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Einsatz in Tritolien - Die Einreise


mhanke

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Wie versprochen ein paar Aufnahmen, welche Organisation und Ablauf einer solchen Übung darstellen. Es geht also um die Übung eines sogenannten "heavy modules" im Netzwerk internationaler USAR-Einheiten. Um die Jahrtausendwende wurde von UN und EU die Grundlagen für eine internationale Koordination der Hilfseinsätze nach Katastrophen geschaffen. Dabei geht es einerseits um die Verbesserung der nationalen Kapazitäten durch Hilfe bei Aufbau und Training eigener Einheiten (sehr viele Länder hatten z.B. kein Suchhundeeinheiten. Beim letzten Erdbeben in Italien konnte dieser Staat praktisch autark agieren und musste keine Hilfe aus dem Ausland anfordern), und andererseits um die Schaffung von Standards für international tätige Hilfseinheiten. Es ist den Opfern nicht geholfen, wenn sich in der Trümmergegend Hilfseinheiten, die weder über die nötige Ausrüstung, noch Ausbildung verfügen, gegenseitig im Weg rumstehen, und im schlimmsten Fall der Region auch noch wichtige Ressourcen, wie Wasser, Nahrung und Energie wegnehmen. Ausgehend von dem Gedanken, dass es Ziel der unmittelbaren Hilfe ist, Überlebende aus den Trümmern eingestürzter Häuser zu retten, ist es also notwendig, möglichst schnell und möglichst effizient zu helfen.

 

Hier sind ein paar Informationen zu den Klassifikationen der Hilfseinheiten: https://de.wikipedia.org/wiki/Urban_Search_and_Rescue

 

Die Einheit SARUS (= Search and Rescue Unit Salzburg) besteht aus Elementen des Roten Kreuzes Salzburg und der Steiermark, sowie der Salzburger Feuerwehren. Sie bereitet sich auf die internationale Zertifizierung vor und führt zu diesem Zweck Übungen durch, auf welchen die internen Abläufe und Fähigkeiten der Teammitglieder überprüft werden.

 

Ich hatte die Möglichkeit, die Einheit bei ihrer letzten Übung vor zwei Wochen zu begleiten. Sie fand im sogenannten Tritol-Werk statt, einem sehr weitläufigen und gut ausgestatteten Katastrophenübungsgelände, einer ehemaligen Munitionsfabrik aus dem ersten Weltkrieg, die nun im Eigentum des österreichischen Bundesheeres steht und an Hilfsorganisationen vermietet wird. Ich wurde der Übungsleitung (EXCON) zugeteilt, um mich frei bewegen und fotografieren zu können, musste aber auch als "Opfer" dienen und mich aus den Trümmern bergen lassen.

 

Die Übungsannahme war ein schweres Erdbeben im fiktiven Staat Tritolien, der daraufhin internationale Hilfe anfordert. Tritolien ist ein Land außerhalb der EU mit stark autoritär geprägter Regierung durch einen Familienclan mit teilweise christlicher und muslimischer Bevölkerung. Den Teamleitern wurden vorab detaillierte "Länderinformationen" zugänglich gemacht, auch über die teilweise komplizierten Einreisevorschriften. Es war also ausreichend Zeit zur Vorbereitung der Teams.

 

Der Konvoi mit Mannschaften und Material war bereits sechs Stunden unterwegs (wieder mal Höllenverkehr auf der Westautobahn, und dann kam die Einheit noch zu einem Unfall, und die Leute halfen der lokalen Feuerwehr noch, die Autobahn zu räumen und ausgelaufenes Benzin/Öl zu binden), als sie um 23 Uhr die tritolische "Grenze" erreichte. Die Übungsleitung hatte sich ein realistisches Grenzübertrittsszenario ausgedacht, wie es außerhalb der Europäischen Union eben immer noch gang und gäbe ist (wer im Güterfernverkehr unterwegs ist, wird wissen, was ich meine). Und hier ergab sich schon die erste, überraschende Erkenntnis: Die Leute sind einfach zu verwöhnt.

 

Die meisten Übungsteilnehmer sind in einem Europa des formlosen Reiseverkehrs aufgewachsen, und nehmen es für selbstverständlich, eben nicht der Willkür einzelner Beamter ausgeliefert zu sein, die sich nach oben hin nicht oder kaum für ihr Tun rechtfertigen müssen. Wir gehen heute automatisch davon aus, einen ordentlichen Rechtsweg zur Verfügung zu haben. Verstöße gegen dieses Prinzip gibt es natürlich, aber sie sind die Ausnahme. Anderweitig sind sie aber die Regel. Diese Ignoranz galt wohl auch für die Teamleader, die es verabsäumt haben, ihre Teams entsprechend vorzubereiten (es handelte sich eben nicht um Personen aus Militär oder Rotem Kreuz, die speziell für den Auslandseinsatz geschult wurden).

 

Und hier steigt mein erster Teil der "Reportage" ein: die Ankunft des Konvois an der Grenze:

 

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Die einen sind, müde von der langen Fahrt im Transporter, gespannt darauf, was jetzt passiert.

 

 

Andere sind locker und guter Dinge:

 

 

Alle gemeinsam sind völlig ahnungslos ...

 

 

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Die erste Phase wird zum Martyrium des Teamleaders, der nachher seine Freude über seine erstmalige Bestellung in dieser Funktion sicher anders bewertet hat. Zuerst einmal wird er haarklein über die Anzahl und Personalien der Teammitglieder befragt. Noch müssen alle Personen in den Autos verbleiben, nur die Innenbeleuchtung muss eingeschaltet sein. Der Gute muss schon mal nachdenken - das läuft nicht so wie erwartet. Sollten die Grenzer nicht froh sein über die Hilfe, die da für ihr Land anrollt?

 

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Der Stellvertreter beruhigt: keine Sorge, das ist schnell vorbei.

 

 

Ist es nicht. Die Pässe werden eingesammelt und penibel überprüft, immer wieder abgezählt, ob deren Anzahl mit jener der vorab gemeldeten Teamgröße übereinstimmt.

 

 

 

Tut sie nicht. Innerhalb der EU reicht ein Personalausweis aus, außerhalb dagegen ist das Plastikkärtchen völlig wertlos. Das wussten einige nicht. Ihnen wird die Einreise beinhart verweigert (Anm. Natürlich nicht endgültig, dies ist ja eine Übung. Aber nach der Kopfwäsche werden sowohl Teamleiter als auch -mitglieder nie mehr ins Nicht-EU-Ausland reisen, ohne sich vorher genau mit den Bestimmungen beschäftigt zu haben!).

 

 

 

 

Edited by mhanke
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Der Teamleiter wird zum Rapport geholt und muss erstmal draußen warten, während scih die Grenzer in aller Gemütsruhe mit den Dokumenten beschäftigen. Und warten ...

 

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Dann folgt die peinliche Befragung: "Was soll das? Das ist kein gültiger Pass! Zu welchem Zweck war Ihr Offizier in Russland? Wissen Sie nicht? Ja wissen Sie nicht, wohin Ihre Leute reisen?" und so weiter ...

 

 

Inzwischen werden draußen die Suchhunde überprüft: Impfpass und Chipnummer mit den Dokumenten verglichen:

 

 

Immer noch mehr Papiere werden angefordert, immerhin darf der Teamleader seinen Stellvertreter mitbringen:

 

 

Schließlich: "Und der hier darf auch nicht einreisen, er verfügt nicht über die nötigen Impfungen!"

 

 

Drei Personen und ein Hund werden an der Grenze festgehalten und vorläufig in Arrest genommen.

 

Natürlich nur vorübergehend. Es ging bei diesem Aspekt um die Fähigkeit des Teamleaders, sich an unvorhergesehene Schwierigkeiten anzupassen, mit lokalen Autoritäten umzugehen, und letztendlich seine Fähigkeit zur Problemlösung zu testen. Er hatte vorab eine Liste mit Telefonnummern erhalten, jetzt wurde geprüft, ob er sich daraus eine Liste mit Notfallkontakten erstellt hatte und diese auch nutzte. Tatsächlich telefonierten er und sein Stellvertreter mit der - imaginären - Botschaft, waren aber auch so clever, einen hochrangigen Sektionschef im - imaginären - Außenministerium aus dem Bett zu klingeln, der sich seinerseits über seine Kontakte an den tritolischen Außenminister wandte. Schließlich kam das erlösende Fax an der Grenze an: die tritolische Regierung gestattet den drei Personen und dem Hund die Einreise.

 

 

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Bisher waren die restlichen Teammitglieder noch kaum betroffen, das ändert sich jetzt, als es an die Durchsuchung der Fahrzeuge geht: Die Einfuhr von Waffen und Alkohol sind strikt untersagt. Während ihr Fahrzeug durchsucht wird, gibt sich manche Fahrzeugbesatzung gewiss: "Die Deppen finden eh nix!"

 

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"Scheiße, sie haben's Bier g'funden!"

 

 

Im Erstfall könnte es ein echtes Problem sein, in der Realität wird der Dosenvorrat wohl ganz schnell den Besitzer wechseln - hier simuliert durch die Einbehaltung bis zum Übungsende.

 

Ist ein Taschenmesser mit Löffel und Gabel eine Waffe?

 

 

Ist es nicht. Aber es ist erstaunlich, wieviele Messer zur Standardausrüstung der Fahrzeuge gehören, da muss wieder "nachverhandelt" werden.

 

Andere sind nun wirklich genervt, während die mitgebrachten Energydrinks auf ihren Alkoholgehalt überprüft werden.

 

 

 

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Nach zweieinhalb Stunden (in der Realität wäre das unglaublich schnell, Hilfskonvois haben schon mehrere Tage an der Grenze verbracht) ist die Schikane endlich vorbei, dem Teamleader werden die Papiere schön umständlich zurückgegeben:

 

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Andere haben das Ganze mit Gelassenheit ertragen - man muss es nehmen, wie es ist:

 

 

Der eigentliche Einsatz beginnt erst jetzt.

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Gefällt mir sehr gut, wie gniluen schon schrieb: die sw-Ausarbeitung ist sehr gelungen.

Jetzt fehlt nur noch, dass du dir eine ganz wichtige Aufgabe vornimmst: Die Auswahl der

vielleicht fünf Bilder, die deine Geschichte erzählen sollen.

Das tut weh - aber es gehört dazu.

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Jetzt fehlt nur noch, dass du dir eine ganz wichtige Aufgabe vornimmst: Die Auswahl der

vielleicht fünf Bilder, die deine Geschichte erzählen sollen.

Das tut weh - aber es gehört dazu.

 

Ich hab' befürchtet, dass das kommt. Stimmt wohl ...

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Ich hab' befürchtet, dass das kommt. Stimmt wohl ...

Hahaha...ja, die klassische Reportage hat so seine harten Momente, wenn es um die Auswahl geht.

 

Die Serie, so wie hier gezeigt ist sehr stimmig und spannend fotografiert....gefällt mir sehr gut!

 

Grüße,

Jan

Edited by telewatt
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Für mich ist es too much of the same, viele Männer in Gruppen, die sich ansehen oder irgendwo hinsehen oder in irgendeinem Fahrzeug sitzen. Ich kann die Geschichte auf den Bildern nicht unbedingt sehen. Die S/ W-Ausarbeitung ist mir z. T. zu schwarz, denke aber, das ist dem wenigen Licht geschuldet.

Edited by ralf.
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