. Danke für die Einstellung. Gruß herbert Das ist auch meine Meinung! Dank auch für die erläuternden Kommentare! Das ist den Kumpeln, den toten und den noch lebenden, geschuldet! Gut, das hier auch an die 'Malocher' erinnert wird; das geht mir manchmal verloren, wenn sich Künstler 'auf die abgewrackten ehemaligen Produktionsstätten stürzen' und 'kulturelle Highlights' kreieren. Aber gestatte mir die Bemerkung: vielleicht einen Tucken weniger schärfen? Link to post Share on other sites More sharing options...
Rafael Josef Posted March 4, 2010 Share #9 Posted March 4, 2010 Jaa, SW wirkt sehr gut. Dadurch konzentriert man sich eher auf Details und davon gibt es massig... ich weiß nicht wirklich wieso, aber das Erste gefällt mir deutlich am besten. Der WeitWinkel ist schön ausgenutzt und dadurch hat man die beste Übersicht und kann somit die meisten Dinge entdecken... MfG Rafael Link to post Share on other sites More sharing options...
schmierlinse Posted March 4, 2010 Author Share #10 Posted March 4, 2010 So so sehe ich das auch. S/W beschränkt den Blick auf das Wesentliche, Farbe lenkt ab . Das erste Bild ist auch sehr detailreich, was in s/w als -für manche- kribbelig, unruhig rüberkommt. Die da sind: Ausmauerungen, Zumauerungen mit anderen Steinen, Fugen ect. Auf meiner homepage ist gleiches Bild noch kribbeliger, da es Artefakte vom ( damals benutzem) Komp.-programm enthielt; erkennbar an dem Wellencharakter des Himmels. @xanthippe: ich hoffe nicht ironisch von dir gemeint, aber ich finde es eben toll wenn die alle knackescharf sind. Aber egal wie, du hast nicht kommentarlos den Kopf genickt, sondern Gedanken gemacht; Danke. Den Kumpel den mein Opa rettete lebte noch bis anfang der 1970er Jahre. Unser Gott hat einen anderen Plan, wie wir wohl alle mal feststellen mussten. Die Zeit von meinem Opa war abgelaufen, mit seinem Kumpel hatte Gott noch was vor. Link to post Share on other sites More sharing options...
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