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Schoenen Gruss von Neuseeland! Gewoehnlich besuche ich das Englisches Forum, dachte diesmal dass ich dieses Forum besuchen wuerde; bitte mein Deutsch entschuldigen...

 

Dies habe ich auf http://www.go-with-us.de gefunden, was fuer mich sehr interessant war: es haendelt sich ueber die Veroeffentlichung einer Biographie von Ernst Leitz II, die von seinem Enkel, Dr Knut Kuehn-Leitz, geschrieben war. (Keine Ahnung ob dieses Buch auch in Englisch gibt?)

 

„Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert!“ Mit diesem Satz hat Ernst Leitz II. die Fotowelt revolutioniert!„ " 'I have decided, we'll risk it.' With this statement Ernst Leitz II revolutionized the photographic world."

 

Und weiter:

 

"Ernst Leitz II. hat aber mit der Entscheidung, die von Oskar Barnack entwickelte Kamera und die von Max Berek gerechneten Objektive zu fertigen, in erster Linie an seine eigenen Mitarbeiter gedacht. Er wusste: „Hier handelt es sich um die Möglichkeit, mit dieser kleinen Kamera unseren Arbeitern in den Jahren der Depression Arbeit zu beschaffen und sie damit durch die schwere Zeit zu bringen.“

 

Das soziale Engagements des Unternehmers wird in vielen Bereichen sichtbar, die in der Biographie von diversen Zeitzeugen beschrieben werden. Auch hier zeigt sich der wirtschaftliche Weitblick des Wetzlarers, der schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts soziale Absicherungen für seine Mitarbeiter unterhielt, die deutlich effizienter waren als heutige staatliche Systeme. Dazu zählten eine Pensions und Betriebskrankenkasse sowie die Förderung des sozialen Wohnungsbaus.

 

Ernst Leitz blieb Zeit seines Lebens der väterliche Freund für seine Belegschaft. Sein Enkel, der Herausgeber des neuen Buchs, charakterisiert seinen Großvater so: „Er war der geborene Unternehmer. Er besaß das Fingerspitzengefühl für das, was entwickelt werden sollte und dafür, wer mit der Konstruktion sowie später mit der Fertigung und dem Vertrieb zu betrauen war. Er konnte sich auf seine Mitarbeiter verlassen und diese wussten, dass er in Krisenzeiten alles tat, um ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Sie fühlten sich als Teil einer großen Familie.

 

“Auch politisch war Ernst Leitz II. aktiv. Er gehörte zu den Gründern der liberal orientierten Deutschen Demokratischen Partei in Wetzlar, die früh eine politische Alternative gegen aufkommenden rechtsnationalen Geist aufzeigte. Für Leitz war es später selbstverständlich, verfolgten Mitbürgern des Naziregimes zu helfen. Davon zeugt ein Dankesbrief von Nathan Rosenthal, der mit Leitz Hilfe in die USA emigrierte."

 

 

Was fuer ein Unterschied, zwischen damals und heute!

 

Mit freundlichen Gruessen aus Neuseeland, wo wir jetzt Sommer feirern!

 

David

 

http://www.davidkillick.co.nz

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Na ja, in der Tendenz mag diese vom Enkel verfasste Biographie richtig sein.

 

Es sollten aber die Darstellung der unternehmerischen Entscheidungen von den politischen Einstellungen mit ihren (auch außerbetrieblichen) menschlich/mutigen Taten getrennt werden.

 

Letztere, offenbar bezeugt und als wahr bestätigt, wären weitaus schwerer zu leisten gewesen ohne einen funktionierenden Betrieb, ohne die Möglichkeit, Gewinn zu machen.

 

Hier beginnt meine Kritik an den Aussagen Herrn Dr Kuehn-Leitz.

Mag sein, daß Ernst Leitz II intensiver und "väterlicher" an seine Mitarbeiter gedacht hat, als andere. Aber dies als fast auschließliches und rundum bestimmendes Element der Betriebsführung?

 

Ich, als zugegeben kleines (Unternehmer-) Licht, denke zuallererst an das Prosperieren des Betriebes und dann an das Wohlergehen meiner Mitarbeiter. Diese Reihenfolge scheint mir die natürliche zu sein. Gesunder Betrieb = (meistens) zufriedene Mitarbeiter.

 

Insofern scheint die Aussage, bei der Entscheidung zugunsten einer Leica-Produktion nur an die Mitarbeiter gedacht zu haben, geschönt zu sein, zwar nett geschönt, aber nicht ganz glaubhaft.

 

Gut. Wir wissen, daß es damals und heute andere Figuren an der Spitze von Firmen gab und gibt.

 

Vielleicht kritisiert man auch Freunde im Geiste etwas härter?

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Guest user9293

mh, sowohl als auch - es kommt wohl schon auf die Situation an. Wir hatten hier Jahre, und in diesen Jahren Jahreszeiten, da konnten wir die Arbeit nur noch für die nächsten 2 Wochen absehen - weil einfach die Auftragslage schlecht war. Bei 60 Arbeitnehmern wird einem da anders. Ich habe die schlaflosen Nächte meiner Frau erlebt und gesehen welcher Stein meinem Schwiegervater vom Herzen fiel, als er nicht mehr darüber nachgrübeln brauchte, wen er als erstes entläßt. Hinter jedem Mitarbeiter steht eine Familie - und Wetzlar ist genau wie Koblenz diesbezüglich einfach ein Dorf. Auch als Arbeitgeber lebt man in dieser Gemeinschaft und sieht die Gesichter immer wieder.

 

Anders sieht es bei einem Bekannten von uns aus. Der arbeitet für "Heuschrecken" - allerdings für halbwegs zahme. Firmen in die die einsteigen, müssen erst nach 8 anstatt in der Branche üblichen 3 Jahren die Investitionen eingespeilt haben. Die Entlassung von 300 oder 400 Arbeitnehmern ist dort ein reines Rechenexempel und die Entscheidung dauert nur solange wie der Computer braucht, um die Zahl auszuspucken, wie viel "freigesetzt" werden müssen - plus der Zeit, die jemand braucht um seinen Otto darunter zu setzen. Unser Bekannter sagt: "Ich kenne die doch nicht. Ich muß denen auch nicht ins Gesicht sehen - da ist das relativ einfach. Andererseits, wieviele Arbeitsplätze kann ich mit den 300 oder 400 Entlassungen retten? Wenn ich alle behalte, kann ich den Laden in einem halben Jahr ganz zu machen."

 

Ich will hier niemandem das Wort reden - aber es ist unheimlich einfach immer in jedem Handeln die schlechte oder unlautere Motivation dahinter zu suchen und zu finden. Fakt ist: Herr Leitz hat die Firma mit unkonventionellen Entscheidungen, Weitblick und für damalige Verhältnisse ungewöhnlich arbeitnehmerfreundlichem Handeln durch schwere Zeiten gebracht hat. Und wahrscheinlich konnte er Sonntags gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in der Kirche sitzen. Und wahrscheinlich konnte er durch Wetzlar spazieren gehen und jeder hat den Hut vor ihm gezogen. Und wahrscheinlich kannte er viele die ihm dabei begegneten mit Namen. Mit Sicherheit hat er seinen Mitarbeitern aber auch viel Leistung und Disziplin abverlangt - schließlich ging es auch um Präzision.

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Ach ja , die übliche Lobhudelei halt.

Ich sehe die Leistungen des Ernst Abbe und des Carl Zeiss weit vor einem, der sein Leicawerk nicht aufgebaut, sondern lediglich geerbt hatte.

Auch das Risiko, die Leica zu produzieren wird überschätzt. Immerhin verdiente man ja nicht schlecht mit Kinoausrüstung und Mikroskopen. Die Entscheidung für die Leica war ganz normales unternehmerisches Risiko.

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Und wahrscheinlich konnte er Sonntags gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in der Kirche sitzen. Und wahrscheinlich konnte er durch Wetzlar spazieren gehen und jeder hat den Hut vor ihm gezogen. Und wahrscheinlich kannte er viele die ihm dabei begegneten mit Namen. Mit Sicherheit hat er seinen Mitarbeitern aber auch viel Leistung und Disziplin abverlangt - schließlich ging es auch um Präzision.

 

Und wahrscheinlich hatte er auch keinen Betriebsrat, kein Betriebsverfassungsgesetz, kein Kündigungsschutzgesetz, kein Dosenpfand, kein Umweltrecht, keine Emissionsverordnungen und keine 100000 anderen Vorschriften, mit denen es heutzutage Unternehmern schwer gemacht wird, das zu tun, wozu sie eigentlich da sind, nämlich etwas zu unternehmen.

 

Nicht dass ich generell gegen diese Errungenschaften wäre, man sollte einfach auch andere Relationen von damals zu heute sehen.

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Ach ja , die übliche Lobhudelei halt.

Ich sehe die Leistungen des Ernst Abbe und des Carl Zeiss weit vor einem, der sein Leicawerk nicht aufgebaut, sondern lediglich geerbt hatte.

Auch das Risiko, die Leica zu produzieren wird überschätzt. Immerhin verdiente man ja nicht schlecht mit Kinoausrüstung und Mikroskopen. Die Entscheidung für die Leica war ganz normales unternehmerisches Risiko.

 

 

 

Sein Werk zu erben, ist ja noch kein Verbrechen. Nichts aus diesem Erbe zu machen, wäre schon eher eines.

 

Tendenziell stimme ich der These zu, die Entscheidung für die Leica sei das Ergebnis einer eher normalen Risikoabwägung gewesen.

 

Dennoch: Wenn sie (die Entscheidung) mit größerer Rücksichtnahme auf das Mitarbeiterwohl, als damals in Betrieben üblich war, zustande gekommen ist: Hut lüften!

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… um auf die (weniger bekannte) politische Seite einzugehen noch mal einen Link, den wir hier schon mal hatten: http://www.youtube.com/watch?v=q6j0ynkR8Ic

 

Und zum Unternehmer: »Er konnte sich auf seine Mitarbeiter verlassen und diese wussten, dass er in Krisenzeiten alles tat, um ihren Arbeitsplatz zu erhalten.«

 

Ich wüsste nicht, was daran heute nicht mehr gültig sein sollte??!

In einem gut geführten mittelständischen Unternehmen ist das in besten Fall auch heute noch als gelebte Unternehmensphilosophie voll so etabliert.

 

Nur würde darüber heute keiner mehr ein Buch schreiben, weil diese gesunde Mischung aus »soft & hard skills« neben den heute hauptsächlich im Fokus stehenden shareholder values in der öffentlichen Wahrmnehmung kaum mehr denn als eine lolalpatriotische Randnotiz rezipert wird.

 

Und das sicher nicht zuletzt auch, weil es dort heute schwieiger ist als ehedem, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Meilensteine zu setzen.

 

Dennoch: dieser Geist existiert in modernem Gewand auch heute an vielen, vielen Stellen.

Und das ist gut so!

 

grüße

manfred

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Guest chris_h
die Betonung liegt auf den mittelständischen Betrieben. Siemens läßt gerade etwa 3000 ehemalige Mitarbeiter von Benq entsorgen.

 

Die Betonung liegt auf Unternehmern mit Herz UND Verstand - wodurch sie sich schon automatisch von Kleinhirn-gesteuerten und der Unverbindlichkeit von Aktionären verpflichteten Managern unterscheiden ...

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Na ja, in der Tendenz mag diese vom Enkel verfasste Biographie richtig sein.

 

 

Hier beginnt meine Kritik an den Aussagen Herrn Dr Kuehn-Leitz.

Mag sein, daß Ernst Leitz II intensiver und "väterlicher" an seine Mitarbeiter gedacht hat, als andere. Aber dies als fast auschließliches und rundum bestimmendes Element der Betriebsführung?

 

Ich, als zugegeben kleines (Unternehmer-) Licht, denke zuallererst an das Prosperieren des Betriebes und dann an das Wohlergehen meiner Mitarbeiter. Diese Reihenfolge scheint mir die natürliche zu sein. Gesunder Betrieb = (meistens) zufriedene Mitarbeiter.

 

 

Hi,

hier allerdings, liegen Sie völlig falsch, es war so, wie im Buch geschrieben.

Gruß

Horst

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Guest user9293
....Unverbindlichkeit von Aktionären verpflichteten Managern unterscheiden ...

 

mh, sind nicht viele von uns auch ein wenig Bluna - äh Aktionär? - sofern wir in Fonds einzahlen und uns wünschen, daß die ordentlich Rendite bringen.

 

Mein Vater lernte seinerzeit in einer DDR-Schule, daß der Kapitalist aus lauter Profitgier dem Klassenfeind selbst den Strick verkauft, an dem der in aufgeknüpfen wird. So dumm ist der Kapitalist dann offensichtlich doch nicht: er verkauft lieber dem Arbeiter die Aktie, mit der er sich selbst in die Arbeitslosigkeit katapultiert.

 

Nur mal so ein Gedankenspiel - kommt aber noch besser:

 

...und mit den Hartz IV-Knebeln sammelt er die Firmenanteile wieder ein

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Mehr oder weniger haben alle recht.

Aber!

Die Entscheidung fiel zugunsten der Leica nur aufgrund der engen Freundschaft zwischen 2 Personen.

O.B. und E. L. II.

Unternehmerisch gesehen war das damals in der Wirtschaftsweltkrise fast Harakiri!

Mit allem Risiko!

Hendrik

Der Enkel, als Herausgeber des genannten Buches war übrigens an dieser Entscheidung nicht beteiligt.!

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Die Betonung liegt auf Unternehmern mit Herz UND Verstand - wodurch sie sich schon automatisch von Kleinhirn-gesteuerten und der Unverbindlichkeit von Aktionären verpflichteten Managern unterscheiden ...

 

Ähem Chris, den Schmalz von Herz & Verstand, den kannst du vielleicht jemand ins Poesie-Album schreiben oder in eine Jubilarsrede einbauen. Wenn du aber versuchst, als Unternehmer von einer Bank einen Kredit zu bekommen, dann kriegst du für solche Sprüche einen feuchten Händedruck.

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Guest chris_h
Ähem Chris, den Schmalz von Herz & Verstand, den kannst du vielleicht jemand ins Poesie-Album schreiben oder in eine Jubilarsrede einbauen. Wenn du aber versuchst, als Unternehmer von einer Bank einen Kredit zu bekommen, dann kriegst du für solche Sprüche einen feuchten Händedruck.

 

Der Verstand sorgt für den Kredit und möglichst akzeptable Rahmenbedingungen - das Herz läßt er (bei einigem Verstand) nur dort raushängen, wo man's dann unter "soft skills" subsumieren kann ... um nicht missverstanden zu sein: DEN Typus von Unternehmer, von UnternehmensPERSÖNLICHKEIT, gibt's durchaus (noch) - in der Regel im mittelständischen Bereich, eher selten in aktiennotierten Unternehmen.

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Guest chris_h
mh, sind nicht viele von uns auch ein wenig Bluna - äh Aktionär? - sofern wir in Fonds einzahlen und uns wünschen, daß die ordentlich Rendite bringen.

 

Mein Vater lernte seinerzeit in einer DDR-Schule, daß der Kapitalist aus lauter Profitgier dem Klassenfeind selbst den Strick verkauft, an dem der in aufgeknüpfen wird. So dumm ist der Kapitalist dann offensichtlich doch nicht: er verkauft lieber dem Arbeiter die Aktie, mit der er sich selbst in die Arbeitslosigkeit katapultiert.

 

Nur mal so ein Gedankenspiel - kommt aber noch besser:

 

...und mit den Hartz IV-Knebeln sammelt er die Firmenanteile wieder ein

 

 

Wo sonst, als in der DDR sollte man sich an Marx und Engels aufrichten ... ;)

 

Nö, SO Bluna bin ich dann doch nicht - zwingt mich auch keiner dazu ... und Fonds find' ich allenfalls im Umkreis der Küche sympathisch. :cool:

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Hi,

hier allerdings, liegen Sie völlig falsch, es war so, wie im Buch geschrieben.

Gruß

Horst

 

 

Diese Behauptung ist recht verwegen.

 

Wer weiß schon bis ins Detail, wie es war?

 

Wir haben uns an den Aussagen Herrn Dr. Kuehn-Leitz zu orientieren. Und die erscheinen mir partiell nach wie vor geschönt.

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