frasier Posted January 23, 2009 Author Share #61 Posted January 23, 2009 Advertisement (gone after registration) Die angesprochenen Aspekte (bewusstes Einsetzen der Möglichkeiten der Technik als gestaltendes Element; die Grenzen der Technik des jeweiligen Zeitalters; der fotografisch-künstlerische Fingerabdruck etc.) sind doch immer im Kontext des Zeitgeistes zu sehen, was die technischen Grundlagen und Voraussetzungen betrifft. Die Frage ist im Wesentlichen, ob es einen ästhetischen Archetypus gibt, der über die Grenzen der Kulturen hinaus einen Wertmaßstab setzt und in uns wirkt. Wer dies voraussetzt, kann erst den Anspruch erheben, dass alle Ergebnisse daran gemessen und vergleichbar werden. Allerdings bleibt dann immer noch offen, wie dieser Maßstab definiert ist. ( Eingebracht wird ja desöfteren der "Goldene Schnitt" als zumindest dem harmonischen Empfinden zugeordnetes interpersonell und universell vorhandenes Grundempfinden). Wenn es aber keinen wie immer gearteten interkulturellen und zeitlosen Wertmaßstab apriori gibt, dann ist zunächst jedes Foto, jedes Bild, jedes Musikstück etc. gleichberechtigt. Weil aber das Foto dann auch Ergebnis eines Schaffensprozesses und gleichzeitig durch Veröffentlichung Teil einer Kommunikation ist, dürfte klar sein, dass in der Auseinandersetzung dann nur eine Verständigung über die Sprachebene (Bild-/Musik- und Schriftsprache) stattfinden kann. Will ich mich verständigen, dann gilt, dass ich dies in einer vereinbarten Form vornehmen sollte, will ich verstanden werden. Ist der Sprachcode zu spezialisiert, bleibe ich unverständlich. Entwickle ich einen neue Sehweise, eine neue Ausdrucksweise, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich eine zeitlang ein "einsamer Rufer in der Sehwüste" bleibe. So wie die Entzifferung der Hieroglyphen nur schrittweise gelang durch Vergleich und Kombinatorik, ist auch die Bildsprache eines Fotos nur schrittweise decodierbar. Lebt der Ersteller noch, kann es einfacher sein, da hilfsweise andere Sprachebenen mit eingebracht werden können. Die Fähigkeit der (De)-Codierung ist darüberhinaus geprägt durch die Bandbreite der Bildung. Die Ungleichzeitigkeit des Wissens ist damit gesetzt und nicht vermeidbar. Nähere ich mich dieser Problematik nur auf emotionaler Ebene, dann ist schnell die Grenze des Dialogs erreicht. Die Auswirkungen können dann viel zu oft als ( dem Alter der hiesigen Teilnehmer geschuldet) "Pubertät des 2.Bildungsweges" beobachtet werden. Stefan Strohms Annäherung der vergleichenden Betrachtung ist ein durchaus gangbarer Weg, sich über ästhetische Unterschiede der Empfindungen auszutauschen. Wir können uns der Disziplin der Vernunft nicht entziehen, wenn wir voneinander lernen wollen. Toleranz ist dabei eine wichtige Stütze. Hahnenkämpfe bleiben im Bereich der pubertären Verhalten. Ich halte es für legitim, dass sich auf den verschiedensten Wegen dem jeweiligen Ersteller (HCB, Burri, Koudelka, Nachtwey,Riboud, Höpker, Leibovitz, Salgado, Sieff, Smith, Avedon etc.) zu nähern versucht wird. Eine ernsthafte Anfrage des Threaderstellers darf eine ebenso ernsthafte Antwort erwarten lassen. Eine sprachliche Vereinbarung zur Besprechung von Fotos könnte sein, sich analytisch verschiedenen Elementen in betrachtender Weise zu nähern: Form, Farbe, Struktur, Umriss etc.. Der semantische Teil bleibt dabei eher draußen vor. Ich meine, dass Form und Inhalt zusammengehören und in der besten Wirkung dann gelingt, wenn das eine das andere stützt. Mein Schwerpunkt der Auseinandersetzung aber ist der inhaltliche Teil. Dabei ist die Form für mich eher zweitrangig. Dazu gehört dann auch die Technik und das technische Mittel ( eher 3.rangig.) Wow ... ich bin beeindruckt! Ich sage das ohne Ironie, sondern neige mein Haupt in Demut. Wenn jemand so profund über ein Thema spricht, kann man nur die Lauscherchen aufstellen und was lernen. In diesem Zusammenhang fällt mir Boris Groys mit "Unter Verdacht: Eine Phänomenologie der Medien", welches sich zwar nicht explizit mit Fotografie beschäftigt, aber dennoch mit der Frage beschäftigt, was ein beliebiges Objekt zur Kunst macht. Danke für den Beitrag! Viele Grüße, Jochen Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted January 23, 2009 Posted January 23, 2009 Hi frasier, Take a look here Henry Cartier-Bresson und die Schärfe. I'm sure you'll find what you were looking for!
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