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Seltsam, die Taxifahrerin, eine Berlinerin, die meine Frau und mich durch Berlin gefahren hat, war ähnlicher Ansicht wie wir, und hat uns, als sie unsere Zurückhaltung gegenüber der Pracht bekemerkt hat, beispielsweise am Außenministerium vorbeigefahren, obwohl es nicht am Weg lag.

Taxifahrer. OMG! Hör mir nur auf mit Taxifahrern.

Du lässt dich also per Taxi durch's Regierungsviertel und vielleicht noch über die Museumsinsel kutschieren, nächtigst dann in einem Hotel, nimmst ein paar geschäftliche Termine war, fliegst nach einem Schaufensterbummel mit abschließenden Cappuccino unter den Linden(oder gar am Ku'damm) wieder dahin zurück, wo du hergekommen bist und glaubst, irgend etwas über Berlin sagen zu können? Du kannst unmöglich so naiv sein.

Dem normalen Berliner geht das, was du für Berlin hältst, in aller Regel völlig am Arsch vorbei(so ihm nicht gerade die Anlässe zum Meckern ausgehen, aber das ist selten), weil es mit seinem Leben in dieser Stadt praktisch NICHTS zu tun hat.

Zieh' her, in die Stadt, lebe und arbeite hier 10 Jahre, dann lernst du nicht nur den Alltag(!) eines Berliners, sonden vielleicht sogar ein Stück Berlin kennen.

 

Von früher her erinnere ich mich an die Stalinallee. Auch wenn alle auftrumpfende Zier nun fehlt, sprechen die Häuserfronten eher mächtig als überzeugend. Ganz anders will mir beispielsweise die FU erscheinen, auch die Staatsoper und besonders die Berliner Philharmonie.

Merkst du es nicht selbst, dass du hier nichts anderes betreibst als Highlight-Hopping.

Nimm deine M und schlenderte durch Seitenstraßen und vor allem: fahre viel mit Bussen und Bahnen - vornehmlich zu Stoßzeiten. Dann bekommst du einen klitzekleinen Vorgeschmack auf das, was Berlin EIGENTLICH ist.

Edited by Signor Rossi
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"Wer sich herausgerettet hat aus der stürmischen Lebenswelle folgt mir gern in das Dickicht der Wälder, durch die unabsehbare Steppe und auf den hohen Rücken der Andenkette. Zu ihm spricht der weltichtende Chor: "

 

Dichtete einst ein Berliner. UND jetzt kommts (süddeutscher Teil):

 

"Auf den Bergen ist Freiheit!

Der Hauch der Grüfte

Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte;

Die Welt ist vollkommen überall,

Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual."

 

 

Gruß Gregor

Edited by kunzhobel
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extra ein Krieg zwischen Berlinern und Bayern

1. Bin ich nur ein Zugezogener. ;)

2. Wäre Bayern, glaube ich, das einzige alte Bundesland, in dem zu leben ich mir vorstellen könnte!

Von meiner Seite aus ist diesbezüglich also kein Krieg zu gewärtigen.

Ich mag's nur nicht, wenn man mir nach ein paar Stippvisiten an exponierte Stellen meine Stadt erklären will.

Edited by Signor Rossi
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Na, das ist nicht nur high-light-hopping, zumal ich zwar beruflich, aber nicht geschäftlich dort war und immer mit dem Zug an- und abreise, also auch das Ankommen aus dem weiten Umland kenne. Ich habe nicht von allem dem gesprochen, was ich in Berlin gesehen habe, sondern nur von dem, was Berlin ganz anders als jede andere europäische Hauptstadt dem Provinzler präsentiert.

 

Einem mitreisenden Freund wollte ich den Ort des Wohnhauses unseres Conprovinzlers Hegel zeigen. Ich fand die Ruine nicht mehr auf den Augenblick, denn es war inzwischen wieder aufgebaut worden. Ganz nahe dabei fragte ich schließlich einen aus der Polizistenschaar danach. Er wußte es nicht. Ich fragte nach dem bekanntlich danabenstehenden Wohnhaus einer gegenwärtigen Politikerin. Er wurde mißtrauisch, sagte es mir aber, als ich erklärte, was ganau ich sehen wollte.

 

xyz.

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Nimm deine M und schlenderte durch Seitenstraßen und vor allem: fahre viel mit Bussen und Bahnen - vornehmlich zu Stoßzeiten. Dann bekommst du einen klitzekleinen Vorgeschmack auf das, was Berlin EIGENTLICH ist.

 

Darf ich das als ein Angebot auffassen, mich zu begleiten, falls ich wieder einmal dorthin muß? Ich wüßte sogar, daß ich mich gern zum Haus »Einer Berliner Kindheit« führen lassen wollte, aber gewiß nicht nur dorthin. Ich könnte mich ja mit einer Bergführung in Bayerisch-Schwaben erkenntlich zeigen.

 

xyz.

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Darf ich das als ein Angebot auffassen, mich zu begleiten, falls ich wieder einmal dorthin muß? Ich wüßte sogar, daß ich mich gern zum Haus »Einer Berliner Kindheit« führen lassen wollte, aber gewiß nicht nur dorthin. Ich könnte mich ja mit einer Bergführung in Bayerisch-Schwaben erkenntlich zeigen.

 

xyz.

Ein wunderbares Buch, auf das hier angespielt wird.

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...

Nimm deine M und schlenderte durch Seitenstraßen und vor allem: fahre viel mit Bussen und Bahnen - vornehmlich zu Stoßzeiten. Dann bekommst du einen klitzekleinen Vorgeschmack auf das, was Berlin EIGENTLICH ist.

 

Urgs. Öffis in Berlin ist Hardcore. U-Bahn? S-Bahn? Bus? Die Leute! Absolut unerträglich. Die Stadt ist die ultimative Werbung für die Neutronenbombe (die Leute sind alle weg und die Häuser sind stehengeblieben).

 

Mein Tip für Berlin: Hauptbahnhof Gleis 8.

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Darf ich das als ein Angebot auffassen, mich zu begleiten, falls ich wieder einmal dorthin muß? Ich wüßte sogar, daß ich mich gern zum Haus »Einer Berliner Kindheit« führen lassen wollte, aber gewiß nicht nur dorthin. Ich könnte mich ja mit einer Bergführung in Bayerisch-Schwaben erkenntlich zeigen.

 

xyz.

Du hast ne PN.
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Urgs. Öffis in Berlin ist Hardcore. U-Bahn? S-Bahn? Bus? Die Leute! Absolut unerträglich.

Für Menschen knipsende M-ler das Paradies auf Erden.

Für einen 6x6 Quartalsknipser wie mich, der das Rumheulen anfängt, wenn kein Stativ greifbar ist, natürlich nichts,

aber bei Gott! Gegen gemeine BVG-Insassen sind Fellinis Faces doch Kindergeburtstag!

 

Ich genieße es halt immer einfach nur so und spitze dabei die Ohren, was auch unbedingt zu empfehlen ist. Kürzlich im Bus aufgeschnappt: Ein türkischer Jugendlicher erklärt einem anderen, etwas jüngeren ebensolchen: "Ey Alda, studieren is voll geil! Genau wie arbeitslos. Aber deine Eltern sind stolz auf dich!"

Genial einfach auf den Punkt gebracht. Dit is Berlin! :)

 

https://youtu.be/YEYim54pJ00"]https://youtu.be/YEYim54pJ00]

Edited by Signor Rossi
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In Berlin passiert das Meiste direkt, ungefiltert und sozusagen in Echtzeit. Hier prallen unterschiedlichste Welten ohne jeglichen Puffer aufeinander. Man kann an Berlin scheitern und trotzdem lässt diese Stadt ihre "Eingeborenen" in aller Regel nicht los. Für sie ist die Stadt ein Schicksal, während sie für andere nur ein hipper Trip ist.

 

Berlin war immer eine Last, für die innen, wie für die von außen. Und Berlin ist ein Tiegel, in dem Vieles geschmolzen wird. Wer Berlin auf seine Bauten und Geschichtsdaten reduziert, wird die Menschen, die hier geboren sind, nicht im Ansatz verstehen können.

 

Lange war Berlin eine Idee, die nur die Freiheit zum Inhalt hatte, die Freiheit war die Klammer. Als die Klammer sich in ihrer Bedeutung verschob, hin zum Geld als grundlegender Idee, wurde aus dem einenden Ideal ein individualisierter Selbsterfahrungstrip für alles und jeden.

 

Das Einende der Freiheit wurde zu einer entbehrlichen Worthülse, die Stadt ist zu einer Art von Disneyland geworden, der Traum, der in Berlin über lange, lange Zeit ein Lebensnerv war, ist vertrieben worden...

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Urgs. Öffis in Berlin ist Hardcore. U-Bahn? S-Bahn? Bus? Die Leute! Absolut unerträglich. Die Stadt ist die ultimative Werbung für die Neutronenbombe (die Leute sind alle weg und die Häuser sind stehengeblieben).

 

Mein Tip für Berlin: Hauptbahnhof Gleis 8.

 

 

Ich glaube schon länger, dass all die gutsituierten Mitbürger, die einen gewissen Lebensstandard überschritten haben und nur noch Auto fahren, verpflichtet werden sollten, einige male im Jahr öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Sie würden merken, wie beschränkt ihre Welt des (relativen) Wohlstands ist. Sie würden aber auch bemerken, dass man in den allermeisten Nahverkehrsmittel sehr gut fahren kann. Man ist halt nur nicht allein.

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Ich glaube schon länger, dass all die gutsituierten Mitbürger, die einen gewissen Lebensstandard überschritten haben und nur noch Auto fahren, verpflichtet werden sollten, einige male im Jahr öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Sie würden merken, wie beschränkt ihre Welt des (relativen) Wohlstands ist. Sie würden aber auch bemerken, dass man in den allermeisten Nahverkehrsmittel sehr gut fahren kann. Man ist halt nur nicht allein.

 

Stimmt.

 

Ich hätte bis eben behauptet, dass man mit dem Ö-Nahverkehr nicht gut fahren kann, aber wenn ich deinen Beitrag so lese, dann sind es wohl wirklich nur die anderen, die mich stören und ich gebe zu, dass das wohl eher an mir liegt.

 

Ich bin zudem, allein durch meine Anwesenheit, ein relativ wirkungsvoller Deeskalierer. ;)

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Lange war Berlin eine Idee, die nur die Freiheit zum Inhalt hatte, die Freiheit war die Klammer. Als die Klammer sich in ihrer Bedeutung verschob, hin zum Geld als grundlegender Idee, wurde aus dem einenden Ideal ein individualisierter Selbsterfahrungstrip für alles und jeden.

Das Einende der Freiheit wurde zu einer entbehrlichen Worthülse, die Stadt ist zu einer Art von Disneyland geworden, der Traum, der in Berlin über lange, lange Zeit ein Lebensnerv war, ist vertrieben worden...

Du machst als Eingeborener den selben Fehler wie der gemeine Tourist. Du siehst an Berlin gerade nur die Seite, die die Medien und die es selbst nach außen kehren.

Du beschreibst das Label Berlin, nicht das Berlin der Straße, wie es der werktätige(oder auch erwerbslose) Otto-Normal-Berliner alltäglich erlebt.

Dass das Geld vieles kaputt macht, ist ein allgemeines Problem, kein spezifisch Berlinisches. Hier fällt es gerade nur mehr auf, weil Berlin verhältnismäßig lange davon verschont geblieben ist.

Zumindest im Ostteil der Stadt.

Und hier sind wir schon beim zweiten Problem und einer möglichen Erklärung dafür, dass hier derart aneinander vorbeigeredet wird.

Berlin meint bei dir offenbar nicht Berlin, sondern Berlin/West.

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Ich bin relativ oft in Berlin. Meist zwar an denselben Stellen, in letzter Zeit bemühe ich mich aber, mehr kennen zu lernen. In etwa so wie früher, als ich mich in irgendeinen Bus gesetzt habe und bis zur Endstation gefahren bin. Aus dieser alten wie neuen Berlin-Erfahrung würde ich sagen: Berlin ist beides - Ost und West, Rossi und sinope, Geld und (relative) Armut, Glamour und Beschwernis.

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Ich glaube schon länger, dass all die gutsituierten Mitbürger, die einen gewissen Lebensstandard überschritten haben und nur noch Auto fahren, verpflichtet werden sollten, einige male im Jahr öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Sie würden merken, wie beschränkt ihre Welt des (relativen) Wohlstands ist. Sie würden aber auch bemerken, dass man in den allermeisten Nahverkehrsmittel sehr gut fahren kann. Man ist halt nur nicht allein.

 

Das halte ich für "riskant". Es könnte zu unerwünschten Gedanken zum Thema "Bildungspolitik" oder gar zum Thema "Migration" und/oder "Bevölkerungsentwicklung" bzw. "Lage der Nation" führen.

 

Da ist es echt besser, vor dem Fernseher zu hocken und gewaschene und gepflegte Menschen zu sehen, die sprechen können (ja, RTL etc. unbedingt meiden! Lieber Horst Lichter "Bares für Rares", Rosamunde Pilcher und Degeto-Produktionen gucken).

 

Unterwegs in fremden Städten ist auch der Kauf eines Fahrtausweises (bzw. der Versuch des Kaufs) mitunter schon ein schockierendes Erlebnis (anderes Ende der Skala, hochstudierte Leute entwerfen ein "System" für die breite Öffentlichkeit). Man muß dazu nicht unbedingt weit reisen, man kann quasi als Simulation auch in seinem Heimatdorf mal zum Flughafen fahren und gucken, wie die Auswärtigen vor dem Automaten stehen und rätseln.

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Das halte ich für "riskant". Es könnte zu unerwünschten Gedanken zum Thema "Bildungspolitik" oder gar zum Thema "Migration" und/oder "Bevölkerungsentwicklung" bzw. "Lage der Nation" führen.

 

 

 

Vielleicht ist das ein teil des Problems. Über das, was man nicht sieht, denkt man nicht nach. Dass Nachdenken auch in die Hose gehen kann, gehört zum Lebensrisiko. Man kann bei U-Bahn-Fahren aber auch auf den Gedanken kommen, es gebe viel zu tun und das nicht immer nur in eine Richtung.

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Berlin meint bei dir offenbar nicht Berlin, sondern Berlin/West.

In "Berlin/West" bin ich geboren. Seit über 10 Jahren lebe ich im Ostteil der Stadt. Auch die verschiedenen "Touristen" haben sich über die Dekaden verändert. Das "Label" Berlin, welches Du erwähnst, (nicht besonders wertschätzend, wie mir scheint), ist nicht von außen herein getragen worden, sondern von eben den "kleinen Leuten", die Du beschreibst, mit Leben gefüllt worden.

 

Der Freiheitswille des Berliners speist sich aus dem Unwillen, -wie auch immer- regiert zu werden. Dieser Unwille hat eine östliche wie auch eine westliche Art, die sich durchaus unterschieden haben und dies wahrscheinlich heute noch tun. Nur werden diese Diskurse durch andere überdeckt. Das "Dagegen-Sein" ist eine gesamtberlinische Überlebensstrategie, die heute nicht mehr funktioniert; der Berliner wollte nie okkupiert werden, und dennoch ist dies immer geschehen. 

 

Lange Zeit war es egal, ob das "Projekt Berlin" rentabel war oder nicht. Dass dies so nicht mehr ist, darunter leiden besonders die Menschen, die Du in Art eines -nur anders gearteten Labels- auf ein Podest stellen magst. Auf einem solchen Podest fühlt sich der Berliner jedoch auch nicht wohl.

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Da hast du mich missverstanden. Ich hebe NIEMANDEN auf ein Podest, schon gar keinen Berliner ;), ich weise nur darauf hin, dass man als Berliner vor dem Reichstag genauso als Touri steht, wie der Touri selbst, da das nichts mit dem Alltagsleben zu tun hat.

Ebensowenig wie das Regierungsviertel.

Was das Label Berlin angeht, bin ich übrigens völlig anderer Meinung als du, finde es aber schlicht zu anstrengend, das Thema schriftlich über die Handytastatur zu erörtern.

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