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"Krim Kaviar und japanischer Thunfisch"


mazdaro

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Die japanische Firma Asahi (später Pentax) und die russische Fa. KMZ (Zorki (RF) und Zenit (SLR)) hatten sich zum Ziel gesetzt, eine Spiegelreflexkamera zu bauen, die kaum größer und auch nicht viel schwerer als eine Leica II sein sollte. Neben den kompakten Abmessungen ging es klarerweise auch um die entsprechend modifizierte Anwendung von Leica-Technik. Im selben Jahr (1952) erfolgte dann die Serienherstellung.
Während Asahi neben hervorragender Verarbeitung auch technische Innovationen mit einfließen ließ, baute KMZ kurzerhand eine Zorki 1 - eine der zahlreichen Leica II Kopien, die von KMZ bis 1956 hergestellt wurden - zur Zenit (1) um. Einfach, schön, puristisch. So hätte eine Leicaflex zu dieser Zeit aussehen sollen, wenn man die SLR-Entwicklung nicht verschlafen hätte. Insbesondere die Leicaflex II finde ich potthässlich.
Die R3 gefällt mir von den SLR Kameras noch am besten. Ob man sich bei Minolta bedanken muss?:P Spotmessung ist eine feine Sache. Bei diesem Begriff fällt mir die etwas irreführende Bezeichnung "Spotmatic" für den Verkaufsschlager von Asahi ein.

Asahi kann jedoch mit Fug und Recht als der innovativste japanische Kamerahersteller bezeichnet werden. Die Verarbeitung der hier vorgestellten Modelle ist vom Feinsten. Leider sind auch die Gewinde so fein, dass es ziemlich lange dauert, bis eine Schraube greift.

Zurück zu KMZ (Mechanischen Fabrik Krasnogorsk): Manche Teile sind so klobig, dass ihr Anblick fast schon weh tut.
Ein schönes Beispiel ist das Alu-Guss-Gehäuse der Fed-Zorki. Klar, der Sitz der beiden Federn und der Andruckplatte ist gewährleistet. Zumindest Letztere hätte man weniger grob schleifen können, bekommt man sie bei der Einstellung "B" auch ohne Schraubendreher zu Gesicht. Poliert wird mit dem Filmmaterial: nach einem Dutzend Filmen sollten keine scharfen Kanten mehr zu finden sein.:unsure:

Genug gelästert. Noch ein paar Worte zur Zorki III:
Sie gefällt mir besser als die Leica IIIg. Davon abgesehen, ist sie VOR dieser entstanden.
Leuchtrahmen hat sie keine, braucht sie auch nicht.

Die Kamera mit dem 135 mm Tele und dem Universlasucher (mit Parallaxenausgleich) wurde nachträglich synchronisiert. Die schräg abstehende Buchse für den Blitzanschluss sieht zwar spektakulär aus, aber die Stelle war denkbar schlecht gewählt: als ich die Kamera bekam, ließen sich 1/50 und kürze Zeiten (Synchronzeit!) nicht einstellen. Irgendetwas blockierte das Einstellrad...:blink: Erst nachdem ich den Deckel abgehoben hatte, konnte ich die langen Zeiten einstellen. Zur Vervollkommnung meiner Verwunderung lief alles tadellos ab, was bei diesem Modell beileibe keine Selbstverständlichkeit ist: das Verzögerungsräderwerk sitzt am Boden und wird über ein Gestänge am typischen Leica III - Rädchen eingestellt. Da diese Konstruktion zu vielen Reparaturen geführt hat, hat man beim Folgemodell, der Zorki 3K, die Kurzzeiten schlichterhand nach oben verlegt (1 - 1/1000 s). Die Zorki 4 ist nicht mehr so schön abgestuft wie die Vorgängermodelle, trotzdem wurde sie zum Exportschlager.
Das lag sicherlich auch an der werksmäßigen Synchronisation. 

Wie man es von der Leica IIIf gewohnt ist, weist auch die Zenit S(ynchronisiert) einen Hebel unterm Zeitenrad auf. Das sind natürlich keine langen Zeiten, wie von einem Website-Betreiber für klassische SLR Kameras angenommen, sondern ms.
Zum Anheben des Spiegels wird bei der Zenit eine dünne Schnur verwendet (Deutsches Patent),
und man fühlt sich beim Aufziehen fast schon ins Mittelalter (Zugbrücke) versetzt.

Sehr fortschrittlich (im Vergleich dazu) mutet die Start an. Leider gab es für diese "russische Exakta" keine Wechselobjektive. Man hatte zwar ein eigenes Bajonett entwickelt, aber das war es dann auch schon. Die Start wurde mit M39 Adapter ausgeliefert. Inzwischen ist keiner mehr zu kriegen. Während die Russen bis zur Start dem Leicagewinde treu blieben, setzte Asahi auf einen noch kleineren Durchmesser: M37! Die Pentax  mit fest eingebautem Prisma hatte bereits M42. Danach kam das Pentax-Bajonett.

Der Hauptkonkurrent der Leicaflex war sicherlich Nikon mit dem ausgefeilten F-System. Die Photonic-Aufsätze sind allesamt zu groß geratene Kästen - die F2 meter sind ok -, aber mit simplem Prisma sieht die F einfach umwerfend aus. Der Film "Blow up" wäre ohne Nikon F der absolute Langweiliger. Hitchcock's "Rear window", eine Hommage auf die Exakta Varex (ebenfalls mit Prisma), ist schon viel gefälliger. In Polanski's "Chinatown" kommt eine Leica III zum Einsatz, wenn mich nicht alles täuscht, eine IIIb. Das ist standesgemäß.

Was wäre die Fotowelt ohne Leitz und Zeiss und ...?

 

Übersicht der Herstellungsjahre

SLR 
1936 Kine Exakta*
1951-1956 Exakta Varex VX
1964-1976 Leicaflex
1952-1956 Zenit (Leica II)
1955-1961 Zenit S (C)
1958-1964 Start
1959-1962 Zenit 3
1962-1970 Zenit 3M
1952 Asahiflex I (Leica II / Practiflex (1939 mit Rückkehrspiegel))
1954 Asahiflex IIb (Leica II / Practiflex) **
1955 Asahiflex IIa (Leica III / Practiflex)
1957 Pentax (Leica III) mit fest eingebautem Prisma
1959-1973 Nikon F ***
1964 Pentax Spotmatic TTL ****

RF
1948/49 Fed-Zorki
Zorki 1b (1949-1951)
1951(4)-1956 Zorki 3
1954-1956 Zorki 3M
 

*
Erste Kleinbild SLR. Oder doch die russische "Sport (Cnopm)" der Fa. GOMZ?
Siehe https://www.dresdner-kameras.de/ihagee_exakta/exakta/exakta.html

**
Erste SLR mit "Instant Return Mirror"

***
Erste SLR mit 100% Sucherbild

****
Die erste SLR mit TTL-Messung wurde von TOPCON (RE Super) präsentiert.
Dass dieses superhässliche Teil wenig Anklang fand, verwundert nicht.
 

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Edited by mazdaro
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vor 7 Minuten schrieb mazdaro:

Was wäre die Fotowelt ohne Leitz und Zeiss und ...?

Das kann ich nur unterstützen. Es wäre eine Welt ohne Ihren Beitrag gegen Leitz und Zeiss.

xyz.

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Nützliche Websites:
Englisch
http://www.sovietcams.com/index.php?-1795780876
http://jay.fedka.com
http://www.pentax-slr.com
Deutsch
https://www.g-st.ch/privat/foto.html
http://fotos.cconin.de/kameras/zorki.htm
http://www.klassik-cameras.de/Pentax_Asahiflex.html

Danke! Ja, Fed war schon lange vor Zorki aktiv. Im Krieg wurde die Produktionsstätte zerstört. In einem Vorort Moskaus wurde dann die Produktion der Fed unter dem Zorki Label weitergeführt.
 

 

 

 

 

 

 

Edited by mazdaro
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Beitrag gegen Leitz? Bestimmt nicht. Die Leicaflex gehört sicher zu den hochwertigsten Spiegelreflexkameras,

nur gefallen tut sie mir nicht. Ich ziehe meinen Hut vor den deutschen Technikern, und die russische Optik ist nur deshalb sehr gut, weil es im Prinzip Zeiss-Konstruktionen sind. 

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Also ich finde sie schnuckelig. Klar, der Kopf hätte (wie auch beim Visoflex) kleiner sein können, oder verzerrt etwa mein Vario-Elmarit?:huh: 

Die Zenit - so heißt das "Zoigs" - hat ein Aussehen, das durchaus polarisiert. Ich liebe sie aus einem simplen Grund: von allen SLR  Kameras erinnert sie am ehesten an eine (Vor)kriegs-Schraubleica. Als ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal eine IIIb sah, war ich hin und weg. Dieses Teil musste ich haben, auch wenn ich für meine damaligen Verhältnisse ungewohnt tief in die Tasche greifen musste.

Zumindest die Asahiflex ist über jede Kritik erhaben. Ich hätte diesen Beitrag besser "Krim Kaviar und Fugu" nennen sollen. Das ist ganz etwas anderes als billiger Fisch aus der Dose. Die ersten Kameras von Asahi wurden in Handarbeit hergestellt und bezüglich Fertigungsqualität konnte man mit Leitz durchaus mithalten. Die Russen konnten das nie: wenn man Glück hatte, bekam man eine Kamera, bei der alles stimmte, wenn man Pech hatte, bekam man besseren Schrott. Die Verarbeitung wirkt generell etwas grob.  Die Verchromung kann ziemlich porös sein und diverse Teile im Inneren sehen aus, als hätten sie ihren letzten Feinschliff mit der Feile erhalten, aber Fed und Zorki hielten das M39 Gewinde und die Leica II am Leben: eine schöne Sache.

Braucht man ein Wiener Herz, um mich zu verstehen? Vielleicht weiß der Reini, dass ich ein bekennender Verehrer der Schraubleica bin. Weil die M3 erwähnt wurde; mit ihrem Erscheinen ging die Ära der Schr.L. zu Ende. Die IIIg machte eigentlich keinen Sinn mehr. Sie war wohl nur noch ein letztes Zugeständnis an die vielen treuen Schr.L.-Benutzer. M39 hatte ausgedient. Ich will keine Eulen nach Athen tragen, sondern nur sagen, dass mein Beitrag keinesfalls eine Herabwürdigung  von Leitz ist, ganz im Gegenteil es handelt sich um eine Hommage an die Schr.L. , die mit der IIIf mit Vorlaufwerk ihren Höhepunkt und zugleich ihr Ende erreicht hatte.

Die M3 finde ich bei weitem nicht so schön. Auch wenn sie insbesondere für Pressefotografen eine Reihe von Vorteilen bot, ich mochte sie nie. Ich konnte ihr nicht verziehen, dass sie die Schr.L. verdrängt hatte. Di

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Hallo mazdaro,

sehr schön geschrieben, danke dafür.

Die sowjetischen Kameranachbauten waren nie eine Augenweide  - eher hat man sie durch seltsame Farbkombinationen noch hässlicher gemacht...🙄

Übrigens gibt es ja noch die Contax-Nachbauten ala Kiev....

Grüße

Jürgen

Edited by jhamm
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Am 17.2.2019 um 21:44 schrieb mazdaro:

Während Asahi neben hervorragender Verarbeitung auch technische Innovationen mit einfließen ließ...

Als alter Pentaxianer - zuerst SLR, später DSLR - fand ich diese Eigenschaften auch bei den zeitnaheren Modellen. Danke für die interessante Story nebst Bildern.

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Danke für die aufmunternden Worte! 

Ja, Leica und Contax, das waren weltweit die großen Vorbilder.

Die Gehäuseform der Asahiflex erinnert mehr an die Contax.

Auch die Nikon F weist im Grundriss die acht leicht gerundeten Ecken auf,

die man von den frühen hauseigenen Contax-Kopien übernommen bzw. beibehalten hat.

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Wenn es hier um Spiegelreflexkonstruktionen geht, dann sollte es nicht so schwerfallen, zu erkennen, dass Verbastelungen auf dem Boden von Schraubleicas ebenso wenig zeitgemäß waren, wie die Schraubleica selbst - zumindest ab Anfang der 50-er Jahre.

Aus Dresden kam damals die Contax S, später Contax D, deutlich zukunftsfähiger und auch viel eleganter daher: https://www.dresdner-kameras.de/contax/contax.html .

Man orientierte sich zwar noch an der Contax mit Meßsucher, ließ aber deren Komplikationen weg, setzte ein kleines Prisma drauf und vergrößerte den Objektivanschluss.

Das reichte auch noch fast 15 Jahre später als Vorbild für die wirklich moderne Pentax Spotmatic und damit als Maßstab für das Design aller weiteren Spiegelreflexkonstruktionen: https://en.wikipedia.org/wiki/Pentax_Spotmatic

 

 

 


 

 

 

  

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vor 3 Minuten schrieb UliWer:

 

Das reichte auch noch fast 15 Jahre später als Vorbild für die wirklich moderne Pentax Spotmatic und damit als Maßstab für das Design aller weiteren Spiegelreflexkonstruktionen: https://en.wikipedia.org/wiki/Pentax_Spotmatic
 

.... und für den Namen PENTAX hat `s als Vorbild gleich auch noch gereicht ....

Wobei ich aber die Praktina und ihr System als das besten durchdachte System aus der Frühzeit der Kleinbild-Reflexen ansehe. Bestens ausgeführt und zu ihrer Zeit moderner als die EXAKTA, war es sehr traurig dass dieses System, welches gute Voraussetzungen zur modernen Reportage-Reflex hatte, zugunsten der Praktikas eingestellt wurde.

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vor 2 Stunden schrieb jhamm:

...oder auch als Pentacon bekannt.

...

Pentacon hießen sie erst später - Folge des komplizierten Streits um Namen und Rechte zwischen Zeiss-Ost und Zeiss-West.

“Pentax“ wäre vielleicht die zugkräftigere Markenbezeichnung gewesen, die hatte man aber nach Japan „verkauft“.

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vor 53 Minuten schrieb mazdaro:

Erinnert mich an den Rechtsstreit "Zeiss Ikon" und "Nikon".

Sollte jemand Bilder von der Practiflex  besitzen bzw. anfertigen können, wäre ich über eine Einstellung in diesen Thread sehr erfreut.

"Praktina" : https://www.dresdner-kameras.de/praktina-system/praktina-system.html

Im Menue findet man auch zahlreiche Abbildungen der "Praktiflex"

Irgendwie könnte man meinen, die "Asahis" hätten nicht nur den Namen "Pentax" von der DDR gekauft, sondern die "Praktiflex" -Konstruktion gleich mit.

Edited by wpo
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vor 5 Stunden schrieb wpo:

.... und für den Namen PENTAX hat `s als Vorbild gleich auch noch gereicht ....

Wobei ich aber die Praktina und ihr System als das besten durchdachte System aus der Frühzeit der Kleinbild-Reflexen ansehe. Bestens ausgeführt und zu ihrer Zeit moderner als die EXAKTA, war es sehr traurig dass dieses System, welches gute Voraussetzungen zur modernen Reportage-Reflex hatte, zugunsten der Praktikas eingestellt wurde.

Solche Entscheidungen sind (für Außenstehende) oft schwer nachvollziehbar.

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Bild 1: Zenit 3M (Das war neben der Lubitel (6x6) meine erste Spiegelreflex)

Bilder 2 und 3: Start (Man sieht sofort, wieso sie auch "Russische Exakta" heißt)

 

Bilder 4 und 5: Leotax Elite um 1960 (Es wurden nicht mehr als 4000 Stück gebaut)

Von der japanischen Leotax gab es um diese Zeit mehrere Varianten:

Mit (TV2 (Merit)) oder ohne Selbstauslöser (T2L (Elite)), mit (FV) oder ohne 1/1000 (Merit, Elite).

Ab 1947 mit gekoppeltem Entfernungsmesser (Dt. Patente wurden von den Alliierten für null und nichtig erklärt!)

Als Optik wurde um 1960 das hervorragende Topcor S, 50mm, 1 2 - das rote S dürfte wohl für Sonnar stehen - angeboten,

das angeblich auf Summicron-Niveau wäre - zumindest was die Preise anbelangt:). Bei dem Leonon dürfte es sich eher um einen Fünf- oder Sechslinser handeln. Anscheinend weiß da niemand genau Bescheid. Nicht selten wurde auch ein Nikkor angeboten. 

Ich denke, wenn die IIIg so (schön) ausgesehen hätte,  wäre der Siegeszug der M3 nicht ganz so schnell vonstatten gegangen. Aufzuhalten war er ohnehin nicht mehr.

Schraubleica :wub:

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Edited by mazdaro
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