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Glückstag / Mein Einstieg in die Leica-Welt


Drehwurm

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ad. Strohm

 

Als Enthusiast und Kenner versuche ich mich der Illusion hinzugeben, dass auch die (fast)Besteigung des Chimborasso durch Alexander von Humboldt am 22. und 23. 6 1802 der Bergsteigerei als einer möglichen Form des Müßigganges für Gebildete zum Durchbruch verholfen hat.

Nur aus Interesse an der Sache: Könnten Sie, wenn Sie es aus dem Kopf wissen, sagen, welcher sozialen Schicht die Erstbesteiger in den Alpen angehörten?

 

Gruß Gregor

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Lieber aquila, für einen der Erschließer der Allgäuer Berge, in

denen ich meistens gegangen bin und gehe und in den

Wanderführern als Erstbesteiger Herrmann von Barth lesen

kann, würde ich in wikipedia unter diesem Namen nachschauen.

Das scheint mir aufschlußreich zu sein.

 

Humboldt ist natürlich nochmals eine ganz andere Adresse.

 

Der Friedhof von Pontresina hat bis vor kurzem großzügige

Gräber mehrer junger Engländer gezeigt, die um die

Jahrundertwende im Palügebiet umgekommen sind.

Einen repräsentativen Gedenkort findet man oberhalb des

Morteratschgletschers. Die Bergführer auf dem Friedhof von

Pontresina werden ihren Grabsteinen zufolge hingegen

sehr alt.

 

Freundlichst

str.

 

PS: Die eigentliche Erstbesteigung eines Gipfels aus

purem «Müßiggang» dürfte 1336 der Gang auf den Mont

Ventoux durch Petrarca gewesen sein. str.

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(Leni Riefenstahl wurde in dem unsäglichen Bergfilm zwar am

Berg, das heißt genauer: weit unten am Morteratschgletscher

in der Nähe der Bahnstation, wo heute die Kinder das Bergsteigen

lernen, abgebildet, ja, und dann noch oben in der Diavolezzahütte,

sie hat aber dort keine Aufahmen gemacht, schon gar nicht mit

dem zur Zeit des Films - 1929 - noch nicht erschienenen Bergelmar.)

 

str.

 

Über "Berg-Elmar" zu "bergselig", "Berg-Heil" zu Leni Riefenstahl ---

 

Mann Mann Mann, das sind ja wilde Assoziationsketten...

 

Ganz sicher hat Leni Riefenstahl in "Die weiße Hölle vom Piz Palü" der 1929 am Morteratsch gedreht wurde, keine "Aufnahmen gemacht". Sie war Darstellerin. Arnold Fanck (Arnold Fanck - Wikipedia) führte Regie, der Vater des Deutschen Bergfilms. Mit Hans Schneeberger und Sepp Allgeier waren Cameraleute in seinem Team, die später auch für Leni arbeiteten.

 

Ich weiss auch nicht weshalb der Film "unsäglich" sein soll, auch wenn er vielleicht nicht Ihrem Geschmack entsprechen mag. Haben Sie in der dargestellten Bergsteigerromantik eine Art "faschistoide Ästethik" gefunden, Herr Strohm? Dann sind Sie auf dem rechten Auge vielleicht ein wenig übersensibel. Dr. Fanck gilt unter Filmforschern nämlich keineswegs als Nazi, oder Sympathisant des braunen Packs...

 

Grüße, FM

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Darf ich Sie bitten, Herr Mechelhoff, sachlich zu bleiben.

Weder habe ich von «"faschistoide[r] Ästethik"» gesprochen,

wie Ihre Anführungszeichen nahelegen könnten, noch habe

ich Arnold Franck als «Nazi» bezeichnet, noch auch die

Assoziationen von Bergelmar und Bergheil etc. hergestellt,

sondern vielmehr abgewiesen.

 

Zum Film habe ich geschrieben:

 

Der besagte unsägliche Film von Arnold Franck ist, ich bleibe bei den

Steigerungen, kolossaler Kitsch mit einem primitiven Handlungsmuster

durch ein bißchen Sex, ein starkes bißchen mehr Ausländerfeindlichkeit

und gewaltig aufgedonnertem, letztendlich bewußt sinnlosem und

gleichwohl billigem Heroismus. Er ist insofern eine Ahnung des

Kommenden.

 

Soll ich dazu die Handlung erwähnen: Ein durch den Verlust

seiner Frau im Palügebiet gekränkter Dr. Krafft geht als Irrläufer

durch die Bergwelt, will trotz Föhnwetter, um einer Engländergruppe

zuvorzukommen, im Alleingang durch die Nordwand des Palü,

die es so nicht gibt (es sind Hängegletscher und Grate), stört auf

der Diavolezzahütte das Beisammensein eines Paares, das

sich ihm zu seinem Gang in Fels und Eis anschließt. Der

Irrsinn endet in der vorhersehbaren Katastrophe eines Wetterturzes,

der mit Eis- und Felsabgängen übermäßig dargeste llt wird. Ein

bekannter Weltkriegsflieger macht ein paar Flugkunstückchen, kann

die Leute aber nicht retten. Schließlich gibt sich Dr. Krafft auf, die

jungen Verliebten werden, nachdem Dr. Krafft die junge Frau so

sehnüchtig angeschaut hat, gerettet, obwohl der Jüngling dem

reifen und überlegenen Dr. Krafft an Heroismus weit hintennachsteht

und sein Glück nicht verdient.

 

Unsäglicher noch als diese Handlung ist die Verherrlichung

bloßer Naturgewalt als Gewalt und in Steigerung davon die

Bewunderung des Trotzes gegen diese Art von Natur, wie sie

eine bloße Ausgeburt der Phantasie derer ist, die sich darin

nicht zu bewegen wissen. Hier wird eine stupende filmische

Technik zum Leerlauf in bloßer Wiedergabe vermeintlicher

Naturexzesse mißbraucht.

 

Es keine Frage des Geschmacks oder eines übersensiblen

Auges, so etwas abstoßend zu finden, sondern eine Frage

zunächst der ästhetischen und dann auch der politischen Kultur.

Man macht es sich viel zu einfach, die Welt in Nazis und Nicht-

Nazis einzuteilen. Das muß ich mir ausbitten.

 

str.

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Guest Leicas Freund
Über "Berg-Elmar" zu "bergselig", "Berg-Heil" zu Leni Riefenstahl ---

Mann Mann Mann, das sind ja wilde Assoziationsketten...

Ich hätte selbstverständlich Arnold Frank nennen können - vor allem aber Georg Wilhelm Pabst.

Mit G.W. Pabst verbinden sich für mich mit die glücklichsten Momente meines Lebens mit der Leica. Ich war ganz stolz auf meine "neue" Leica M 3 - und doch etwas zurückhaltend in der Überschätzung der Einzigartigkeit.

Da hat sich Georg Wilhelm Pabst die Zeit genommen über eine halbe Stunde, allein mir, dem ihm unbekannten Teenager, die Leica auf seine Art zu erklären. So, wie es nur besondere Persönlichkeiten können.

 

Doch mir ging es nicht um Frank, Pabst, Riefenstahl udgl. - mir ging es um das verklärte Bild - sehr weich fotografiert, sehr dramatisch von Leni Riefenstahl in Sturm und Schnee am Berg. Das verklärte Bild, dass sich für Menschen der Nachkriegszeit zB mit Luis Trenker verbindet. Als junge Menschen haben wir uns seinerzeit darüber amüsiert.

 

Vielleicht macht der Werbespruch, den ich von folgender Seite zitiere, die Kette deutlich :

 

Welcome to Luis Trenker

 

Luis Trenker – das ist ein Begriff, eine Legende, ein Mythos. Ein Synonym für das Abenteuer Berg, die Sehnsucht nach Freiheit, den Weg nach oben. In Luis Trenker verschmelzen Person, Seele und Geist zu einem authentischen Symbol für Lebens- und Schaffenskraft bis ins hohe Alter. Er ist Vorbild in einer Welt, die sich von sinnstiftenden Werten oft weit entfernt hat.

 

Dieser Werbetext aus heutigen Tagen, den ich bei meinen Beiträgen vorher nicht kannte, zeigt die Kette, in die die Begriffsfindung Bergelmar sich einreiht, so wie die Bergheil.

 

Wer jetzt nur Heil Heil schreit oder hört - der sollte in Ruhe lesen. Es war eine andere Zeit mit anderen Begriffen, in denen der Nationalsozialismus in weiten Strecken nicht originell war. Sonst hätte er nicht Fuß fassen können. Und - als salvatorische Klausel für alle Fehldeuter formuliert - damit soll nix, aber auch gar nix vom nationalsozialistischen Grauen zurückgedreht werden. Nur - alles in Schwarz Weiß sehen, jeden Begriff fest einer bestimmten mörderischen Ideologie zuzuordenen, hilft nicht, zu verstehen, weshalb das Bergelmar Bergelmar genannt wurde.

 

Im Leitz LEICA Gesamtkatalog 1933 wurde es als Elmar 10,5 cm 1:6,3 bezeichnet. Und uA angepriesen als ... für die Touristik und den Alpinismus.

Im LEICA Handbuch von Fritz Vith 1935, 15. - 20. Tausend, S. 252 steht: Es ist das rechte Objektiv für Fernaufnahmen im Gebirge..

Emmermann in LEICA Technik 1938 spricht überhaupt nicht mehr von Bergen.

Ob Leitz den Namen geprägt hat?

Daran zweifle ich inzwischen sehr.

Dass er dem Zeitgeschmack entspricht, daran glaube ich umso mehr.

 

Aber vielleicht kann einer ja belegen, wer den Begriff Bergelmar geprägt hat.

 

LG

LF

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Weitere Aufschlüsse über das Bergelmar gibt es bei photo-net. Alle sinnvollen Beiträge in dem Thread habe ich mir erlaubt zu entfernen. Zitat:

 

Mountain Elmar

Tom Leoni, Jul 01, 2006; 09:56 a.m.

 

I have seen some Mountain Elmar 105mm f6.3 lenses. What makes them "mountain" lenses--or was that merely a marketing name?

 

Also, I'm curious about the idea behind a lens that is both long and slow. What are the ideal applications of a lens like this--perhaps landscape shots hence the name?

 

Answers

Piotr Panne, Jul 01, 2006; 10:10 a.m.

 

It was popular with the weight-sensitive climber crowd. It was designed so that the optics could be easily removed from the front, then the barrel used for yodelling through. It was found that using a Leitz as a call, a St. Bernard with a keg of brandy would show up within fifteen minutes.

 

Tom Leoni, Jul 01, 2006; 10:26 a.m.

 

Thanks, Piotr. I'm glad to see the St. Bernard has made it to your place safe & sound & that you were able to unburden him of some of the brandy! ;-) As a committed yodler, I like the idea of that lens.

 

Alex Shishin , Jul 01, 2006; 10:35 a.m.

 

And oh yeah. When the elements were separated the barrel, it could be used for a whistle to call for help if you got lost. The elements could be used to start a fire.

 

The barrel in fact was used to as duck call and a goose call. It apparently could also be used as a moose call.

 

So refined was this barrel, that once a member of the Berlin Philharmonic used it as a double reed for his oboe when his mouthpiece suddenly broke.

 

The rarity of the Mountain Elmar is the result of the US Navy hoarding every one it could find. They are using the barrel to try to communicate with dolphins.

 

Gruß Gregor

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Soll ich dazu die Handlung erwähnen: Ein durch den Verlust

seiner Frau im Palügebiet gekränkter Dr. Krafft geht als Irrläufer

durch die Bergwelt, will trotz Föhnwetter, um einer Engländergruppe

zuvorzukommen, im Alleingang durch die Nordwand des Palü,

die es so nicht gibt (es sind Hängegletscher und Grate), stört auf

der Diavolezzahütte das Beisammensein eines Paares, das

sich ihm zu seinem Gang in Fels und Eis anschließt. Der

Irrsinn endet in der vorhersehbaren Katastrophe eines Wetterturzes,

der mit Eis- und Felsabgängen übermäßig dargeste llt wird. Ein

bekannter Weltkriegsflieger macht ein paar Flugkunstückchen, kann

die Leute aber nicht retten. Schließlich gibt sich Dr. Krafft auf, die

jungen Verliebten werden, nachdem Dr. Krafft die junge Frau so

sehnüchtig angeschaut hat, gerettet, obwohl der Jüngling dem

reifen und überlegenen Dr. Krafft an Heroismus weit hintennachsteht

und sein Glück nicht verdient.

 

Unsäglicher noch als diese Handlung ist die Verherrlichung

bloßer Naturgewalt als Gewalt und in Steigerung davon die

Bewunderung des Trotzes gegen diese Art von Natur, wie sie

eine bloße Ausgeburt der Phantasie derer ist, die sich darin

nicht zu bewegen wissen. Hier wird eine stupende filmische

Technik zum Leerlauf in bloßer Wiedergabe vermeintlicher

Naturexzesse mißbraucht.

 

Es keine Frage des Geschmacks oder eines übersensiblen

Auges, so etwas abstoßend zu finden, sondern eine Frage

zunächst der ästhetischen und dann auch der politischen Kultur.

Man macht es sich viel zu einfach, die Welt in Nazis und Nicht-

Nazis einzuteilen. Das muß ich mir ausbitten.

 

str.

 

Man kann ihn auch einfach als spannenden (wenn auch etwas länglichen) Spielfilm sehen, mit damaligen (aus heutiger Sicht bescheidenen) Mitteln in Szene gesetzt, mit einer (für damalige Betrachter) exotischen und hochdramatischen Kulisse, und zwischenmenschlichen Spannungen, oder einer lovestory, in einer zufällig sich ergebenden Konstellation aus zwei Männern und einer Frau. Oder eines verzweifelten, trauernden Menschen der nach dem Tod sucht, aber sich für das Leben entscheidet - und dabei umkommt. Und und und... Sie brauchen mir die Handlung nicht zu erzählen denn er ist zusmmen mit mit Fritz Lang's Metropolis und M - Eine Stadt sucht einen Mörder, einer meiner absoluten Lieblingsfilme aus dieser Zeit...

 

Ihre Charakterisierung lässt allerdings nur den Schluß zu dass Sie den Unterschied zwischen einem Spielfilm und einer Dokumentation nicht kennen. Fanck und Pabst haben einen Spiefilm gedreht, an einer ihnen (und mir als lokal-unkundigen Zuschauer) glaubwürdig scheinenden Kulisse - keine DOKU über den Morteratschgletscher oder den Palü...

 

Ihre Wertung ("ästhetisch und politisch abstoßend") mag in diesem Mißverständnis begründet liegen, denn es ist absurd einen Spiefilm der in der Natur spielt (und nicht offensichtliche Verbrechen verherrlicht) mit dieser Wertung zu versehen. Ob ein Arnold Fanck sich in den Bergen auskannte oder nicht, werden Sie nicht wissen. Ich weiß es ebenso wenig, allerdings lassen seine Vita, und die Tatsache dass er als einer der ersten Regisseure abendfüllende Spielfilme in den Bergen drehte und nach Aussagen von Zeitzeugen auf Authentizität bei den Drehs hohen Wert legte, wobei er seinen Schauspielern recht viel zumutete, doch stark darauf schliessen dass er die Berge kannte. -- Im übrigen würde ich aber auch einem Flachlandtiroler zubilligen einen Bergfilm zu drehen. Hauptsache er ist spannend, gut gemacht und die Geschichte schlüssig... Von denen die in der Lage waren den Film ohne politische Brille zu sehen (wie man glaube ich jedes Kunstwerk ohne politische Brille betrachten muss), habe ich noch niemand getroffen der "Piz Palü" schlecht gemacht fand. Dramatisch, wunderschön, ja. Auch pathetisch und kitschig. Die Grenzen sind da ja fließend und Ausdruck persönlichen Geschmacks.

 

"Verherrlichung bloßer Naturgewalt" kann ich, als Betrachter des Films ohne politisches Vor-Urteil, ebenfalls nicht erkennen - wohl aber eine Achtung vor der Natur als einer stärkeren, letztlich auch "höheren" Macht, die uns Menschen in der Zeit vor der Klimakatastrophe (und dem Abschmelzen ebendieser Gletscher in denen der Film spielt) wohl ebenfalls ganz gut anstünde. Der Mensch vermag die Natur in diesem Film letztlich nicht zu überwinden - bestenfalls kann er sich, unter Aufbietung äusserster körperlicher Kräfte und seines Willens, mühsam behaupten. Vom "Triumph des Willens" (Leni Riefenstahl 1938) sind wir hier also noch weit entfernt, und weiter möchte ich über diesen Film (und den Einstellungen, die sich in der Wertung dieses Films ausdrücken) an dieser Stelle auch nicht streiten.

 

Freundlichste Grüße, FM

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Guest Leicas Freund
"Verherrlichung bloßer Naturgewalt" kann ich, als Betrachter des Films ohne politisches Vor-Urteil, ebenfalls nicht erkennen - wohl aber eine Achtung vor der Natur als einer stärkeren, letztlich auch "höheren" Macht, die uns Menschen in der Zeit vor der Klimakatastrophe (und dem Abschmelzen ebendieser Gletscher in denen der Film spielt) wohl ebenfalls ganz gut anstünde. Der Mensch vermag die Natur in diesem Film letztlich nicht zu überwinden - bestenfalls kann er sich, unter Aufbietung äusserster körperlicher Kräfte und seines Willens, mühsam behaupten.

Vielleicht sollten wir bedenken, dass wesentlichen Einfluß auf die Dramaturgie dieses Filmes der von mir sehr geschätzte G.W. Pabst hatte - ein exponierter Vertreter der Neuen Sachlichkeit.

Neue Sachlichkeit (Kunst) - Wikipedia

 

Die Filmischen Mittel eines G.W. Pabst nach heutigen Maßstäben als "neu" oder als "Sachlichkeit" zu bezeichnen - darauf würde kaum einer kommen.

Dies nur als ein Beispiel genannt, wie Begriffe und Perspektiven "zeitabhängig" sind.

Wobei die Eindringlichkeit und die Leichtigkeit eines G.W. Pabst fern nationalsozialistischer Ideologie auch heute noch Bestand haben.

 

LG

LF

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Guest Leicas Freund
Das ist hier wieder großes L-Forum-Kino:

von der erworbenen Leica-Ausrüstung zum "Kino-Bergwelt-Leni-Riefenstahl-Louis-Trenker-Gedenkreden-Schlagabtausch".Köstlich.

Es gibt eben Menschen, für die ist eine Leica nicht nur ein Stück Blech und Glas.

Sondern ein Stück, das über Jahrzehnte mit der Kultur zusammenhing.

Weshalb hat mich denn grad ein G.W. Pabst mit seinen Erläuterungen zur Leica so beeindruckt - ich hatte noch nie einen Film von ihm gesehen?. Ich wußte kaum, wer er war.

LG

LF

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Vielleicht sollten wir bedenken, dass wesentlichen Eifluß auf die Dramaturgie dieses Filmes der von mir sehr geschätzte G.W. Pabst hatte - ein exponierter Vertreter der Neuen Sachlichkeit.

Ich wollte, indem ich anfangs nur Fanck als Regisseur erwähnte, den Anteil von G.W.Pabst an diesem Film auf keinen Fall schmälern. Da heute wohl niemand mehr sagen kann welcher den größeren Anteil daran hatte, muss man ihn wohl beiden zu gleichen Teilen zurechnen.

 

Ich kann mich auch an eine Dokumentation erinnern, in der die in diesem Film fast personifiziert mitspielende Natur, als dramaturgische Rolle, analysiert wurde. Dabei wurde erklärt dass dies einer der ersten Filme war in dem das gemacht wurde. Authentizität und der Dreh draußen waren dazu unverzichtbar. Und dieses Streben nach Authentizität scheint sich ja durch G.W. Pabst Filmschaffen durchzogen zu haben -- ich beneide Sie darum dass Sie ihn kennenlernen durften..!

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Lieber Herr Mecheloff, daß es unzählige Leute gibt, die dem

genannten Film etwas abzugewinnen vermögen, darf für

selbstverständlich gelten, und hoffentlich auch, daß niemand

daraus ein Vorwurf gemacht werden soll. Nocheinmal möchte

ich betonen, daß ich keinem der Darsteller oder Regisseure

irgend eine Komplizenschaft oder Vorreiterrolle zu irgend

einem politischen System unterstellen möchte.

 

Andererseits darf doch aber ein Erschrecken an einem

solchen Werk ausgedrückt werden, gerade auch darum,

weil in ihm so viel Camerabeherrschung und neue

Aufnahmetechnik sichtbar wird und er also von dorther

durchaus Faszination verdient.

 

Selbstredend dürfen wir bei einem Stummfilm nicht gar

zu viel Personendifferenzierung erwarten. Gleichwohl

ist das Spannungsverhältnis zwischen den beiden Männern

und der Frau doch wohl als sehr einfach aufgebaut zu

bezeichnen. Zur Authentizizät nur so viel: Das alte

Gletscherbett des Morteratsch ist halt nicht der Palü,

die Bergsteigertechnik sicher der Dramatik angepaßt.

 

Aber der Hauptpunkt ist gleichsam die Personalisierung der

Natur zu einer anonymen Übermacht, welcher der Mensch

als Lebenskämpfer gegenübersteht. Das kann man auch

kritisch darstellen, hier scheint es mir aber verherrlicht.

Der Kampf gegen die andere Gruppe ist kein sportlicher

Wettkampf, sondern ebenso irreal wie der gegen die Natur.

Der Untergang der andern Gruppe im Unwetter und am Berg

ist ohne jegliche Motivation und Einfühlung dargestellt.

 

Ist unsere Kultur unteilbar, dann darf man in Filmen sehr

wohl den Geist der Zeit im Mitschwimmen darin oder im

artikuliertem Widerspruch dazu erkennen. Daß damit über

politische Verquickungen der Beteiligten kein Wort gesagt

sein soll, muß ich hoffentlich nicht nocheinmal betonen,

zumal doch kaum einer sich selbst in der Widersprüchlichkeit

seiner Lebensstellung zu erkennen vermag, wie viel weniger

dann andere. Aber den Eindruck und die Botschaft eines

Werkes kann man doch erkennen, wenn auch sie nie ganz

einflächig ist und neben der Hauptader manche gefällige

Nebenzüge zeigen mag.

 

Freundlichst

str.

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Guest Leicas Freund

Aber der Hauptpunkt ist gleichsam die Personalisierung der Natur zu einer anonymen Übermacht, welcher der Mensch als Lebenskämpfer gegenübersteht. Das kann man auch kritisch darstellen, hier scheint es mir aber verherrlicht.

Der Kampf gegen die andere Gruppe ist kein sportlicher Wettkampf, sondern ebenso irreal wie der gegen die Natur. Der Untergang der andern Gruppe im Unwetter und am Berg ist ohne jegliche Motivation und Einfühlung dargestellt.

 

Ist unsere Kultur unteilbar, dann darf man in Filmen sehr wohl den Geist der Zeit im Mitschwimmen darin oder im artikuliertem Widerspruch dazu erkennen.

Wenns schon gleichsam heißt, dann wird die Argumentation meist abschüssig.

Da ich nun schon aus verschiedenen Gründen mich fotografisch und filmisch mit "Mitschwimmern" aus der Familie (Interessenten können sich die entsprechenden Weltranglisten ansehen - aber bitte nicht hier verlinken - Datenschutz) befaßt habe, sehe ich darin nun sportlich nix Verwerfliches.

 

Allerdings die Dramaturgie eines G.W. Pabst als "Mitschwimmen" zu bezeichnen - das ist sehr einfach.

Man kann Natur als Macht sehen - oder etwas dahinter vermuten. Man kann Führung und Vorherbestimmung sehen - und dann die Natur ein Stück weit in ihrer Gewalt negieren.

Doch die Arbeit von G.W. Pabst unter "Mitschwimmer" zu kategorisieren - das ist nun wahrlich ignorant.

 

Auch wenn ich die ganze Bergtümelei norddeutsch als zeitbezogen ansehe.

LG

LF

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..... Goethe, wie andere Dichter, gebraucht das

Wort häufig, z.B. Wilhelm Meisters Lehrjahre: «Ich hatte in meinem

Leben unsäglich gelesen, und in gewissen Fächern war mir fast kein

Buch unbekannt.»

.....

Der besagte unsägliche Film von Arnold Franck ist, ich bleibe bei den

Steigerungen, kolossaler Kitsch mit einem primitiven Handlungsmuster

durch ein bißchen Sex, ein starkes bißchen mehr Ausländerfeindlichkeit

und gewaltig aufgedonnertem, letztendlich bewußt sinnlosem und

gleichwohl billigem Heroismus. Er ist insofern eine Ahnung des

Kommenden.

.....

Freundlichst

str.

 

Sehr geehrte(s)® str.

:) Immer wieder genieße ich es im L-Forum unsäglich str. zu lesen. Ob manchmal unsägliches ?

Aber darin liegt doch der kleine Unterschied, wenn Wilhelm in der Bibliothek seines Oheim sagt er habe "unsäglich gelesen", oder wenn etwas unsäglich sei, so köstlich oder schrecklich, daß es unaussprechbar wird.

Ja, Goethe war mit seinem unsäglich(oder doch zählbar) großen Wortschatz gewiß kein Freiherr von Unterscheidungsvermögen.

Bei manchen Bergtouristen vor ca.80 Jahren mögen auch Goethes Mignon-Worte gegenwärtig gewesen sein,

....

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?

Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,

In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut,

Es stürzt der Fels und über ihn die Flut:

Kennst du ihn wohl?

Dahin! Dahin

Geht unser Weg; o Vater, laß uns ziehn!

 

oder Schillers Alpenjäger:

 

Es donnern die Höhen, es zittert der Steg,

Nicht grauet dem Schützen auf schwindligtem Weg,

Er schreitet verwegen

Auf Feldern von Eis, ....

 

wenn er, der Bergtourist, mit der kleinen Leica endlich unbeschwerter die Bergwelt fotografierend bewundern konnte (ich auch, siehe unten). :)

Auch den damaligen Filmemachern und ihrem Publikum waren, trotz allem anderen, solche Worte nicht fremd, wenn auch vielfach nur oberflächlich bekannt.

Aus dieser Oberflächlichkeit erwächst dann der von Ihnen beschriebene Kitsch.

 

.....ich bleibe bei den

Steigerungen, kolossaler Kitsch mit einem primitiven Handlungsmuster

durch ein bißchen Sex, ein starkes bißchen mehr Ausländerfeindlichkeit

und gewaltig aufgedonnertem, letztendlich bewußt sinnlosem und

gleichwohl billigem Heroismus. Er ist insofern eine Ahnung des

Kommenden.

.....

Freundlichst

str.

 

und somit in der Bananenrepublik gelandet mit "Volksmusik", "Rosamunde Pilcher" und "Ich will hier raus..."

 

Gerne unsäglich str.

Philippflettner

 

 

Am Drehort mit R7

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Schön und erfreut das Bild zu sehen: Ich kenne sie alle wieder:

Bellavista im Westen des Palü, Chrast Agüzza, Bernina,

Priz Privlusa und der Morteratsch, dazwischen der Glescher

und im Bild darunter nochmals: Vielen Dank.

 

str.

 

Soll ich noch was zur Sache sagen: Das erste Mal in meinem

Leben, daß man mir Volkstümlichkeit vorgeworfen hat! Schön,

daß ich das noch erleben durfte.

 

Hoffentlich habe ich nicht den Eindruck erweckt, daß ich

Gebirgsfahrten und Bergliebhaberei in irgend einen

Schreckenszusammenhang gestellt habe. Aber eine gewisse

Art kann ich nicht anders als so zu buchstabieren. Filme

sind, anders als Musik und Literatur, Träume, Träume der

Zeit, die Offenbarungen ihres Innersten und ihrer Geheimnisse,

verschlüsselt, aber nicht ganz. Das ist das Eine. Das andere

ist es, aus Träumen Taten werden zu lassen.

 

Es gibt freilich neben Goethes und Schillers Wort noch Celans

"Gespräch im Gebirg". Wenn ich's lese und wieder lese, meine

ich geradezu das Rosegtal (westlich des Piz Morteratsch) vor mir

zu haben: "Weißt du. Weißt du und siehst: Es hat sich die Erde

gefaltet hier oben, hat sich gefaltet einmal und zweimal und dreimal,

und hat sich aufgetan in der Mitte, und in der Mitte steht Wasser,

und das Wiasser ist grün, und das Grüne ist weiß, und das Weiße

kommt von noch weiter oben, kommt von den Gletschern, man

könnte, aber man solls nicht, sagen, das ist die Sprache, die

hier gilt, das Grüne mit dem Weißen drin, eine Sprache, nicht für

dich und nicht für mich -... eine Sprache, je nun, ohne Ich und ohne

Du, lauter Er, lauter Es, versteht du, lauter Sie, und nichts als das."

 

(Der Meridian und andere Prosa. Frankfurt 1988, S.25.)

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Nun wüsste ich doch gern (und hoffe damit, mich dem Thema wieder zu nähern) wie bergtauglich dieses in unübertroffener Prospekt-Rhetorik Berg-Elmar genannte Objektiv denn nun wirklich ist. Dass man bei schönem Wetter in den Bergen auch mit damaligem Film mit f/6.3 auskam, mag ich ja noch glauben. Aber wie groß, dick und schwer war es denn nun? Eine Telekonstruktion ist es ja offensichtlich nicht sondern augenscheinlich ein Triplet. Was trugen Alpinisten der 30'er Jahre als Berg-Elmar mit sich herum?

Ich habe irgendwann das modernere fünflinisge RF-Canon 100/3.5 (das in den 50'er Jahren auch in Deutschland patentiert war) als "japanisches Berg-Elmar" bezeichnet. Schliesslich gibt es in Japan auch Berge, sogar besonders schöne. Im Patentanspruch ist die kurze Baulänge genannt, es ist 7cm lang, wiegt 185g und die frühe Ausführung hatte 34mm Filter.

Ich muß gleich dazusagen, ich fand (als erklärter Westentaschencamera-Fan) die Idee des "neuen" faltbaren Berg-Elmar 90/4 (mit oder ohne Nah-Adapter) als ich vor kurzem davon las auch ganz vorzüglich (kenne aber gottseidank den Preis nicht) und wünsche Leica dass sie recht viele davon verkaufen an Leute die es sich leisten können...

 

Einen schönen Abend!

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Einmal habe ich ein Bergelmar gesehen und in der Hand gehabt. Es

ist wirklich sehr leicht. Emmermann gibt 1937, da es damals nicht

mehr gefertigt worden ist, seine Leistung nicht an. Sie dürfte ähnlich

damals überholt gewesen sein wie die des 4.5/135 Elmars. Da es keine

Telekonstruktion ist, dürfte es etwa 7cm lang sein. Die Brennweiten

dieser "Fern"-Objektive leitet sich von den alten Bildformaten im

1:1 Druck ab.

 

Das neue versenkbare 4.0/90-Elmar gibt es derzeit nur zusammen

mit dem Makrovorsatz und dem völlig überflüssigen Winkelsucher.

Das ist sehr aufwendig. Aber es gibt ja inzwischen das 2.5/90

Summarit.

 

Die Bezeichnung Bergelmar scheint mir nie in Leitz-Prospekten etc.

aufgetaucht zu sein.

 

str.

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m.E. rührt der name Berg-Elmar von der kompakten und leichten Bauweise des Objektives, so dass man es gut als zusätzliche Optik mit zum Bergwandern nehmen konnte.

Eine profane aber doch einleuchtende Erklärung, die sich folgendermaßen belegen lässt:

 

Ergänzend zu #25 steht in meinem Leitz Katalog von 1935:

"ein besonders leichtes und bequem unterzubringendes Objektiv für die Touristik und den Alpinismus"

 

Das Gewicht des Berg-Elmars wird mit 240g angegeben.

 

Im Vergleich hierzu:

Hektor: 13,5; 1:4,5 - 555g

Thambar: 9; 1:2,2 - 500g

Elmar: 9, 1:4 - 300g

Hektor: 7,3 1:1,9 - 500g.

 

Gruß NO

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Guest Leicas Freund
Nun wüsste ich doch gern (und hoffe damit, mich dem Thema wieder zu nähern) wie bergtauglich dieses in unübertroffener Prospekt-Rhetorik Berg-Elmar genannte Objektiv denn nun wirklich ist. Dass man bei schönem Wetter in den Bergen auch mit damaligem Film mit f/6.3 auskam, mag ich ja noch glauben. Aber wie groß, dick und schwer war es denn nun? Eine Telekonstruktion ist es ja offensichtlich nicht sondern augenscheinlich ein Triplet. Was trugen Alpinisten der 30'er Jahre als Berg-Elmar mit sich herum?

1933 nannte Leitz im LEICA-Gesamtprospekt ein Gewicht von 210 g.

Es gabs in der Version vernickelt - die blanken Teile - mit dem Tel.-Wort Elzenkup für RM 90,--

in der sonst vernickelten Teile verchromt Version Elzenchrom für RM 90,--

beide Objektive Einschließlich Spezialgegenlichtblenden.

Auf Wunsch konnten die Objektive auch mit Englischer Fußteilung graviert geliefet werden.

 

Bezeichnet wurde es als

Fernobjektiv für die Landschaftsphotographie, ein besonders bequem unterzubringendes Objektiv für die Touristik und den Alpinismus.

Es war also keine Telekonstruktion, sondern im Prinzip entsprach die Baulänge der Brennweite (-Auflagemaß). Es war wohl eine Triplet-Variante mit 4 Linsen.

Es war eines der ersten Fernobjektive von Leitz überhaupt - ursprünglich ohne Entfernungsmesser-Kupplung.

Abgeleitet aus einem Objektiv für 6,5x9, das Leitz bereits im Programm hatte.

Optisch daher zwar weitgehend ohne Vignettierung, aber wohl mit recht mäßiger Abbildungsleistung bei Kleinbild.

LG

LF

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