Jump to content

Henry Cartier-Bresson und die Schärfe


frasier

Recommended Posts

Advertisement (gone after registration)

Vielleicht hat er ja in hohem Alter einfach eine Minilux verwendet, weil die Augen nicht mehr so wollten... Interessant sind allerdings die mit der Minilux entstandenen Aufnahmen! Die bekommen andere nicht mal mit einer DSLR zustande :D

 

Diese Aufnahmen sind mir als HCB-Fan bisher entgangen,- das wusste ich nicht,- wo kann ich diese finden?

Danke und Grüße Wolfhard

Link to post
Share on other sites

  • Replies 60
  • Created
  • Last Reply
Am Schluss hat HCB mit einer Minilux fotografiert

 

Ich glaube, das gehört in die Abteilung "Urban Legend" - oft gehört, nie belegt. Hat sich wahrscheinlich irgendein Marketing-Fritze bei Leica aus den Fingern gesogen.

 

Was er zu seiner aktiven Zeit für Kameras und Objektive benutzt hat, mag noch von einem gewissen historischen Interesse sein. Da er aber Anfang der 70er das Fotografieren aufgegeben hat, ist es (mir jedenfalls) völlig egal, welche Knipse er für seine Familienfotos benutzt hat.

 

Heute hätte er bestimmt eine D-Lux 4

 

Im Gegensatz zur D-Lux 4 hatte die Minilux einen Vollformatsensor... :D

 

Aber unabhängig davon hätte er sicher eine D-Lux 4 - in Titan, mit der Seriennummer 000001 und überreicht von Dr. Kaufmann persönlich...

Link to post
Share on other sites

Guest JanWelm1

Die angesprochenen Aspekte (bewusstes Einsetzen der Möglichkeiten der Technik als gestaltendes Element; die Grenzen der Technik des jeweiligen Zeitalters; der fotografisch-künstlerische Fingerabdruck etc.) sind doch immer im Kontext des Zeitgeistes zu sehen, was die technischen Grundlagen und Voraussetzungen betrifft.

 

Die Frage ist im Wesentlichen, ob es einen ästhetischen Archetypus gibt, der über die Grenzen der Kulturen hinaus einen Wertmaßstab setzt und in uns wirkt. Wer dies voraussetzt, kann erst den Anspruch erheben, dass alle Ergebnisse daran gemessen und vergleichbar werden. Allerdings bleibt dann immer noch offen, wie dieser Maßstab definiert ist. ( Eingebracht wird ja desöfteren der "Goldene Schnitt" als zumindest dem harmonischen Empfinden zugeordnetes interpersonell und universell vorhandenes Grundempfinden).

 

Wenn es aber keinen wie immer gearteten interkulturellen und zeitlosen Wertmaßstab apriori gibt, dann ist zunächst jedes Foto, jedes Bild, jedes Musikstück etc. gleichberechtigt.

 

Weil aber das Foto dann auch Ergebnis eines Schaffensprozesses und gleichzeitig durch Veröffentlichung Teil einer Kommunikation ist, dürfte klar sein, dass in der Auseinandersetzung dann nur eine Verständigung über die Sprachebene (Bild-/Musik- und Schriftsprache) stattfinden kann. Will ich mich verständigen, dann gilt, dass ich dies in einer vereinbarten Form vornehmen sollte, will ich verstanden werden.

 

Ist der Sprachcode zu spezialisiert, bleibe ich unverständlich. Entwickle ich einen neue Sehweise, eine neue Ausdrucksweise, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich eine zeitlang ein "einsamer Rufer in der Sehwüste" bleibe. So wie die Entzifferung der Hieroglyphen nur schrittweise gelang durch Vergleich und Kombinatorik, ist auch die Bildsprache eines Fotos nur schrittweise decodierbar. Lebt der Ersteller noch, kann es einfacher sein, da hilfsweise andere Sprachebenen mit eingebracht werden können.

 

Die Fähigkeit der (De)-Codierung ist darüberhinaus geprägt durch die Bandbreite der Bildung. Die Ungleichzeitigkeit des Wissens ist damit gesetzt und nicht vermeidbar.

 

Nähere ich mich dieser Problematik nur auf emotionaler Ebene, dann ist schnell die Grenze des Dialogs erreicht. Die Auswirkungen können dann viel zu oft als ( dem Alter der hiesigen Teilnehmer geschuldet) "Pubertät des 2.Bildungsweges" beobachtet werden.

 

Stefan Strohms Annäherung der vergleichenden Betrachtung ist ein durchaus gangbarer Weg, sich über ästhetische Unterschiede der Empfindungen auszutauschen. Wir können uns der Disziplin der Vernunft nicht entziehen, wenn wir voneinander lernen wollen.

 

Toleranz ist dabei eine wichtige Stütze.

 

Hahnenkämpfe bleiben im Bereich der pubertären Verhalten.

 

Ich halte es für legitim, dass sich auf den verschiedensten Wegen dem jeweiligen Ersteller (HCB, Burri, Koudelka, Nachtwey,Riboud, Höpker, Leibovitz, Salgado, Sieff, Smith, Avedon etc.) zu nähern versucht wird. Eine ernsthafte Anfrage des Threaderstellers darf eine ebenso ernsthafte Antwort erwarten lassen.

 

Eine sprachliche Vereinbarung zur Besprechung von Fotos könnte sein, sich analytisch verschiedenen Elementen in betrachtender Weise zu nähern: Form, Farbe, Struktur, Umriss etc.. Der semantische Teil bleibt dabei eher draußen vor.

 

Ich meine, dass Form und Inhalt zusammengehören und in der besten Wirkung dann gelingt, wenn das eine das andere stützt. Mein Schwerpunkt der Auseinandersetzung aber ist der inhaltliche Teil. Dabei ist die Form für mich eher zweitrangig. Dazu gehört dann auch die Technik und das technische Mittel ( eher 3.rangig.)

Link to post
Share on other sites

Diese Aufnahmen sind mir als HCB-Fan bisher entgangen,- das wusste ich nicht,- wo kann ich diese finden?

 

Wie ich oben schon sagte, glaube ich nicht, daß HCB je ernsthaft eine Digilux benutzt hat. In den beiden kleinen Sammelheften "Magic Moments" und "Magic Moments II" findet man jeweils ein Foto von 1989 (die sind damit deutlich älter als so ziemlich alles andere, was von ihm veröffentlicht wurde) - das eine wurde mit einer M3 und das andere mit einer M6 gemacht. In einem Interview von 1994 sagte er, daß er - wenn überhaupt - fast nur noch Porträts macht und dafür seine M6 benutzt.

 

Es ist natürlich nicht auszuschließen, daß er mit fast 90 Jahren dann noch mal fix eine Minilux gekauft und viele bisher unbekannte Meisterwerke geschossen hat, aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich... :D

Link to post
Share on other sites

jeweils ein Foto von 1989 (die sind damit deutlich älter als so ziemlich alles andere, was von ihm veröffentlicht wurde).


«Jünger», würde ich meinen.


Dank aber für die präzisen Angaben. Diese späten Bilder stehen mir deutlich vor Augen.

str.

Link to post
Share on other sites

Advertisement (gone after registration)

Hallo werte Mitforenten,

 

Vielen Dank für alle Beiträge die ich mit Interesse und zeitweisem Schmunzeln gefolgt habe. :rolleyes:

 

Zufällig lese ich gerade "Photo Nomad" (ISBN 0-393-5861-1) von David Douglas Duncan (DDD).

Er beschreibt die Entstehungsgeschichte seines Buches "Faceless" einer Portraitstudie

von HCB.

Die Photos von DDD zeigen HCB mit seiner Leica - einer Minilux :eek: - aus dem Zusammenhang

wird klar das HCB damit arbeitete (p. 432):

"An American magazine had assigned Henri (...) to photograph a couple of lens-slingers who had

hit eighty and were still clicking away and vertical. ... Looked at Henri in his English driving cap

and trench coat, with his Leica on the table..."

 

Gruß C.

 

PS: Alfred Stieglitz benützte häufig folgende Phrase zur Bildkritik:

"Technically perfect, pictorially rotten".:cool:

Link to post
Share on other sites

Zufällig lese ich gerade "Photo Nomad" (ISBN 0-393-5861-1) von David Douglas Duncan (DDD).

Er beschreibt die Entstehungsgeschichte seines Buches "Faceless" einer Portraitstudie

von HCB.

Die Photos von DDD zeigen HCB mit seiner Leica - einer Minilux :eek: - aus dem Zusammenhang

wird klar das HCB damit arbeitete (p. 432):

"An American magazine had assigned Henri (...) to photograph a couple of lens-slingers who had

hit eighty and were still clicking away and vertical. ... Looked at Henri in his English driving cap

and trench coat, with his Leica on the table..."

 

Aha, wieder was dazugelernt. Wenn man weiß, wonach man suchen muß, hilft Google auch sofort:

 

duncan2.jpg

 

(Quelle: Capstone to David Douglas Duncan Archive Arrives)

 

Das ist aber nicht unbedingt im Widerspruch zu dem, was ich vorher gesagt hatte. Dieses Foto ist aus dem Jahr 2000, als HCB auch schon lange in die Kategorie "still vertical" gehörte. Wie gesagt beendete er seine professionelle Karriere in den 70ern. "An American magazine had assigned him" klingt so, als hätte er es da noch nötig gehabt, Aufträge anzunehmen... ;)

 

Nach etwas mehr Recherche würde ich tippen, daß dieses Magazin "Vanity Fair" war und es sich um den Artikel "Shooting Past 80" (Januar 2001, S. 116-135) handelte.

Link to post
Share on other sites

Was soll das? Wenn man mich vor dem Petersdom photographiert, bin ich noch lange nicht der Bischof von Rom (vulgo Papst). Und wenn ich eine Schaufel in die Hand nehme und dabei aufgenommen werde, heißt das immer noch nicht, daß ich meiner Frau im Garten bei der Arbeit helfe.

str.

Link to post
Share on other sites

Mit der Auslöseverzögerung... ganz bestimmt nicht.

 

Gruß

Stefan

 

Und zudem auch nicht mit einem Zoom (in einer undefinierten Brennweiteneinstellung).

Das ist alles nichts für den entscheidenden Moment.

Gruß Willy

Link to post
Share on other sites

Aha, wieder was dazugelernt. ..............................

 

 

Ja, das möchte ich auch sagen! Vielen Dank für die Informationen!

Aber, andererseits, was heißt das schon? Es gibt einige Fotos von ihm von seiner Frau aufgenommen, in denen er in seinem späteren "Ruhestand" aber immer noch eine M mit herumtrug.

Ich habe ihn einmal zufällig in Person gesehen, 1978(?) in London, in einem Museum, die Dame in seiner Gesellschaft, wohl seine Frau, hatte eine SL2, er hatte keine Kamera dabei und ich habe ihn eine Weile diskret, aber intensiv beobachtet.

Grüße Wolfhard

Link to post
Share on other sites

Guest Bernd Banken
Und zudem auch nicht mit einem Zoom (in einer undefinierten Brennweiteneinstellung).

Das ist alles nichts für den entscheidenden Moment.

Gruß Willy

 

Willy,

 

das musst du mir mal erklären. Die Zooms, die ich kenne, haben alle Zahlen auf der Fassung, die mir etwas über die gewählte Brennweite erzählen.

 

Den entscheidenden Moment musst du erahnen, aber meistens, jedenfalls bei mir, bekam ich ihn geschenkt. Fühlte sich jedenfalls so an (hinterher).

 

Bitte die "Alten Knacker" mit ihren angehimmelten Werken nicht überbewerten!

 

Als ich mit ca. zwanzig den HCB anbetete und versuchte, ihm nachzueifern, kannte ich z.B. Doisneau überhaupt nicht. Nach drei von ihm gesehenen Fotos vor zwei Jahren war mir klar: der isses, das ist ein Bruder im Geiste - ein Fotograf, der in seinen Werken auch einen gewissen Humor oder Augenzwinkern erkennen lässt.

 

In der Findungsphase braucht man solche Vorbilder, denn die Bandbreite der Fotografie ist so riesig, da gerät man leicht ins Schwimmen.....

 

Jeder wird dann seinen "Stil" heraus arbeiten, so oder so, aber die Frage Zoom oder Festbrennweite ist zweitrangig, bis auf die Eigenart, dass das Schulen der "Sehweise" mit einer Festbrennweite leichter geht, bei drei Festbrennweiten in der Tasche das aber wieder kontraproduktiv ist....:rolleyes:

 

Gruss

Bernd

Link to post
Share on other sites

Einige meiner schönsten Bilder sind nicht mit der Leica entstanden, sondern mit Billigkameras wie Holga, Diana etc. Eine M mag eine perfekte Kamera sein, gewisse Aufnahmen wird sie jedoch nie zustande bringen. Wenn ich kunstvolle, abstrakte Bilder möchte, dann lasse ich sie zu hause.

Link to post
Share on other sites

...Bitte die "Alten Knacker" mit ihren angehimmelten Werken nicht überbewerten!

 

Danke Bernd! ...das musste mal gesagt werden...:D !!!!!

 

...In der Findungsphase braucht man solche Vorbilder.....

 

Das stimmt nur, wenn man sich mehr um sich selbst sorgt als um die Fotos...!

Link to post
Share on other sites

Willy,

 

das musst du mir mal erklären. Die Zooms, die ich kenne, haben alle Zahlen auf der Fassung, die mir etwas über die gewählte Brennweite erzählen.

...............

 

Gruss

Bernd

 

Hallo Bernd,

mein Beitrag bezog sich auf #49 und der auf # 33 Zitat: Am Schluss hat HCB mit einer Minilux fotografiert, weil er gemerkt hat, dass die für seine Street-Knipserei vollkommen ausreicht. Heute hätte er bestimmt eine D-Lux 4,....

 

Es war also von der D-Lux4 die Rede, da ist nix mit ablesbarer Brennweiteneinstellung im Vorfeld. Über eine Veränderung über die Wipptaste wollen wir gar nicht erst reden.

Zudem meine ich, dass man solche Fotos wie HCB machte nur hinbekommt, wenn man sich auf eine bestimmte Brennweite in seiner Sehweise eingeschossen hat (nur ein wichtiger Punkt unter Anderen).

Natürlich kann für eine andere Art des Fotografierens ein Zoom durchaus hilfreich und nützlich sein.

Gruß Willy

Link to post
Share on other sites

Archived

This topic is now archived and is closed to further replies.

  • Recently Browsing   0 members

    • No registered users viewing this page.
×
×
  • Create New...