Roland Zwiers Posted June 16, 2023 Share #1 Posted June 16, 2023 Advertisement (gone after registration) Guten Tag aus den Niederlanden, Mein Name ist Roland Zwiers und ich untersuche die Engpässe der frühen Leica-Fotografie, insbesondere im Zeitraum 1910-1927. Ein früher Engpass war die Qualität des verfügbaren 35-mm-Kinonegativfilms. Zu diesem Thema habe ich bereits Artikel in Viewfinder und der Zeitschrift The Leica Society Magazine geschrieben. Weitere Artikel in der Pipeline befassen sich mit frühen Leica-Kameras, Objektiven, Benutzer, und den Ursprüngen der Leica selbst. Das bringt mich zum Belichtungstester von Oskar Barnack (M875) wie beschrieben von Georg Mann. Das internationale Leica Forum führt hierzu eine ausführliche Diskussion. Leider sehe ich keine Beiträge von deutschen Experten. Deshalb möchte ich meinen Beitrag auch im deutschsprachigen Forum anbieten. Das Design des Belichtungstesters ist deutlich an das der Kodak Westentaschen Kamera (Vestpocket Kodak mit 127-Film), die Anfang 1912 eingeführt wurde. Ich schließe daraus, dass der Belichtungstester aus der zweiten Hälfte des Jahres 1912 stammt. Der Verweis „Mikrokinoeinrichtung fertig für Aufnahmen“ im Werkstattbuch von Oskar Barnack (Dezember 1913) hat nichts mit dem Belichtungstester zu tun. „Mikrokino“ bezieht sich auf „Mikrokinematographie“, also die Kombination zwischen einem Mikroskop und einer 35-mm-Filmkamera. In der deutschen Literatur finden sich Beispiele dieser innovativen Kombination ab 1908. Oskar Barnack arbeitete an der Infrastruktur (Einrichtung), die diese Kombination ermöglichte: das Mikroskop selbst, die Miniaturbogenlampen („Liliput“ Lampen), das Mikrokino-Gestell, einen Apparat zur Betrachtung des Bildes während des Filmens. Elemente dieser Infrastruktur sollten nicht mit der Funktion des Belichtungstesters verwechselt werden. Was war der Grund für den Belichtungstester? Um 1910 gab es viele gute Belichtungsmessgeräte auf dem Markt. Einige verwendeten optische Mittel (Graukeil). Einige verwendeten chemische Mittel (basierend auf der Verfärbung von Fotopapier nach der Belichtung). Einige basierten auf Belichtungstabellen. Zum Beispiel: im Juli/um 12 Uhr/ bei hellem Sonnenlicht/ am Strand/bei Blende 8/ ohne Filter/ man kann Verschlusszeit 1/100 verwenden. Warum musste Oskar Barnack also einen eigenen Belichtungstester investieren? Um 1910 waren Eastman-Kodak-Filme bereits sehr zuverlässig. Wenn Oskar Barnack also Kine-Negativfilme von Kodak verwendet hätte, hätte er sich mit einem guten Belichtungsmesser auf dem Markt zufrieden geben können. Warum verspürte er dann immer noch das Bedürfnis, etwas Neues zu schaffen? Mir fallen ein paar Gründe ein. Er verwendete keine Filme von Eastman Kodak, sondern Filme anderer Marken. Nach 1910 drängten immer mehr Konkurrenten in den lukrativen 35-mm-Markt, doch die Produktionsqualität war meist nicht so gut wie die von Eastman Kodak. Aber noch bedeutsamer: die Qualität und Empfindlichkeit der Filme war zwischen verschiedenen Reihenfolgen derselben Filme nicht einheitlich. Dies könnte bereits ein wichtiger Grund für das Belichtungsmessgerät von 1912 gewesen sein. Ein zweiter Grund könnte gewesen sein, dass Oskar Barnack mit selbstsensibilisierenden regulären farbenblinden Kinonegativfilmen experimentierte. Durch das Eintauchen eines farbenblinden Films in eine Eosinlösung (oder ähnliche Sensibilisatoren) wäre der Film auch gegenüber den Farben Grün, Gelb und Orange empfindlich. Dies dauerte jedoch nur wenige Tage. Und die Auswirkungen auf die Filmgeschwindigkeit müssen je nach Marke und Reihenfolge unterschiedlich gewesen sein. Die einzige Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, bestand darin, denselben Film in einem Belichtungstester zu verwenden. Meiner Meinung nach musste ein geeigneter Belichtungstester nur wenige Bedingungen erfüllen: EIN - Derselbe 35-mm-Film, der auch in der Filmkamera verwendet wird (Perforation für den Teststreifen selbst ist nicht unbedingt erforderlich). ZWEI - Eine Verschlusszeit von etwa 1/40 Sek. entsprechend der effektiven Verschlusszeit der Filmkamera. DREI - Ein Objektivanschluss, der das Objektiv der Filmkamera aufnehmen würde, beispielsweise das 3,5/50 Kino-Tessar. Soweit ich sehen kann, erfüllt das von Georg Mann beschriebene Belichtungsmessgerät M875 diese drei Kriterien. Dass der Gravitationsverschluss mit der Zeit unbrauchbar geworden wäre, ist nebensächlich. Das könnte Oskar Barnack sogar zu Folgeprojekten inspiriert haben: der Photo Kamera von 1913 und der 'Liliput' Ur-Leica von 1914! Link to post Share on other sites More sharing options...
Advertisement Posted June 16, 2023 Posted June 16, 2023 Hi Roland Zwiers, Take a look here M875 Mutter der Ur-Leica. I'm sure you'll find what you were looking for!
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